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tigkeit kein Zweifel obwalten kann, zählte daffelbe in 1713 Bataillonen 154 Escadrons, hundert sieben und dreißigtausend Mann. Erwågt man, daß unmittelbar nach der Schlacht von Groß-Aspern nur die Hälfte dieser Zahl verwendbar war, so erscheint der Entschluß des Erzherzogs, den Kern einer bald wieder zu bildenden imposanten Streitmacht nicht ungewissen Wechselfällen preiszugeben, sondern ruhig den Augenblick ihrer vollständigen Versammlung abzuwarten, in hohem Grade weise und den Verhältnißen angemessen. Andrerseits spricht der Umstand für die Güte der getroffenen Ergänzungs- Maßregeln, denn die Truppen des Grafen Kollowrath, nebst den wenigen von der Division Schuftekh und aus Pressburg herangezogenen Bataillonen, können doch immer nur den kleineren Theil der so bedeutenden Verstärkung ausgemacht haben.

Während des ganzen Monats Juni war die Armee in ihren Stellungen geblieben: zur Beobachtung der Donau der Heertheil des Fürsten Reuss zwischen Korneuburg und Florisdorf der von Hiller zwischen Groß-Aspern und Groß-Enzersdorf, ein neu gebildeter Vortrab unter Gen. Nordmann von hier bis Orth; hinter ihnen befanden sich die Reuterei-Reserven bei Breitenlee, Süßenbrunn, Raschdorf und Aderklaa, die Grenadiere zwischen Gerasdorf und Sauring, das Corps von Kollowrath bei Hagenbrunn, die des Grafen Bellegarde, der Fürsten Hohenzollern und Rosenberg zwischen Deutsch Wagram und Markgrafen Neusiedel. Als die Gegner am 30sten den

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legten Arm der Donau überschritten, ließ der Erzherzog die Verschanzungslinie durch die Truppen Klenau's welcher das Commando des erkrankten F. M. L. Hiller übernommen, beseßen, stellte die von Kollowrath, Bellegarde und Hohenzollern in geringer Ents fernung hinter derselben, den Fürsten Rosenberg bei Wittau auf, und zog die Reuterei bei Raschdorf zu fammen *).

Alles was beim Feinde geschah, bestärkte in der Ansicht, daß er demnächst auf dem früheren Schlachtfelde einen allgemeinen Angriff unternehmen werde; um ihn an der Vereinigung sämmtlicher Streitkräfte zu verhindern, erging im Laufe des 2ten Juli an den Erz

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herzog Johann die Aufforderung: bei Prefsburg Maßregeln zu treffen, die einen Theil der Gegner auf dem rechten Ufer der Donau festhielten. Derselbe ließ demgemäß eine Schiffbrücke schlagen, um in der Nacht zum 5ten mit achtzehn Bataillonen einen Ausfall gegen die bei Engerau stehende Abtheilung zu machen.

Gegen alles Erwarten verhielt sich die französische Armee vom Mittage des 2ten Juli ab ganz ruhig. Wie sehr auch dieser plötzliche Stillstand befremden mußte, das Ganze konnte schwerlich als bloße Demonstration betrachtet werden, die keine weitere Aufmerksamkeit verdiene, und man ist daher genöthigt, einen anderen Grund für den folgenreichen Entschluß des österreichischen Heerführers zu suchen, in Folge dessen die ausgerückten Corps den 3ten Nachmittags in ihre Lager zurückkehrten; am nächsten liegt der Gedanke an wohlwollende Rücksicht auf die Truppen, welche seit mehr als sechzig Stunden unter den Waffen, in ihrer Aufstellung besonders durch Wassermangel belåstigt wurden. Indessen veranlasste das immer bemerkbarer werdende Heranströmen großer Massen nach der Lobaue, den Generalissimus, am 4ten Abends sieben Uhr dem Erzherzoge Johann einen Befehl des Inhalts zugehen zu lassen: er solle den Brückenkopf bei Pressburg nur schwach besegt halten, und mit allen übrigen, irgend verwendbaren Streitkräften, nach Marchegg rücken, um dem Feinde, welcher vielleicht die linke Seite der Hauptarmee bedrohen möchte, selbst in die Flanke zu fallen.

Zugleich beschloß man, die in der Lobaue aufgehäuften Truppen durch eine Kanonade zu beunruhigen, und ließ deshalb einige Geschüße schweren Kalibers in die nächst gelegenen Verschanzungen bringen, die nach zehn Uhr ihr Feuer beginnen sollten*).

*) v. Valentini Versuch S. 106. 163-170. Das Heer von Innerdstreich, S. 202-206. Historisches Taschenbuch, Jahrgang VII. S. 22—27. Minerva, Jahrgang 1809. Band IV. S. 46-48. Euroväische Annalen, Jahrgang 1810. Band I. S. 237-242.

Die Entfernung von Markgrafen-Neusiedel und Press= burg beträgt über Marchegg 61 Meile; der beinahe um eine Meile kürzere Marsch über Neudorf und Schloßhof wurde wohl nicht angeordnet, weil die bei ersterem Orte über die March führende Brücke aus Gründen abgebrochen worden war, welche wir nicht anzugeben vermögen.

Sechster Abschnitt.

Schlacht von Deutsch Wagram.

Schwerlich ist Napoleon einen Augenblick darüber in Zweifel gewesen, welches die einzig mögliche Art sey, die beabsichtigte Schlacht vortheilhaft für ihn einzuleiten. Brach die Armee vom östlichen Rande der Lobaue aus hervor, so wurde der mißliche Frontal-Angriff auf die Verschanzungslinie zwischen Groß-Aspern und GroßEnzersdorf vermieden, dieselbe links umfasst, und der Feind genöthigt, sie ohne Schwertschlag zu råumen; die schwierigste Aufgabe blieb, seine Aufmerksamkeit nach jener Seite hin festzuhalten, und wir haben gesehen, durch welche Mittel, und in wie fern dieß gelang.

Am 4ten Juli Abends neun Uhr eröffneten alle Batterien der Lobaue ihr Feuer; funfzehnhundert Mann von Dudinots Corps schifften sich am südöstlichen Ende der Insel ein, und erreichten das linke Ufer in a, wo man sofort zum Schlagen einer Brücke schritt. Eine gleich starke Abtheilung Massená's, bald darauf von der Insel Nr. 6. aus übergesezt, deckte die Arbeit an fünf anderen Brücken, welche in dem mit bb bezeichneten Raume erbaut wurden, und bei den musterhaft getrofVIII.

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