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hundert dazu gestoßenen Infanteristen bewaffnet nach der preußischen Grenze abzuziehen.

Einige Tage später traten die Dånen den Rückmarsch nach Holstein an, die Division Gratien, deren baldiges Eintreffen im Königreiche Westphalen wůnschenswerth geworden, bestieg mir den Gefangenen am 9ten Juni mehrere hundert Wagen, und erreichte so den 16ten Braunschweig. Ihr Anführer hatte das bis zum Unkenntlichen entstellte Haupt seines Gegners vom Körper trennen lassen, und sendete diese åcht türkische Trophäe, in Weingeist aufbewahrt nach Cassel, von wo sie spåter nach Holland gelangt ist. Vielleicht wåre es sinniger gewesen, Schills tapferes Herz der deutschen Erde nicht zu gönnen, daß aber heute noch der Kopf des Unglücklichen im naturhistorischen Mufeum zu Leyden, als Denkzeichen holländischen Kriegsruhms vorgezeigt wird, dürfte eben so sehr ein politi= scher Anachronismus, wie eine Verleßung der höheren Sittlichkeit seyn *).

*) Haken, Ferdinand von Schill, Band II. S. 108-119. 125-128, 142–144. 150-186. Schills Zug nach Stralfund, S. 52-64. France, Mecklenburgs Noth und Kampf, S. 68-75. Pelet Mémoires T. III. p. 26–34. Allge= meine Zeitung, Jahrgang 1809, S. 667. 668. 671, 684. 687, 688.

Zur Orientirung über die Dertlichkeiten kann der Plan dienen, welcher bei Dr. Zober: Geschichte der Belagerung Stralsunds durch Wallenstein, zu finden ist.

B. Unternehmungen der Oesterreicher in Sachsen und Franken;

Zug des Herzogs von Braunschweig-Oels.

Vertheilung der Streitkräfte an den Grenzen von Böhmen und Sachsen. General Am Ende rückt in Sachsen ein. Růckzug des Oberst Thielmann nach Weissenfels; Vereinigung mit der Division d'Albignac. Maßregeln des Feindes. Vorrücken der Verbündeten; Gefecht bei Ober- Marbach. Vereinigung mit der Division Gratien. Jerome Buonaparte übernimmt den Oberbefehl. Marsch desselben nach Dresden, später nach Lichtenstein. Einfall des General Radivojewich in Baireuth. Maßregeln, welche Napoleon deshalb anordnet. Junot nöthigt die Oesterreicher zum Rückzuge nach Gefrees. Gefecht bei diesem Orte. Jerome weicht nach Schleiß und Erfurt zurück. Nachricht vom Waffenstillstande. Entschluß des Herzogs von Braunschweig nach der Küste zu ziehen, und sich einzuschiffen. Marsch desselben von Zwickau nach Quedlinburg. Gefecht in Halberstadt. Gefecht bei Delper. Marsch nach Elsfleth. Einschiffung des Corps nach England.

Obwohl das österreichische Gouvernement dem Churfürsten von Hessen und Herzoge von BraunschweigDels in Böhmen Rüstungen gestattet hatte, deren Zweck unverkennbar war, so erscheint doch sehr zweifelhaft, daß offensive Unternehmungen nach dem nördlichen Deutschland, in seinem Kriegsplane gelegen, vielmehr deuten alle an dieser Grenze getroffenen Maßregeln nur

auf die Abwehr feindlicher Anfälle hin. Gegen Ende des Monat Mai war das etwa tausend Mann zählende Braunschweigische Corps in einen Cordon von Friedland bis Rumburg aufgelöst, General Am Ende stand mit achttausend Mann, (24 Bat. 2 Esc. Linientruppen, 8 Landwehr-Bataillonen) welche eintretenden Falles die Besatzung von Theresienstadt bilden sollten, am Mittelgebirg, und General Radivojewich beobachtete mit 6 Bataillonen 12 Schwadronen (dreitaufend vierhundert Mann, wovon zwei Drittheile Landwehr) die über den Böhmer Wald führenden Straßen. Dagegen befanden sich in und bei Dresden ungefähr dreitausend Sachsen unter dem General Dyherrn und Oberst Thielmann, welcher Leßtere der Sache nach den Oberbefehl führte, und allerdings bei einer bloßen Grenzbewachung keinen hinlänglichen Spielraum für seine Thätigkeit finden konnte, wiewohl sie dem Lande große Opfer erspart haben würde. Eine von ihm am 25sten Mai ge

machte Recognoscirung, in deren Folge unerhebliche

Gefechte bei Nollendorf stattfanden, ist blos zu erwäh- 54 M. s.Dres. nen, weil sie höchst wahrscheinlich alle späteren Ereigniße herbeigeführt; hiernächst führte er vom 28sten bis 30ften fünfhundert Mann über Lohmen, Nixdorf, Rum

Dres.

burg nach Zittau, vertrieb eine dort stehende Abthei- 11 M. f. d. lung Braunschweiger, und kehrte einige Tage nachher wieder nach Dresden zurück.

