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IX.

Depeschen des den französischen Kammern im Februar 1867 vorgelegten Gelbbuches.

Nr. 43. Vicomte de Méloizes, französischer Gesandter in München, an den Minister des Auswärtigen:

„München, 2. Aug. Herr Minister! Ich habe gestern Hrn. v. d. Pfordten bei seiner Rückkehr aus Nickolsburg gesehen, und nachdem er mir die Vorkommnisse seiner Reise erzählt hatte, beauftragte er mich, Ew. Excellenz für die Mitwirkung zu danken, die er in der von ihm geführten Unterhandlung von Seiten des Herrn Benedetti erhalten hat. Der Waffenstillstand beginnt heute und Hr. v. d. Pjordten wird sich nach Berlin begeben. Wie Sie wohl ohne Zweifel schon wissen, verlangt Preußen von Bayern die Zahlung von 20 Millionen Thalern als Kriegscontribution und die Abtretung einer Gebietsstrecke mit wenigstens 500,000 Seelen im Norden der Rheinpfalz und in Ober- und Niederfranken. In gerechter Aufregung über seine Lage hat der Ministerrath des Königs beschlossen, unsere Intervention anzurufen (à invoquer notre intervention), und Hr. v. Wendland hat Befehl erhalten, in diesem Sinne Schritte bei Ew. Exc. zu thun. Genehmigen Sie zc. (gez.) De Méloizes."

Nr. 44. Der Minister der Auswärtigen an den französischen Botschafter in Berlin:

Paris, 14. Aug. Mein Herr! Die Cabinette Süddeutschlands, mit Ausnahme des von Karlsruhe, haben sich an die kaiserliche Regierung gewandt, um deren Unterstüßung in den zu Berlin eröffneten Unterhandlungen zu erhalten. Sie kennen die Gesinnungen, die wir für diese Staaten hegen. Das Berliner Cabinet hat uns seinerseits wiederholt seines Wunsches versichert, diese Staaten neben dem Nordbund eine wirklich lebenskräftige (vraiment sérieuse) Existenz einnehmen zu sehen. Wir nehmen keinen Anstand, zu denken, daß Preußen sich in den auf die Wiederherstellung des Friedens mit diesen Staaten bezüglichen Fragen versöhnlich und gemäßigt zeigen werde. Sie haben nicht direct in den Unterhandlungen einzuschreiten; Sie werden aber dem Hrn. Grafen Bismarck nicht vorenthalten, welches die persönlichen Gefühle des Kaiser für jene Höfe sind, die sich an sein freundschaftliches Wohlwollen gewandt haben. Genehmigen Sie x. (gez.) Drouyn de l'Huys.“

Nr. 45. Der Minister des Auswärtigen an den französischen Gesandten in München:

„Paris, 23. Aug. Herr Vicomte! Frhr. v. Wendland hat mir den Wuns ch ausgedrückt, daß die kaiserliche Regierung neue Schritte bei dem Berliner Hof thun möge. Herr Benedetti war, wie ich Ihnen mitgetheilt, mit Instructionen versehen, die ihm gestatten, Herrn v. d. Pfordten die Unterstüßung unserer guten Dienste zu leisten, und ich wußte bereits, daß er sich in der für die bayerische Regierung freundschaftlichsten Weise dieses Auftrags entledigt hatte. Nichtsdestoweniger bin ich dem Wunsch des Hrn. v. Wendland nachgekommen und habe den kaiserlichen Botschafter durch den Telegraphen aufs neue an das Interesse erin= nert, welches Se. Majestät der Kaiser für den bayerischen Hof hegt. Aus den Mittheilungen, die mir aus Berlin zugehen, habe ich entnommen, daß unsre ersten Bemühungen nicht erfolglos geblieben sind. Ich bin erfreut, daß unsere letten Schritte gleichfalls nicht ohne Einfluß auf das endgültige Ergebniß einer Unterhandlung geblieben sind, die sich in befriedigenderer Weise abschließt, als das Münchener Cabinet anfangs gehofft hatte. Genehmigen Sie c. (gea.) Drouyn de l'Huys."

