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nen konnte, liegt doch zu Tage, daß sie keinenfalls seinetwegen ergriffen, sondern durch die am 7ten bei Curhaven erfolgte Landung einiger hundert Engländer veranlasst ward, indem es nothwendig erschien, diese zu beobachten, und zugleich den mißvergnügten Einwohnern zu' imponiren.

Hinsichts der letzten Ereigniße an der böhmischsächsischen Grenze mag erwähnt werden, daß der bei Peterswalde stehende General Am Ende das ihm aufgegebene abermalige Vordringen höchst bedenklich fand, und sich mit seinen viertausend Mann nicht über Dippoldiswalde hinaus wagen wollte, wo er auch wahre scheinlich geblieben seyn würde, wäre nicht der Führer einer Patrouille ohne Weiteres in Dresden eingerückt, welches die kaum vierhundert Mann zählende Besaßung am 13ten geräumt hatte. Oberst Thielmann dagegen, noch in Zeit vorläufig vom Waffenstillstande unterrichtet, beschleunigte seinen Marsch dergestalt, daß er über Rochliß und Noffen - am Nachmittage des 20ften vor der Hauptstadt erschien; der überraschte österreichis 16 M. 8. Zelts. sche Anführer schloß eine Convention, kraft derén ́er folgenden Tages nach Böhmen abzog*).

*) v. d. Heyde, Feldzug, S. 24-35. 44. 48-51 55-59, Oest. Milit. Zeitschr., Jahrgang 1836, Band 1. S. 287— 291. Europäische Annalen, Jahrgang 1812, Band IV. S. 254-282; Jahrgang 1810, Band II. S. 259–275. Gr. v. Holhendorf, Beiträge, S. 50-70. Pelet Mémoires T. III. p. 456. 457. 481; T. IV. P. 286–289. Handschriftliche Nachrichten.

Begreiflich mußte dem Herzoge daran liegen, daß Freund und Feind seinen Entschluß so spåt als möglich erfahre, doch war derselbe errathen worden, und die darüber entstandene Unzufriedenheit unter den Offizieren nöthigte gleich im Beginn des Unternehmens zu einem Schritte, welchen überdem das Gesetz der Ehre unzweifelhaft gebot: als das Corps am Morgen des 24sten Juli die Richtung auf Altenburg einschlug, erfolgte die Mittheilung des nunmehrigen Planes an die versammelten Offiziere, denen freigestellt wurde, zurück zu treten, insofern die neuen Aussichten nicht zusagen möchten. Einige und zwanzig derselben machten davon Gebrauch, und es wäre fürwahr überflüßig, fie deshalb rechtfertigen zu wollen; eben so forderten und erhielten Mehrere der Mannschaft, nach einer gleichen Eröffnung den Abschied, wurden aber sofort durch uneingekleidete Rekruten erseßt, so daß die Combattantenzahl unverändert etwa neunzehnhundert Köpfe, zwölfhundert Mann Fußvolk, -mit sechs Geschüßen reitender Artillerie betrug. Möglichste Beschleunigung. des Zuges wurde nach solchen Vorgången doppelt nothwendig, man brachte daher für die Infanterie Wagen zusammen, gebrauchte auch fortan dieses Beförderungs14 M. n. w. mittel immer, und erreichte den 26sten Halle, nachdem 3wick. bei Leipzig ein ziemlich hißiges Gefecht mit hundert und achtzig sächsischen Reutern stattgefunden, die aus den Depots in Thüringen nach Dresden marschirten. Hier war die Anzeige, daß der Herzog sich nordwärts

darunter

gewendet, am Abend des 25ften eingegangen, und hatte den Oberst Thielmann veranlasst, dreizehnhundert Mann

Dres.

mit solcher Eile nach Leipzig zu führen, daß sie nur 14 M. n. w. vier und zwanzig Stunden spåter als die Gegner einrückten. Ihnen nach Halle zu folgen, war wegen Erschöpfung der Truppen für den Augenblick nicht möglich, und etwas spåter begnügte sich der fächsische Anführer bis Lauchstädt vorzurücken; mag ihn nun allein 5M.n.w.Leip. die Betrachtung, daß ein neuer Kriegszug in Norddeutschland den unmittelbaren Interessen seines Herrn fremd sey, oder auch das Andenken an die widerwårtigen Verhältniße unter Jerome's Oberbefehl zu dem plötzlichen Stillstande bestimmt haben, so bleibt doch gewiß, daß der Herzog demselben das Gelingen seines · Unternehmens hauptsächlich verdankte.

