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III. Musketier-Bataillon 1. Westpreußischen und die beiden Ba= taillone 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments, welche in einer Linie hinter den Weinbergen aufmarschirt waren; dahinter stand das Grenadier-Bataillon in Reserve, während das Füsilier-Bataillon die Batterien deckte. Heftig entbrannte auch hier der Kampf. Als die Füsiliere gedrängt, die Batterien bedroht wurden, führten Oberst v. Klüx und Major v. Jagow die anderen Bataillone heran und warfen den vorgedrungenen Feind zweimal wieder zurück; General Francquemont selbst wurde verwundet. Allein gegen 4 Uhr kam für die Brigade der Befehl zum Rückzuge, denn da der Feind den rechten Flügel umgangen, Preitig wiedergenommen hatte und mit starken Kräften fast im Rücken der Brigade v. Klüx stand, so konnte die Stellung nicht mehr gehalten werden; die Gefahr war überdies schon jezt sehr groß. Auch Kreckwitz ward nun verlassen. Bereits war der Rückzug angetreten, als plöglich zwei Kompagnien Füsiliere, von ihren Offizieren angefeuert, wieder Kehrt machten, um ein demontirtes russisches Geschütz, das liegen geblieben war, dem Feinde noch zu entreißen. Schleunig führte Major v. Jagow auch das 11. und III. Musketier-Bataillon 1. Westpreußischen Regiments zur Unterstützung der Füsiliere wieder vor, trog starken Feuers wurden die vom Feinde eben besetzten Höhen wieder genommen, und derselbe derartig zurückgeworfen, daß er es nicht wagte, hier sofort wieder vorzugehen.

Die Brigade sette dann den Rückzug über Purschwig auf Weißenberg fort, ungeachtet des heftigsten feindlichen Geschützfeuers in vollkommener Ruhe wie auf dem Ererzirplaye.

Zur Deckung dieses Rückzuges mußten vier Bataillone der Brigade v. Röder Stellung gegen Preitig nehmen und das Vordringen der Franzosen von hier aus verwehren. Zu den Truppen, welchen diese Bestimmung zu Theil ward, gehörte auch das I. Reserve-Bataillon des Leib-Regiments. Am Saum eines Wäldchens südlich Preitig entfaltete es sich, hielt gleichwie die anderen Bataillone unerschütterlich Stand gegen den heftig vordrängenden Gegner und trat, als die Brigaden des Blücherschen Korps sich der Umklammerung des Feindes glücklich entzogen hatten, seine Aufgabe somit erfüllt war, in ruhiger Haltung ebenfalls den Rückzug an. Die Schlacht war verloren, der Muth des Heeres aber ungebrochen. Zwar hatten an beiden Tagen die Russen etwa 8000, die Preußen über 4000 Mann eingebüßt, auch waren fünf Geschütze Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen. 2. Aufl.

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vom Feinde genommen worden, aber dessen Verlust belief sich sogar auf 20- bis 25 000 Mann und zwei Geschütze, und Napoleon selbst war so erstaunt, daß er ausrief: „Nach einer solchen Schlächterei keine Resultate, keine Gefangenen! Die Leute werden mir nicht einen Nagel übrig lassen!“

So verließ denn die preußisch-russische Armee in fester Haltung das Schlachtfeld und erreichte um Mitternacht die Stellung von Weißenberg, in welcher gelagert wurde.

Die Verluste der drei Stamm-Bataillone des 12. Regiments beliefen sich, wie folgt:

1. Reserve-Bataillon Leib-Infanterie-Regiments: 3 Offiziere, 150 Mann todt und verwundet. Geblieben war der Lieutenant v. Strant, verwundet die Lieutenants v. Rohr und v. Chappuis.

Für besondere Auszeichnung erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klasse:

Major v. d. Golz, Stabskapitän v. Sanit, Premierlieutenant v. Drewiß, die Feldwebel Röhl und Reuter, Unteroffiziere Gottfried Schulze, Kosack und Hube, und die Musketiere Karras, Sell und Dichniß.

