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welche den Namen Grenadier-Regimenter erhielten, für alle drei Bataillone schwarze Haarbüsche, den Spielleuten undHoboisten rotheHaarbüsche verliehen. Nach den Erfahrungen im Feldzuge 1866 wurde abermals die Form des Helms verändert (Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 16. März 1867). Die bisher über den hinteren Kopftheil führende Metallhinterschiene fiel weg, der bis dahin übliche viereckige Augenschirm wurde abgerundet, als Grundlage der Helmspite wurde statt des Kleeblatts eine runde metallene Scheibe eingeführt, die Kokarde verkleinert. Der Helm wurde durch diese Aenderungen um etwa 6 Loth leichter. Durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 23. November 1871 wurde die Hinterschiene wieder eingeführt, da ihr Fortfall die Haltbarkeit des Helms beeinträchtigt hatte.

Die Infanterie-Ausrüstung M/1887 brachte einen neuen Helm. Die Metallschiene am Vorderschirm war nur für Garde und Grenadiere bei behalten, ebenso die Schuppenketten. Lettere sind bei einer Mobilmachung gegen einen schwarzen Leder- (Sturm-) Riemen umzutauschen. Der Helmkopf und der hintere Schirm sind verkleinert, letzteres zu dem Zweck, das Anstoßen des Kochgeschirrs an den Helm bei dem Schießen im Liegen zu vermeiden. Die Ventilation wurde durch fünf Löcher in der Helmspite vermehrt. In Bezug auf den Haarbusch trat keine Aenderung ein.

1843 wurden die neuen Perkussionsgewehre ausgegeben, jedoch vorläufig nur zur Einübung der Chargirung, zum Scheibenschießen und zu den Manövern. Sonst sollten die alten Gewehre gebraucht werden. Beim Laden trat nur das Auffeßen des Zündhütchens hinzu, die Patrone mußte wie bisher durch Abbeißen geöffnet und das Pulver in den Lauf geschüttet werden. Die wirksame Schußweite war 150 bis 200 Schritt gegen einzelne Leute, 300 bis 400 Schritt auf geschlossene Abtheilungen.

Den durch Einführung des Waffenrocks und Helms in der Bekleidung eingetretenen Reformen folgten bald noch wichtigere in Bezug auf die Ausrüstung. Eine Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 7. Oktober 1847 hatte das von dem damaligen Hauptmann Virchow erfundene Gepäck für die Infanterie eingeführt. Das kreuzweise bandolierartige Lederzeug, welches den Mann im Verein mit den Tornistertragriemen sehr beengte, wurde abgeschafft. Seitengewehr und Patrontaschen (jezt zwei kleinere pro Mann ohne Deckeldekoration) wurden an einem um die Hüfte zu legenden Säbelkoppel getragen. Der Tornister griff mit zwei Tragriemen in das Säbelkoppel zwischen den Schlaufen der Patrontaschen ein, an welcher Stelle sie eingehakt wurden. Hierdurch wurde der große Vortheil erreicht, daß die Last der Patrontaschen gewissermaßen ein Gegengewicht zu der Schwere des Tornisters bildete. An den erwähnten Trageriemen waren zwei weitere befestigt, welche an der unteren Kante des Tornisters eingehakt wurden. Die Einführung der neuen Trageweise des Gepäcks wurde durch Umänderung der bestehenden Ausrüstungsstücke erleichtert, wenn auch diese Arbeit bei dem fortgesetzten

Garnisonwechsel öfters unterbrochen und von Neuem wieder aufgenommen werden mußte.

Ein hochwichtiger Fortschritt in der Bewaffnung der preußischen Infanterie war durch die 1841 beschlossene Einführung des leichten Perkussionsgewehrs" später Zündnadelgewehr genannt, verwirklicht worden. In einer Zeit, in welcher der glatte Vorderlader allgemein die Waffe des Infanteristen bildete und das gezogene Vorderladegewehr erst allmählich Verbreitung fand, hatte man in Preußen mit klarem Blick die Vortheile eines gezogenen Hinterladers erkannt und dadurch einen großartigen Vorsprung vor anderen Staaten erlangt, welche, in Vorurtheilen gegen den Hinterlader befangen, erst durch die blutigen Erfahrungen des Jahres 1866 bekehrt wurden und hierauf erst Hals über Kopf ebenfalls das Hinterladungsgewehr einführten. Die wahrhaft prophetischen Worte König Friedrich Wilhelms IV. über das Zündnadelgewehr verdienen hier wörtlich angeführt zu werden: „Das gezogene Zündnadelgewehr ist eine nach den jeßigen Begriffen vollkommene Kriegswaffe, welche zur theilweisen wie totalen Einführung entschieden geeignet ist. Ich sehe die Erfindung als ein großes Geschenk der Vorsehung für das Gedeihen des Staates an und überlasse mich der Hoffnung, daß das Geheimniß bewahrt werden wird, bis große historische Erinnerungen es zu einer gefeierten Nationalwaffe erhoben haben!" Es sollte dieses Gewehr unsere Waffe in den ruhmreichen Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 werden.