Jener Einfall in Böhmen hatte den Befehl an die österreichischen Truppen veranlasst, auch ihrerseits die

Grenze zu überschreiten. General Am Ende vereinigte sich dem gemås am 10ten Juni bei Dippoldiswalde mit dem braunschweigischen Corps*), und rückte ohne Widerstand zu finden, den 11ten in Dresden ein, da die Sachsen vor der unverhältnißmåßigen Uebermacht nach 1 M.w. Dres. Bennerich gewichen waren; am nächsten Morgen wurde ihr Nachtrab durch den Herzog von Braunschweig hinM. w. Ben. ter Wilsdruf gedrängt, worauf sie bis zum 14ten über 10 m. n. w. Nossen und Rochlitz nach Borna, den 17ten und 18ten Wils., 4 M. 1. w. Bor., in die Gegend von Lüßen, am 22sten nach Weissenfels 2 M. s. w. zogen. Oberst Thielmann erhielt hier auch dem NaLübz. men nach das Commando der auf beinahe dreitausend Mann verstärkten Abtheilung, zugleich traf General d'Albignac mit zweitausend siebenhundert Westphalen bei Weissenfels ein; einige Bataillone und Escadrons unter Jerome Buonaparte, so wie die Division Gratien wurden binnen wenig Tagen erwartet.

Der österreichische Anführer glaubte nicht ohne höhere Genehmigung weiter vordringen zu dürfen, nach deren Eingehen die Truppen mit Ausnahme von

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vier Bataillonen, welche in Dresden blieben - vom

14 M. n. w. 19ten bis 22sten nach Leipzig_marschirten. Eben so erDres.

* Auch einige hundert Mann, welche der Churfürst von Hessen zu Prag organisirt hatte, waren herbeigekommen, so daß die Gesammtstärke zu beinahe zehntausend Mann anzunehmen ist; die Sachsen zählten damals nur etwa neunzehnhundert Combattanten, da man kurz vorher alle zum Felddienst Unfähigen zurückgeschickt hatte.

klärte er sich gegen den, vom Herzoge vorgeschlagenen Angriff des Feindes bei Weissenfels, und hatte kaum dessen Verstärkung erfahren, als er am Abende des 24sten den Rückzug nach Dresden antreten ließ. F. M. L. Kienmayer, seit kurzem vom Generalissimus mit der oberen Leitung aller Streitkräfte in Böhmen beauftragt, fand das Corps am 26sten bei Stauchiß, 9M. f. 8. Leip. und ånderte auf der Stelle die bisher getroffenen Maßregeln. - Sechs Bataillone mit einer Schwadron, sollten zunächst Dresden besetzen, von dort verdrängt, eine Stellung bei Peterswalde nehmen, und sich im åussersten Falle nach Theresienstadt werfen, der Ueberrest mußte den 27sten in die Gegend von Noffen rücken, um über Zwickau der in Baireuth eingedrungenen Abtheilung die Hand zu bieten, von welcher man wußte, daß ihr der Angriff einer weit überlegenen Masse bevorstehe *).

Thielmann und d'Albignac waren ebenfalls den 24sten aufgebrochen, und über Lüßen, Leipzig, Kolditz 10 M. f. d. Weiss. gefolgt; sie erschienen am Nachmittage des 27sten vor

der Stellung, welche der Herzog von Braunschweig bei Ober-Marbach genommen hatte, gingen aber nach un- 4M. f. 8. Kol.

Deft.

*) v. d. Heyde, der Feldzug des Herzoglich Braunschweig-
schen Korps im Jahre 1809, S. 1-13. 18-24.
Milit. Zeitschr., Jahrgang 1836, Band I. S. 285–287.
Gr. v. Holzendorff, Beiträge zu der Biographie des
Generals Freiherrn von Thielmann, S. 19–50. Pelet
Mémoires T. III. p. 481. T. IV. p. 25. 26. Handschrift-
liche Nachrichten.

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