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4. Juli.

5. Juli.

gewinnen mussten, wurde auch ein Versuch gemacht den Festungs-Commandanten von Königgrätz, GM. v. Weigl, zur Capitulation zu vermögen, Die erste Aufforderung in diesem Sinne richtete der am 4. Juli Morgens zur Recognoscirung gegen Königgrätz vorgerittene Garde-Huszaren-Lieutenant v. Wrangel, aus eigenem Antriebe, an den österreichischen General; dieser ging, um für die Rettung des vor der Festung liegen gebliebenen zahlreichen Kriegsmaterials und für den Abschub der vielen Verwundeten Zeit zu gewinnen, auf die so eingeleiteten Verhandlungen ein und erstattete hierüber gleichzeitig telegraphischen Bericht an die General - Adjutantur Seiner Majestät des Kaisers, von wo der Bescheid erging, in keinem Falle in eine Übergabe der Festung zu willigen.

Preussischerseits liess der Kronprinz um 3 Uhr Nachmittags das VI. Armee-Corps bei Briza concentriren und dessen Artillerie vorziehen, zur Unterstützung der in seinem Auftrage nun durch Major v. d. Burg fortgeführten Verhandlungen, welche erst am 5. Nachmittags durch GM. v. Weigl abgebrochen wurden. Die Festung wurde hienach durch die Artillerie des VI. Armee-Corps auf eine Entfernung von 4 - 5000 Schritten von 6 bis 7 Uhr Abends beschossen und erwiderte das Feuer, ohne dass auf beiden Seiten ein erheblicher Erfolg erzielt ward.

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Unterdessen erfolgten zu Hořic im Hauptquartier Seiner Majestät des Königs die ersten Anordnungen für die Fortsetzung der Operationen im Grossen.

Am Abende des 4. Juli erging der Befehl, dass die II. Armee, unter gleichzeitiger Voraussendung einer Avantgarde gegen Leitomischl, zunächst über Pardubic gegen Chrudim, die I. gegen Přelauč und die nunmehr wieder selbständige Elbe-Armee nach Chlumec zu rücken habe. Die GardeLandwehr-Division wurde, zur Deckung des preussischen Heeres gegen etwaige Diversionen aus Prag, nach Poděbrad disponirt.

Diese ersten Dispositionen, im Zusammenhange mit den unmittelbar darauf folgenden, weisen darauf hin, dass die Richtung, welche von dem kaiserlichen Heere eingeschlagen worden, im preussischen Hauptquartier nicht bekannt war, und dass im Grossen das kaiserliche Heer im Rückzuge nach Süden angenommen ward.

Am 5. Juli überschritten die ersten preussischen Abtheilungen die Elbe und zwar die Cavallerie - Division Hartmann durch Furten bei Pardubic und Dřitec (Dřič), mit der Artillerie auf der wieder hergestellten Brücke bei Němčic. Eine Escadron des 10. Uhlanen - Regiments, welche gegen Chrudim vorging, stiess bei Drazkowic auf die Nachhut der österreichischen 1. leichten Cavallerie-Division. Die Cavallerie-Brigade Wnuck

des V. Armee-Corps (1. Uhlanen und 4. Dragoner-Regiment) ging bei Pardubic über die Elbe und rückte Nachmittags noch bis Chrudim vor, wo sie Lager bezog.

Die Infanterie der aus allen Füsilier-Bataillons und 2 Batterien zusammengesetzten Avantgarde-Brigade des V. Corps unter GL. v. Kirchbach besetzte Pardubic und deckte den Bau von zwei Ponton-Brücken, welche in der Nähe der abgebrannten Elbe-Brücke geschlagen wurden.

Das Gros des V. Corps kam nach Hradišt, das I. Corps nach Čeperka, das Hauptquartier des Kronprinzen und das Garde-Corps nach Opatowic, wohin auch die durch die 12. Division vor Josefstadt abgelöste 3. Garde - Infanterie - Brigade einrückte. Das VI. Corps erhielt die Bestimmung, zur Deckung der Verbindungen mit Schlesien vorläufig vor den Festungen Josefstadt und Königgrätz stehen zu bleiben.

