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laffen doch einzelne Andeutungen*) vorausseßen, daß einen Augenblick davon die Rede gewesen, die Donau -wahrscheinlich in der Gegend von Tuln zu überschreiten; bald jedoch mag die Ueberzeugung vorgewaltet haben, es sey vor Allem nothwendig, die eigenen Streitkräfte auf dem entscheidenden Punkte zu vermehren. General Schuftekh mußte vier Bataillone abge= ben, und Graf Kollowrath wurde angewiesen, mit dem größten und am meisten kriegsfähigen Theile seines Corps nach dem Marchfelde zu rücken, wo er am 8ten Juni eintraf. Eine bedeutende Verstärkung erwartete man auch vom Erzherzoge Johann, welcher Befehl erhalten hatte, die Insel Schütt und Pressburg zu beseßen.

Siegreich bis in die Nähe von Verona gedrungen, dann zum Rückzuge veranlasst, hatte er so bes trächtliche Verluste erlitten, daß seine Armee mit Einschluß der Abtheilung von Dalmatien, des Restes der Division Jellachich, der Landwehr und einiger Ergånzungen nur noch ungefähr sechs und dreißig tausend Streitfähige zählte. Davon befanden sich jedoch über funfzehntausend Mann unter dem Grafen Ignaz Giulay an der croatischen Grenze, und nur der Ueberrest, von dem Prinzen persönlich befehligt, stand seit dem 1sten Juni bei Körmend; mit andern Entwürfen beschäftigt, führte er den ihm gewordnen Befehl nicht sogleich aus, lieferte die unglückliche Schlacht von Raab,

*) Deft. Milit. Zeitschr. Jahrgang 1820, Band IV. S. 18. 19.

und traf erst am 23. Juni mit funfzehntausend Mann bei Pressburg ein.

Diese Ereigniße durchkreuzten die Plåne des Oberanführers allerdings auf das nachtheiligste, doch wäre es eine gewagte Behauptung: er sey lediglich durch sie bestimmt worden, ruhig abzuwarten, daß Napoleon zum zweiten Male die Donau überschreite, um ihm dann unter den günstigsten Umständen eine Schlacht zu liefern. Groß-Aspern und Essling wurden zur Vertheidigung eingerichtet, die Eingånge von Groß-Enzersdorf durch Fleschen gedeckt, und alle drei Punkte durch eine Reihe von Feldwerken verbunden, vor welcher gegen die Donau zu, sich noch einzelne Schanzen befanden. Südlich von Enzersdorf in der Richtung über Mühlleuten nach Probstdorf hin, erbaute man ebenfalls einige Werke, doch war dieser Theil der ContravallationsLinie gegen die Lobaue, wie das Ganze wohl genannt werden kann ohne Frage der schwächste, vielleicht weil die Ansicht herrschte, daß die Gegner wiederum den früheren Uebergangspunkt wählen würden*).

*) La guerre de 1809. T. I. 2de partie, p. 258-260, 265, 266. v. Valentini Versuch S. 103–105. Das Heer von Innerdstreich S. 154 — 158, 191, Kurz Geschichte II. S. 262-264. Warum benußten die Oesterreicher den Sieg von Aspern nicht u. s. w. Deutschland 1809.

Die im Texte erwähnten Verschanzungen sind am ge= nauesten auf dem Plane der Schlacht von Wagram ange= geben, welcher sich beim dritten Theile der: Kriegsgeschichtlichen und kriegswissenschaftlichen Monographien findet. Da

Napoleons Maßregeln unmittelbar nach der Schlacht von Groß-Aspern, lassen keinen Zweifel übrig, daß er einem Angriffe diesseit des Stromes entgegen sahe. Massena blieb in der Lobaue, als vom 25sten Mai ab die übrigen Truppen über die wieder hergestellten Brücken zurückgingen, das würtembergische Contingent mußte von Linz nach Mölk, St. Pölten und Mautern rücken, die beiden baierschen Divisionen des Kronprinzen und General Wrede, damals in Salzburg, erhielten Befehl schleunigst nach Wien zu marschiren; sie hatten Lambach erreicht, als ihnen die veränderte Bestimmung zuging, das Corps von Bernadotte bei Linz abzuldsen, welches am 31sten aufgebrochen, zuerst bei St. Pölten, dann bei Sieghardtskirchen lagerte. Offenbar bezogen sich diese Anordnungen auf die Möglichkeit eines Flußüberganges der Desterreicher bei Tuln oder Mautern; zur Beobachtung des in gleicher Rücksicht wichtigen Punktes Pressburg, wurde die Division Gudin nebst einigen hessischen Bataillonen, und der leichten Reute

