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Vizefeldwebel Hape und die Sergeanten Türk (1. Komp.) und Faustmann (4. Komp.).

Von Berlin bis zur Eider.

19. März bis 22. April 1848.

Vom Brandenburger Thor aus marschirte das Bataillon außerhalb der Stadtmauer, nachdem es am Potsdamer Thor sich mit dem Zuge des Lieutenants v. Steyber vereinigt hatte, wieder nach seinen alten Quartieren, in Tempelhof begrüßt von den Klängen der Regimentsmusik, die, wie oben erwähnt, hier zurückgeblieben war. Gleich nach dem Eintreffen daselbst ließ Major Rohde starke Wachen gegen die Stadt hin aussetzen.

In dieser Stellung wurde am 20. verblieben, am 21. aber verließen die Kompagnien, zufolge Befehls vom 20. abends, ihre Cuartiere vor Tagesanbruch, sammelten sich bei Steglitz, und das Bataillon marschirte nun über Spandau nach den Dörfern GroßGlienicke, Gatow, Cladow und Pichelsdorf. Von hier aus ging am 25. eine Abordnung der Offiziere nach Potsdam, wo der König die Offiziere der dortigen Garnison und Abordnungen der in der Umgegend liegenden Regimenter versammelte und denselben seinen Dank für das pflichtgetreue Verhalten der Truppen am 18. März aussprach.

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Am 29. rückte das Bataillon nach Spandau, wo es theils in der Stadt einquartiert, theils in den leeren Magazinen der Citadelle untergebracht wurde; da es in diesen aber sogar an Lagerstroh mangelte, so bezogen die hier liegende 1. und 2. Kompagnie am 10. April ebenfalls Stadtquartiere. So weit es der aus Anlaß der Zustände in Berlin sehr beschwerliche Wachtdienst zuließ, ward geschossen, Felddienst geübt und im Bataillon exerzirt; außerdem wurden die Bekleidung und Ausrüstung der Reserven hier vervollständigt, die fehlenden Helme beschafft und, nach Heranziehung von Material aus Guben, mit der Umänderung des Lederzeugs fort= gefahren.

Eine besondere Erwähnung aber aus diesen Tagen verdient folgender Vorfall: Am 11. April gegen 8 Uhr abends der Kommandant und ein großer Theil der Offiziere waren im Kasino, wo die Regimentsmusik ein Konzert gab versuchten in dem, Potsdamerstraße gelegenen, von außen durch keine Mauer abgeschlossenen Zuchthause die Züchtlinge in der Zahl von 800 bis 900

sich zu befreien. Die Zeit benutzend, wo die Arbeit aufhört und Jeder in seine Zelle gebracht wird, brachen sie los; ein Haufe drängte zur Treppe, wurde jedoch von der aus 1 Gefreiten und 3 Mann 12. Regiments bestehenden unten postirten Wache mit Schüssen empfangen und floh zurück; ein anderer Haufe erstieg das flache Dach und warf auf die Straße, wo sich die rings umher einquartierten und durch die Schüsse alarmirten Zwölfer sammelten, mit Steinen und eisernen Gewichten. Schnell aber eilten die Mannschaften aus eigenem Antriebe in die gegenüberliegenden Häuser und beschossen die Meuterer mit solchem Erfolg, daß der Aufstand in wenigen Minuten gedämpft war. Hat zu diesem schnellen Handeln der Soldaten auch der Umstand, daß sie am 18. März ähnliche Scenen durchgemacht hatten, entschieden beigetragen, so sind doch immer die Umsicht und Entschlossenheit, mit welcher sie verfuhren, in hohem Grade anzuerkennen, Eigenschaften, die sie bald auch einem anderen ebenbürtigen Feinde gegenüber bewähren sollten. Denn am 16. April traf der mit Jubel begrüßte Befehl ein, daß das Bataillon am 18. nach Holstein abrücken solle, wo schon preußische Truppen bereit standen, die deutschen Länder Holstein und Schleswig im Kampf gegen Dänemark zu unterstützen.