Die I. Armee fand die Elbe Übergänge in der Gegend von Přelauč unversehrt, schob ihre Avantgarde über dieselben vor, blieb aber mit dem Gros der Truppen auf dem rechten Ufer und zwar mit dem III., IV. und Cavallerie-Corps zwischen Přelauč und Bohdanec, dem II. Corps weiter rückwärts bei Běla. Das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Carl kam nach Přelauč. Zahlreiche Detachements wurden zur Deckung der Strassen nach Turnau, dem Endpunkte der bis jetzt für die preussische Armee einzig brauchbaren Eisenbahnverbindung mit Berlin, zurückgelassen.

Die Avantgarde der Elbe- Armee überschritt zum Theil die Elbe bei Řečan, die 15. Division kam nach Wapno, die 16. Division nach Chlumec, die 14. nach Žiželic, die Garde-Landwehr-Division nach Dlauhopolsko.

Letztere Division wurde am Abende des 5. von der preussischen Heeresleitung zur Besetzung Prags bestimmt; durch 2 Batterien verstärkt marschirte sie dahin ab und rückte am 8., ohne Widerstand zu finden, in die Stadt ein, welche die kaiserlichen Truppen und Behörden bereits verlassen hatten.

Die Besitznahme von Prag gewährte der preussischen Armee, ausser den reichen Hilfsquellen dieser Stadt, noch den weit grössern Vortheil des Gewinnes einer ununterbrochenen Eisenbahn-Verbindung (Turnau - KralupPrag - Pardubic) mit der Heimat, welche bisher nicht bestanden hatte, da die Linie Prag Bodenbach durch die Festung Theresienstadt und die Linie TurnauPardubic durch Josefstadt gesperrt war.

Am 6. Juli überschritt das Gros der II. Armee die Elbe und ihre Spitzen dran gen, die Fühlung mit dem Gegner suchend, weit vor 1). Die Caval

1) Die diesem Bande beigegebenen zwei Übersichtsblätter geben die Aufstellungen der beiderseitigen Armeen am 6., 11., 14., 18. und 21. Juli.

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lerie-Division Hartmann, nunmehr dem V. Corps unterstellt, kam bis Neudorf an der Strasse nach Hohenmauth und pussirte Abtheilungen gegen Leitomischl und Chocen. Ersterer Ort wurde von der äussersten Nachhut der österreichischen 1. Marsch-Colonne, letzterer von dem Detachement der 2. leichten Cavallerie - Division besetzt gefunden. Das V. Corps kam nach Holic und Umgebung, die Cavallerie-Brigade Wnuck nach Stradoun bei Chroustowic. Das I. Corps erreichte Chrudim, dessen Avantgarde Slatinan, die Garde den Raum zwischen Pardubic, Sezemic und Zrniny; das Hauptquartier des Kronprinzen und später auch jenes Seiner Majestät des Königs wurde nach Pardubic verlegt.

Das Gros der I. Armee hatte Ruhetag; nur das CavallerieCorps kam nach Zdechowic, und die aus der 2. leichten Cavallerie- Brigade, dem 60. Regimente, den Füsilier-Bataillons des 18. und 48. Regiments, endlich dem 4. Jäger-Bataillon unter Commando des Herzogs Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin zusammengesetzte Avantgarde nach Choltic.

Von der Elbe-Armee bezog das VIII. Armee-Corps Cantonnements zwischen Chlumec und der Elbe; die Avantgarde unter GM. v. Schoeler besetzte Elbeteynic. Die 14. Division rückte zur eventuellen Unterstützung der Garde-Landwehr-Division nach Neu-Kolin; die an diesem Tage schon im preussischen Hauptquartier bekannt gewordene Räumung Prags von Seite der Österreicher machte jedoch das weitere Vorgehen der ersteren Division in dieser Richtung überflüssig.