Zunächst erhielt das Füsilier-Bataillon am 21. August 1848 das leichte Perkussionsgewehr. Der in Aussicht stehenden Unruhen wegen mußte dasselbe indessen mehrmals wieder abgegeben und wieder empfangen werden. Die Einübung der Mannschaften konnte erst Ende des Jahres 1848 in Berlin konsequent durchgeführt werden. Das I. und II. Bataillon erhielten die neue Waffe erst am 1. Oktober 1854. Mit der neuen Waffe allein war es nicht gethan, eine sorgsame Ausbildung im Schießen und eine straffe Feuerdisziplin führten 1866 zu so großen Erfolgen. Trot der größten Tapferkeit erlahmten die Angriffe der Desterreicher in dem preußischen Schnellfeuer.

Eine wichtige Aenderung der Fußbekleidung wurde durch die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 1. März 1866 angebahnt. Alle Fußtruppen sollten an Stelle der Schuhe Stiefel mit langen Schäften und daneben Schuhe erhalten. Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 16. März 1867 wurde gestattet, statt der offenen schaftlosen Schuhe neben den langschäftigen Stiefeln kurzschäftige Stiefel anfertigen zu lassen.

Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 16. März 1867 führte eine mit Leder überzogene Feldflasche ein, welche an einem schwarzen Riemen über die linke Schulter so getragen werden sollte, daß sie unterhalb der rechten Hüfte beim Brotbeutel zu hängen kam.

Nach dem Feldzuge 1866 wurde die Patronenausrüstung des Mannes von 60 auf 80 Stück gebracht. Je 20 Patronen befanden sich in den beiden Patrontaschen, ebenfalls je 20, in Blechbüchsen verpackt, in zwei oben seitlich an dem Tornister befindlichen Taschen.

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Während des Feldzugs 1870/71 hatte unser Regiment namentlich vor Met die geringere Tragweite des Zündnadelgewehrs der feindlichen Waffe System Chassepot gegenüber zu öfteren Malen schmerzlich empfinden müssen. Prinz Friedrich Karl hatte bereits in einem Armeebefehl vom 21. September 1870 die Verwerthung der weittragenden Gewehre des Feindes durch einzelne gute Schüßen bei den Vorposten empfohlen und späterhin die Ausgabe von 1300 Chassepotgewehren veranlaßt, wovon die Patrouillen einen reichlichen Gebrauch machten und den Franzosen mit der eigenen Waffe entgegentraten. Schon während des Krieges 1870/71 wurden Versuche angestellt, die Mängel des Zündnadelgewehrs zu beseitigen und eine neue Waffe zu konstruiren. Das Endergebniß war die Einführung des Gewehrs 71 mit Metallpatrone, welches unser Regiment am 17., 18. und 19. April 1874 erhielt. In der Zwischenzeit seit dem Feldzuge 1870/71 bis zu den genannten Tagen bildete das aptirte Zündnadelgewehr die Waffe der preußischen Infanterie. Mit dem Gewehr 71 verschwand das bisherige Stichbajonett, da das Seitengewehr eine derartige Einrichtung erhalten hatte, um es auf dem Gewehr aufpflanzen zu können und dieses zur Stoßwaffe geeignet zu machen.

Das Jahr 1887 brachte dem Regiment das Gewehr 71/84, welches jedoch schon 1890 durch die vorzügliche Schußwaffe Gewehr 88 ersetzt wurde.

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Die hauptsächlichsten Aenderungen in Bekleidung und Ausrüstung in der Zeit nach dem Feldzuge 1870/71 sind durch die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 3. März 1887 veranlaßt worden. Durch dieselben waren genehmigt worden Proben:

1. des Helms (f. oben),

2. des Kochgeschirrs,

3. der Patrontaschen; zugleich wurde bestimmt:

4. die gesammte Infanterie führt als zweite Fußbekleidung ein Paar Schnürschuhe aus wasserdichtem Stoff mit Lederbesaß mit ins Feld. Der Brotbeutel nunmehr aus wasserdichtem Stoff - ist zweitheilig und mit einer Vorrichtung zur Befestigung am Leibriemen sowie einem Ring zum Anhängen der Feldflasche versehen. Das Brotbeutelband ist verstellbar.

