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hatten, wurde am 31. die Demobilisirung der Armee ausgesprochen und der Abmarsch in die bleibenden Garnisonen befohlen.

Bom Regiment, welchem Frankfurt a. D. und Sorau zugewiesen waren, traten das I. und Füsilier-Bataillon am 7. bezw. 8. Februar den Marsch an und trafen am 10. bezw. 11. in ersterer Stadt ein, während das II. Bataillon Berlin erst am 15. verließ und am 26. seine Garnison Sorau erreichte.

Fünfzehn Friedensjahre.

1851 bis 1866.

In den Garnisonen der Provinz Brandenburg.
Februar 1851 bis Mai 1860.

Beinahe drei Jahre hindurch war das Regiment vor dem Feinde und in anderen Verhältnissen, innerhalb und außerhalb der vaterländischen Grenzen thätig gewesen; selten hatten die Bataillone längere Zeit an einem Orte verweilt, meist mit mannigfachen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, und mußten sich nun erst in den neuen Garnisonen einrichten.

Da war es natürlich, daß gleich nach dem Eintreffen in denselben in allen Zweigen des Dienstes ein reges Leben begann; Mängel mußten abgestellt, Lücken ausgefüllt und gewonnene Erfahrungen benußt werden, um in möglichst kurzer Frist wieder für alle Fälle gerüstet dazustehen.

Der Friede ist dem Soldaten ja nur die Vorbereitung für den Krieg, und die preußische Armee kennt es nicht anders, als diese Vorbereitung Jahr aus, Jahr ein mit demselben Eifer, demselben Pflichtgefühl zu betreiben, und an diese Arbeit selbst nach glänzenden Siegen mit demselben Ernst, der gleichen Strenge zu gehen, wie wenn sie Niederlagen gut zu machen hätte.

Günstiger als für das II. Bataillon, welches in Sorau, einer früher zu Sachsen und erst seit 1815 zu Preußen gehörigen Stadt, die Soldaten größtentheils in Bürgerquartieren unterbringen mußte, lagen die dienstlichen Verhältnisse für das I. und Füsilier-Bataillon. Frankfurt a. D., eine alte märkische Stadt, hatte schon seit den Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen. 2. Aufl.

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Zeiten des Großen Kurfürsten fast immer eine Garnison gehabt, und die unter Friedrich dem Großen erbauten, an der Oder gelegenen Kasernen konnten fast sämmtliche Mannschaften der beiden Bataillone aufnehmen. Große Kasernenhöfe, ein Ererzirhaus und der Anger", ein langer breiter Plaß in der Stadt, boten hinreichenden Raum für Exerzirübungen aller Art, und nur zu den größeren Bataillonsübungen mußte nach dem fünfviertel Stunden entfernten Kunersdorfer Felde, wo auch ein Theil der Schießstände lag, marschirt werden; hier wurde ebenfalls meist das Regimentsund Brigadeererziren abgehalten.

Es ist eine erinnerungsreiche Stätte, diese Ebene, über welche einst von den Kunersdorfer Teichen her die preußischen Reiter unter Seydlig gegen die russischen Verschanzungen anritten, um unter mörderischem Kartätschfeuer zu verbluten; es sind ernste Mahner, diese Höhen von Kunersdorf mit dem berühmten Spißberge, wo an jenem 12. August 1759 die heldenmüthige, bisher siegreiche, aber von furchtbarer Hize, langem Marsch und Kampf ermattete preußische Infanterie nach wiederholt versuchten Stürmen den frischen Reserven des Feindes erlag, wo der große König Friedrich II., nachdem 15000 seiner tapferen Soldaten todt oder verwundet gefallen waren, fast als der Leßte, nur noch geschüßt von hundert Husaren, widerstrebend und Verzweiflung im Herzen, das blutige Schlachtfeld verließ. Wohl schien Preußen verloren, aber die Disziplin seiner Armee hat es gerettet. Die Niederlage war furchtbar gewesen, und doch fingen die Truppen schon eine Meile vom Schlachtfelde an, sich zu sammeln, und ein paar Schildwachen an der Schiffbrücke bei Göriß genügten, den Strom der Flüchtigen aufzuhalten; die Trümmer ordneten sich wieder, der Feind verfolgte nicht, und das Genie des großen Königs wußte noch drei und ein halbes Jahr hindurch die Mittel zu finden, dem übermächtigen Andrang seiner Gegner zu widerstehen.