Erst jetzt war man sich im preussischen Hauptquartier klar geworden, dass der grösste Theil der österreichischen Streitkräfte sich nach Olmütz zurückziehe. Der König entschloss sich nun in dieser Richtung nur die II. Armee vorgehen und durch diese die kaiserliche Armee bei Olmütz in Schach halten zu lassen, mit der I. und Elbe- Armee aber direct auf Wien zu marschiren. Die II. Armee sollte sich in Berücksichtigung ihrer für die Aufgabe verhältnissmässig untergeordneten Kräfte auf die Beobachtung des verschanzten Lagers von Olmütz und der sich darin sammelnden Truppen und auf die Deckung des Marsches der anderen Heerestheile beschränken. Wenn die österreichische Armee in der Richtung gegen Wien abmarschirte, sollte ihr der Kronprinz dahin folgen, wenn sie ihn aber mit Überlegenheit angriffe, nicht in der Richtung gegen das Gros des eigenen Heeres, sondern gegen das Glatz'sche ausweichen. Sobald die directe Verbindung der II. Armee nach Glatz über Mittelwalde etablirt wäre, sollte jene über das Riesengebirge aufgelassen, und das zu deren Deckung gegen die österreichischen Elbe-Festungen verwendete VI. Corps zum Gros herangezogen werden. Nur Pardubic hatte bis zum Eintreffen von nachrückenden Landwehr-Abtheilungen besetzt zu bleiben. Als nächstes Marschziel wurde dem Kronprinzen Mährisch-Trübau angewiesen.

Der Entschluss der preussischen Heeresleitung, mit dem Gros an die Donau zu rücken und die kaiserliche Nord-Armee bei Olmütz nur durch die II. Armee beobachten und beschäftigen zu lassen, muss als sehr gewagt bezeichnet werden. Gelang es dem FZM. v. Benedek mit der ihm zu Gebote stehenden Übermacht den Truppen des Kronprinzen eine empfindliche Schlappe beizubringen, so war dadurch das durch die Schlacht von Königgrätz zu Ungunsten Österreichs gestörte Gleichgewicht der Kräfte theilweise hergestellt und der Geist der Armee wieder gehoben. Zog sich der Kronprinz, der erhaltenen Weisung gemäss, gegen das Glatz'sche zurück, so gewann die kaiserliche Armee den Vortheil der innern Linien zwischen den getrennten feindlichen Heerestheilen und dadurch die Gelegenheit zu einem neuen Erfolge; jedenfalls hätte dann die Vorrückung der preussischen Elbe- und I. Armee gegen die Donau nicht mehr ungestört stattfinden können. Die erwähnte Operation erscheint somit nur gerechtfertigt durch die Grösse des bereits errungenen Erfolges und die voraussichtlich tiefe Wirkung desselben auf die kaiserliche Armee und den ganzen österreichischen Staatsorganismus. Durch rasches Vordringen gegen das Herz der Monarchie hoffte man die kaiserliche Regierung, unter Annahme aller Bedingungen Preussens, zum raschen Abschlusse des Friedens zu drängen und sich dadurch aus der unangenehmen Lage zu befreien, welche das eben beginnende Auftreten Frankreichs als Friedensvermittler schaffen konnte 1).

Die I. Armee hatte zu ihrer Vorrückung gegen die mährische Grenze die Linien von Chrudim über Skuč-Polička und Kreuzberg-Saar zu benützen. Am 7. Juli überschritt ihr Gros die Elbe und langte mit dem CavallerieCorps (bei Zbislaw) und dem II. Corps (bei Turkowic) auf dem rechten,

