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15. Juli.

FZM. v. Benedek hatte, nachdem er sich vom Kampfplatze entfernt, folgenden Befehl an das 8. Corps erlassen.

„Das Armee-Hauptquartier geht nach Prerau. Das 8. Corps hat, wenn es der Übermacht weichen muss, sich auf das linke March-Ufer zu ziehen, ,,und über Brodek nach Prerau zu marschiren.“

In der Überzeugung, mindestens ein starkes feindliches Armee-Corps vor sich zu haben und in Berücksichtigung obigen Befehles ordnete nun EH. Leopold den Rückzug hinter die March an, welcher durch Abfallen vom rechten Flügel, unter dem Schutze der Cavallerie-Division und der eigenen Artillerie, ohne Störung von Seite des Feindes ausgeführt wurde. Die 3 Brigaden des Corps überschritten die March bei Dub und Rakodau, wornach die von ihnen benützten Brücken abgebrannt wurden. Dub blieb zuletzt durch das 31. Jäger-Bataillon besetzt.

Die Batterie Nr. 10/IX der Corps-Geschütz-Reserve, welche zur Deckung des Rückzuges lange im Feuer geblieben war, konnte die Brücke bei Dub nicht mehr gewinnen und ging daher ebenso wie das gerettete Personal und Material der Batterien Nr. 8 und 9/IX nach Ölmütz zurück, wo sie aus dem in der Festung vorhandenen Materiale ergänzt wurde, und nebst der wieder mit 6 Geschützen dotirten Batterie Nr. 8/IX und der Batterie Nr. 6/IX die mobile Festungs-Geschütz-Reserve bildete.

Die Regimenter Este und Reischach, welche sich beim March-Übergange von ihrer Brigade getrennt hatten, zogen sich ebenfalls nach Olmütz zurück.

Die 2. leichte Cavallerie-Division blieb noch auf dem Plateau zwischen der March und Blatta stehen und führte mit ihren Batterien den Kampf gegen jene des Feindes fort, bis das 8. Corps seinen Rückzug hinter die March zum grössten Theil durchgeführt hatte. Endlich trat auch die Division den Rückzug gegen die ihr zugewiesene Brücke und Furt von Tuzapp, unter dem Schutze ihrer Batterien an, nahm auf dem linken MarchUfer an der Eisenbahn erneuert Stellung und liess ihre Patrullen längs jenes Flusses und der Beczwa streifen 1).

Das 8. Armee-Corps rückte zwischen 6 und 7 Uhr, die 2. leichte Cavallerie-Division um 8 Uhr Abends in das Lager zwischen Roketnitz und

1) Ein Theil des Flanken-Detachements des Major Fürst Windischgrätz von Cseh-Huszaren unter Oberlieutenant v. Zadurowicz langte an der March erst an, nachdem die Brücken schon abgebrochen waren und zog sich nach Olmütz zurück. Mehrere versprengte Reiter schlossen sich diesem Detachement an, so dass es in der Stärke von 80 Mann in der Festung einrückte. Am Abend streifte noch vom Gros der 2. leichten Cavallerie Division eine Escadron Cseh - Huszaren, im Auftrage des 8. Corps-Commandos, gegen Olmütz, um die Verbindung mit den beiden dahin abgeirrten Regimentern der Brigade Kreyssern herzustellen.

Prerau ein; beide deckten sich durch eine Vorposten-Aufstellung längs der
March.

Vom Feinde waren das Füsilier-Bataillon des 3. Regiments, das 1. Dragoner- und 1. Cürassier-Regiment den abziehenden österreichischen Brigaden bis an die March gefolgt, aber durch deren Artillerie in entsprechender Entfernung gehalten worden. Das Gros des I. preussischen ArmeeCorps bezog Lager zwischen Hrubschitz und Klopotowitz.

