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Von Interesse dürfte sein, was Oberst v. Dresky über die Unterbringung und Befehlsertheilung bei der Korpsartillerie während des bisherigen Vormarsches schreibt:

„Mir waren jetzt zur Verpflegung und Unterbringung zugetheilt: 6 Batterien, 5 Artillerie und 4 Infanterie-Munitionskolonnen, 3 Sanitäts-Detachements, 1 Pionier-Kompagnie, 1 Pontonkolonne, 4 Proviantkolonnen, 4 Fuhrparkskolonnen, 1 Bäckereikolonne, 1 Pferdedepot und 12 leichte Feldlazarethe. Zur Bedeckung hatte ich erhalten: Die Füsilier-Bataillone vom 12. und 64. Regiment und einen Zug vom 12. Dragoner-Regiment.

In Bezug auf die Einquartierung war die Maßnahme getroffen, daß die einzelnen Truppentheile immer rechts und links von der Marschstraße einquartiert wurden, daher nie weit von derselben nach ihren Quartieren hatten und am folgenden Morgen nur nach dem Punkt der Marschstraße zu marschiren brauchten, wo sie am vorhergegangenen Tage abgebogen waren, um wieder an der ihnen. zugewiesenen Stelle der Marschordnung zu stehen.

Für die Befehlsertheilung hatte ich Folgendes angeordnet. Der Befehl für den anderen Tag mußte täglich von dem Generalkommando abgeholt werden. Das konnte erst geschehen, wenn das Armeekorps seinen Tagesmarsch vollendet hatte, also des Abends. Wir legten täglich drei bis vier Meilen zurück. Eine Meile hatte ich Abstand; wer den Befehl holte, mußte demnach fünf bis sechs Meilen reiten. Das war eine große Anstrengung, besonders wegen der Nachtritte. Sie wurde aber geleistet.

Da die Gegend, welche wir durchschritten, durch Franktireurs unsicher gemacht wurde, so konnte ich den Befehlsempfänger in der Nacht nicht allein reiten lassen. Ich ließ ihn daher durch einen halben Zug Dragoner begleiten. Im Befehlholen wechselten sich zwei Offiziere, die Lieutenants Cämmerer und Wolter, ab. Wenn wir ins Quartier kamen, so legten sich der Befehlsholer und die ihn begleitenden Dragoner sogleich schlafen; ihre Pferde wurden von den anderen Yeuten verpflegt. Wenn das Essen fertig war, worüber meistens zwei bis drei Stunden vergingen, wurden die Befehlsempfänger geweckt, speisten und ritten dann gleich fort. Meistens kamen sie in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr zurück. Ich redigirte dann meinen Befehl, der meistens nur die Unterbringung für den nächsten Tag enthielt. Ich mußte dieses für

meine Truppen selbst besorgen; das Generalkommando überwies mir nur eine Anzahl Dörfer zur Unterbringung.

Da die französische Generalstabskarte neben den Ortsnamen auch die Einwohnerzahl angiebt, so machte die Vertheilung keine Schwierigkeit. Aver sehr erschwerend war es, daß beim flackernden Kaminfeuer gelesen, geschrieben und auf den naß gewordenen Karten die Orte aufgefunden werden mußten. Petroleum und Lichte gab es nur noch in den Städten. War mein Befehl fertig, so wurde er den einzelnen Befehlsholern diktirt. Wenn ich mich begnügt hätte, den Befehl nur an die Stäbe zu schicken und denen die Weiterbeförderungen überlassen hätte, so würden die einzelnen Truppentheile sehr spät in Kenntniß gesetzt worden sein. Ich hatte darum angeordnet, daß jeder einzelne Truppentheil mir einen berittenen Mann nach meinem Quartier schicken solle. Für diese Yeute, es waren einige vierzig, wurde bei mir Quartier gemacht und mit ihnen evenso verfahren wie mit den Befehlsempfängern, welche nach dem Hauptquartier ritten. Nachdem mein Befehl ausgegeben war, ritten die Leute gleich fort, und da sie am Tage den Weg von ihrer Truppe bis zu meinem Quartier gemacht hatten, so fanden sie sich auch in der Nacht zurecht. Ich habe überhaupt die Erfahrung gemacht, daß unsere ländliche Bevölkerung sich sehr leicht orientirt. Franktireurs unterließzen Angriffe auf diese veute, weil sie nur innerhalb der von uns besetzten Ortschaften zu reiten hatten. Schließlich hatte ich noch befohlen, daß, wenn ein Befehl für den folgenden Tag bei einem Truppentheil nicht eintreffen sollte, dieser Morgens 8 Uhr an die Marschstraße rückte. Diese Einrichtung funktionirte so gut, daß während des ganzen Marsches nach Pithiviers jeder Befehl seinen Bestimmungsort erreicht hat. Für mich aber war die ganze Einrichtung eine große Strapaze. Es fehlte mir der so nothwendige Schlaf. Manchmal überwältigte mich die Müdigkeit so, daß ich während eines längeren Haltes einschlief. Ich war darum froh, als wir Pithiviers erreicht hatten.“

