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ländische Linientruppen, welche am 12ten die Gegend von Bergen op Zoom erreicht hatten, bildeten den Kern dieser Masse, deren Oberbefehl der Marschall Bernadotte einige Tage spåter übernahm*).

Unmittelbar nach dem Eintreffen vor Vliessingen schritten die Engländer zum Bau ihrer Batterien, wobei jedoch mehr ein Bombardement, als der regelmåBige Angriff beabsichtigt ward; die Garnison begann einen Durchstich in den Seedeichen, um die Umgegend unter Wasser zu setzen, der jedoch niemals die erforderliche Ausdehnung erhalten zu haben scheint. Nachdem dieselbe den 7ten ohne Erfolg einen Ausfall gegen die feindlichen Werke gemacht, und am 9ten und 10ten schon einzelne Fahrzeuge die Stadt beschoffen, segelten nächsten Tages eilf Fregatten die Westerschelde aufwärts, unterhielten im Vorbeifahren ein heftiges Feuer, welches auch einige Landbatterien begannen, und gingen dann oberhalb Vliessingen vor Anker; das eigentliche Bombardement begann am 13ten bald nach Mittag, und wurde noch verstärkt, als den 14ten auch sieben Linienschiffe sich vor die Stadt legten, so daß beinahe eilfhundert Geschüße gegen sie in Thätigkeit ge= wesen seyn sollen. Alle Löschanstalten waren bald un

*) Expédition de l'Escaut p.1275-281, 327-363. 391–394. 410-412. 422-425. Europäische Annalen, Jahrgang 1812, Band I. S. 53-62. 201-204. Le spectateur militaire. Vol. XXI. p. 258-268. Pelet Mémoires, T. IV. p. 317-325. de Rocca campagne de Walcheren, p. 92 -104.

zureichend, die dabei verwendeten Arbeiter todt oder verwundet, die Batterien demontirt, oder durch den Verlust der Bedienungsmannschaft ausser Gefecht ge= seßt, so daß der Gouverneur, General Monnet, am 15ten die ihm wiederholt vorgeschlagnen Unterhandlungen nicht länger zurückweisen zu können glaubte, obwohl die Werke noch nirgend eine Bresche zeigten. Zu Folge der abgeschlossenen Capitulation, streckte die Besatzung den 17ten die Waffen, um kriegsgefangen nach England zu gehen; sie zählte nur noch dreitausend Kampffähige, siebenhundert Kranke oder Verwundete, so daß der Abgang, einschließlich der allerdings nicht unbeträchtlichen Desertion, auf dreitausend Mann anstieg *).

Damit endete gleichsam der Feldzug, der zwar noch vielfache Leiden über die Engländer verhångte, aber keine weitere Waffenthat liefert. Während der Belagerung war eine zahlreiche Flottille leichter Fahrzeuge durch den Meerarm zwischen Walcheren, Noord- und Zuid-Beveland (Het Veersche Gat und Het Sloe) ge= fegelt, und stationirte seit dem 11ten beim Fort Bath, wohin auch die Fregatten von Vliessingen aus folgten, so daß bei anderen Maßregeln der nicht schwierige Uebergang nach dem Festlande wenigstens unmittelbar nach der Capitulation jener Stadt håtte stattfinden

*) Le spectateur militaire. Vol. XXI. p. 268-285. Europaische Annalen, Jahrgang 1812, Band I. S. 63. 193-201. Pelet Mémoires T. IV. p. 326. 327.

können; allein man beharrte darauf, die Truppen zu Schiffe nach dem genannten Punkte zu bringen, und auch dabei traten solche Zögerungen ein, daß die leßten Transporte erst den 24ßten dort anlangten. Indem der Feind dadurch mehr als drei Wochen Zeit erhielt, sich in Verfassung zu setzen, und seine Streitkräfte zu vermehren, schmolzen gleichzeitig die britischen mit jedem Tage mehr zusammen, da das vom Juli bis zur Mitte des Oktober auf den zeeländischen Inseln herrschende sogenannte Polderfieber, die Soldaten bald nach der Landung ergriffen, und sich unglaublich verbreitet hatte. Graf Chatam glaubte deshalb den versammelten General-Lieutenants des Corps den Stand der Dinge vors legen, und über die Räthlichkeit weiterer Unternehmungen ihre Ansicht fordern zu müßen, welche am 27sten August schriftlich abgegeben, dahin lautete: daß Antwerpen nicht mehr mit einiger Wahrscheinlichkeit des Erfolgs belagert werden, ein Angriff auf Lillo und Lief= kenshoek aber zu nichts führen könne.