So sind es denn nicht nur die Siegesfelder, welche zur freudigen Nacheiferung anspornen, es sind auch die Stätten verlorener Schlachten, welche nicht minder schöne Vorbilder unerschütterter Haltung, ungebrochenen Muthes bieten, und nicht selten reden sie eine noch gewichtigere, noch eindringlicher mahnende Sprache als jene die wenigen aber goldenen Worte: „Nie verzagen!"

Auf diesen Feldern wurde zur Sommerzeit fleißig geübt, scharf und stramm exerzirt und jene altpreußische Disziplin gepflegt, die

einst die Armee von Kollin nach Roßbach und Leuthen, von Ligny nach Belle-Alliance führte, welche sich später wieder auf den Schlachtfeldern Böhmens und Frankreichs bewähren sollte und sich treu und streng erhalten - auch ferner bewähren wird.

wenn

Ruhig vergingen die folgenden Jahre. 1851 sowie 1852 rückte das Regiment nach Berlin, um dort während der Manöver des Gardekorps den Wachtdienst zu versehen; in letterem Jahre ward die Brigadeeintheilung in der Weise verändert, daß nicht mehr wie bisher zwei Linien-Regimenter eine Infanterie-Brigade und zwei Landwehr-Regimenter eine Landwehr-Brigade bildeten, sondern ein Linien-Regiment mit dem gleichnamigen Landwehr-Regiment zu einer Infanterie-Brigade zusammentrat — 4. Mai. Das Leib-Regiment mit dem 8. Landwehr-Regiment bildete fortan die 9., das 12. Jnfanterie- mit dem 12. Landwehr-Regiment die 10. Infanterie-Brigade.

1857.

Das Jahr brachte dem Regimente einen Gnadenbeweis seines hohen Chefs, denn Seine Königliche Hoheit der Prinz Carl schenkte ihm die Summe von 300 Thalern, welche zur Stiftung eines Fonds dienten, von dessen Zinsen Unterstüßungen an bedürftige Unteroffiziere gewährt werden sollten. Dem Regiment ward gestattet, durch Entnahme von 200 Thalern aus dem Geschüß-Douceur-GelderFonds das Kapital vorläufig auf 500 Thaler zu erhöhen; durch spätere Schenkungen des hohen Chefs, die ihrer Zeit werden angeführt werden, wuchs es jedoch noch auf fast das Vierfache an. Die Stiftung erhielt den Namen: Prinz Carl-Stiftung.

1858.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Carl schenkte in diesem Jahre dem Offizierkorps sein Bild in der Regimentsuniform. Dasselbe, ein sehr gut ausgeführtes Delgemälde, hat seinen Plat im Offizierkasino und ist als Titelbild diesem Bande vorangestellt.

1859.

In diesem Jahre gewann es den Anschein, als sollte die preußische Armee wieder ins Feld rücken, denn zwischen Desterreich einerseits und Frankreich und Sardinien andererseits drohten seit

Beginn des Jahres kriegerische Verwickelungen. Um einigermaßen gerüstet zu sein, wurden durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 20. April das III., VII. und VIII. Armeekorps kriegsbereit gemacht; das Regiment zog demnach den größten Theil seiner Reserven ein, bespannte seine Fahrzeuge und bereitete sich durch sehr regen und anstrengenden Dienst nach allen Seiten hin für den Krieg vor.

Inzwischen war der Krieg zwischen den genannten Mächten am 29. April wirklich ausgebrochen; nach einigen kleineren Gefechten wurden die Oesterreicher am 4. Juni bei Magenta geschlagen, und nun befahl Seine Königliche Hoheit der Prinz von Preußen, welcher seit der 1857 erfolgten schweren Erkrankung seines Königs lichen Bruders, Friedrich Wilhelms IV., als Regent an der Spite des Staates stand, am 14. Juni die Mobilisirung der Armee, um bei einem weiteren Fortgange des Krieges die Grenzen des deutschen Bundesgebietes schüßen zu können und im Fall einer abermaligen Niederlage Oesterreichs diesem zu Hülfe zu kommen; auch die anderen deutschen Bundesstaaten rüsteten. Wirklich wurden die Oesterreicher am 24. Juni bei Solferino geschlagen und dadurch das Uebergewicht der Franzosen so bedrohlich, daß am 7. Juli die Marschbefehle an die preußische Armee ergingen.

