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Stromes geschlagen, und auf diesen ebenfalls Schanzen erbaut; die Bewaffnung derselben erfolgte größtentheils durch Belagerungsgeschüße aus dem Wiener Zeughause, und zuleßt enthielten såmmtliche gegen das Marchfeld etablirte Batterien 28 Achtzehn- 18 Zwölf36 Sechspfünder, 14 Mortiere, 10 Haubißen*). Mit ununterbrochener Thätigkeit ward zugleich an Uebergangsmitteln aller Art gearbeitet, welche die Möglichkeit gewährten, mit einemmale eine bedeutende Truppenmasse auf das linke Ufer zu versehen; dazu kamen bewaffnete, mit Mannschaften der Flottenequipage bes seßte Fahrzeuge, die den Strom beherrschten, und bei jenem Unternehmen mannichfache Dienste leisten konnten.

Arbeiten von solcher Art und Ausdehnung waren durchaus nicht zu verbergen, und zeigten auf unzweifelhafte Weise, daß der erneuerte Angriff von der Lobaue aus erfolgen werde; die zu berichtende Operation dürfte daher lediglich als ein Versuch zu betrachten seyn, beträchtliche Streitkräfte des Feindes vom Schlachtfelde entfernt festzuhalten. Auf besondern Befehl des Kaisers mußte Davoust die Räumung des rechten Donau

*) Es bedarf kaum der Erinnerung, daß die weiter oberhalb gelegenen Inseln wenigstens leicht bescht blieben. Besondere Aufmerksamkeit aber widmete Napoleon denen, welche sich in der Nähe der (abgebrannten) Taborbrücke finden; fie wurden sorgfältig verschanzt, und reichlich mit Geschüß versehen, so daß die Gegner bei einem hier versuchten Uebergange auf große Hinderniße gestoßen wåren, und andererseits diese Gegend niemals aus den Augen lassen durften.

ufers bei Pressburg fordern, und im Verweigerungsfalle mit einem Bombardement dieser nicht befestigten Stadt drohen, welches auch, allem Kriegsgebrauche zuwider, am Abende des 26sten Juni begann, und mit geringen Unterbrechungen bis zum 29sten währte. Der ebenfalls angeordnete Sturmangriff auf den Brückenkopf schien zu gewagt, dagegen seßten in der Nacht zum 30ften drei Bataillone nach der, östlich davon gelegenen „Alten Aue“ über, und nöthigten die Besaßung zum Rückzuge; von dem eigentlichen Plane seines Herrn unterrichtet, begnügte sich der Marschall mit dem Besize dieser Insel, der noch größere Sicherheit gegen Ausfälle aus dem Brückenkopfe gewährte.

Einflußreicher waren die Unternehmungen, welche gleich darauf von der Lobaue aus stattfanden. Unter dem Schuße eines heftigen Geschüßfeuers schifften am Abende des 30sten Juni einige Abtheilungen über den legten Arm der Donau, an derselben Stelle, wo frůs her die Brücke gestanden hatte; schnell wurde dieselbe wieder hergestellt, eine Brigade rückte in das vorliegende Gehölz, und deckte die sofort begonneñen Schanzarbeiten, nur durch die Batterien der überraschten Gegner beunruhigt. Folgenden Tages wurde auf diesem Punkte eine zweite Brücke erbaut, und am Morgen des 2ten Juli die von den Desterreichern beseßte Infel Nr. 1. angegriffen *). Sechshundert Voltigeurs

*) Diese Insel ward auf Befehl des Kaisers île du Moulin

feßten troß eines mörderischen Kugelregens dahin über, und behaupteten sich so lange, bis mehrere Truppen mittelst einer schnell geschlagenen Schiffbrücke zu ihrer Unterstüßung herbeikamen; man eilte, die neue Eroberung durc; Schanzen zu sichern, und verband sie dem nächst durch eine Brücke mit dem linken Ufer, wo ebenfalls eine Flesche aufgeworfen ward. Alle Batterien auf dem nördlichen Rande der Lobaue und den dort gelegenen Inseln unterhielten während dieses Tages eine lebhafte Kanonade, und da zugleich von der nach Bessieres genannten Aue mehrere Uebergänge nach dem linken Ufer bereitet wurden, mochte es wohl den Anschein gewinnen, daß nunmehr die längst erwartete Unternehmung begonnen habe.