Beide uralt deutschen Provinzen hatten schon seit mehreren Jahrhunderten in gewissem Verbande mit Dänemark gestanden, denn der König dieses Landes (damals Friedrich VII.) war gleichzeitig Herzog von Schleswig und Holstein und, da Holstein zum deutschen Bunde gehörte, auch deutscher Bundesfürst. Von dänischer Seite wurde nun versucht, namentlich Schleswig ganz in Dänemark einzuverleiben, während die Herzogthümer danach trachteten, ihre von Alters her bestehende, jezt bedrohte, enge Verbindung aufrecht zu erhalten und womöglich auch Schleswig in den deutschen Bund hineinzubringen. Die dänischen Gewaltmaßregeln hatten zuerst große Unzufriedenheit, dann aber im März einen offenen Aufstand zur Folge gehabt. Zwar waren die wenigen Schleswig - Holsteinschen Truppen von den Dänen am 9. April bei Bau geschlagen worden, indeß jezt hatte sich endlich der Bundestag, auf Anregung des Königs Friedrich Wilhelm IV., der Sache der Herzogthümer angenommen, und es ward ein deutsches Truppenkorps in Holstein zusammengezogen.

Bereits am 16. übergab der bei der Truppe verbliebene verwundete Oberstlieutenant v. Finckenstein dem Major Rhode auch die

inneren Angelegenheiten, welche er bisher noch besorgt hatte, und am 18. fuhr das Bataillon zusammen mit dem Garde-Schüßen-Bataillon auf der Eisenbahn nach Hamburg, von wo aus es nach Altona marschirte; der Empfang in beiden Städten war außerordentlich freudig und die Aufnahme ausgezeichnet. Tags darauf erfolgte die Weiterfahrt beider Bataillone nach Rendsburg; auf allen Stationen wurden die Preußen von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt und ihnen Lebensmittel und Erfrischungen in reichem Maße gespendet. Weil aber Rendsburg überfüllt war, mußte das I. Bataillon 12. Regiments bis Nortorf zurückfahren und in den Ortschaften Bargstedt, Brammer, Kattbeck, Bockel und Oldenhütten Quartiere beziehen.

Durch eine am 20. ergehende Mittheilung des Divisionskommandeurs, Generallieutenants Fürsten Radziwill, wurde hier unter Anderem bekannt gemacht, daß der hannoversche Generallieutenant v. Halkett, kommandirender General des X. Bundeskorps, zum Oberbefehlshaber der deutschen Truppen ernannt sei; troßdem glaubte man im Allgemeinen nicht recht an den Ausbruch von Feindseligkeiten, obwohl auch das Bataillon am 21. Befehl erhielt, nächsten Tages nach Rendsburg zu marschiren; es traf hier am Nachmittag des 22. ein und wurde nicht ohne Schwierigkeit einquartiert, da die Stadt von Truppen und Freischaaren wimmelte.

Statt des Generals v. Halkett war aber inzwischen durch veränderten Bundesbeschluß der preußische Generallieutenant v. Wrangel, Kommandirender des II. Armeekorps, zum Oberbefehlshaber ernannt worden und in Begleitung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl am 21. eingetroffen. Am nächsten Mittag theilte er bei der Parade den anwesenden Offizieren den sicheren. Ausbruch des Krieges mit und erließ einen kurzen Tagesbefehl, in welchem er die Truppen davon in Kenntniß sette und sein Vertrauen zu ihrer Tüchtigkeit aussprach.

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Ferner ward durch Divisionsbefehl bekannt gemacht, daß die hier konzentrirten preußischen Truppen durch Kabinets-Ordre vom 18. mobil gemacht wären, also auf den Feldetat kämen und die Mobilmachungs- und Pferdegelder erhalten dürften". Augenblicklich konnte dies natürlich nur die Zahlung der Gelder zur Folge haben, an Beschaffung von Pferden war nicht zu denken; die Fahrzeuge blieben also mit Landpferden bespannt, und Packpferde wie Trainsoldaten fehlten gänzlich. Außerdem wurden Notizen über die Uniformirung der schleswig-holsteinschen und der dänischen Truppen Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen; 2. Aufl.