Erschien hiernach der eigentliche Zweck der Expedition verfehlt, so wåre unter den gegebenen Umstånden ohne Zweifel das rathsamste gewesen, die Truppen baldmöglichst zurück zu ziehen. Indeß mochte einerseits Rücksicht auf die öffentliche Meinung, andrerseits der Umstand, daß der Friede zwischen Desterreich und Frankreich im Monat September nichts weniger als gewiß erschien, das Ministerium von so entscheidendem Schritte zurück halten; es schlug daher einen Mittel

weg ein, indem Graf Chatam mit einem Theile des Corps abgerufen wurde, und sechzehntausend Mann, von denen sehr bald die größere Hälfte dienstunfähig war, Walcheren befeßt hielten. Gegen Ende des Oktober erhielt man zu London die Nachricht vom Abschlusse des Wiener Friedens, und es unterliegt keinem Zweifel, daß das während dem zusammengetretne neue Cabinet schon damals den Beschluß gefasst hatte, nach erfolgter Zerstörung der Befestigungswerke, und besonders des Bassins von Vliessingen, die Insel råumen zu lassen. Der Befehl dazu ist vom 13ten November datirt, seine Ausführung verzögerte sich bis gegen das Ende des folgenden Monats, und wurde in keiner Weise vom Feinde gestört, obwohl derselbe die übrigen von den Engländern verlassenen zeeländischen Inseln besetzt hatte*).

*) Expédition de l'Escaut p. 19-21, 25-30. 34-36. 39— 45. 84-86. 98. 101. 104. 105. 160. 161. 168. 169. 275— 284. 394-397. 408. 409. 426-428. 430. Gen. Stewart Sketches etc. of the higlanders of Scotland. Vol. II. p. 5—7. Pelet Mémoires, T. IV. p. 328-343. de Rocca Campagne de Walcheren P. 112-118.

Ueber den Verlust der englischen Truppen liegen fol= gende amtliche Angaben vor. Im Gefecht geblieben sind 7 Offiziere 99 Mann, auf der Insel Walcheren gestorben 40 Offiziere 2041 Mann, in englischen Hospitålern bis zum Isten Februar 1810 gestorben 20 Offiziere 1859 Mann; an diesem Tage waren noch Frank 217 Offiziere 11,269 Mann.

Die Zahl der Kranken bei den in Walcheren gelassenen sechszehntausend Mann, betrug bereits am 21ften Septem= ber 9200, und stieg binnen zwei Tagen auf 9618.

Gedruckte Quellen,

welche

der Verfasser für die Geschichte der Feldzüge des Jahres 1809 benußt hat.

1. Allgemeine, und Feldzug der Hauptarmee. 1) La guerre de l'an 1809 entre l'Autriche et la France: Par un officier autrichien. T. I.

Ohne Frage das vorzüglichste Werk über diesen Krieg, und für die Geschichte des österreichischen Heeres unschäßbar. Der Verfasser (General von Stutterheim, eben so ausgezeichnet als Soldat wie als Schriftsteller,) befand sich in der Lage, die Urfachen der Ereigniße nicht minder genau wie deren Verlauf zu kennen; wenn Rücksicht auf die Verhältniße ihn vielleicht beftimmt haben möchte, nicht immer Alles zu sagen was er wusste, sö trågt dagegen seine Darstellung den Stempel einfacher Wahrheit in solchem Grade, daß man behaupten darf: was er berichte, sey sicher wahr. Leider verlässt dieser zuverlässige Führer den Geschichtschreiber am Vorabende der Schlacht von Groß-Aspern.

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2) Mémoires sur la guerre de 1809 en Allemagne, avec les opérations particulières des corps d'Italie, de Pologne, de Saxe, de Naples et de Walcheren; par le Général Pelet. IV Vol.

Das einzige vollständige Werk über den ganzen Krieg, und für die Geschichte der französischen Hauptarmee von der größten Wichtigkeit, besonders auch wegen der vielen Befehle u. s. w., welche in den pièces justificatives mitgetheilt sind; bei weitem weniger bedeutend für die Ereigniße auf den übrigen

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