Mehr als funfzigtausend Mann jedoch, die zur Theilnahme an dem Ereigniße bestimmt, den desfalfigen Befehl am Schluße des Juni erhalten hatten, befanden sich in diesem Augenblicke noch auf dem Marsche zur Vereinigung, oder traten ihn erst an; ein Raum von vierzig Meilen trennte sie, aber der unbedingte Gehorsam aller Befehlshaber sicherte die pünktliche Ausführung einer Maßregel, welche anderwärts viel öfter versucht worden, als gelungen ist. Bernadotte rückte nach Kaiser Ebersdorf, wo auch das Corps von Davoust sich zusammenzog, nachdem die vor Press

genannt, Nr. 2. erhielt den Namen Besfieres, Nr. 3. St. Hilaire, Nr. 4. d'Espagne, Nr. 5. Montebello, Nr. 6. Alexander.

burg stehende Division durch eine von der Armee des Vicekönigs abgelöst worden war; diese verließ am 2ten Juli die Umgegend von Raab, und langte im Laufe des 4ten bei Schwächát an, Marmont und Broufsier den 1sten von Gleisdorf und Gråß aufgebrochen, erreichten am 5ten die Lobaue. Endlich hatte Marschall Lefevre Befehl erhalten, die Division Wrede mit vierzig Geschüßen nach Wien zu senden, welche am Morgen des 5ten vor den Thoren der Hauptstadt stand, nachdem sie in vier Tagen etwa vier und zwanzig Meilen zurückgelegt.

Eine möglichst genaue Berechnung ergiebt, daß diese Streitmasse über hundert und achtzig tausend Mann betrug *).

*) Pelet Mémoires T. III. p. 443, 444. 446—449, 454–456. 462-464. 466-471. 474. 475, 477-480, 482. 189. T. IV. p. 78-82. 88-90. 132-154. de Laborde Précis p. 252-265. de Vaudoncourt Histoire T. I. p. 397, 401. 402. v. Völderndorf und Waradein Kriegsgeschichte von Baiern, Band II. S. 198, 240, 241. Kriegsgeschichtliche Monographien Band III. S. 377-380. Pallas Jahrgang 1810, Band I. S. 627–630. Handschrift= liche Nachrichten.

In einem Schreiben an Berthier berechnet Napoleon die Gesammtstärke der Corps von Bernadotte, Massena, Davouft, Oudinot, der Garde, der Reserve - Reuterei und eines Theiles der italienischen Armee zu 154,000 Mann, wobei ausdrücklich bemerkt ist, daß die Abtheilungen von Macdonald, Marmont, Vandamme und Lefevre nicht in Anschlag gebracht seyen; die Truppen unter Marmont und Macdonald nebst der Division Wrede enthielten aber dreiBig tausend Combattanten, wodurch sich die im Texte an

Gewöhnlich wird die Stärke des auf dem Marchfelde vereinigten österreichischen Heeres, auf etwa hun dert und zehntausend Mann geschäßt; nach einer dem Verf. vorliegenden Nachweisung aber, über deren Rich

gegebene Summe herausstellt, bei welcher das Würtembergische Contingent unberücksichtigt geblieben ist, weil es die Donau nicht überschritt.

Die einzelnen Heertheile hatten folgende Zusammensehung und Stärke:

Zweites Corps, General Oudinot (Divisionen Tharreau,
Claparede, Grandjean, eine portugiesische Brigade, leichte
Cavalerie-Division Colbert) 50 Bat. 12 Esc. 23,000

Mann.

Drittes Corps, Marschall Davouft (Divisionen Morand, Friant, Gudin, Puthod, leichte Cavalerie-Division Mont=" brun) 52 Bat. 20 Esc. 36,500 Mann.

Viertes Corps, Marschall Massena (Divisionen Legrand,
Earra St. Cyr, Molitor, Boudet, leichte Cavalerie-
Division Lassalle) 45 Bat, 28 Esc. 33,000 Mann.
Neuntes Corps, Marschall Bernadotte (Divisionen Zesch-
wiß, Polenz, Dupas, Cavalerie-Division Gutschmidt)
22 Bat. 20 Esc. 20,000 Mann.

Eilftes Corps, General Marmont (Divisienen Mont-
richard und Clauzel) 15 Bat. 2 Esc. 11,000 Mann.
Division Wrede 9 Bat. 8 Esc. 6000 Mann.
Armee von Italien unter Prinz Eugen (Garde, Divifio-
nen Broussier, Lamarque, Serras, Durutte, Pactod,
Dragoner-Divisionen Grouchy und Pully, leichte Ca-
valerie-Division Sahuc, in zwei Corps unter den Ge-
neralen Macdonald und Grenier getheilt) 55 Bat. 43
Esc. 32,000 Mann.

Cavalerie-Reserve, Marschall Beffieres (Cuirassier-Di-
visionen Nansouty, St. Sulpice, Arrighi) 56 Escadr.
7000 Mann.

Garde (Divisionen Curial und Dorsenue; Cavalerie-Division Walther) 12 Bat. 18 Esc. 11,000 Mann.

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