Am 23. Abends standen: Das IX. Korps bei Janville, das III. mit der 6. Division und der Korpsartillerie bei Bazoches les Gallerandes,*) mit der 5. bei Pithiviers, das X. in Beaune la Rolande, Montargis und weiter zurück. Die 1. Kavallerie-Division stand bei Pithiviers, die 2. bei Toury.

*) 1/2 Meile westlich Chatillon le Roi.

Gefecht bei
Landelles.

12. Die 2. reitende Batterie bei der Armee-Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin bis zum 28. November.

(Skizze 41, S. 393, Skizze 45, S. 411, u. Skizze 50, S. 449.)

Die 2. reitende Batterie war, wie im Abschnitt VII, 10 ge= schildert worden ist, zunächst der Einschließungs-Armee von Paris zugetheilt gewesen. Am 7. November war aus dem I. bayerischen Korps, der 17. und 22. Infanterie- und der 2., 4. und 6. KavallerieDivision eine neue Armee-Abtheilung gebildet und dem Befehl des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin unterstellt worden. Sie hatte den Auftrag, Entsagversuchen der Franzosen in südwest= licher Richtung entgegenzutreten.

An den Ereignissen bei Coulmiers war die 6. KavallerieDivision mit ihrer Batterie nicht betheiligt gewesen; sie stand, wie bereits mitgetheilt, bis zur Mitte des Monats November bei Chartres und Maintenon und klärte gegen die Linie DreuxChateauneuf-Jlliers-Bonneval auf, deren Besetzung mit Linientruppen und stärkerer Kavallerie festgestellt wurde. Der Großherzog hatte in der Ansicht, daß ein Abmarsch der Loire-Armee nach Norden stattgefunden hätte, die Armee-Abtheilung schon am 12. auf Chartres angesezt und beschloß auf die Meldungen der 6. Kavallerie-Division, am 17. November auf Dreux zu operiren. Er wurde in diesem Entschlusse noch durch die Meldung bestärkt, daß feindliche Truppen „sich hinter Jlliers weg nach Norden“ ziehen sollten. Die 6. Kavallerie-Division wurde angewiesen, je eine Brigade nach Chateauneuf und Nogent le Rotrou vorzusenden.

Um 7 Uhr marschirte die Batterie, welche der 15. KavallerieBrigade zugetheilt war, über Courville auf Landelles gegen Nogent le Rotrou. Wenige Granaten des ersten Zuges genügten, um zwei feindliche Bataillone, welche bei Landelles standen, zum Rückzuge zu zwingen. Ein nochmaliger Vorstoß des Gegners wurde abgewiesen. Die Batterie ging am Abend nach Flonville zurück. Munitionsverbrauch 28 Granaten

Da Dreur am 17. nach leichtem Kampfe in Besitz genommen war, und das ganze Verhalten der Franzosen erkennen ließ, daß sie an der Eure nur mit schwachen Kräften standen, so schlug der Großherzog, einem vom großen Hauptquartier erhaltenen Befehle entsprechend, die Richtung auf Tours über Nogent le Rotrou ein, da

dieser lettere Ort als Mittelpunkt der feindlichen Versammlung angesehen wurde.

