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schüße unter dem Lieutenant Duour folgten ihnen und stellten sich links von Semilly auf, um die feindliche Artillerie zu beschießzen. Da sie keine besondere Wirkung hatten, gaben sie nur drei Schuß ab und kehrten wieder in ihre Stellung auf dem Bergabhange zurück.

In der Nacht wurde der gegen 5 Uhr Nachmittags eingetroffene rechte Flügel der französischen Armee unter Marmont von York und Kleist überfallen und geschlagen; aber troydem beschloß Napoleon, sich am folgenden Tage noch bei Laon zu halten. Winzingerode und Bülow bekamen am 10. März Morgens den Befehl, ihn anzugreisen. Bülow stieg von den Höhen von Laon herab und gerieth in feindliches Artilleriefeuer, welches ihn zwang, in seine alte Stellung zurückzugehen. Hier hatte er Gelegenheit, bei Semilly und Ardon noch einen allgemeinen feindlichen Angriff abzuweisen, woran sich auch die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 betheiligte.

In dem Berichte des Hauptmanns v. Glasenapp heißt es darüber: „Den 10. Morgens erhielt die Batterie Befehl, Semilly in Gemeinschaft mit der Infanterie zu nehmen, kam aber wegen des zu starken Andringens des Feindes nicht zum Aufmarsch, sondern mußte auf der Chauffee kehrt machen und in ihre alte Position einrücken, in welcher sie bis gegen Abend stehen blieb. Allein, da der Feind aus dem Dorfe Semilly noch den Versuch machte, sich der Anhöhe bei der Abtei St. Vincent zu bemächtigen, erhielt der Feind von den Batterien ein heftiges Feuer, wodurch er sein Vorhaben aufgab und retirirte, auch eine Menge Todte und Blessirte zurückließ, wie sich heut bei der Besichtigung des Schlachtfeldes ergeben hat." Erst gegen 4 Uhr Nachmittags entschloß sich Napoleon zum Rückzuge auf Soissons, den er im Laufe der Nacht ausführte. Verluste hatte die Batterie in der Schlacht bei Laon nicht gehabt; verfeuert wurden am 9. März: 148 Kugel-, 20 Kartätschschüsse, 37 Granaten. Am 10. März: 71 Kugel-, 5 Kartätschschüsse, 2 Granaten.

Für Auszeichnung in der Schlacht erhielten durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 3. Juni 1814 der Lieutenant Duong und Bombardier Kalsow das Eiserne Kreuz 2. Klasse, während noch Unteroffizier Schulze dazu vorgeschlagen war. Außerdem bat der General v. Holzendorff um den Rücktritt zweier Kanoniere der Batterie von Glasenapp in die 1. Klasse des Soldatenstandes, „da sie sich vor allen ihren Kameraden durch ihre Ruhe und gutes Richten im heftigsten Feuer ausgezeichnet haben“.

Belagerung von
Soissons.

Marsch nach
Paris.

Marsch nach
Flandern.

Am 17. März traf die Nachricht von dem Vorgehen Napoleons gegen Schwarzenberg ein, worauf sich Blücher entschloß, das III. Armeekorps vor Soissons, welches von den Russen verlassen und von den Franzosen wieder besetzt war, zurückzulassen und mit der übrigen Armee Napoleon zu folgen.

Am 22. März gingen die 3. und 6. Brigade auf einer Schiffbrücke auf das linke Ufer der Aisne, um hier die Einschließung der Stadt zu vervollständigen. Bis zum 31. März Abends blieb die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 vor Soissons und wurde bei der Belagerung in der Weise verwendet, daß je zwei und zwei Geschüße bei den Vorposten zum Abweisen von Ausfällen vertheilt wurden. Hierbei gab sie ab, am 26. März: 8 Kugel-, 1 Kartätschschuß, am 27. März: 35 Kugelschuß, 20 Granatwürfe, am 29. März: 37 Kugelschüsse, 10 Kartätschschüsse, in der Nacht zum 30. März: 8 Kugelschüsse, 7 Granatwürfe und 9 Kartätschschüsse.

Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 3. Juni wurde der Batterie für die Belagerung von Soissons ein Eisernes Kreuz 2. Klasse bewilligt, welches nach Wahl aller Mannschaften ein Kanonier Südschlag erhielt, welcher verwundet worden war und sich außerdem besonders ausgezeichnet hatte.

