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„An Mein Kriegsheer!

Das verhängnißvolle Jahr 1813 neigt sich seinem Ende. In seinen thatenreichen Abschnitten wurde der schwere Kampf für die gerechte Sache auf eine unvergeßlich glorreiche Weise, unter Gottes Beistand, bis an den Rhein vollbracht. Der Feind ist über den Rhein gewichen, und die noch von ihm besetzten Festungen fallen. Alle Meine tapferen Krieger haben sich eines Andenkens dieses ewig denkwürdigen Jahres würdig bewiesen. Für Auszeichnung der Einzelnen ist das Eiserne Kreuz gestiftet; aber Jeder, der in diesem Kampfe vorwurfsfrei gefochten hat, verdient ein ehrendes Denkzeichen, vom dankbaren Vaterlande gereicht, und Ich habe deshalb beschlossen, eine solche Denkmünze von Metall aus dem eroberten Geschütz mit einer passenden Inschrift und mit der Jahreszahl 1813 prägen zu lassen, die an einem Bande, dessen Farbe Ich noch bestimmen werde, am Knopfloch getragen wird, und die nach errungenem ehrenvollen Frieden jeder Meiner Krieger chne Ausnahme erhalten soll, der im Felde oder vor einer Festung wirklich mitgefochten, und der während der Dauer des jezigen Krieges seinen Pflichten treu geblieben ist und sich keines Exzesses schuldig gemacht hat.

Das Jahr 1814 wird, wir dürfen es unter Gottes fernerem Beistand hoffen, die Thatenreihe glorreich schließen, und dann ist dieses ehrende Denkzeichen auch diesem Jahre geweiht. Wer in beiden Jahren mitgekämpft, erhält die Denkmünze mit der zwei fachen Inschrift.

Friedrich Wilhelm.“

Inzwischen war von den Monarchen, da die Friedensverhandlungen mit Napoleon zu keinem Erfolge führten, beschlossen worden, den Rhein zu überschreiten und den Krieg in das Herz Frankreics zu tragen. Die Haupt-Armee sollte bei Basel übergehen, die NordArmee in Holland und Belgien eindringen, und für die Schlesische Armee war die unmittelbare Ueberschreitung hier zwischen Mainz und Coblenz beabsichtigt. Um dies Vorhaben aber zu verbergen, wurden Maßregeln für Verlegung der Truppen in Winterquartiere getroffen; Feldmarschall Blücher verlegte sein Hauptquartier von Höchst zurück nach Frankfurt a. M., und am 29. Dezember, dem Jahrestage der Entscheidung in Kurland, wo General Yorck sich von der Sache der Franzosen trennte, fand im Kursaale zu Wiesbaden

ein Mahl statt, wobei die Kommandeure der Brigaden, Regimenter 2c. vereinigt waren.

Am 30. aber setzten sich die Truppen in aller Stille in Bewegung und marschirten nach Caub zu, wo der Uebergang statt= finden sollte. Am 31. noch erließ General Hünerbein einen Befehl, „daß die Truppen so geräuschlos als möglich marschiren sollten, kein Spiel gerührt und in den Kantonnements weder Zapfenstreich noch Reveille geschlagen werden solle".

Das Regiment kam am 30. bezw. 31. Dezember nach Lorchhausen ins Quartier; in der Neujahrsnacht sollte der Rheinübergang stattfinden.

Feldzug von 1814.

1. Januar bis 8. April.

Der Rheinübergang.

Neujahrsnacht 1814.

Kein Soldat durfte sich am Ufer des Rheines blicken lassen, damit die Posten der Franzosen nicht aufmerksam würden; Alles ward mit der größten Heimlichkeit betrieben. Der 8. Brigade war diesmal zur Entschädigung für Wartenburg der Vortritt