1) Die Argumentation des preussischen Generalstabswerkes bei Besprechung obiger Disposition scheint nicht ganz glücklich. Es heisst dort, dass man im preussischen Hauptquartier dem österreichischen Heere noch immer genug inneren Halt zutraute, um nach kurzer Erholung die Offensive gegen die Armee des Kronprinzen, mit bei weitem überlegenen Kräften wieder aufzunehmen. Würde nun in diesem Falle die II. Armee ihren Rückzug gegen das Gros der preussischen Heeresmacht genommen haben, so wäre dessen Vorrückung an die Donau gestört worden, während durch den Rückzug nach dem Glatz'schen der Kronprinz die österreichische Armee dahin nach sich gezogen hätte. Wir fragen nur: Konnte die Vorrückung gegen Wien, angesichts der sich dort sammelnden kaiserlichen Heerestheile, ohne Störung fortgesetzt werden, wenn der Kronprinz ins Glatz'sche zurückwich, und FZM. v. Benedek, gestützt auf die Festungen Olmütz, Josefstadt und Königgrätz, ganz Mähren und den östlichen Theil Böhmens beherrschend, alle Verbindungen der preussischen Hauptarmee unterbrach? Wäre diese nicht in einer besseren Lage gewesen, wenn sie mit der II. Armee vereint den unumgänglich nothwendigen Rückschlag gegen die kaiserliche Nord-Armee hätte führen können? Masste FZM. v. Benedek nothwendig dem Kronprinzeu nach dem Glatz'schen folgen, oder konnte er nicht von ihm ablassen, ihn einige Tage lang durch untergeordnete Kräfte beschäftigen und diese gewonnene Zeit zu einer kräftigen Action gegen die feindliche Hauptmacht benützen?

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6. Juli.

7. Juli.

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dem IV. Corps (bei Morašic) auf dem linken Flügel, an der Strasse CaslauChrudim an. Das Hauptquartier kam nach Heřmanměstec, die Avantgarde nach Bojanow.

Die Elbe-Armee erreichte auf der ihr zugewiesenen Marschlinie Elbeteynic-Iglau, mit der Avantgarde Časlau, mit der 16. Division Schušic, mit der 15. Neuhof, wohin auch das Hauptquartier verlegt wurde. Die 14. Division rastete in Neu-Kolin:

Von der II. Armee kamen das Hauptquartier und die Garden nach Chroustowic, das I. Corps nach Luže, das V. Corps nach Hohenmauth; die Cavallerie-Brigade Wnuck ging zur Deckung der Flanke über Chocen bis Brandeis, die Cavallerie-Division Hartmann mit ihrem Gros bis Böhmisch-Heřmanic und Čerekwic, mit ihren Spitzen bis Slaupnic und Leitomischl.

Der Kronprinz liess an diesem Tage eine Marsch-Disposition entwerfen, nach welcher am 10. Juli die Garden in Wildenschwert, das V. Corps bei Böhmisch-Trübau, das I. Corps bei Schirmdorf stehen sollten. Welche Absicht diesen Abweichungen von der directen Marschlinie Holic - ZwittauOlmütz zu Grunde lag, ist nicht bekannt. An das VI. Corps erging der Befehl, unter Zurücklassung der 12. Division zur Beobachtung der ElbeFestungen, der Armee derartig nachzufolgen, dass es am 11. in Rosocha (nordwestlich Wildenschwert) somit auf dem äussersten linken Flügel der Armee eintreffen könne und das 63. Regiment aus Glatz und Neisse möglichst bald über Habelschwerdt an sich zu ziehen. Aus dieser Verfügung erhellt das Bestreben des Kronprinzen, sich für die Durchführung seiner wichtigen Aufgabe durch alle irgend verfügbaren Kräfte zu verstärken.

Während die preussische Elbe- und I. Armee noch weit zurück bei Caslau und Chrudim und auch die II. Armee mit ihrem Gros um Hohenmauth stand, also zwei Märsche von der österreichischen Nord - Armee entfernt war, welche mit dem grössten Theile ihrer Truppen die Gegend von Zwittau, Landskron und Mährisch-Trübau erreicht hatte, gelang es einer vorausgesendeten Abtheilung der Cavallerie - Division Hartmann durch ihr Erscheinen bei Zwittau eine grosse Verwirrung in dieser Stadt zu verursachen.

Ereignisse am Abende des 7, und am 8. Juli.

Überfall bei Zwittau; VortruppenGefechte bei Abtsdorf und Rudelsdorf,

Überfall bei Zwittau,

Wie schon erwähnt hatten die sächsischen Truppen keine regelmässige Vorposten-Aufstellung an der Strasse Leitomischl-Zwittau genommen. Als nun Nachmittags um 5 Uhr die bestimmte Nachricht einlief, dass der

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