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Die Beschießung der Stadt dauerte am 1. und während der Nacht zum 2. Juli fort; es wurden in dieser Zeit in 36 Stunden gegen 6000 Geschosse in die Stadt geschleudert. Der Festungsartillerie gelang es nicht das feindliche Feuer zu dämpfen, hauptsächlich deshalb nicht, weil mehrere Geschütze und Mörser sprangen, andere derartige Beschädigungen erlitten, daß sie nicht mehr geladen werden konnten.

Die Lage der Garnisonartillerie war eine außerordentlich schwierige, da sie nicht nur durch das feindliche Feuer, sondern auch durch die eigenen Geschüße gefährdet wurde. Auf dem Bastion VI waren mehrere Kanoniere beim Abfeuern der Mörser getödtet oder verwundet und es fehlte den anderen Artilleristen an Muth, die Yunte ferner an das Zündloch zu legen. Allein der Bombardier Holnagel feuerte die noch in Thätigkeit gebliebenen Geschüße ab und rief durch sein muthiges Beispiel die übrige Mannschaft, welche bereits die deckende Brustwehr aufgesucht, zu ihrer Pflicht zurück.

Auf demselben Werke soll sich ein Kanonier Voß durch die vorzügliche Wirkung einer von ihm gerichteten Kanone mehrfach hervorgethan haben.

Am 2. Juli vormittags machte der Feind noch einen Angriff auf die Strandschanzen, der jedoch durch die am Nachmittag um 3 Uhr eintreffende Nachricht von dem zwischen Preußen und Frank reich geschlossenen Waffenstillstand unterbrochen wurde. Damit war überhaupt der Kampf um Kolberg beendet.

Durch die heldenmüthige Tapferkeit und die standhafte Ausdauer der Besatzung, sowie durch die opferfreudige Unterstützung der Bürgerschaft war Kolberg vor dem Fall bewahrt geblieben.

Außerordentlich groß waren die Mühen und Anstrengungen gewesen, die der fortlaufende Wechsel von Arbeiten, Nachtwachen und Gefechten mit sich gebracht hatten.

Die Verluste bei der Artillerie waren im Hinblick auf die hervorragende Rolle, die sie gespielt, nicht sehr bedeutend; sie betrugen einschließlich der an den Wunden Gestorbenen nur dreizehn; bei der Kolberger Garnisonartillerie-Kompagnie waren nur zwei Gemeine, Steinkraus und Brunner gefallen, einige Leute verwundet; ein Mann war in Gefangenschaft gerathen. Erhebend ist es, das Urtheil zu lesen, welches der nunmehrige Oberstlieutenant v. Gneisenau in seinen Belohnungsvorschlägen an Seine Majestät den König über die Artillerie bei der Vertheidigung von Kolberg fällt.

Dasselbe lautet:

„Wohlthuend ist es, wenn ich Euer Königlichen Majestät anzeigen kann, daß der größte Theil der Garnison sich vortrefflich betragen hat. Ausdauer, Muth und Gehorsam haben sich hier in einem schönen Vichte gezeigt. Ich darf hierin diejenige Waffe, welcher bei einer Belagerung ein vorzüglicher Antheil an Gefahr und Anstrengungen wird, obenan stellen. Sie hat, mit schlechten Mitteln ausgerüstet, mich in meinen Anstrengungen auf das Vortrefflichste unterstützt und mit den schlechten eisernen Geschützen zur Verwunderung geschossen. Ueber 100 Unteroffiziere und Bombardiere sind freiwillig hierher gekommen, um an der Belagerung theilzunehmen, und es war beinahe durchgehends in dieser Waffe ein Wetteifer der Pflicht, der Anstrengung und Tapferkeit. Der Major Matte, unerachtet der Hinfälligkeit seines Körpers, hat die Möglichkeit geleistet. Den Hauptmann Heinemann haben Euere Königliche Majestät schon durch sein Avancement zum Kapitän belohnt. Der alte Lieutenant Post, ebenfalls von der hiesigen Festungsartillerie, ist, so lange ich hier kommandire, weder Tag noch Nacht von seinem Bastion zumal das gefährlichste gewichen. Er hat sich beständig damit abgegeben, die jungen Leute im Artilleriedienst zu unterrichten. Bei seinem Alter kann ihm Avancement nicht jonderlich viel mehr helfen, aber Euer Majestät können seinen Eifer an seinem Sohne belohnen, wenn Allerhöchstdieselben solchen bei der hiesigen Festungsartillerie als Offizier künftig hier anstellen wollten. Der junge Mann hat sich die ganze Belagerung durch sehr gut benommen, auch schon für die Nacht vom 17. Mai die silberne Medaille erhalten."

Den Vorschlägen des Oberstlieutenants v. Gneisenau zufolge erhielten von der Kolberger Garnisonartillerie-Kompagnie an Auszeichnungen für die Belagerung von Kolberg Major Matke den Orden pour le mérite, 9 Unteroffiziere, 3 Bombardiere, 8 Kanoniere die silberne Verdienstmedaille und zwar:

Die Unteroffiziere: Schienemann, Ordelin (für Auszeichnung auf Front Bütow), Heiden (für Auszeichnung auf Bastion V), Eyser (für Auszeichnung auf Bastion III), Spies (für Auszeichnung auf Bastion II), Siemon, Lemke, Plaz (für Aus zeichnung in der Grenadier Schanze), Haupt.