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gelassen, und deshalb war sie dem Uebergangspunkte Caub zunächst einquartiert. Das alte Jahr ging zu Ende, Offiziere und Mannschaften begannen die Sylvesternacht in heiterer Weise zu feiern, gedachten der großen, nun hinter ihnen liegenden Zeit, der Opfer, die gefallen, der Erfolge, die errungen waren, und tranken auf ein glückliches, neues Jahr, das neue Siege und mit ihnen den ersehnten dauerhaften Frieden bringen sollte da traf der Befehl in den Kantonnements ein, in aller Stille und Eile nach Caub abzurücken. Generallieutenant v. Hünerbein versammelte hier die Avantgarde. Die Infanterie derselben – neun Bataillone der 8. Brigade, wozu noch ein halbes Bataillon Ostpreußischer Jäger kam marschirte in geschlossenen Kolonnen im Rheinthale auf, während die Kavallerie und Artillerie weiter rückwärts in den Schluchten biwakirte. Tabakrauchen, Husten und Sprechen sowie alles Geräusch mit den Gewehren waren streng verboten.

Jenseits des Rheines lag ein Zollhaus, in welchem sich ein kleiner feindlicher Posten befand; außerdem waren feindliche Truppen in Bacharach, Ober-Wesel und anderen Ortschaften der Umgegend vertheilt.

Die Nacht war sternenklar und kalt, das enge Rheinthal aber ziemlich finster. In Caub herrschte reges Leben, doch dies sowie die vielen erleuchteten Fenster mochte der feindliche Posten drüben auf Rechnung der Neujahrsnacht schreiben. General Yorck hatte angeordnet, daß zuerst die Infanterie der 8. Brigade in Kähnen übersehen solle; diese wurden jetzt herangeschafft. Auch russische Pontonniere erschienen, begannen um Mitternacht den Brückenschlag, und Geschütze fuhren zur Deckung desselben auf. Erwartungsvoll standen die Truppen; man hörte das Rollen des Eilwagens, der nach Coblenz hinabfuhr, das Plätschern von Rheinkähnen, die von Lorchhausen und Lorch herangerudert wurden, das Geräusch des beginnenden Brückenbaues, das Auffahren einer 12 Pfünderbatterie. Drüben blieb Alles still und schien entweder ahnungslos oder auf Hinterlist zu sinnen. Endlich -die Spannung war aufs Höchste gestiegen begann um 212 Uhr die Einschiffung der Avantgarden-Infanterie auf den herbeigeschafften Kähnen.*) 200 Mann des Füsilier-Bataillons Brandenburgischen Regiments, geführt von Yorcks Adjutanten, dem Major Graf Brandenburg und dem Generalstabskapitän Arnault de la Berière, setzten zuerst über, und so hatte dies Bataillon, wie bei Groß-Görschen, auch hier die Ehre der Eröffnung des Kampfes.

„Es war der ausdrückliche Befehl gegeben, unterhalb der französischen Wachen in dem Douanenhäuschen ohne Geräusch zu landen, weil man eine Hinterlist von Seiten des Feindes erwarten mußte.“ Die Ueberfahrt der Füsiliere dauerte etwa eine Viertelstunde. „Das Licht im Douanenhäuschen brannte, kein Schuß fiel, Alles war still, bis unsere Füsiliere, aus den Kähnen springend, dem streng gegebenen Verbote zuwider das linke Rhein-Ufer mit einem lauten Hurrahgeschrei begrüßten." **)

Damit war der Feind aus seiner Ruhe aufgestört, und gleich darauf fielen Schüsse aus dem Douanenhäuschen, wodurch leider ein Führer verwundet wurde, der sich freiwillig erboten hatte, die ersten preußischen Truppen über den Rhein zu führen. Vom Feinde zeigte

*) v. Zychlinski, Geschichte des 24. Regiments.
**) Graf Hendel v. Donnersmard, Erinnerungen.

sich nichts, die wenigen Mannschaften aus dem Douanenhäuschen. entfloben. Etwas später aber erschienen von Ober-Wesel und Bacharach her kleine feindliche Abtheilungen; mit diesen entspann sich ein unbedeutendes Schützengefecht, welches schließlich mit dem schnellen Rückzuge der Franzosen endete. Bald darauf fiel den Füsilieren ein Postillon in die Hände, der von Bacharach nach Rheinfels wollte. „Er sagte aus, daß er ein feindliches Detachement von etwa 60 Mann und einer Kanone in eiliger Flucht auf der Chaussee nach Bacharach getroffen habe, daß die feindlichen Posten überall sehr schwach seien, und man den Uebergang durchaus nicht erwartet habe." Uebrigens hatte dieser Postillon Depeschen vom Marschall Marmont nach Coblenz zu überbringen und war daher ein wichtiger Fang.