II. Reserve-Bataillon Leib-Infanterie-Regiments:
4 Mann todt und verwundet.

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten:

Stabskapitän v. Valentini, Premierlieutenant und Adjutant v. Braun, Bataillonschirurg Müller, die Feldwebel Klöbe und Lubach, Unteroffiziere Märtin, Wilke und Giruschke, und die Musketiere Steinhausen, Ademathus und Löser. Unteroffizier Giruschke ergriff im Handgemenge einen feindlichen Offizier, lieferte denselben sofort ab, ohne sich, wie damals üblich, damit zu befaffen, ihm Uhr und Geld als Kriegsbeute abzunehmen, ging aus eigenem Antriebe gleich wieder vor und schoß noch zwei Mann nieder. Auch Unteroffizier Wilke nahm einen Offizier gefangen und gab, nach Aussage seiner Vorgesetzten, durch sein tapferes Benehmen den Soldaten das beste Beispiel. Vom Major v. Othegraven sind als der Auszeichnung würdig noch genannt worden die Lieutenants v. Riwozky und v. Trauwig und die Musketiere Martini und Möske.

Zum Andenken an die Waffenthat bei Kreckwiß schmückte sich das Bataillon mit den Säbeln, welche den gefangenen Württembergern abgenommen waren.

III. Musketier-Bataillon 1. Westpreußischen InfanterieRegiments.

2 Offiziere, 64 Mann todt und verwundet.

Die verwundeten Offiziere waren: Major v. Krosigk und Lieutenant v. Pablowski.

Mit dem Eisernen Kreuze 2. Klasse wurden ausgezeichnet: Lieutenant v. Pablowski, Bataillonschirurg Dannehl und die Unteroffiziere Knobel, Groß, Steinbach und Reinsch.

Von Bauzen bis zum Waffenstillstand.
22. Mai bis 3. Juni.

Am 22. sezte die verbündete Armee den Rückzug weiter fort; derselbe ging über Görlig längs des Gebirges nach Schweidniß zu, theils auf der Straße Naumburg, Bunzlau, Hainau, Liegnig, theils über Lauban, Löwenberg, Goldberg und Jauer.

Am 23. ließ sich Seine Majestät der König im Biwak vom Major v. Othegraven persönlich Bericht über den Kampf bei Kreckwit erstatten, belobte dann das Bataillon und schloß mit den Worten: „Ich werde das gute Benehmen dieser noch jungen Truppen nicht vergessen.“

Oberst v. Klüx erließ am Tage nach der Schlacht für seine Brigade einen Parolebefehl, in welchem er sagte: „Die Truppen haben sich in dem gestrigen Gefecht, durch das Beispiel der Herren Kommandeurs und Offiziere angefeuert, wieder rühmlich gezeigt, so daß ein Jeder, der Zeuge von dem Benehmen im Gefechte selbst sowie von der Ordnung beim befohlenen Rückmarsche bis in die Nacht war, die größte Achtung vor ihnen haben muß." Worte, die wohl geeignet waren das Vertrauen und Selbstgefühl zu befestigen. Aber der fortgesette Rückzug wirkte doch niederdrückend auf die Gemüther. Täglich kämpften die Truppen mit Mangel und Mühseligkeiten, hatten nicht das erhebende Gefühl des Sieges, welches die Entbehrungen leichter tragen läßt, und weder Offiziere noch Soldaten konnten die allgemeine Lage der militärischen und politischen Verhältnisse übersehen, welche diesen Rückzug nothwendig machten.

Sie fühlten sich besser als der Feind und hätten gerne Tag für Tag eine Schlacht geliefert, diesem Feinde aber den Rücken kehren zu müssen, ihn wieder in das Vaterland eindringen zu lassen, das war unerträglich. Und diese Mißstimmung wuchs, als am 24. Mai zwischen Lauban und Löwenberg die damalige preußische Grenze überschritten wurde. Wie kampfesfroh, wie siegesgewiß waren sie vor wenig Monaten über dieselbe nach Sachsen marschirt, und mit welchen Gefühlen kehrten sie nun zurück! Zurückgeworfen vom Feinde, ihre heldenmüthigen Anstrengungen vereitelt, ihre Zahl zusammengeschmolzen!

Das III. Musketier - Bataillon zählte am 24. nur noch: 11 Offiziere, 43 Unteroffiziere, 6 Spielleute, 480 Mann, und dies war noch das stärkste Bataillon im ganzen 1. Westpreußischen Infanterie - Regiment. Aber es muß anerkannt werden, daß die Truppen auch in diesen schweren Tagen ihre Pflicht unverändert er= füllten.