Die Bombardiere: Besch, Holnagel (für Auszeichnung auf Bastion VI), Rabe.

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Außerdem erhielten sämmtliche Feuerwerker, Unteroffiziere, Bombardiere und Gemeine, welche tadellos gedient hatten, die

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Die Kanoniere: Makowsky (für Auszeichnung auf Bastion V), Boß (für Auszeichnung auf Bastion VI), Wernicke, Mann 1, Wachs, Lessing, Bruse, Knies.

300 Ruthen

1500 Schritt

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Ehrentroddel, und noch nachträglich wurden im Jahre 1851 sämmtliche Truppentheile, die an der Vertheidigung Kolbergs theilgenommen, dadurch geehrt, daß Seine Majestät der König ihnen die Erlaubniß ertheilte, im Helmadler ein Band mit der Aufschrift „Colberg 1807" zu tragen.

Nach der Belagerung von Kolberg blieb die Festung vorläufig
noch kriegsmäßig besezt, im September wurde aber die Garnison-
artillerie Kompagnie auf Friedensfuß gesetzt, und im Oktober 1808
erhielt an Stelle des in den Ruhestand tretenden Majors Matke
der Major v. Hüfer das Kommando der Kompagnie. Offiziere
derselben waren zu dieser
Lieutenants Post und Nefe.

Zeit: Stabskapitän Heinemann,
Ein Ereigniß von höchster Bedeutung

für den Aufschwung und die weitere Entwickelung der preußischen Prinz August Artillerie war die Ernennung des Prinzen August von Preußen von Preußen. zum Chef derselben, welche durch eine für die Waffe sehr schmeichelhafte Kabinets-Ordre bekannt gemacht wurde:

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Die Artillerie hat sich in dem letzten Kriege, sowohl im freien Felde als in den Festungen durch ihr gutes Verhalten Meine Achtung in dem Maße erworben, daß Ich zu dem Wunsche bestimmt worden bin, derselben einen auszeichnenden Beweis Meiner Huld und Gnade zu geben.

Diese Absicht kann Ich unstreitig wohl nicht vollkommener als dadurch erreichen, daß Ich bei derselben in Euer Liebden Person einen Prinzen Meines Hauses anstelle, der sich in dem Feldzuge von 1806 ebenfalls durch eine rühmliche Entschlossenheit hervorgethan hat. Ich übertrage demnach Euer Liebden hiermit den Befehl über diese Waffe in dem Verhältniß als Brigadegeneral, ernenne Sie auch zugleich zum Chef des Ostpreußischen Artillerie-Regiments und thue solches mit um so größerem Vergnügen, weil Jch dadurch auch demselben Meine Erkenntlichkeit für Ihre guten Dienste bezeigen und zugleich zu erkennen geben kann, wie sehr Jch Ihrer wissenschaftlichen Applikation Gerechtig= feit widerfahren lasse.

Ich halte Mich überzeugt, daß es Euer Liebden angenehm. sein wird, einem so chrwürdigen Korps, als die Artillerie ist, vorzustehen und darf Mir, bei Ihren militärischen guten Eigen

schaften, von Ihrer Fürsorge für Meine Artillerie wesentlichen Nuzen versprechen. Uebrigens bemerke Jch nur noch: daß der Oberst v. Neander die bisher zu Meiner ganzen Zufriedenheit geführte Inspektion der Artillerie behalten, dabei auch das Kommando unter Euer Liebden in obenerwähntem Verhältnisse führen soll.

Mit wahrer Hochachtung und Freundschaft beharre Ich Euer Liebden freundwilliger Better

Friedrich Wilhelm.

Königsberg, den 8. August 1808.

An den Prinzen August von Preußen, Liebden.

Unmittelbar nach dem unheilvollen Frieden von Tilsit war man mit rastloser Thätigkeit an die Neugestaltung des Heeres gegangen, welche auch für die Artillerie von besonderer Bedeutung war. Gemeinsame, hingebende Arbeit des Prinzen August mit dem Schöpfer der neuen preußischen Heeresorganisation, Scharnhorst, führte zu den segensreichsten Neueinrichtungen in unserer Waffe. Gemäß Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 24. November 1808 sollte die gesammte Artillerie in drei Brigaden getheilt werden, und zwar die 1. unter Oberstlieutenant v. Oppen in Preußzen, die 2. unter Oberst Decker in Brandenburg, die 3. unter Major v. Schöler in Schlesien. Während der besondere Erlaßz zur Errichtung der 1. Brigade bereits am 20. Dezember 1808 seitens des Artillerie- und Ingenieurdepartements erging, wurden die besonderen Vorschriften für die andern beiden Brigaden erst am 20. Februar 1809 ausgefertigt.

Jede Brigade sollte aus zwölf Fuß- und drei reitenden Kompagnien bestehen; die Garnison Artillerie als solche verschwand.

Die Kolberger Kompagnie legte ihren Namen ab, den sie 37 Jahre lang geführt hatte, und unter dem es ihr vergönnt ge= wesen war, sich in den Annalen der vaterländischen Geschichte in dieser verhängnißvollen Zeit ein ewiges Denkmal zu sehen.

Am 1. März 1809 nahm sie den Namen der

b. 2. Fuß-Kompagnie der Brandenburgischen Artillerie-Brigade an. Der Brigade-Kommandeur, Oberst Decker, war im Jahre 1764 Artillerieoffizier geworden, hatte 1792 bei Valmy den Orden pour le mérite" erhalten und war 1807 zum Oberst befördert.

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