Ausser einer nicht unerheblichen Anzahl von Erschöpften oder Verirrten, welche zurückgeblieben waren, die aber zum grössten Theil wieder zu ihren Truppenkörpern einrückten, hatten die Brigaden Fragnern, Schulz und Kreyssern, wie auch die 2. leichte Cavallerie-Division in diesem Gefechte nur unerhebliche Verluste erlitten.

Von der Festungs- Besatzung zu Olmütz trafen nur Patrullen mit feindlichen Detachements zusammen; die Werke Nr. 15 und 18 gaben auf preussische Abtheilungen, die sich dem Festungs - Rayon näherten, einige Kanonenschüsse ab; Bewegungen grösserer feindlicher Colonnen fanden längs der Westseite des verschanzten Lagers, jedoch ausserhalb des Geschützertrages statt.

15. Juli.

Gefecht bei Roketnitz und Dluhonitz.

Mit den von Tobitschau über Traubek vorgedrungenen preussischen Abtheilungen hatten am Nachmittage des 15. Juli noch Truppen des österreichischen I. Armee-Corps einen Kampf zu bestehen.

Dieses Corps hatte im Allgemeinen noch die Dislocationen vom 13. Juli inne. Brigade Abele sollte am 15. Juli nach Wlkosch marschiren, wozu das Gros um 5 Uhr Morgens von Gr.-Prossenitz aufzubrechen und die in Leipnik und Gr.-Aujezd detachirten Theile aus ihren Stationen nachzufolgen hatten. Nach 9 Uhr Morgens wurde in dem Cantonnirungs-Rayon des Corps der Kanonendonner von Tobitschau her vernommen. Um 11 Uhr langten Versprengte an, welche die Wegnahme der Geschütz-Reserve des 8. Corps meldeten. Hierauf ordnete der Interims-Corps-Commandant GM. Graf Gondrecourt an, dass die Brigaden Poschacher und Leiningen (Hohendorf und Cattanei) bei Roketnitz Stellung nehmen und sich hier hartnäckig behaupten sollten. Brigade Ringelsheim (commandirt vom Oberstlieutenant H a uska) wurde angewiesen, den nördlichen Eingang von Prerau und den Eisenbahndamm mit 2 Bataillons zu besetzen und hier eine Aufnahmsstellung für die vorn stehenden Truppen zu nehmen. Brigade Ludwig Baron Piret erhielt Befehl, sich in Prerau zu ralliren.

Gegen 1 Uhr kam GM. Graf Gondrecourt selbst nach Roketnitz und

15. Juli. wiederholte, ebenso wie der eben auf dem Wege nach Prerau eintreffende Feldzeugmeister, den Befehl zur hartnäckigen Vertheidigung dieses

Ortes.

Zwischen 1-2 Uhr langte die Brigade Poschacher (Hohendorf) aus ihren Cantonnirungen um Kokor bei Roketnitz an und nahm eine concentrirte Aufstellung nördlich des Schlosses mit der Front gegen Nordosten. Der Ort selbst war vom 2. Bataillon des Regiments Gyulai (Brigade Leiningen) mit einer Division an der südwestlichen, einer Compagnie an der nördlichen Umfassung, einer Compagnie im Schlossgarten und einer Division als Unterstützung bei der Kirche besetzt.

Das 1. Bataillon Gyulai 1) und die Batterie liess Oberst Baron Cattanei (der im Range ältere Brigadier) als Reserve am östlichen Ausgange des Dorfes Stellung nehmen und erwartete das Eintreffen des Restes seiner Brigade von Dluhonitz her. Doch kam bald von dort ein Adjutant mit der bestimmten und dennoch auf einem Missverständnisse beruhenden Meldung, dass auf Befehl des Corps-Commandanten das Regiment Haugwitz und das 32. Jäger-Bataillon bei Dluhonitz zu verbleiben, und eventuell das Regiment Gyulai daselbst aufzunehmen hätten.