III.

Außerdeutsche Staaten.

1. Portugal.

2. Jan. Eröffnung der Cortes. Thronrede des Königs.

3.

8.

20.

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II. Kammer: Die Präsidentenwahl ergibt eine entschiedene Majorität für die Regierung, deren Candidat mit 82 gegen 67 Stimmen gewählt wird.

II. Kammer: Debatte über das Verhältniß zu Spanien und den Aufstand des General Prim. Dieselbe legt eine entschiedene Abneigung sowohl der Regierung als der Volksvertretung gegen die sog. iberische Union zu Tage.

Gen. Prim tritt auf portugiesisches Gebiet über, seine Truppe wird entwaffnet, er selbst internirt.

21. Febr. Gen. Prim erhält den Befehl, Portugal zu verlassen, um alle Differenzen mit Spanien zu vermeiden. Ein Antrag in der II. Kammer, diese Maßregel zu tadeln, wird mit großer Mehrheit verworfen.

10. Mai. Umbildung des Ministeriums.

17. Juni. Schluß der Session der Cortes.

14. Nov. Marschall Saldanha geht mit Rücksicht Räumung Noms durch die Franzosen wieder Vertreter Portugals am päpstlichen Hofe ab, lange vacant gelassen hatte.

auf die bevorstehende auf seinen Posten als nachdem er denselben

2. Spanien.

2./3. Jan. General Prim erhebt an der Spize einiger Regimenter die Fahne der Empörung in Aranjuez und Deanna:

5.

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„Spanier! Der furchtbare Augenblick ist gekommen, wo die Revolution das einzige Hülfsmittel der Nation und die erste Pflicht jedes ehrbaren Mannes ist! Ich habe mich an die Spiße einer beträchtlichen Macht von Soldaten und bewaffneten Landleuten gestellt, die von allen Seiten herbeieilen, um unter meinem Befehle für Freiheit und Vaterland zu streiten. Meine Fahne ist das jüngste Manifest des progressistischen Centralcomité's, und mit der Energie, die man an mir gewohnt ist, werde ich sie fest emporhalten gegen die Regierung, die uns im Auslande entehrt und im Inlande zu Grunde richtet, aus uns den Spielball der fremden Völker gemacht und uns an den Rand des Bankrottes gebracht hat. Soldaten, die ihr unter meinen Befehlen gekämpft habt, ihr wißt, daß ich euch niemals im Stiche ließ; ihr wißt, daß, wenn ihr mein Beginnen unterstüßt, ich euch auf den Weg des Sieges führen und eure Mühen belohnen werde. Ehrbare Vürger! Helst mir eine politische Revolution glücklich durchführen, durch welche die schreckliche sociale_Nevolution unmöglich gemacht werden soll, die euch bedroht. Spanier! Es lebe die Freiheit! Es lebe das Programm des progressistischen Centralcomité's. Es leben die constituirenden Cortes! Juan Prim.'

Ein ähnlicher Versuch der Garnison von Alcala mißlingt. Gährung in Madrid und in Catalonien und Arragonien. Doch zeigt sich bald, daß die Empörung nicht die allgemeine Unterstüßung findet, auf die Prim gerechnet hat, selbst nicht von Seite der progreffistischen Partei, die sich im allgemeinen ruhig verhält. Das Ministerium verhängt den Belagerungszustand über Madrid. Prim wendet sich mit den aufgestandenen Regimentern nach Süden.

Senat: Erklärung des Ministerpräsidenten O'Donnell über die Lage der Dinge:

...Die Regierung entzieht sich nicht der Verantwortung für ihre Handlungen, und wenn sie heute auch noch keine näheren Aufschlüsse geben kann, so erklärt sie doch schon jezt vor den geseßgebenden Körperschaften, daß, sobald die gegenwärtigen schwierigen Umstände gehoben und Ruhe und Ordnung wieder hergestellt sein werden, sie selbst über ihre Handlungen Rechenschaft

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