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Insel unbehelligt zu verlassen. Der Aufstand bricht in Sphakia trok derselben nach seinem Abzuge von neuem los.

Anf. Nov. (Aegypten). Der Vicekönig erläßt eine Art Statut, das aus 18 Artikeln besteht und im Wesentlichen folgendes festsett:

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Art. 1 lautet: Die Versammlung hat zur Aufgabe über die innern Interessen des Landes zu verhandeln. Sie hat sich auch über die Projecte auszusprechen, welche die Regierung ihrer Entscheidung anheimgeben zu sollen glaubt, und über welche sie ihre dem Vicekönig zur Genehmigung vorzulegende Ansicht abgibt. Art. 2. Jedes Individuum über 25 Jahren ist wählbar, unter der Bedingung, daß es ehrlich, loyal und befähigt, sowie von der Regierung als im Lande geboren anerkannt ist. — Art. 3. Nicht wählbar ist jedes Individuum, dessen Vermögen in Folge eines Falliments mit Beschlag belegt, und das selber noch nicht vollkommen rehabilitirt ist. Ferner jedes Individuum, das keine Existenzmittel besißt, oder in dem Jahr vor der Wahl öffentliche Unterstüßungen erhalten, das zu einer entehrenden Strafe verurtheilt oder durch richterlichen Spruch aus dem öffentlichen Dienst entlassen worden ist. Art. 4. Die Wähler werden unter den Einwohnern gewählt, deren Güter nicht wegen Fallimenten sequestirt 2c. und die nicht im activen Heeresdienst sind. Art. 5. Es können außerdem nicht gewählt werden alle Beamten der Regierung und in Privatdiensten Stehende, sowie Militärpersonen in der Armee und in der Reserve. Nach Art. 6 ist die Zahl der Deputirten nicht bestimmt, darf aber nach Art. 10 nicht über 75 steigen. In jedem Bezirk werden ein oder zwei Vertreter, je nach der Volkszahl, gewählt; in Cairo drei, in Alexandria zwei und in Damiette 1. Die Abstimmung ist geheim; die einfache Mehrheit genügt. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Loos. Das Mandat erlöscht in drei Jahren. In den genannten Städten scheint, nach Art. 8, das allgemeine Stimmrecht nicht gültig zu sein; denn es heißt darin, daß die Vertreter dieser Städte von den Notabeln mit einfacher Mehrheit gewählt werden. Nach Art. 13 findet auch eine besondere Prüfung der Wahlen statt. Die Commission erstattet Bericht an den Vicekönig, der jedem Deputirten seine Bestallung für drei Jahre zufertigen läßt. Die Versammlung tritt regelmäßig alle Jahre, vom 23. Dec. bis zum 21. Febr., zusammen. Dieses Jahr wird sie ausnahmsweise auf den 18. Nov. (bis zum 17. Jan.) einberufen [ist jedoch, auf den Wunsch der Deputirten selbst, erst am 25. Nov., dem Geburtstag des Vicekönigs, zusammengetreten]. Der Vicekönig beruft, vertagt, verlängert und schließt die Session. Im Fall einer Auflösung sept der Vicekönig den Zeitraum an, wann eine neue Kammer zusammentreten soll (Art. 17). Laut Art. 18 dürfen die Deputirten keine Petition entgegennehmen.

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(Thessalien). Ein Revolutionscomité richtet ein Memorandum an die fremden Consuln.

(Rumänien). Neuwahlen zur II. Kammer. Dieselben fallen in Bucharest ziemlich radical, auf dem Lande dagegen conservativ aus.

(Candia). Die Türken erstürmen das befestigte Kloster Artadi. Die Candioten sprengen einen Theil desselben in die Luft. (Rumänien). Eröffnung der Kammern. Thronrede des Fürsten

Karl.

(Aegypten). Der Vicekönig eröffnet die Repräsentantenversammlung mit einer Art Thronrede.

Mitte Dec. (Candia). Ein Theil der fremden Zuzüger verläßt die Insel wieder auf neutralen und auf türkischen Schiffen.

