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Am 25. Juni wurden sämmtliche Kompagnien von Halle und Magdeburg mittelst der Bahn nach Frankfurt a. D. befördert, so daß hier nun das II. und Füfilier-Bataillon vereinigt waren. Schon am 7. Juli aber ging Letzteres mit den obenerwähnten drei Kompagnien des II. Bataillons nach Berlin ab und wurde mit der 7. Kompagnie zusammen in der Alexander-Kaserne untergebracht.

Das Beziehen derselben geschah jedoch nicht so ohne Weiteres, denn als die fünf Kompagnien, an deren Tete der Kommandant von Berlin, Generalmajor v. Aschoff und der Oberst v. Sommerfeld ritten, in die Kaserne einrücken wollten, wurde es ihnen durch eine dort postirte 15 Mann starke Bürgerwehrwache verwehrt. Dieser Widerstand hätte leicht beseitigt werden können, allein der Kommandant wollte seiner Vorschrift gemäß, keine Zwistigkeiten herbeiführen und versuchte mit Güte, die Leute von ihrer Weigerung abzubringen; vergebens, fie mußten schließlich unter Anwendung der Kolben vom Eingange entfernt werden, und nun erfolgte der Einmarsch. Gegen 8 Uhr abends versammelte sich vor der Kaserne eine sehr große Volksmenge, es wurden aufwiegelnde Reden gehalten und schließlich gar die Kaserne mit einem Angriff bedroht, wahrscheinlich in der Meinung, es seien dies dieselben Zwölfer, die am 18. März in der Leipzigertraße gefochten hatten. Indeß kam es nicht dazu, denn gegen 912 Uhr rückte ein Bataillon der Bürgerwehr vor die Kaserne, drängte die Massen zurück und verhaftete einige Aufwiegler, so daß nach Mitternacht Ruhe eintrat.*)

Wie sonst die Zustände damals in Berlin waren, dafür sei nur das eine Beispiel erwähnt, daß am 15. Juni das schöne, reiche Zeughaus geplündert, und nicht nur die darin befindlichen Waffen, sondern auch viele Trophäen, welche die preußische Armee seit den Tagen des Großen Kurfürsten in mancher heißen Schlacht mit ihrem Blute errungen hatte, geraubt worden waren.

Die folgenden Monate ließen an die beiden Bataillone noch mancherlei Bersuchungen herantreten, denn die damalige Demokratie, eingedent der Tapferkeit und der Erfolge der Truppen am 18. März, änderte ihre Taktik, sprach allmählich nicht mehr von „Bluthunden,

*) Es wurde nachher das Gerücht verbreitet, „nur die Bürgerwehr habe

bie Zwölfer Dor

preußische Soldaten wohl schwerlich einen anderen Schuß nöthig als den, die Kaserne wäre sicherlich mit sehr blutigen Köpfen zurückgewiesen worden. welchen ihnen ihre eigenen Herzen und Arme verleihen, und ein Angriff auf

der Rache geschüßt"; indeß haben Tausend wohlbewaffnete

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Tyrannenknechten und verthierter Soldatesfa", sondern nannte die Soldaten Brüder und Kameraden“ und sparte weder Schmeicheleien noch Versprechungen, weder Geld noch Getränke, um sie von ihrer Pflicht abwendig zu machen. Fahnenflüchtig zu werden, den Gehorsam zu verweigern oder militärische Maßregeln zu verrathendas waren die gewöhnlichen Anforderungen, die schließlich gestellt wurden, aber, wie es zur Ehre der preußischen Soldaten gesagt sein muß, durchgängig ohne Erfolg; nicht selten kam es sogar vor, daß auf solche Vorschläge mit sehr derben Schlägen geantwortet wurde, und dann hieß es selbstverständlich nicht mehr liebe Brüder", sondern wieder „verthierte Soldateska“.

In Berlin.

November 1848 bis April 1849.

