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f. 30. Juni bis 3. Juli.

Am 30. Juni blieb die Zweite Armee zwar auf dem linken Ufer der oberen Elbe stehen, von der Ersten Armee erreichte jedoch im Vorschreiten auf Königgräß die 6. Division Chotec (südöstlich Gitschin) mit Vorposten gegen Miletin, die 5. Division Quilibig (östlich Gitschin), die Reserveartillerie Studian.

Die übrigen Divisionen der Ersten Armee standen an der Chauffee Gitschin–Königgräß von Gitschin bis Horiz, die Elb-Armee westlich dieser Straße. Am 1. Juli überschritt von der Zweiten Armee das I. Korps von Arnau aus die Elbe und ging bis OberPraußnit, eine Meile südöstlich Trautenau, vor, das VI. Korps wurde an das V. herangezogen; die übrigen Korps blieben in ihren Stellungen. Prinz Friedrich Karl hatte um 3 Uhr Nachmittags die Erste Armee weiter auf Königgräß in Marsch gesetzt. Beide Armeen blieben am 2. Juli in den von ihnen am 1. Juli erreichten Punkten, von denen sie am 3. Juli den Vormarsch zur Schlacht von Königgräg antraten.

Für die Märsche der Batterien in diesen Tagen ist nur zu bemerken, daß die Verpflegung dauernd auf große Schwierigkeiten. stieß, sowie, daß bei den am 29. Juni im Gefecht gewesenen Batterien die Munition nur theilweise ersetzt war.

4. Die Schlacht von Königgräß.

(Skizze 27, hinter Seite 272.)

a. Bis 11 Uhr Vormittags.

Feldzeugmeister Benedek hatte die österreichische Nord-Armee in eine Stellung geführt, welche den kleinen sumpfigen Fluß Bistriß vor der Front, die Elbe und die Festung Königgräß auf eine Meile Entfernung hinter sich hatte. Das Schlachtfeld war in rein taktischer Beziehung für die Vertheidigung günstig, denn die vom Bistriß-Thal aus sanft ansteigenden Höhen, welche durch flache, mit Dörfern und Gehölzen besette Mulden getrennt waren, boten treffliche Artilleriestellungen und gestatteten zugleich, die Infanterie dahinter in den Tiefen vollkommen gedeckt aufzustellen. In der Mitte des Kampffeldes, nahe an der großen Straße Gitschin—Sadowa—Königgräß, erreichten bei Chlum die Höhen ihren höchsten Punkt. Mit großer Umsicht waren die Batteriestellungen dergestalt ausgesucht, daß die

Batterien sich gegenseitig unterstüßen konnten: Geschüßzeinschnitte waren hergestellt, die Entfernungen festgestellt worden, auch für die Infanterievertheidigung war durch Schützengräben und Verhaue nach

geholfen.

In dieser Stellung standen die verbündeten Oesterreicher und Sachsen, vom linken Flügel beginnend:

Das Königlich sächsische Armeekorps zwischen Nieder-Prim und Problus.

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Das 8. österr. Korps als Reserve für die Sachsen bei Charbusig. in Mokrowous Dohalicka-Unter DohalißWald von Sadowa oder Hola-Wald.

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3.

4.

2.

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nehmen.

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mit einer Brigade bei Sadowa, mit dem Rest von Lipa bis Chlum.

jollte in der Linie Chlum-Nedelig,

an dieses anschließend, bis zur Elbe Aufstellung Die Geländeverhältnisse ließen jedoch die Höhen von Maslowed und Horenowes für die Vertheidigung günstiger erscheinen, weshalb beide Korps dahin abrückten.

Die zur Reserve bestimmten Korps, das 1. und 6., standen zwischen Rosberit und Sweti.

Bei der Armee des Prinzen Friedrich Karl waren am Abend des 2. Juli zwischen 6 und 7 Uhr Meldungen eingegangen, welche bedeutende Massen des Gegners hinter der Bistrit feststellten.

Da man also den Gegner in unmittelbarer Nähe wußte, so wurde das sofortige Zusammenziehen der Streitkräfte für den nächsten Morgen verfügt. Der Befehl hierzu lautete in seinen Hauptpunkten: ,,1. Die Division Horn (8.) steht um 2 Uhr früh in der Position. bei Milowiß.

2. Die Division Fransecky (7.) rückt über Groß-Horig nach Cerekwig*) und steht um 2 Uhr früh in der Position am dortigen Schloß.