Im Hauptquartier des Korps war übrigens die gedrückte Stimmung im Heere nicht unbemerkt geblieben, daher beschloßz General v. Blücher, durch einen kühnen Streich gegen die Avantgarde des Feindes den Geist der Truppen wieder zu heben, und legte jener bei Hainau einen Hinterhalt.

22 Schwadronen, 3 reitende Batterien, befehligt von den Obersten v. Dolffs und v. Mutius, stellten sich verdeckt auf, brachen, als die Division Maison aus Hainau vorrückte und sich in ebenem Gelände befand, auf ein gegebenes Zeichen*) hervor und stürzten sich auf die schnell Karrees bildenden Franzosen. Die Karrees wurden gesprengt, 1200 Mann niedergehauen, 300 bis 400 Gefangene gemacht und 11 Geschütze erbeutet. Blüchers Absicht ward erreicht, denn mit Jubel vernahm die Armee die Kunde und faßte wieder mehr Vertrauen auf die Zukunft.

Am 29. erreichte das Blüchersche Korps die Stellung von Peterwiß in der Nähe von Schweidnitz, wo es bis zum 2. Juni verblieb und die Nachricht von dem Abschluß einer 36 stündigen Waffenruhe erhielt. Da aber am 1. Juni Breslau von den Franzosen besetzt, die Stellung bei Peterwitz also in der rechten Flanke umgangen war, so wurde am 3. der weitere Rückzug nach Strehlen angetreten und bei dieser Stadt ein Lager bezogen. Daselbst erfolgte am 6.

Es wurde die Windmühle von Baudmannsdorf in Brand gesteckt.

die Bekanntmachung von einem am 4. zu Poischwitz bei Jauer abgeschlossenen Waffenstillstande, dessen Dauer sich bis zum 20. Juli erstrecken sollte.

Der Waffenstillstand.

4. Juni bis 16. August.

Zeit vom 4. bis 30. Juni.

Die Nachricht von dem Abschluß dieses Waffenstillstandes war ein Donnerschlag sowohl für das Heer als für das ganze preußische Volk. Man gab sich den schlimmsten Besorgnissen hin und fürchtete einen Frieden, der Preußen und Deutschland dem verderblichen Einflusse des fremden Eroberers überlassen würde. Tiefe Trauer herrschte überall im Vaterlande! Bald aber brachten die Worte des Königs, mit denen er seinem Volke den Waffenstillstand ankündigte, mehr Zuversicht in die Gemüther.

„Der Feind“, sagte König Friedrich Wilhelm, „hat einen Waffenstillstand angeboten; Ich habe ihn mit meinen Alliirten bis zum 20. Juli angenommen. Dies ist geschehen, damit die Nationalkraft, die Mein Volk bis jetzt so ruhmvoll gezeigt hat, sich völlig entwickeln könne. Rastlose Thätigkeit und ununterbrochene Anstrengungen werden uns dazu führen. Bis jetzt war uns der Feind an Zahl überlegen, und wir konnten nur den alten Waffenruhm wieder gewinnen; wir müssen jezt die kurze Zeit benußen, um so stark zu werden, daß wir auch unsere Unabhängigfeit erkämpfen. Beharrt in Eurem festen Willen, vertraut Eurem Könige, wirkt rastlos fort, und wir werden auch diesen heiligen Zweck erringen.“

Schon vor dem Eintritt des Waffenstillstandes am 28. Mai war eine neue Eintheilung der preußischen Armee angeordnet worden, zufolge deren sich drei Armeekorps unter den Generalen v. Yorck, v. Kleist und v. Bülow bildeten und unter den Oberbefehl des Generals der Kavallerie v. Blücher traten.

Das I. und II. Reserve-Bataillon Leib-Infanterie-Regiments gehörten danach zu der 2. Brigade (Oberst v. Horn) des I. Armeeforps Generallieutenant v. ord.

Das III. Musketier-Bataillon 1. Westpreußischen InfanterieRegiments zur 1. Brigade (Oberst v. Klür) des II. Armeekorps Generallieutenant v. Kleist. Die Stärke dieser Bataillone vor Beginn des Waffenstillstandes war, wie bei allen Truppen, nur gering.

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