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5. An Stelle des bisherigen Tornisters tritt ein solcher von kleinerer Form mit eingehängtem Tornisterbeutel zur Aufnahme der eisernen Lebensmittelportionen und mit Tragegerüst. Letzteres besteht aus den Trageriemen mit Schnallvorrichtung, Hülfstrageriemen und dem Rückenstück. Mit Ausnahme der Grenadier-Bataillone der Garde und der

Grenadiere erhält die ganze Infanterie schwarzes Lederzeug. Bei der Infanterie-Ausrüstung M/87 war man von dem Grundsaß ausgegangen, die zum Gefecht nothwendigen Stücke von den anderen nur im Biwak oder Quartier erforderlichen zu trennen. Dementsprechend befanden sich sämmtliche Patronen an dem Säbelkoppel und zwar in den beiden vorderen Patrontaschen je 30, in der hinteren 60 Patronen für das Gewehr 71/84. Für das Gewehr 88 konnte infolge Verminderung des Kalibers die Patronenausrüstung ohne Gewichtsvermehrung um 50 Patronen gesteigert werden: die hintere Patrontasche 88, welche durch das Rückenstück mit dem Tragegerüst in Verbindung steht, enthält 90 Patronen 88. Im Allgemeinen stellt sich die Infanterie-Ausrüstung M 87 als eine geistreiche Vervollkommnung des Virchowschen Gepäds dar. Nicht unerwähnt darf hier bleiben, daß das Schanzzeug bei ihr grundsäglich am Säbelkoppel getragen wird, so daß der Mann bei dem oft gebotenen Ablegen des Tornisters nicht mehr wie früher an seiner Gefechtskraft etwas einbüßt.

Am 27. Januar 1894 sprach Se. Majestät in einer an den Kriegsminister gerichteten Allerhöchsten Kabinets-Ordre aus, daß die feldmarschmäßige Belastung der Infanterie dringend einer wesentlichen Erleichterung bedürfe. „Ich halte das, was bisher in dieser Hinsicht geschehen, nicht für genügend, um die Marsch- und Gefechtskraft Meiner Infanterie in dem Maße zu steigern, wie dies die heute an dieselbe zu stellenden Aufgaben fordern, und beauftrage Sie daher, Mir schleunigst noch weitere auf die Erleichterung der Infanterie abzielende Vorschläge zu unterbreiten.“

Demzufolge wurde durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 25. Mai 1895 eine neue Probe von Helm, Tornister, Patrontasche für Gemeine, Leibriemen, Hemd und Unterhosen genehmigt. Der Waffenrock erhält fortan getheilte Schöße, sowie an den Aermeln einen Schlitz zum Aufund Zuknöpfen des unteren Aermels. Auch werden die Waffenröcke im Allgemeinen weiter, die Kragen an denselben um einen halben bis einen Zentimeter niedriger und etwa einen Zentimeter weiter, als bisher üblich, angefertigt und verpaßt.

Die aus Vorstehendem sich ergebenden Aenderungen in Ausrüstung und Bekleidung werden indessen erst zur Ausführung kommen soweit die Mittel hierzu verfügbar sind.

Der Prinz Carl- Grenadier von 1896 unterscheidet sich in seinem äußeren Aussehen recht wesentlich von seinem Vorfahren, dem Musketier des Brandenburgischen Infanterie-Regiments aus dem Jahre 1813. Aber wenn auch alle Stücke der Uniform, Ausrüstung und Bewaffnung andere geworden sind, eins ist dasselbe in dem Regiment geblieben, die Treue zu unserm Allerhöchsten Kriegsherrn und die alte strenge Zucht des Dienstes!

Anlage 3.

Das Regimentslied.

1. Wie heißt das Regiment, das man mit Ehrfurcht nennt, das Ruhm und Ehre für sein Eigenthum erkennt? Es trägt die Zahl der Stunden, wo die Sonn' am höchsten steht, das deutet darauf sicher hin, daß kein's darüber geht: Das 12. Regiment, das man mit Ehrfurcht nennt! Hurrah, Hurrah, Hurrallala!

2. Es hat durch Tapferkeit in längst vergangener Zeit in den Freiheitskriegen schon errungen die Unsterblichkeit. Darum gab der selige König ihm zum Chef Prinz Carl den Sohn. Und auch Friedrich Wilhelm Rex" am Helme war ein Lohn für's 12. Regiment 2c.

3. Als an der Kazbach Strand es die Franzosen fand, geschloffen im Karree und kein Gewehr war losgebrannt, da hat es eingehauen wie die beste Kavallerie, das war ein wahres Meisterstück der preußischen Infanterie vom 12. Regiment 2c.

4. Bei Leipzig in der Schlacht hat Thaten es vollbracht, die es zu Furcht und Schrecken der Franzosen hat gemacht. Verbreitet Tod und Verderben in des Feindes Reih'n, es stürmte zwei Batterien und nahm 'ne Schanze ein, das 12. Regiment 2c.

5. Als in der Polen Land der Aufruhr war entbrannt, da hat der sel❜ge König gleich die Zwölfer hingesandt. Kaum waren sie eingerückt, da hat der Pole sich versteckt, denn vor dem märk'schen Blut hat Jedermann Respekt vor'm 12. Regiment 2c.

6. Als Meineid und Verrath, des rothen Teufels Saat, entehrte schmachvoll uns'res Königs erste Stadt, stand felfenfest in Treu und in Soldatenehr, nahm Barrikaden und entwaffnet Bürgerwehr das 12. Regiment 2c.

Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen. 2. Aufl.

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