rei von Lasalle und Marulaz bei Haimburg aufgestellt, 6 M. 8. Wien. von wo sie etwas später gegen Engerau marschirten, 13M. §.Haim. und durch die Eroberung dieses Dorfes (3ten Juni)

das Debouchiren des Feindes aus dem Brückenkopfe

sie keinen Einfluß auf den Gang des Kampfes gehabt, glaubten wir sie auf dem von uns gelieferten Plane um so eher weglassen zu dürfen, als derselbe zugleich für die Schlacht von Groß-Aspern benußt werden mag, wo sie fören würden.

von Pressburg beinahe unmöglich machten.

General

Montbrun befand sich, wie wir wissen, bereits seit der Mitte des Mai mit einer Reuter-Brigade und etwas 21 M. f. w. leichter Infanterie zu Bruck an der Leitha. NächstHaim. dem zog eine Abtheilung unter Lauriston und Colbert 6 M. f. Wien. nach Wienerisch-Neustadt, dem Vicekönige von Italien entgegen, dessen 45 Bataillone 32 Schwadronen am 4ten Juni dort anlangten, während General Macdo18 M. f. w. nald mit 25 Bat. 11 Esc. in Gråt stand, und das W. N. aus Dalmatien kommende Corps Marmonts abwarten follte, welches damals erst Laybach_erreichte*).

Nachdem der französische Heerführer die Ueberzeugung gewonnen haben mochte, daß die Gegner nicht angriffsweise handeln würden, verwendete er, ganz abweichend von der bisherigen Kriegsweise, einen beträchtlichen Theil seiner Streitkräfte für untergeordnete Zwecke, noch ehe der Hauptschlag geführt war Der Vicetd nig, Macdonald, so wie die Generale Lauriston, Montbrun und Colbert mußten in Ungarn eindringen, auch die bei Engerau stehenden Truppen wurden durch eine andere Division Davoust's abgelöst, und rückten einige 5 M. f.8.Eng. Tage spåter bis Ungarisch-Altenburg; ob dabei die

*) Pelet Mémoires T. III. p. 345 - -350. 440. 441. T. IV. p. 88-90. de Vaudoncourt Histoire politique et militaire du prince Eugène Napoléon T. I. p. 315. 320, 327. v. Vdlderndorf und Waradein Kriegsgeschichte von Baiern, Band II. S. 179. 189. Handschriftliche Nach= richten.

Hoffnung zum Grunde lag, das Erscheinen einer solchen Streitmasse könne die Einwohner ermuthigen, im Sinne des früher an sie erlassenen Aufrufs zu handeln, oder ob der Kaiser dieselbe nur zur Besetzung eines fruchtbaren Landstrichs benutzen wollte, so lange die Vorbereitungen zu dem entscheidenden Ereigniße noch nicht beendet waren, mag auf sich beruhen. Gewiß scheint, daß vom ersten Augenblicke an sein Entschluß feststand, nochmals aus der Lobaue hervorzubrechen, aber unter günstigeren Verhältnißen, und mit völlig gesicherter Communication, wodurch Arbeiten bedingt wurden, deren Vollendung ungefähr sechs Wochen erforderte.

Unmittelbar neben der schon bestehenden Schiffbrücke, erbaute man eine auf Jochen über beide Hauptarme, und sicherte sie gegen Beschädigungen durch herabtreibende Fahrzeuge u. f. w. mittelst einer weiter oberhalb angelegten doppelten Verpfählung, welche die ganze Breite des Stromes umfassend, zugleich zum Uebergange von Infanterie benutzt werden konnte. Der ihnen zunächst liegende südliche Theil der Lobaue, den ein Wassergraben vom Ueberreste trennt, diente, mit Verschanzungen versehen, gleichzeitig zum Brückenkopf und Reduit, worin sich Bäckereien und Magazine aller Art befanden. Eine neu angelegte Kunststraße durchschnitt die Lobaue in ihrer ganzen Långe, die wichtigsten Punkte des Umrisses wurden befestigt, solide Brükfen nach den kleineren Inseln im leßten Arm des

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