Oberst Baron Cattanei liess nun, während die Brigade Poschacher und das 2. Bataillon Gyulai in ihren Aufstellungen verblieben, das 1. Bataillon dieses Regiments und die Batterie zur Verbindung mit Dluhonitz etwas nach Süden rücken und begab sich selbst nach diesem Orte. Von hier aus hatte Oberstlieutenant Fürgantner (Commandant von HaugwitzInfanterie) das 32. Jäger-Bataillon in dem Raume zwischen der Bahn und der Beczwa zur Beobachtung der diesen Fluss einfassenden Auen, das 2. Bataillon Haugwitz westlich des Dorfes zur Verbindung zwischen dem JägerBataillon und den bei Roketnitz stehenden Abtheilungen vorgeschoben und den Rest des Regiments als Reserve im Orte zurückbehalten, von welcher später das 3. Bataillon zur Besetzung der Umfassung verwendet wurde. Oberst Cattanei billigte diese Vertheilung der Truppen und ertheilte noch dem Commandanten des Regimentes Haller-Huszaren, welches eben anlangte und vom Armee Commandanten zur Unterstützung der Brigade Leiningen bestimmt wurde, Befehl, sich östlich Dluhonitz aufzustellen, um, seitwärts des Ortes zur Attake vorbrechen zu können. Der Train, dem das Regiment als Bedeckung gedient hatte, defilirte während dessen durch die von den beiden Brigaden eingenommene Position.

Die Ausführung der vom Feinde beabsichtigten scharfen Recognosci

1) Das Regiment war in Folge seiner Verluste bei den früheren Gefechten in 2 Bataillons formirt.

rung gegen Prerau war dadurch verzögert worden, dass die Huszaren - Bri- 15. Juli. gade unter GM. v. Witzleben (3 Escadrons des 2. Leib- und das Landwehr-Huszaren-Regiment) irrthümlich gegen Wierowann vorgegangen war und erst wieder über Tobitschau nach Traubek geführt werden musste, wo sie um 2 Uhr Nachmittags eintraf. Ausser den Huszaren war noch eine reitende Batterie, die 4. Escadron des 10. Uhlanen - Regiments und eine auf requirirte Wagen gesetzte Compagnie des 4. Infanterie-Regiments zur Theilnahme an dem Unternehmen bestimmt, zu dessen Unterstützung und Deckung von letzterem Regiment 4 Compagnien Traubek und 2 Compagnien die March-Übergänge bei Tobitschau besetzt hatten. Nach kurzer Rast bei Traubek setzte sich GM. v. Hartmann mit seiner Recognoscirungs - Truppe in Bewegung, und überschritt vor 3 Uhr mittelst einer östlich Wrbowetz ausgemittelten Furt die Beczwa, liess hier die beigegebene Compagnie zur Deckung des Überganges zurück, entwickelte die Landwehr - Huszaren und die Uhlanen-Escadron im ersten, 2 Escadrons Leib-Huszaren im zweiten Treffen und liess die unter Bedeckung einer Huszaren - Escadron auf dem linken Flügel aufgefahrene Batterie das Feuer eröffnen.

Mehrere Projectile schlugen in die Aufstellung der Brigade Poschacher ein, ohne jedoch Schaden zu thun. Oberst v. Hohendorf ordnete nun den Abmarsch der Brigade in eine der unerwarteten feindlichen Angriffsrichtung entsprechende Aufstellung, auf den Höhen nordöstlich Roketnitz, an. Indessen ging das erste Treffen der feindlichen Cavallerie zur Attake

über.

Die auf dem rechten Flügel stehende Uhlanen-Escadron, welcher die 4. Escadron des Landwehr - Huszaren - Regiments folgte, warf sich auf das vor dem feindlichen Artilleriefeuer im Rückzuge auf Dluhonitz begriffene 2. Bataillon Haugwitz, welches zwar eine Salve auf die Angreifer abgab, sich aber dann in die nächsten Häuser warf und dadurch das an der Dorfumfassung aufgestellte 3. Bataillon des Regiments in Unordnung brachte. Beide Bataillons wichen dann gegen das am nordöstlichen Ausgange in Reserve stehende 1. Bataillon zurück, wo sie wieder gesammelt und geordnet wurden. Das 32. Jäger - Bataillon, welches sich mittlerweile bei dem BahnwächterHäuschen zunächst Dluhonitz concentrirt hatte, zog sich, nachdem der Ort von sämmtlichen darin gestandenen Abtheilungen geräumt war, in guter Haltung längs des Bahndammes auf das sich rückwärts rallirende Regiment Haugwitz zurück.