Nachdem noch weitere Truppen übergesetzt waren, erklomm das Füsilier-Bataillon auf steilen, des Glatteises wegen doppelt beschwerlichen Fußsteigen den Thalrand, um auf Rheinböllen zu marschiren. Während die Füsiliere so die Höhen erstiegen, entspann sich unten im Thal abermals ein Gefecht, denn der Feind war mit einigen Hundert Mann und mit Geschütz wieder von Bacharach aus vorgerückt und unternahm einen wüthenden Angriff. Jezt aber befanden sich schon die beiden Musketier-Bataillone des Brandenburgischen Regiments und das ganze 12. Reserve-Regiment auf dem linken Rhein-Ufer, und das II. Bataillon des letzteren, dem das I. Bataillon Brandenburger als Reserve diente, wies den Feind kräftig zurück, folgte ihm und nahm Bacharach. Danach erstiegen die Bataillone der Brigade Hünerbein unter den größten Schwierigkeiten die Thalränder theilweise in den felsigen Schluchten auf bisher unbetretenen Pfaden emporklimmend, wobei mehrere Leute durch Stürzen von den Felsen sich schwer beschädigten – und folgten den Brandenburger Füsilieren. Der Verlust, welchen das Regiment bei diesem Rheinübergang erlitten hatte, betrug beim

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Das Füsilier-Bataillon sollte noch bis Rheinböllen marschiren, und so wurden gleich die Fouriere unter Lieutenant v. Hohenhau entsandt. Dieser, um das Quartiermachen zu beschleunigen, sprengte

allein voraus und ritt

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ohne sich um eine am Eingange des Dorfes stehende Schildwache zu bekümmern, die er in der Dunkelheit wohl auch nicht als Feind erkannte zum Maire, ließ denselben herausrufen und sagte ihm, es käme ein Bataillon Preußen, er solle die Billete besorgen." Groß aber war sein Erstaunen, als dieser ihm antwortete: es wären schon einige Hundert Franzosen da, und in seinem Hause lägen die Kommandeure." Sofort jagte Lieutenant v. Hohenhau wieder zum Dorfe hinaus, entriß jezt der Nichts ahnenden Schildwache das Gewehr und brachte den Mann als Gefangenen mit.

"

Scharmütel bei Rheinböllen.
1. Januar.

Nun wurde sogleich das Füsilier-Bataillon vorbeordert und ein Landwehr-Bataillon zur Umgehung des Dorfes befehligt. Kapitän v. Brandenstein mit der 9. Kompagnie hatte die Vorhut, die anderen drei Kompagnien folgten. Der Feind 400 Mann mit vier Geschützen — verließ nach einigen unwirksamen Kanonenschüssen und kurzem Gewehrfeuer den Ort, ließ aber eine Anzahl Gefangene sowie mehrere Wagen in den Händen der Füsiliere, welche sich nun selbst dort einquartierten. Noch am nächsten Morgen wurden nicht wenig Franzosen, welche sich in den Ställen und Scheunen verkrochen hatten, aufgefunden und zu Gefangenen gemacht.

Die anderen Bataillone der Brigade hatten in Steeg und den umliegenden Ortschaften kantonirt. Am 2. Januar ward auf Bingen zu marschirt.

Scharmütel bei Wald-Algesheim.

2. Januar.

Der Marsch nach Bingen geschah über Stromberg und südlich dieses Ortes, bei Wald-Algesheim stieß das Füsilier-Bataillon auf den Feind, welcher genanntes Dorf besetzt hielt. Derselbe leistete indeß keinen erheblichen Widerstand, ein Bajonettangriff der Füsiliere bewog ihn, das Dorf sofort zu räumen und nach kurzem Waldgefecht sich nach Bingen zurückzuziehen, bis wohin ihn Kapitän v. Vogel noch mit den Schützen verfolgte. Der Verlust des Füsilier-Bataillons bei Rheinböllen und Wald-Algesheim betrug sechs Mann.

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