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(Rumänien). II. Kammer: Die Regierung legt das Budget für 1867 vor. Dasselbe weist in Einnahmen und Ausgaben gleichmäßig 150 Mill. P. auf. Die Regierung empfiehlt möglichste Be schleunigung. Exposé über das Anlehen. Oppenheim. Die Wahl der Budgetcommission fällt gegen das Ministerium aus.

(Candia). Die Districte von Sphatia, Kissamos und Selinos sind von den Türken noch immer nicht unterworfen.

(Thessalien). Eine sog. provisorische Regierung richtet aus Petrilon in Agrapha ein Schreiben an die Consuln der Schußmächte. Die Pforte richtet an die drei Schußmächte Griechenlands eine Depesche, in der sie sich aufs Bitterste über Griechenland, das allein die Pacification Candia's verhindere, beklagt und wofern die: ser Lage der Dinge nicht abgeholfen würde, einen offenen Bruch mit Griechenland in Aussicht stellt:

„Aus meinen früheren Depeschen erfuhren Sie bereits die Pacification der Insel Kreta und die Concentration der Neste der Aufständischen auf die einzigen zwei Puncte von Selinos und Kissamos. Ich hoffe, Ihnen durch den Telegraphen und vor dem Eintreffen dieser Depesche deren vollständige Unterwerfung ankündigen zu können. Es ist notorisch, daß der Aufstand weit früher und vielleicht sogar ohne Blutvergießen hätte unterdrückt werden kön nen, wenn nicht von auswärts hereingekommene hellenische Anstifter durch frevelhafte Wühlereien und durch gewaltthätige Trohungen die Inselbewohner beeinflußt und nur dazu beigetragen hätten, die Revolte zu verlängern und die Zahl der unglücklichen Opfer zu vermehren. Als die Hellenen von dem Nichterfolge ihrer schuldbeladenen Projecte in Bezug auf Kreta überzeugt worden waren, begannen sie offen, die Ruhe von Epirus und Thessalien zu stören. Jeden Rückhalt bei Seite sezend, kommen sie, um Räuberbanden zu organisiren, die unter dem Schuße der bei Lamia und Karvassara vereinigten Militärmacht der griech. Regierung die Grenzen überschreiten, die jenigen unserer christlichen Unterthanen morden, die ihnen Widerstand leistend in die Hände fallen, und ihre Habe plündern. In der Voraussicht eines energischeren Vorgehens im Frühjahre sind bedeutende Vorbereitungen zu Wasser und zu Lande getroffen worden. Wir befinden uns demnach zur Stunde nicht einem Aufstande im Innern gegenüber, sondern gegenüber einer Regierung, welche sich anstrengt und in ostensibler Weise sich vorbereitet, un ser Gebiet zu revolutioniren. Ich bin glücklich, constatiren zu können, daß ungeachtet der heftigsten Umtriebe Griechenlands die größte Ruhe im ganzen Reiche herrscht. Angesichts der sich gegenwärtig entwickelnden Verhältnisse werden demnach die befreundeten Mächte, wie wir davon innigst überzeugt find, erkennen, daß das offenkundig feindselige Benehmen der griech. Regierung sowohl in Betreff Kreta's, als auch bezüglich der allgemeinen Ruhe in den andern Provinzen des Reiches ohne Beispiel sei zwischen zwei im Frieden lebenden Staaten. Sie werden zugleich anerkennen, daß die hohe Pforte, einzig von dem Wunsche beseelt, den Frieden zu erhalten, Beweise einer beispiellosen Selbstverläugnung gegeben hat. Allein Alles hat seine Grenzen, die nicht überschritten werden können und nicht überschritten werden dürfen, und Er. kais. Maj. dem Sultan, unserm allerdurchlauchtigsten Herrn, könnte es kaum länger gleichgültig bleiben, daß ein beträchtlicher Theil seiner Unterthanen, die ruhig zu leben und des ihnen gewährleisteten Schußes zu genie ßen wünschen, das Opfer der Leidenschaften und verderblicher Pläne Seitens