Mit dem Einrücken des I. Bataillons in Berlin war das Regiment wieder vereinigt, vor der Hand aber noch sehr mangelhaft untergebracht, denn die Alexanderkaserne bot nicht Raum genug für 212 Bataillone in Kriegsstärke, und mußte auch stets ein Theil davon auf dem Hofe in Bereitschaft stehen, so war es dennoch mit Raum und Lagerstätten schlecht bestellt; auch die Offiziere schliefen in den vorhandenen Offizierstuben und in dem Offizierspeisesaal auf Sophas, Stühlen, Tischen oder auf der Erde.

Am 11. November wurden der Belagerungszustand verkündigt, der Bürgerwehr die Waffen abgenommen und einige Aufläufe, namentlich auf dem Alexanderplatz und in der Königstraße, zersprengt; ein eigentlicher Widerstand fand nicht statt, nur war der Dienst für die Truppen, der steten Bereitschaft wegen, anstrengend und ermüdend. Zwei Tage später, am 13., erhielt Oberst v. Sommerfeld den Auftrag, die im Schützenhause tagende Nationalversammlung, aus deren Schoß der Widerstand gegen die Maßregeln der Regierung hauptsächlich hervorging, aufzulösen, und zur Ausführung desselben das 2. und 12. Infanterie-Regiment zugewiesen. Zwar erhob das Volk ringsum Lärm, zwar protestirten Mitglieder der Versammlung gegen das Eindringen der bewaffneten Macht, aber es geschah kein Versuch thätlicher Gegenwehr; der Saal wurde geräumt, und die Versammlung löste sich auf.

Am 21. quartierte das I. Bataillon nach der Kaiser FranzKaserne um, so daß die Mannschaften nun ordnungsmäßig unter

gebracht werden konnten, und das in Nauen zurückgelassene Kommando stieß am 22. wieder zu seinem Truppentheil.

In den nächsten Wochen waren die Truppen meist noch in den Kasernen in Bereitschaft, sonst aber war der Dienst der gewöhnliche und nur bei dem Füsilier-Bataillon ein etwas vermehrter, weil dies sich mit den damals so genannten „leichten Perkussionsgewehren“, den späteren Zündnadelgewehren“, vertraut machen mußte. Zum ersten Mal hatte es dieselben am 21. August empfangen, hatte sie dann aber der in Aussicht stehenden Unruhen wegen mehrmals wieder abgegeben und wieder empfangen und konnte die Einübung der Mannschaften mit denselben jezt erst folgerichtig durchführen.

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Gleich beim Beginn des Jahres 1849 kamen Theile des Regiments wieder in erhöhte Thätigkeit, denn am 1. Januar mußte die 1. Kompagnie unter Hauptmann v. Windheim nach Köpenick und die 4. unter Hauptmann v. Sydow nach Mittenwalde marschiren, erstere, um den Zuzug nach Berlin zu überwachen, lettere, um gegen den dort vielfach vorkommenden Forstfrevel einzuschreiten; beide fehrten gegen Ende März zurück.

Am 23. dieses Monats fam plötzlich der Befehl, daß das Regiment sich vom 26. ab mobil und zum Abmarsch nach Schleswig bereit halten solle; Dänemark hatte den Waffenstillstand gekündigt, und der Krieg begann von Neuem.

Die erforderlichen Pferde und Trainsoldaten wurden von der bisher mobilen Garde-Brigade überwiesen, bald kam auch der Befehl zum Ausmarsch, und am 31. März sagte General v. Wrangel im Tagesbefehl dem Regimente folgendes Lebewohl:

,,Dem 12. Regimente sage ich bei seinem morgen und in den nächsten Tagen stattfindenden Abgange nach Schleswig-Holstein ein herzliches Lebewohl. Es hinterläßt dasselbe hier den wohlbegründeten Ruf guter Mannszucht, strenger Pflichterfüllung. Es wird diesen Ruf auch im fremden Lande zu wahren, ihn rein zu erhalten wissen, da wo sein Name schon ehrenvoll gekannt ist.“

Feldzug in Jütland.

April bis August 1849.

Das Füsilier-Bataillon ging schon am 1. April mit der Bahn nach Hamburg ab und marschirte dann über Hasloh (3. April),

Kaltenkirchen (4.), Neumünster (5.) und Rendsburg (6.) nach Schleswig (8.).