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gegeben, was sehr nöthig war, da beide fast ganz übereinstimmten Schleswig-Holsteiner und Dänen hatten ja bis vor wenigen Wochen noch zusammen eine Armee gebildet- und Veränderungen erst später stattfinden konnten.

Vor der Darstellung der Kriegsbegebenheiten seien jedoch einige wichtige Punkte betreffs des Landes noch erwähnt.

Die Schleswig-Jütische Halbinsel, von Süden nach Norden sich erstreckend, ist flach; die Küstenstriche sind sehr fruchtbar und reich, weniger das etwas höher gelegene Innere, wo Haide, Sand und Moorgegenden nicht selten sich vorfinden. An der Ostküste schneiden tiefe Meeresbuchten vielfach weit in das Land hinein; dies hatte für die im Besitz einer Kriegsflotte befindlichen Dänen - weder Preußen noch die übrigen deutschen Staaten besaßen eine solche, es wurde eben jezt erst der Anfang dazu gemacht - neben vielen anderen Vortheilen auch den, an der ganzen Küste die deutschen Besatzungen beunruhigen und gelegentlich Ueberfälle machen zu können. Eine ganz besondere Eigenthümlichkeit des Landes ist es aber, daß, zum Schutz gegen die scharfen Seewinde, die Felder keine großen Flächen zeigen, wie dies sonst in Ackerbaugegenden der Fall ist, sondern kleinere Feldstücke bilden, die von vier Fuß hohen, oben mit dichten Hecken bepflanzten Wällen eingefaßt werden. Eine solche Wallhecke wird Knick" genannt, das von Knicks umgebene Stück Feld eine „Koppel“; auch die Wege laufen meist zwischen zwei Knicks her. Es ist klar, daß hauptsächlich nur Infanterie hier thätig sein kann, und auch diese oft Schwierig keiten hat, die dichten Hecken zu überklettern.

Feldzug gegen Dänemark.

23. April bis 15. September 1848.

Der Disposition nach waren die Truppen für den Vormarsch am 23. April in zwei Kolonnen eingetheilt und zwar:

1. Kolonne.

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men aber bei dem Gefecht nicht mehr zur Verendung.

4 Bataillone

2 Jäger-Divisionen

9 Esladrons

22 Geschüße

Bracklowiches Jägerkorps (100 Mann)

Schleswig

Holsteinsche

Truppen,

wovon 2 Jäger-Kompagnien, das Bracklowsche Korps und 5 Geschütze am Gefecht der 1. Kolonne sich be theiligten.

Die anderen Truppen des X. Bundeskorps und der SchleswigHolsteiner waren noch nicht verfügbar. Mit dem Ueberschreiten der Eider seitens der preußischen Truppen war der Krieg gegen Dänemark ausgesprochen. Dies geschah am Morgen des 23., und da die dänische Armee bei der drei Meilen entfernten Stadt Schleswig Stellung genommen hatte, so war ein Zusammenstoß am selben Tage wahrscheinlich.

Treffen bei Schleswig.

23. April.

Die 1. Kolonne marschirte über Stenten-Mühle, Lottorf und Ober-Selk, die 2. auf der Chaussee über Jagel. Vor diesem Dorfe, als schon der Kanonendonner von der bei Schleswig im Gefecht begriffenen 1. Kolonne hörbar war, erhielt das Gros der 2. Kolonne den Befehl, links abzubiegen und über Klein-Rheide bis zum Kohgraben zu marschiren, während die Avantgarde (Füsilier-Bataillone 20. und 31. Regiments und 2 Schwadronen Schleswig - Holsteinscher Dragoner) und die beiden Bataillone 2. Regiments über Jagel zur 1. Kolonne herangezogen wurden.

So übernahm nun das I. Bataillon 12. Regiments die Avantgarde und erreichte gegen 2 Uhr den Kohgraben,*) wo Halt gemacht wurde. Hinter dem Danewerk zeigte sich feindliche Infanterie und

*) Ein langer alter Wall, ziemlich parallel zu dem 1500 Schritt nördlich davon gelegenen Danewerk · gleichfalls eine alte Wall- und Vertheidigungslinie.

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