griechischer Abenteurer werden und daß die Ruhe seines Reiches gestört und gefährdet werde. Wenn also die griech. Regierung, mit Außerachtlassung der Verbindlichkeiten, die ihr Kraft der Verträge auferlegt sind, in ihrem bisheri gen Vorgehen verharren sollte, so würde die kais. Regierung sich in die Nothwendigkeit verseßt sehen, Maßregeln zu ergreifen, die ihr durch die Pflicht eigener Sicherheit geboten wären, indem sie zugleich die ganze Verantwort lichkeit den Griechen überläßt für all die Folgen, welche diese Maßregeln nach sich ziehen könnten. Wir sind der Meinung, daß die drei Schußmächte Griechenlands, welche so aufrichtig den Frieden und die Nuhe im Oriente erhalten und ebenso die Verträge unbeeinträchtigt zu sehen wünschen, welche die Integrität des Reiches verbürgen, jener Möglichkeit allein vorbeugen können, indem sie durch ein collectives und wirksames Vorgehen die griechische Regierung auf die Bahn der Geseßlichkeit und der internationalen Pflichten zurückführen, und indem sie ihr kategorisch erklären, daß sie ihr gegenwärtiges Verhalten mißbilligen. In diesem Vorgehen, ich wiederhole es Ihnen, sehen wir das einzige Mittel, um das Cabinet von Athen zur Aenderung scines aggressiven Verhaltens zu vermögen, die revolutionäre griechische Partei zur Einsicht zu bringen und endlich einen Bruch zwischen den beiden Regierungen zu verhüten, nachdem die h. Pforte bereits alle ihre Anstrengungen vergebens erschöpft hat, um es nicht zum Aeußersten kommen zu lassen. Ich ersuche Sie, diesen Stand der Dinge der Regierung Sr. Maj. offen darzulegen und fie dringend zu bitten, an das Cabinet zu Athen energische Rathschläge im vorangedeuteten Sinne zu richten. Sie werden zugleich hinzufügen, daß für den Fall, daß dieser Schritt unglücklicher Weise ohne erwünschten Erfolg bliebe, und Griechenland fortfahren würde, die ihm durch die Verträge auferlegten Pflichten nicht zu erfüllen, die Regierung Sr. Maj. des Sultans sich dann, obschon mit Bedauern, in die Nothwendigkeit versezt sehen würde, solche Dispositionen zu treffen, die ihr durch das Interesse der eigenen Erhaltung eingegeben werden würden.“

13. Griechenland.

20. Jan. Schluß der Kammersession, um dem Buchstaben des Gesches zu genügen. Dieselbe soll aber sofort wieder zusammentreten, um die noch rückständigen Geseßesentwürfe zu behandeln.

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Die Kammer tritt in außerordentlicher Session wieder zusammen. Präsidentenwahl: die Regierung setzt den ihr genehmen Candidaten durch. Die Abgeordneten decretiren sich selbst für Reisen und Zeitverlust eine Entschädigung von 1500 Drachmen.

3. Febr. Der König schließt plößlich die außerordentliche Session der Kammer, ohne sich darüber vorher mit dem Ministerium verständigt zu haben. Dasselbe sieht darin ein Zeichen des Mißtrauens und bietet seine Entlassung an.

8.

10.

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Der König nimmt die Demission des Ministeriums an. Dasselbe reconstruirt sich neuerdings unter dem Vorsiße von Rufos.

Ein Circular der Schußmächte an ihre Vertreter in Athen droht, wenn die Parteien sich nicht zur Regelung der Finanzen und zur Herstellung der Ordnung einigen würden, wirksame Maßregeln zu treffen.

Anf. Mai. Leonidas Bulgaris landet mit 25 Genossen bei Thessalonich, um einen Insurrectionsversuch zu machen. Die kleine Schaar wird jedoch sofort von den türkischen Truppen umzingelf und ohne Gegenwehr gefangen.

19. General Kalergis trifft unerwartet von Paris in Athen ein.

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12. Juni. Der König erbittet sich den Rath der Gesandien der drei Schuhmächte.

