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waltungsmaßregeln eben so auffer dem Bereiche unserer Darstellung, wie die meist gefechtlosen Streifzüge, mittelst deren man aus Baiern, Schwaben und OberItalien Geld und Mundvorråthe beitrieb; wir begnůgen uns, einen Ueberblick der militairischen Lage Ty= rols im Anfange des Juni zu geben, und daran die Erzählung der weiteren einflußreichen Ereigniße zu knüpfen.

General Buol hatte die Hauptmasse der von ihm unmittelbar befehligten Truppen (2666 Mann) zwischen Innsbruck und dem Brenner aufgestellt, und ei nige Compagnien theils in die Påsse an der baierschen Grenze, theils zur Einschließung Kufsteins entfendet. Graf Leiningen befand sich mit beinahe siebenhundert Mann bei Trient, etwa achthundert, welche Chasteler beim Abzuge zurückgelassen, standen bei Sexten und Ober-Drauburg, und bald darauf traf General Schmidt (wie wir wissen, durch das Gefecht bei Klagenfurt von Chasteler getrennt,) mit ungefähr achthundert Mann zu Lienz ein. Die gesammte Landesbewaffnung des nördlichen Tyrols ward unter die Befehle des Major Teimer, die des südlichen unter Hofer gestellt, welcher im Thale der Etsch und Eisack einige und funfzig Schüßencompagnien hatte, während im Pusterthale sechs und zwanzig, an den neu befestigten Grenzpåssen gegen Baiern, acht und zwanzig derselben standen.

In den ersten Tagen des Juni drang Oberst Levié mit zwei, eben aus Neapel eingetroffenen Bataillo

nen von Verona gegen Trient, und nöthigte am 6ten den Grafen Leiningen sich in das dortige Castell zu werfen, Hofer hatte jedoch auf die erste Kunde davon, seine Schüßencompagnien entboten, welche den Feind am 9ten in drei Colonnen angriffen, und mit beträchtlichem Verlust bis hinter Ala jagten, so daß alle Ge- 6 M. f. Tri. fahr bereits beseitigt war, als General Buol mit den eiligst herbeigeführten Unterstüßungen anlangte. Wahrscheinlich hatte das ganze Unternehmen keinen andern Zweck, als die Streifzüge Leiningens zu beschrånken, und diese wurden eben so wie auf den übrigen Grenzpunkten fortgefeßt; die Gegner, überall zu einem grdßeren Angriffs-Versuche nicht stark genug, begnügten fich während zweier Monate mit passiver Abwehr.

Lange schon war von einem allgemeinen Ausfalle die Rede gewesen, und der Zeitpunkt zur Ausführung schien gekommen zu seyn, als sich gegen die Mitte des Juli das dunkele Gerücht von einer an der Donau gelieferten großen Schlacht verbreitete, deren Ausgang als günstig für die Waffen Oesterreichs angenommen ward. Man hatte indeß das Geheimniß so wenig bes ́wahrt, daß der Entwurf zur Kenntniß der Gegner gelangte, und an eine Ueberraschung derselben von vorn herein nicht zu denken war, wenn auch ihre verhältnißmåßig geringe Anzahl, wirksame Vertheidigungs-Anstalten fast unmöglich machte. Oberst Arco glaubte vor Allem die von Mittenwald über Kochel und Murnau auslaufenden Straßen sichern zu müßen, und stellte

bei jedem dieser Orte vierhundert, als Rückhalt über

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1 M. n. Koch, tausend Mann bei Benedicktbeuern und Habach auf; 14 M. n. d. Mu. schwächere Detachements beseßten Tölz, Långgries, Rothach, eine neu gebildete Abtheilung unter Graf Oberndorf, den Raum zwischen Ober-Audorf und Rosenheim. Offenbar waren die verwendbaren Mittel zur Sicherung eines so ausgedehnten Landstrichs unzureichend, von Seiten der Oesterreicher und Tyroler wurden jedoch solche Maßregeln beliebt, daß ihr am 17ten Juli begonnenes Unternehmen selbst unter diesen Umstånden keinen Erfolg gewähren konnte. Acht Compagnien eine halbe Schwadron Linientruppen, mit sechs und zwanzig Schüßencompagnien und etwas Aufgebot wurden - eine im Achenthal entsendete Seitenabtheilung un gerechnet, auf einem Raume von mehr als acht Meilen in vier Colonnen zersplittert, deren stärkste (5 Linien 10 Schützen-Compagnien) von Mittenwald aus theils im Thale der Isar, theils gegen Kochel vorgehen sollte; zwei andere, bei Mittenwald und Lermoos versammelt, waren angewiesen, sich in Besitz von Murnau zu setzen, die vierte erhielt die Bestimmung, von Reutte über Füßen nach Schongau zu rücken, wodurch man einen gleichzeitigen Ausfall der Vorarlberger zu ̧ begünstigen hoffte.