3. Die Divisionen Manstein (6.) und Tümpling (5.), unter Befehl des Generals v. Manstein, brechen um 11/2 Uhr früh auf und rücken in eine Reservestellung südlich Horiz, die Division Manstein östlich, die Division Tümpling westlich der Straße HorigKöniggrät. Es wird erwartet, daß beide Divisionen um 3 Uhr früh ihre Stellungen erreicht haben.

4. Das II. Armeekorps rückt mit einer Division nach Psaneck,

*) Cerekwiz liegt etwas nördlich der Linie Unter-Cernutek-Zelkowiz.

Gesch. d. Feldart. Regts. Gen. Feldzeugmeister (1. Brandenb.) Nr. 3.

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mit der anderen nach Bristan. Beide Divisionen stehen um 2 Uhr früh in den genannten Stellungen.

5. Das Kavalleriekorps hat mit Tagesanbruch gesattelt und bleibt auf seinen Biwaks zur Disposition stehen.

6. Die Armee Reserveartillerie rückt bis an Horiß und zwar mit der Reserveartillerie des III. Korps à cheval der Straße Horiz-Miletin, mit der Reserveartillerie des IV. Korps à cheval der Straße Horiz—Gitschin—Liboniz.

7. Der General der Infanterie v. Herwarth I. (Elb-Armee) rückt mit so viel von seinen Truppen wie möglich nach Nechanis und trifft daselbst so früh wie möglich ein."

Der Zweiten Armee wurde Kenntniß von diesen Anordnungen gegeben und dem großen Hauptquartier, das sich in Gitschin befand, Meldung gemacht.

Seine Majestät der König faßte sogleich den Entschluß, den Feind vorwärts der Elbe anzugreifen, und ließ an die Zweite Armee die Aufforderung ergehen, die nöthigen Anordnungen zu treffen, um mit allen Kräften zur Unterstüßung der Ersten Armee vorrücken und dabei sobald als möglich eingreifen zu können.

Die in den Befehlen angegebenen Zeiten ließen sich infolge der Dunkelheit und des schwierigen Marsches auf der durch den anhaltenden Regen noch schlechter gewordenen Wegen nicht einhalten. Nichtsdestoweniger war die vom Prinzen Friedrich Karl bezeichnete Linie bald nach Anbruch des trüben Regentages besetzt.

Der Prinz befahl daher um 6 Uhr die Vorwärtsbewegung der ganzen Armee, um eine für alle Fälle geeignete Stellung in der Nähe der Bistritz zu erreichen. Die 8. Division wurde angewiesen, auf der Chauffee Horit-Königgrät und links derselben als Avantgarde der im Centrum vorrückenden Truppen gegen Sadowa vorzugehen, das II. Armeekorps, rechts der Chaussee in gleicher Höhe sich zu halten. Die 5. und 6. Division sollten hinter der 8. Division längs der Chaussee, auf welcher sich die Reserveartillerie vorbewegen sollte, folgen, und die 7. Division erhielt den Befehl, von Cerekwitz aus vorzurücken, sobald sich bei Sadowa ein Gefecht entwickeln. würde, und in dieses den Umständen gemäß einzugreifen.

Um 7 Uhr entspann sich vor Sadowa das Infanteriegefecht und gegen 712 Uhr der Artilleriekampf, zunächst auf weite Entfernungen, zwischen den auf den Höhen hinter Sadowa stehenden österreichischen Batterien und den drei gezogenen Batterien der

8. Division. Westlich der Chaussee war zu gleicher Zeit die Artillerie der 4. Division bei Mzan in Thätigkeit getreten, Die 7. Division ging um 712 Uhr gegen Benatek vor. Die 5. und 6. Division marschirten seit 7 Uhr bei Klenit auf, erstere westlich, lettere östlich der Chaussee, die Batterien zwischen den Treffen der Infanterie.

Die Reserveartillerie befand sich im Marsch und rückte später bis an das Dorf Dub heran.

Auf Befehl Seiner Majestät des Königs, welcher gegen 8 Uhr auf dem Gefechtsfelde eintraf, ging nun die Armee vor, um sich in den Besitz der Bistriz-Linie zu sehen. In Verbindung mit der Elb-Armee war man stark genug, um auch dann, wenn der Gegner seinerseits vorging, diesen Abschnitt dauernd zu halten, und selbst, wenn das Centrum hätte weichen müssen, würde das Eintreffen der Zweiten Armee den Tag entschieden haben.