Die 5. Kavallerie-Division verblieb bei Dreux. Die 6. Ka vallerie-Division befand sich zunächst vor der Mitte, dann vor dem

Gefechte bei St. Denis des Puits und bei

les Hys.

linken Flügel der Armee Abtheilung. Am 18. November erreichte Les Corvées fie Courville, woselbst am 19. Ruhe war. sammelte Kavallerie-Division, zu der ein Regiment und eine Batterie gestoßen waren,

Am 20. ging die ver-
bayerisches Infanterie-
unter Kommando des

Generals v. Schmidt über St. Denis des Puits vor. Südlich

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St. Denis stieß die Avantgarde, bei der sich der erste Zug der Batterie unter Premierlieutenant v. Gizydki befand, auf mehrere Bataillone Mobilgarden. Die beiden Geschüße nahmen im Vorgehen mehrere Stellungen. Abends gegen 5 Uhr versuchte der Gegner, sich nochmals bei Les Corvées les Yys zu setzen. Die beiden anderen Züge der Batterie wurden jezt vorgezogen, doch kam die Batterie nicht mehr zur Thätigkeit, da der Feind abzog und die Dunkelheit einbrach. Am 21. erreichte die Division ohne Gefecht La Croir du Perche.

Die Armee-Abtheilung war mit ihrer vorderen Linie bis nahe an Nogent le Rotrou herangekommen, und am 22. November sollte dieser Ort umfassend angegriffen werden. Der 6. Kavallerie-Division fiel dabei die Aufgabe zu, über Beaumont les Autels gegen die

Gefecht bei Mondoubleau.

Rückzugsstraße auf Le Mans vorzugehen. Es regnete während des ganzen Tages; bei Beaumont war der Weg so grundlos, daß die Wagen nur mit größter Anstrengung vorwärts gebracht werden fonnten. Leider war jedoch Nogent bereits geräumt. Auch die Avantgarde — 16. Husaren und Zug des Lieutenants Hederich stieß nicht mehr auf den Feind. Die Division bezog daher Quartiere bei Authon und Charbonnières, die Batterie in Authon.

Am 23. wurde die Operation auf Le Mans fortgesetzt. Die Armee-Abtheilung erreichte mit ihrer Spite La Ferté Bernard, die 6. Kavallerie Division Vibrave.

Auf dem Marsch von Nogent auf Le Theil erhielt der Großherzog den Befehl des Königs, daß nunmehr unverzüglich der Marsch in der Richtung auf Beaugency*) anzutreten sei. Die Armee Abtheilung befand sich jetzt in einer übeln Lage, da durch diesen Abmarsch die bisherige Front zur Flanke werden mußte. Diese zu decken, war nunmehr Aufgabe der 6. Kavallerie-Division.

Während die erste Staffel der Armee-Abtheilung, das I. bayerische Korps, am 24. November Vibraye erreichte, ging die 6. Kavallerie Division nach Mondoubleau, mußte sich aber ihr Quartier erst erkämpfen. Nachdem der Avantgarden-Zug, der 3. Zug, Sekondlieutenant Müller-Wiehr, gegen die Stadt in Stellung gegangen und dann auch noch der 2. Zug, Sekondlieutenant Hederich, heran gezogen war, räumte die aus mehreren Bataillonen Mobilgarden bestehende Besayung den Ort.

Am 25. rückte das bayerische Korps nach St. Calais und Mondoubleau, die preußischen Divisionen nach Vibraye und Authon; die 6. Kavallerie- Division kam bis Danzé und Azay, die Batterie nach Epuisay in ein schlechtes Quartier. Die vor der neuen Front der Armee-Abtheilung vorgehende 4. Kavallerie-Division hatte festgestellt, daß die Linie des Loir vom Gegner besetzt sei. Der Großherzog beschloß daher, die Armee-Abtheilung am 26. „auf der Linie Brou-Ya Bazoche Gouet – Arville**) zu versammeln.“ Die 6. Kavallerie Division verblieb an diesem Tage in der Gegend von Epuisay stehen und klärte gegen Vendôme, Fréteval und Cloyes auf. Vom Oberkommando der Zweiten Armee, welchem die Armee-Abtheilung durch Allerhöchsten Befehl vom 24. unterstellt worden war,

*) An der Loire, zwischen Orléans und Blois.

**) Arville, fünf Viertelmeilen südlich La Bazoche Gouet (Skizze 45), östlich Vibraye (Skizze 50, S. 449).

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