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Ohne Rücksicht auf diese Disposition führte Major Teimer die vierte Colonne gegen Murnau, dessen Besitz ihm ungleich wichtiger erschien, als der zwecklose Marsch nach Schongau; er vereinigte sich am Abende

5 M. n. 8. Reut. u.

germ.

bei Kohlgrub mit der dritten, während die zweite, de ren Weg nach Murnau kürzer war, den Angriff dar auf allein, und deshalb ohne Erfolg ausführte. Die erste drängte den Feind bis in seine befestigte Hauptstellung auf dem Schelmbüchel südlich von Kochel, wo 34M. n.Mitt. er von Benedicktbeuern aus verstärkt, sich behauptete; da hiernächst Nachricht von dem ungünstigen Gefecht der zweiten Abtheilung einging, wurde am Abend der Rückzug nach Walchensee angetreten, und den 18ten bis Mittenwald fortgeseßt. Die dritte und vierte Colonne drangen an diesem Tage, nachdem sie Murnau erobert, bis Spaßenhausen, unterlagen aber, als spåter 14 M. n. d. Kohl., M. Grof Arco einen Theil der Reserve herbeigeführt hatte, einem allgemeinen Anfalle, den vorzüglich die baiersche Reuterei entschied, und gingen in völliger Auflösung über Murnau und Kohlgrub, wieder nach Tyrol zurück.

Eine andere långst vorbereitete Unternehmung: von Lienz aus überraschend in Kårnthen einzurücken, und Klagenfurt durch Ueberfall zu nehmen, wurde aufgegeben, weil man im Laufe des 17ten auf mehreren Punkten durch die Gegner amtliche Abdrücke des Waffenstillstand-Vertrages von Znaim erhielt, dessen vierter Artikel die Räumung Tyrols und Vorarlbergs festsetzte. Blieben auch bei dieser Art der Mittheilung noch Zweifel gestattet, so mußten sie doch bald schwinden, da die Papiere mehrerer aufgefangenen französischen Couriere, und andere zuverlässige Nachrichten das schmerzliche Ereigniß nur allzu sehr bestätigten.

n. Murn.

General Buol jedoch konnte auf die von allen Sei ten kommenden Aufforderungen feindlicher Anführer, Tyrol vertragsmåßig zu verlassen, nur erwiedern, daß er bis zum Eingange direkter Befehle seiner Regierung, sich jeder Feindseligkeit enthalten, die Räumung des Landes aber nur in diesem Falle bewirken werde *).

dem

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Begreiflich lag dem französischen Kaiser Alles daran, die Insurrektion, zu deren Bekämpfung bisher ausreichende Mittel gefehlt, baldigst und jedenfalls vor doch immer möglichen Wiederausbruche der Feindseligkeiten zu unterdrücken. Zugleich gestat tete der Waffenstillstand, für diesen Zweck Truppen zu verwenden, welche früher auf anderen Punkten nicht entbehrt werden konnten, wie das bei Augsburg ges bildete Reserve-Corps des Grafen Beaumont, und die Division Rouyer bei Passau. Diese nebst den baierschen Divisionen Kronprinz (einstweilen vom General Raglovich geführt,) und Deroi, so wie die Abthei lungen der Grafen Arco und Oberndorf sollten unter Lefevre's Oberbefehl in das nördliche Tyrol eindrin

*) Geschichte Andreas Hofers, S. 253–279. 282-291. 306 -312, 315-323. Das Heer von Innerdstreich, S. 326 —332, 346–348, 358-372, Dest. Milit. Zeitschr., Jahrgang 1833, Band IV. S. 300, 301; Jahrg. 1834, Band I. S. 236-257, 262—272, Bartholdy Krieg der Tyroler, S. 153–159. v. Völderndorf und Waradein Kriegsgeschichte von Baiern, Band II. S. 205-212. 217-220. 267-273, Baur der Krieg in Tyrol, S. 38 — 78.

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