Am 30. März erhielt der General v. Bülow den Befehl, mit seinem Korps auf Paris zu marschiren. Die Belagerung von Soissons wurde daher in eine Einschließzung umgewandelt, und mit dieser eine Brigade des III. Korps betraut.

Die 3. Brigade begann ihren Marsch am 31. März Abends und erreichte über Villers, Nanteuil und Dammartin am 3. April Paris, welches nach der Erstürmung des Montmartre am 30. März kapitulirt hatte. Der Montmartre wurde von der 3. Brigade besegt, und an dieser Besetzung nahm die eine Hälfte der 6pfündigen Fuß-Batterie Nr. 5 theil, während die andere in Versailles untergebracht wurde.

Nach Einstellung der Feindseligkeiten marschirte die Batterie mit dem III. Armeekorps über Senlis, Compiegne, Rove, Peronne, Bapaume, Arras, Bethune und Hazebrouk nach Cassel in Flandern, in dessen näherer oder weiterer Umgebung sie bis Ende Mai verblich.

Der General v. Holzendorf besichtigte in dieser Zeit seine Batterien und berichtete unterm 25. Mai über den Zustand der Pferde überaus günstig; es fehlten daran der Artillerie des ganzen

Korps zusammen höchstens dreißig. Von den Mannschaften da gegen waren noch viele als krank abwesend, und über das Material sagt der General v. Holzendorff:

„Sämmtliche Geschütze sind zwar in marschfähigem Zustande, doch aber nicht in einem solchen, um bei einem neuen Kriege mit Nußen gebraucht werden zu können, indem ein großer Theil der Rohre ausgeschossen, die Laffeten nicht mehr ganz fest sind, die Naben ausgelaufen u. s. w. Die Montirungsstücke sind gut."

Den Rückmarsch nach dem Rheine machte die 6pfündige Fuß- Rückmarsch Batterie Nr. 5 nicht mehr im Verbande der 3. Brigade. Sie ging nach Krefeld. über Gent, Aalst, Hasselt und Rörmonde nach Krefeld, wo sie am 12. Juli eintraf und in den Verband der 6. Brigade des III. preußischen Korps trat, welches der Armee am Niederrhein angehörte. Den Oberbefehl über diese Armee erhielt der General der Infanterie Graf Kleist v. Nollendorf: zum Kommandeur der Artillerie derselben war durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 22. August der General v. Holzendorf ernannt. Wer an Stelle dieses Generals das Kommando über die Artillerie des III. Armeekorps übernahm, ist nicht genau ersichtlich. Am 1. Dezember berichtet ein Major v. Mathesen, der also zu dieser Zeit wohl Kommandeur gewesen sein wird, über sie, daß die Batterien theils unter dem Befehl der Majore v. Steinwehr und v. Grävenig in der Gegend von Rörmonde, theils unter Kapitän Mever in und bei Geldern stehen. Für die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 be gann nun in dem reichen Krefeld, wo sie sehr gut aufgenommen wurde, eine nach den vielfachen Entbehrungen und Anstrengungen des Feldzuges besonders angenehme Zeit, welche leider nur bis August dauerte. Die Batterie feierte dort aber am 3. August noch Königs Geburtstag, bei welcher Gelegenheit die Kriegsdenkmünzen für den beendeten ruhmvollen Krieg ausgetheilt wurden. Von der Batterie erhielten die Denkmünze für Kombattanten: 16 Personen für 1813, 18 für 1814 und 132 für 1813/1814; die Denkmünze für Nichtkombattanten erhielten 19 Personen. Die Zeit der Ruhe wurde bei der Batterie, die auf Kriegsfußz blieb, eifrigst benutt, um alle Schäden möglichst wieder herzustellen und die Ausbildung zu fördern. Vom 7. bis 18. September nahm die Batterie, nachdem sie im August nach Willich, eine Meile südlich Krefeld, verlegt war, an einer Schießzübung und weiterhin an den Truppenübungen in der Krefelder Heide theil. Am 2. Oktober kam sie nach St. Tönnis,

5 km westlich von Krefeld und endlich im Januar 1815 nach dem 20 km westlich liegenden Grefrath, wo sie bis zum Wiederausbruch des Krieges blieb.

Im August war der Chef der Batterie, Hauptmann v. Glasenapp, der zum Artillerieoffizier vom Play in Jülich ernannt war, von ihr geschieden; er wurde 1816 Major und starb 1822 in Magdeburg. An seiner Stelle erhielt der Premierlieutenant Schrader das Kommando der Batterie und an Stelle des verseßten Lieutenants Duoug trat der Sefondlieutenant Kühne. Das eigentliche Retablissement der Batterie an Geschüßen, Fahrzeugen, Geschirren, Ausrüstungs- und Bekleidungsstücken wurde in St. Tönnis durchgeführt.