Das II. Bataillon war auf der Bahn am 3. nach Hamburg, am 4. nach Rendsburg befördert worden und marschirte am 5. nach Morby und Omschlag. Auf diesem Marsche hörte es den Kanonendonner von Eckernförde her, wo zwei dänische Kriegsschiffe im Kampf mit den schleswig-holsteinischen Strandbatterien waren; von dem dort kommandirenden Herzog von Coburg-Gotha, bei welchem Major Lehmann hatte anfragen laffen, ob Unterstüßung nöthig sei, traf in der Nacht die Nachricht ein, „daß das Linienschiff »Christian VIII.« in die Luft geflogen, die Fregatte »Gefion« aber genommen sei; das Bataillon möge die dänischen Kriegsgefangenen in Gr.-Wittensee übernehmen und nach Rendsburg eskortiren lassen.“ Dies geschah am 6. durch 100 Mann unter Hauptmann v. Pannewig, während das Bataillon selbst nach Nübel, Berend und St. Jürgen dicht nördlich Schleswig rückte.

Das I. Bataillon folgte erst am 7. nach Hamburg, fuhr am 8. nach Rendsburg und mußte von dort nach dreistündigem Aufenthalt und stattgehabter Verpflegung noch bis Schleswig — 33⁄4 Meilen — marschiren, wobei allerdings die Tornister gefahren wurden, so daß nun das Regiment wieder vereinigt war. Die Ausrückestärke hatte in Berlin betragen:

I. Bataillon:

18 Offiziere, 59 Unteroffiziere, 27 Spielleute, 649 Musketiere, 4 Aerzte und Chirurgen, 1 Büchsenmacher, 24 Trainsoldaten, 22 Pferde.

II. Bataillon:

15 Offiziere, 51 Unteroffiziere, 17 Spielleute, 628 Musketiere 4 Aerzte, 1 Büchsenmacher, 18 Trainsoldaten, 20 Pferde.

Füsilier-Bataillon:

15 Offiziere, 54 Unteroffiziere, 16 Spielleute, 660 Füsiliere, 4 Aerzte, 1 Büchsenmacher, 19 Trainsoldaten, 20 Pferde.

Totalsumme des Regiments:

48 Offiziere, 164 Unteroffiziere, 60 Spielleute, 1937 Mann, 12 Aerzte und Chirurgen, 3 Büchsenmacher, 61 Trainsoldaten. 62 Pferde.

Nach der in Schleswig ausgegebenen Ordre de Bataille trat es mit dem Posenschen Landwehr-Regiment zu einer Brigade unter dem Oberst Stein v. Kaminski zusammen. Oberkommandirender sämmtlicher Reichstruppen war der preußische Generallieutenant v. Prittwiz. Dieser hatte von Streitkräften zu seiner Verfügung:

Die kombinirte preußische Division, *) Generalmajor v. Hirschfeld.

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Zusammen: 13 Bataillone, 8 Schwadronen, 31⁄2 Batterien und 1 Pionier-Kompagnie, in der Gesammtzahl von etwa 10 000 Mann, da die Bataillone nicht die volle Kriegsstärke hatten.

Hierzu kamen noch etwa 15 000 Mann schleswig-holsteinische und 45 000 Mann andere deutsche Bundestruppen, so daß General v. Prittwig ungefähr über 70 000 Mann verfügte.

Da im vergangenen Jahre die Erfahrung gezeigt hatte, daß das Blitzen der Helme die preußischen Truppen dem Feinde schon auf weite Entfernung verrieth, so sollte dieser Uebelstand durch Ueberziehen der Beschläge mit schwarzem Lack diesmal vermieden werden, und es mußte daher das Regiment die Zeit seines Aufenthaltes in und bei Schleswig zu dieser Arbeit benußen.

Am 13. begann nun der Vormarsch der Brigade Kaminski nach Norden, doch wurde schon am 14. in Flensburg wieder Halt gemacht und nur das II. und Füsilier-Bataillon nächsten Tages noch

Die preußische Division war nach der Ordre de Bataille die 3. Division.
Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen. 2. Aufl.
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