Die Nominalflexion der indogermanischen Sprachen

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A. Hölder, 1878 - 205 Seiten
 

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Seite vi - Ich beabsichtige in diesem Buche eine vergleichende, alles Verwandte zusammenfassende Beschreibung des Organismus der auf dem Titel genannten Sprachen, eine Erforschung ihrer physischen und mechanischen Gesetze und des Ursprungs der die grammatischen Verhältnisse bezeichnenden Formen.
Seite 22 - Die Sprache, in ihrem wirklichen Wesen aufgefaßt, ist etwas beständig und in jedem Augenblicke Vorübergehendes. Selbst ihre Erhaltung durch die Schrift ist immer nur eine unvollständige, mumienartige Aufbewahrung, die es doch erst wieder bedarf, daß man dabei den lebendigen Vortrag zu versinnlichen sucht.
Seite 22 - Sie ist nemlich die sich ewig wiederholende Arbeit des Geistes, den articulirten Laut zum Ausdruck des Gedanken fähig zu machen. Unmittelbar und streng genommen, ist dies die Definition des jedesmaligen Sprechens; aber im wahren und wesentlichen Sinne kann man auch nur gleichsam die Totalität dieses Sprechens als die Sprache ansehen.
Seite 22 - Aufbewahrung, die es doch erst wieder bedarf, dass man dabei den lebendigen Vortrag zu versinnlichen sucht. Sie selbst ist kein Werk (Ergon), sondern eine Thätigkeit (Energeia). Ihre wahre Definition kann daher nur eine genetische seyn Sie ist nemlich die sich ewig wiederholende Arbeit des Geistes, den articulirten Laut zum Ausdruck des Gedanken fähig zu machen.
Seite 11 - Pronomina, wie in der Folge näher entwickelt werden soll. Woher hätten auch die mit den Wortstämmen zu einem Ganzen verwachsenen Exponenten der räumlichen Verhältnisse besser genommen werden können, als von denjenigen Wörtern, welche Persönlichkeit ausdrücken, mit dem ihr inhärirenden Nebenbegriff des Raumes, des näheren oder entfernteren, diesseitigen oder jenseitigen?
Seite 76 - Civá gehörige Gatte bedeutet haben ; auch das Neutrum bediente sich wohl zuerst der Form des Masculini , doch könnte ihm auch das neutrale m zugestanden haben. Sobald der Ursprung der Bildung sich aber verdunkelte, fiel das Nominativzeichen im Masculinum und Neutrum ab und blieb nur im Femininum , wo das Sanskrit das s auch , zwar nicht bei den Femininslämmen auf a, wohl aber mehrfach bei denen auf î und M im Nom. Sing, bewahrt hat'.
Seite 61 - Es geht daraus deutlich hervor, dass dem Sprachgefühl ein ganz bestimmtes Bewusstsein von dem einzelnen Casus als solchem überhaupt nicht vorschwebte, dass vielmehr für jeden Numerus das Bedürfnis nach Casusformen und das Gefühl für die Verschiedenheit der Casus unter einander ein verschiedenes war.
Seite 11 - Die Casus-Endungen drücken die wechselseitigen, vorzüglich und ursprünglich einzig räumlichen, vom Räume auch auf Zeit und Ursache übertragenen, Verhältnisse der Nomina, dh der Personen der Sprachwelt, zu einander aus.
Seite 26 - ... Alles Denken und Sprechen geht von Anschauung aus und zielt darauf zurück. Alle Anschauung aber ist an Raum und Zeit geknüpft, und die Anschauung dieser beiden und ihre möglichen Beziehungen sind gleichsam die Formen für alles Anschauen; — das Geistige geht aus beiden erst hervor." Hartung S. 4. „Unsere Wahrnehmung geschieht theils durch die Sinne theils durch den Geist. Die sinnliche Wahrnehmung geht überall voran: dieser dient darum auch die Sprache früher als der geistigen.
Seite 92 - Fällen an. in denen man unberechtigt einstiges s und verschiedene andere Consonanten abfallen zu lassen pflegt. Man legt sich die Lautgesetze der Ursprache nach willkürlichen Hypothesen zurecht.

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