Während dieser Ereignisse auf dem österreichischen linken Flügel waren im Centrum die 1. und 2. Landwehr-Huszaren-Escadron unter Oberst v. Glasenapp zur Attake gegen das 1. Bataillon Gyulai geschritten. Dieses hatte in seiner Aufstellung zwischen Roketnitz und Dluhonitz Carré for

15. Juli. mirt, wurde aber durch die feindliche Batterie wirksam beschossen, und zog sich, um allzu grosse Verluste zu vermeiden, auf Befehl des Regiments-Commandanten in der Richtung gegen Dluhonitz zurück. Während der Bewegung entstanden Trennungen; einige einschlagende Granaten vermehrten die Unordnung, so dass es den nachsetzenden preussischen Huszaren gelang, das Bataillon theilweise auseinander zu sprengen; dasselbe ward auf dem Sammelplatze der Brigade wieder rallirt. Die Brigade-Batterie griff nicht in das Gefecht ein und zog sich zurück.

Auf dem österreichischen rechten Flügel führte indessen die Brigade Poschacher (Hohendorf) ihre Bewegung von Roketnitz links rückwärts gegen die Höhen trotz des feindlichen Geschützfeuers und der Annäherung preussischer Cavallerie-Abtheilungen, welche das Regiment König von Preussen Nr. 34 wiederholt zur Carréformation veranlassten, in Ordnung aus. Das Regiment Martini nahm auf dem linken, das Regiment Preussen auf dem rechten Flügel Stellung; die Batterie, neben welcher sich das 18. Jäger-Bataillon aufstellte, setzte sich zwischen beiden Regimentern nicht ohne Wirkung gegen die feindlichen Geschütze ins Feuer. Vom Feinde war in der Richtung gegen die Strasse Roketnitz-Przedmost zuerst die 3. Escadron des Landwehr-Huszaren-Regiments vorgegangen, hatte eine unbewaffnete Abtheilung (Blessirtenträger und Officiersdiener vom Regimente Gyulai, welche dem 1. Bataillon gegen Dluhonitz zu folgen im Begriffe waren) auseinander gesprengt, und war hienach in die Queue des auf der Strasse gegen Prerau abziehenden Trains eingedrungen, in dem sie die grösste Verwirrung verursachte. Flankenfeuer aus der östlichen Lisière von Roketnitz scheint diese Escadron zur Umkehr bewogen zu haben. Die preussische Batterie hatte sich indessen auch nach dem österreichischen rechten Flügel gewendet und ihr Feuer, wie oben erwähnt, gegen die Brigade Poschacher, ferner gegen Theile des 2. Bataillons Gyulai gerichtet. Das 2. Treffen der feindlichen Cavallerie-Brigade die 2. und 3. Escadron des Leib - Huszaren - Regiments ging nun, durch die Erfolge des 1. Treffens verleitet, gleichfalls in der Richtung gegen den östlichen Ausgang von Roketnitz vor und stiess hier auf das 2. Bataillon Gyulai 1).

Dieses Bataillon hatte vom Regiments-Commandanten beim Anrücken des Feindes den Befehl erhalten, Roketnitz zu räumen und sich auf Dluhonitz zurückzuziehen; jedoch ehe es möglich war, die im Orte vertheilten Abtheilungen zu sammeln, hatten die preussischen Escadrons schon die Verbindung mit dem Gros der Brigade unterbrochen; das Herausbrechen des Ba

1) Theile dieser Escadron und der 3. Escadron Landwehr-Huszaren scheinen sich auch dem Regimente Preussen genähert zu haben, es kam jedoch hier zu keinem Kampfe.

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