Dieser verließ Halle erst in den Nachmittagsstunden des 27sten, und erreichte über Hettstädt zwei Tage spåter Quedlinburg. Wenige Stunden vorher waren 9M. n.w.Hal. die schon erwähnten zwei westphälischen Bataillone, ohne

Qued.

die mindeste Ahnung von der Lage der Dinge in Hal- 2 M. n. w. berstadt eingerückt, welche Nachricht veranlasste, daß nach kurzer Raft Alles dahin aufbrach; als man aber zwischen fünf und sechs Uhr in der nächsten Umgegend des Ortes anlangte, hatten Jene eben Kunde von der ihnen drohenden Gefahr erhalten, und trafen Anstalten zum hartnäckigsten Widerstande, welchen eine starke und hohe Umfassungsmauer mit Rondelen, wesentlich begüns stigte. Eine in der Vorstadt aufgestellte Abtheilung:

wurde schnell vertrieben, und dadurch das Verrammeln des Thors verhindert, wohin sie zurückwich, so wie auch nach beträchtlichem Verluste gelang, dasselbe durch Geschüßfeuer zu öffnen. Etwas später drang die zweite Angriffscolonne durch ein anderes Thor ebenfalls in die Stadt, wó indeß das Gefecht noch Stundenlang mit großer Heftigkeit fortwährte, da die Weft= phalen zuerst die Straßen, dann einzelne Häuser ausdauernd vertheidigten; vierhundert Mann, die sich in ein großes Gebäude geworfen, widerstanden bis zum grauenden Morgen, und legten erst die Waffen nieder, als ihr in Gefangenschaft gerathener Commandeur selbst

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durch etwas ungebräuchliche Drohungen endlich vers mocht, - fie dazu aufforderte. Die Niederlage des Regiments war vollständig, denn nur åusserst Wenige hatten sich durch die Flucht gerettet, aber auch der Verlust der Sieger betrug achtzehn Offiziere und mehr als dreihundert Soldaten, welche lettere wenigstens der Zahl nach, durch Dienst nehmende Gefangene erseßt wurden. Langer Aufenthalt erschien durchaus nicht rathsam, das Corps marschirte deshalb noch am 30sten 3M.n.w.hal. bis Hessen, und traf am folgenden Abend zu Braun5M.n.w.Hess. schweig ein.

General Reubell hatte sich den 27sten von Hannover nach der Küste in Bewegung geseßt, und demnächst die Weisung empfangen, den Herzog festzuhal34 M. n. w. ten; er rückte am 1ften August von Ohof gegen BraunBrau, schweig, unterrichtet, daß die von Erfurt herbei eilende

Division Gratien bereits bei Halberstadt eingetroffen sey. Sobald sein Vortrab nåher kam, nahmen die Braunschweiger eine Stellung nordwestlich der Stadt,

Brau.

den rechten Flügel hinter dem Dorfe Delper, welches 4 M. n. w. befeht, aber auf ausdrücklichen Befehl des Herzogs verlassen, und alsbald vom Feinde benußt wurde, um sich gedeckt zum Angriff zu formiren*); ein Versuch, den Ort wieder zu nehmen, mißrieth, dagegen gelang es, die Westphalen durch lebhaftes Kartåtschfeuer vom weis teren Vordringen abzuhalten, wobei indeß die zaghafte Unentschlossenheit ihres Anführers wesentlich mitgewirkt haben mag. Auf dem linken Flügel unterhielt vorzugs weise das Geschüß den Kampf, doch machte ein gerins ger Theil der hier vereinigten braunschweigischen Reus terei eine glückliche Attake, welche ohne das zweideus tige Benehmen des Befehlshabers der Infanterie, viels leicht entscheidende Erfolge herbeigeführt hätte.

by So war die Stellung bis zum Einbruch der Nacht rühmlich behauptet, aber die Lage des Corps dadurch nicht günstiger geworden, weil der Feind im Rücken

*) Später gab der Herzog gesprächsweise als Grund seines Befehls an: er habe die Westphalen mit Fleiß dahin gelassen, um zu sehen, was sie eigentlich machen, und ob sie fich tapfer herumschlagen würden." Betrachtet man übri gens den Gang so vieler neuern Schlachten, die hauptsächlich in Dorfgefechten bestanden, und erwägt Reubells vierfache Ueberlegenheit an Infanterie, so kann der Gedanke aufkommen, daß jener sonderbare Einfall das Corps gerettet habe.

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