Kurz erwähnt seien hier noch einige Aenderungen in der Be*kleidung. Schon 1812 war den Unteroffizieren und Bombardieren freigestellt, Stiefel anstatt Stiefeletten zu tragen, 1815 fielen diese ganz fort. Im November 1813 erhielt die Fußartillerie Feldmüßen mit Lederschirm, wasserdichter Deckeleinlage von Wachsleinewand und Sturmriemen, wie die Infanterie. Dies war auch die allgemeine Kopfbedeckung der Offiziere während der Jahre 1813, 1814 und 1815. Von diesen wurden jetzt schwarzseidene Halstücher oder Binden, von den Unteroffizieren und Gemeinen schwarzwollene Halsbinden getragen. Die Röcke hatten anfangs niedrige, dann hohe, vorn ausgeschnittene, oben und unten roth eingefaßte Kragen, an denen die Unteroffiziertreffen unten befestigt waren. Geschlossene Kragen wurden erst nach den Feldzügen getragen. Die roth gefütterten Rockschöße waren lang und spitz und reichten bei den Offizieren bis zum Knie. 1814 erhielten die Offiziere Epaulettes und die Trompeter Schwalbennester; zu gleicher Zeit wurden anstatt der Knopfhosen graue Beinkleider mit zwei rothen Streifen und zwischenliegendem rothen Vorstoß eingeführt.

Verlassen wir nun vorläufig die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 und begleiten bis zum gleichen Zeitpunkt den Stammtruppentheil einer anderen Batterie unseres Regiments, der jetzigen 1. fahrenden, um demnächst die Gefechte beider Batterien während des Feldzuges von 1815 im Zusammenhange zu behandeln.

2. Geschichte des Stammtruppentheils der 1. fahrenden Batterie. a. Dritte provisorische Kompagnie der Brandenburgischen Artillerie-Brigade.

In der Geschichte der 2. Fuß-Kompagnie der Brandenburgischen Artillerie-Brigade ist bereits mitgetheilt, daß durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 12. Januar 1813 die Einberufung sämmtlicher Krümper der Artillerie und deren Eintheilung in Kompagnien befohlen worden war. In Kolberg wurden sechs solcher Kompagnien am 25. und 26. Januar gebildet und die eine derselben, die 3. provisorische Kompagnie der Brandenburgischen Artillerie-Brigade ist der Stammtruppentheil der heutigen 1. fahrenden Batterie unseres Regiments.

Die Stärke der provisorischen Kompagnien war zuerst auf 2 Offiziere, 20 Avancirte, 2 Spielleute und 112 Kanoniere festgesetzt. Die Offiziere wurden von ihren Brigaden kommandirt, durch Portepeefähnriche ersetzt, oder aus dem Znaktivitätsstande genommen. Die Unteroffiziere wurden von den Stamm-Kompagnien abgegeben; die 2. Fuß-Kompagnie gab, wie wir sahen, 5 Unteroffiziere, 10 Bombardiere und 6 Kanoniere zur Bildung jener Kompagnien in Kolberg ab und erhielt dafür als Ersatz eine entsprechende Anzahl von Krümpern. Schon am 1. Februar 1813 wurde die Stärke der provisorischen Kompagnien auf 1 Stabsfapitän oder Premierlieutenant, 2 Sekondlieutenants, 14 Unteroffiziere, 20 Bombardiere, 2 Spielleute und 164 Kanoniere erhöht; es machte jedoch große Schwierigkeiten, diesen Stand zu er reichen.

An Bekleidung sollten die von den Stamm-Kompagnien versetzten Mannschaften die mitgebrachten Stücke behalten und nur die Waffen zurückgeben, sobald diese aus den Depots ersetzt waren. Die eingezogenen Krümper erhielten aber nur: Feldmüße, Kamisole mit gefütterten Aermeln, Beinkleider und Handschuhe, alles von grauem Tuch; ferner Binden, Hemden, Socken, Schuhe und bis zur halben Wade reichende Stiefeletten, welch lettere über die Beinkleider geknöpft werden sollten. Das Tuch zu den Kleidungsstücken war sehr mangelhaft und wenig haltbar, außerdem wurde öfter solches von schwarzer oder blauer Farbe genommen, wenn kein graues vorhanden war.

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