Das III. Armeekorps sollte sich bei Frankfurt am Main versammeln, der Stab der 5. Division ging dahin ab, am 13. erfolgte der Ausmarsch des I. Bataillons aus Frankfurt a. D. Diesem hatte tags darauf das Füsilier-Bataillon zu folgen, und von Berlin aus sollten beide Bataillone mittelst der Bahn weiter befördert werden. Indeß dazu kam es nicht. Oesterreichs Eifersucht auf Preußen war so groß, daß es lieber schwere Opfer bringen, als Letzterem den Oberbefehl am Rhein und damit die Gelegenheit überlassen wollte, seinen Einfluß in Deutschland durch kriegerische Erfolge zu vergrößern. Unerwartet schloß der Kaiser von Oesterreich am 12. Juli mit dem Kaiser Napoleon zu Villafranca Frieden und trat die Lombardei ab.

Auf diese Nachricht wurden in Preußen alle weiteren Truppenmärsche eingestellt, und deshalb blieben auch das II. und FüsilierBataillon in ihren Garnisonen, nur das I. marschirte noch am 14. von Heinersdorf über Müncheberg nach Herzfelde und Umgegend, wo es vorläufig Quartiere bezog. Einige Tage später trat es den Rückweg an und erreichte am 19. wieder seine Garnison.

Es wurde nun gleich demobil gemacht, indessen blieb bei den Landwehr-Regimentern eine Anzahl Mannschaften - ältere Reservisten, die von den Linien-Regimentern abgegeben worden unter den Waffen, theils wegen der Unsicherheit der Zeitverhältnisse, theils um die Neuordnung der Armee vorzubereiten.

Seit 1815 war nämlich die Bevölkerung des Staates von 10 auf 18 Millionen Einwohner gestiegen, die jährliche Rekrutenziffer aber dieselbe geblieben; die Folge war, daß schon längst ein bedeutender Theil des dienstpflichtigen Ersaßes gar nicht zur Einstellung gelangte und von allem Kriegsdienst frei war, während die einmal Eingezogenen bis zum 40. Jahre in Linie und Landwehr dienen mußten. Außerdem hatte man die Erfahrung gemacht, daß die Landwehr ihrer Zusammenseßung nach nicht dazu geeignet war, um sofort als Feldtruppe in erster Linie verwendet zu werden; die mobilen Truppen des stehenden Heeres aber zählten etwa nur 200 000 Mann im Ganzen, was im Kriege mit irgend einer benachbarten Großmacht sich offenbar als eine zu geringe Stärke erwiesen hätte. Und schließlich mußte es mit Desterreich, das unausgesetzt das Ziel verfolgte, Preußen zu schädigen und zu schwächen, früher oder später zum Kriege kommen, und zwar zu einem Kriege, der über den Bestand des preußischen Staates, über die Zukunft Deutschlands entscheiden konnte, dessen Verlauf voraussichtlich auch sehr von der ersten Machtentwickelung, von dem ersten Auftreten der preußischen Streitkräfte abhing.

Dies Alles übersah Seine Königliche Hoheit der Prinzregent und unternahm es daher, trog aller Schwierigkeiten, eine Armee zu schaffen, die jene Mängel vermied und sich den Aufgaben gewachsen zeigte, welche bald an sie herantreten konnten.

Nach und nach wurde es ausgeführt. Laut Kabinets-Ordre vom 10. Dezember 1859 gaben die Linien-Bataillone am 1. Januar 1860 je 148 Mann an die bisherigen Landwehr-Regimenter ab, und diese erhielten vorläufig den Namen „Kombinirte InfanterieRegimenter". So entstand aus dem 12. Landwehr-Regiment das „12. kombinirte Infanterie-Regiment“. Durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 4. Juli 1860 wurde diese Benennung in 6. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 52" umgewandelt, und dementsprechend wurden auch die anderen Landwehr-Regimenter nach den Provinzen u. s. w. benannt; die alten Linien-Regimenter gaben später noch eine Anzahl Offiziere ab, es fanden zahlreiche Rekruten

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