Bald nach 8 Uhr hatte die 8. Division sich des Ueberganges über die Bistrit bei Sadowa bemächtigt. Um das österreichische Heer auf allen Punkten seiner Front zu beschäftigen, mußte die Bistrit überschritten werden. Auf dem linken Flügel setzte die 7. Division ihren Vormarsch auf Benatek fort, die 8. Division ging bei Sadowa über den Fluß, das II. Korps gegen die Linie Mokrowous - Dohalicka—Unter-Dohalig vor. Schwere Stunden standen diesen vier preußischen Divisionen nach dem Ueberschreiten der Bistritz bevor. Die Pommern hatten die im Thale liegenden Waldstücke und Dörfer dem Feinde nach hartem Ringen entrissen und standen nun stundenlang, zur Unthätigkeit gezwungen, im heftigsten feindlichen Artilleriefeuer. In gleich gefährdeter Lage befanden sich die Divisionen des IV. Armeekorps, die 8. Division im Walde von Sadowa, Hola-Wald genannt, den sie nach hartem Kampfe ge= nommen, die 7. Division südöstlich von Benatek im heftigsten Gefecht um den Wald von Maslowed (Swiep-Wald). Durch ihre Artillerie konnten die Divisionen nur wenig unterstützt werden, denn die feindliche Artillerie war in ihren günstigen Stellungen und in ihren Geschüßen zu sehr überlegen, und nur einzelnen preußischen Batterien glückte es, im feindlichen Feuer aufzufahren und den so ungleichen Kampf aufzunehmen. So stand die Erste Armee um 11 Uhr Vormittags mit vier Divisionen in der Linie Mofrowous— Hola-Wald-Swiep-Wald. Die Divisionen des III. Korps waren in der Richtung auf Sowetit näher herangerückt und erhielten Befehl, zwischen Ober-Cernutek und dem Roskos-Berge Halt zu machen.

Die Elb-Armee entwickelte sich westlich der Linie Hradek-Lubno zum Angriff auf die Stellung der Sachsen.

b. Von 11 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags.

Während von Mokrowous bis zum Hola-Wald das Gefecht mehr einen hinhaltenden Verlauf nahm, hatte die 7. Division auf dem linken Flügel am Swiep-Wald einen um so schwierigeren. Stand. Von zwei österreichischen Korps überlegen angegriffen, wurde ihre Mitte aus dem Walde gegen Benatek zurückgedrängt und nur mit äußerster Anstrengung vermochten sich ihre Flügel bei Cistowes und an der Nordostecke des Waldes zu halten, bis zwischen 1 und 2 Uhr sich endlich eine Abnahme der feindlichen Angriffe bemerkbar machte.

Es war die Zweite Armee, welche hier im Augenblick der höchsten Gefahr helfend eingriff.

Der Befehl gegen die rechte Flanke des feindlichen Vormarsches zur Unterstützung der Ersten Armee vorzugehen, war rechtzeitig zur Zweiten Armee gekommen, und trotz der Ungunst der Wege und der Witterung sehen wir die 1. Garde-Division bereits um 12 Uhr Mittags im Vormarsch über Wrchownit auf Horenowes, die Tete der 11. Division im Besitz von Racit, die 12. Division im Vorrücken vom Horika-Berg gegen Sendrasiß, wodurch nicht allein der äußerste rechte Flügel der bisherigen österreichischen Schlachtlinie, sondern auch die Flanke der feindlichen Stellung in so entschiedener Weise bedroht wurde, daß der ganze rechte Flügel der Oesterreicher, das 2. und 4. Korps, von Horenowes aus zurückgenommen werden mußte.

Um 2 Uhr hatte die Garde Maslowed genommen und bereitete sich zum Sturm auf Chlum vor; das VI. Korps hatte Sendrasig besetzt, und sein linker Flügel war im Vorgehen gegen Lochenig, einen der Elb-Uebergänge, auf welchen die feindliche Armee für den Rückzug angewiesen war.

Wenden wir uns nun wieder zu den Brandenburgern.

Zur Vorbereitung eines späteren Vorgehens der Ersten Armee hatte gegen Mittag Prinz Friedrich Karl seine Reserve herangezogen. Die 5. Division ging bei Unter-Dohalit über die Bistrit und entwickelte sich rechts, die 6. Division überschritt den Bach auf der Brücke von Sadowa und marschirte westlich des Hola-Waldes auf. Auch die Reserveartillerie wurde bis nördlich von Sadowa, östlich der Straße, vorgezogen.

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