Lib.Com. (Hist, list) Harrass. 19991 Vorwort -411-010 Bei einer Durchsicht der Bismarckliteratur hat sich mir ergeben, daß wir recht wenig nicht zu knapp und nicht zu ausführlich ge= haltene Darstellungen seines Lebens von wissenschaftlichem Wert befißen, und außer dem monumentalen Werk von Erich Mards, von dem aber bis jetzt nur der erste Band (bis 1848) vorliegt, eigentlich keines, das dem Leser neben einer zusammenfassenden Darstellung auch die Möglichkeit böte, sich über die Probleme und die einschlägige Literatur zu unterrichten. So habe ich es unternommen, so viel ich vermochte, ein Buch zu liefern, das dem Leser die wesentlichen Ergebnisse der Forschung in übersichtlicher, genießbarer Fassung vermitteln und ihm auch einen Einblick darein gewähren soll, wie diese Ergebnisse gewonnen worden sind. Wenn man finden sollte, daß dieses Buch und besonders einzelne seiner Teile mit meinem Herzblut geschrieben seien, so habe ich nichts dagegen einzuwenden; ich hoffe aber, daß gerade auch diese Teile zeigen werden, daß ich die Pflicht des Historikers, auch die Gegenseite zu hören und zu verstehen, nicht außer Augen gelassen habe. Ich sehe auch an die Spike dieses Werkes die Verse, die ich einer treuen und eifrigen Hörerin meiner letzten Vorlesung über die Zeit von 1871-1908, Baronesse Gabrielle von Plessen, zum Gedenken schrieb: Ich hab' die dreißig Vaterländer noch gesehen; So weit die Kraft mir reiche, den zu preisen, Stuttgart, 1. März 1911. Gottlob Egelhaaf. In den mehr als vier Jahren, die seit dem Erscheinen der zweiten Auflage dieses Buches verstrichen sind, ist der Bestand der Quellen erheblich vermehrt worden, und es sind auch bemerkenswerte Darstellungen einzelner Abschnitte aus Bismarcks Leben ans Licht ge= treten. Ohne hier vollständig sein zu können, seien von der ersten Reihe genannt das Buch des Freiherrn v. Eppstein über Fürst Bismarcs Entlassung mit seinen vielen Aktenstücken, das von Raschdau mit den Berichten Bismarcks aus Petersburg und Paris, die Bismarckerinnerungen des Freiherrn Lucius v. Ballhausen, die Berichte des Grafen Lerchenfeld; von der zweiten Reihe die Bücher von Hammann, Plehn und Schüßler. Ich habe mich bemüht, die neuen Ergebnisse in die Darstellung zu verarbeiten und hoffe, daß das Buch in den wesentlichen Punkten auf den derzeitigen Stand unseres Wissens gebracht ist. Daß ich diesmal Bismarcks Lebenswerk in anderer Seelenlage durchgearbeitet habe als 1917, brauche ich nicht zu sagen. Der ganze stolze Bau, den er uns errichtet hat, ist zusammengestürzt, und unser Vaterland ist im Osten hinter Friedrich den Großen, im Westen und Norden hinter Wilhelm I. zurückgeworfen. Aber die Einheit, die uns Bismarck errang, ist bestehen geblieben, und es gibt keine Partei, auch in dem um= gestürzten Deutschland, die nicht an der Einheit festhielte. Wo Deutsche sich durch den Stimmzettel äußern durften, haben sie befundet, daß sie auch von dem aus tausend Wunden blutenden Vaterland nicht lassen wollen. So ist Bismarck noch unter uns omnis mortuus est. Stuttgart, am 1. April 1922. Gottlob Egelhaaf. non Seite Drittes Buch. Bismard als preußischer Minister = 1. Kapitel. Ministerpräsidium. Militärkonflikt. Konvention Al= Biertes Buch. Bismard als Reichskanzler 1. Kapitel. Der Ausbau der Reichseinrichtung im Einvernehmen mit den Liberaien. Reichsland, Reichsmünze, Reichs- heer, Reichsrecht. Stellvertretung des Reichskanzlers. 2. Kapitel. Der Kulturkampf. Abwendung von den Liberalen. 3. Kapitel. Die auswärtige Politik des Reiches 1871-1888. Fünftes Buch. Bismard nach seiner Entlassung. 1. Kapitel. Die Zeit der kaiserlichen Ungnade. 1890-1893. . . 2. Kapitel. Wiederanknüpfung der Beziehungen. Letzte Jahre. 3. Kapitel. Zusammenfassung. Bismard als Mensch. Seine Stel- 465 483 1. Immediatbericht in Sachen des Tagebuchs des Kronprinzen . 3. Bismards Entlassungsgesuch. 4. Erstes Schreiben des Kaisers an Bismarc 5. Zweites Schreiben des Kaisers an Bismarc 6. Kalnokys eigenhändiger Entwurf für ein Schreiben des Kaisers |