20. Entlassung des Ministeriums Rufos. Der König fordert umsonst

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die Führer der drei hauptsächlichsten Parteien der Kammer, Bulgaris, Komunduros und Deligeorgis auf, zu Bildung eines neuen Ministeriums zusammen zu wirken. Er sieht sich genöthigt, schließ lich Bulgaris allein die Bildung des Ministeriums zu überlassen, in das Deligeorgis als Minister des Auswärtigen eintritt. 26. Juni. Das neue Ministerium erläßt folgende Proclamation:

„Der Ministerrath an das griechische Volk. Mitbürger! Der König hat uns mit der Regierung des Landes beauftragt unter kritischen Verhältnissen. Wir haben diesen Auftrag angenommen in Anbetracht der heiligen Verpflichtungen, die wir gegen das Vaterland haben, denn Jedermann erkennt, daß die heutige Regierung nicht bloß die Verwaltung von Grund aus wiederherstellen, sondern auch die nothwendigen Mittel zu diesem Zweck erst schaffen muß. und zwar unter Umständen außerordentlicher Wichtigkeit, die selbst nicht ohne Gefahr sind. Das politische Programm jeder Regierung muß das der Nevolution sein, aus welcher die gegenwärtigen Zustände der Dinge hervorgegangen sind. Der Endzweck dieser Revolution war der Fortschritt durch die regelmäßige Herrschaft der Gesetze und durch die Entwicklung der Kräfte der griechischen Nation. Dieser Zweck ist nun ganz genau das Programm ber Regierung. Aber bedauerliche Verhältnisse haben die Ausführung dieses Programms sehr erschwert, denn sie haben die beiden Hilfsmittel, um diesen Fortschritt herbeizuführen, nicht ans Tageslicht gebracht, und als leßtes Ergebniß haben sie die Nichtachtung der Geseße, die finanzielle Krisis, den Ruin des öffentlichen Credits, die Abschwächung der Macht und der Hoffnungen in einem Augenblic herbeigeführt, wo der europäische Krieg die Lage aller Staaten Europa's kritisch macht." Das Ministerium verspricht nun, nach diesem Geständniß über die Folgen der Revolution, daß es allen diesen Uebelständen abhelfen werde: es wird den öffentlichen Credit herstellen, die Verwaltung ordnen, die Finanzen ins Gleichgewicht bringen und die Nationalgarde zu einer Wahrheit machen.

Aug. Die Nachrichten von Candia erregen in Athen und ganz Griechenland eine gewaltige Aufregung. Zahlreiche Freiwillige gehen dahin ab. Das schon länger bestandene kretische Comité zu Athen tritt in den Vordergrund.

2. Sept. Die griechische Regierung richtet zu Unterstüßung des candiotischen Aufstands eine ziemlich umfangreiche Denkschrift an die drei Schuhmächte:

Dieselbe besagt im Eingang, daß die seit vier Monaten andauernde Krisis sowohl von der unerträglichen Lage und den tiefen Leiden der auf der Insel ansässigen christlichen Bevölkerung von mehr als 200,000 Seelen, als von der Unzulänglichkeit der bis jezt zur Abänderung solcher Zustände ange= wandten Mittel hinlänglich 'Zeugniß abgelegt habe, und daß Griechenland, welches durch seine geographische Lage, durch Stammes- und Spracheinheit mit den hellenischen Unterthanen des türkischen Reichs all deren Unbehagen (malaise) mitempfinde, unmöglich ein gleichgültiger Zuschauer der verzweiz felten Anstrengungen der Kreter zur Erzielung einer Verbesserung ihrer Zu stände bleiben könne. Es würde seine Mission als erster christlicher Staat des Orients verleßen, bestrebte es sich nicht, auch andere Stimmen zu Protesten zu veranlassen gegen die vom türkischen Fanatismus eingegebenen grausamen und willkürlichen Maßregeln gegen seine Brüder. In schweren Zeiten sei Candia ein Bollwerk der griechischen Nationalität gewesen und die

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