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1840.

Am 7. Juni schied Seine Majestät der König Friedrich Wilhelm 111. nach 43jähriger Regierung, tief betrauert vom III. ganzen Lande, aus dem Leben, und am 8. leistete das Regiment seinem Nachfolger, König Friedrich Wilhelm IV., den Eid der Treue.

1843.

Im September ward das Armeekorps bei Frankfurt a. C. zusammengezogen. Seine Majestät der König, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz von Preußen, Prinz Carl und Prinz Albrecht kamen dorthin. Großer Feldgottesdienst des Korps beim Dorfe Kliestow. Dann Marsch nach Alt-Landsberg bei Berlin, woselbst mit dem Gardekorps zusammen Manöver stattfanden.

1846.

Abkommandirung nach der Provinz Posen.

Februar bis April bezw. Oktober.

Im Anfang des Jahres 1846 entstanden in einigen der zur ehemaligen Republik Polen gehörigen, aber seit 1815 in Rußland Desterreich und Preußen einverleibten Landestheile mehrfache Unruhen, deren Zweck die Wiederherstellung des alten polnischen Staates war. Namentlich in der Provinz Posen zeigten sich bald Aufstandsversuche, geleitet von einem Herrn v. Mieroslawski demselben, der bei

der zwei Jahre später dort wirklich zum Ausbruch gelangenden Erhebung die Hauptrolle spielte und führten, abgesehen von ihrem politischen Endzweck, auch zu Verfolgungen und Mißhandlungen der dort ansässigen Deutschen.

Die Provinz mußte aber dem Staate erhalten, die deutschen Einwohner geschützt werden, und deshalb wurde es noch im Laufe des Winters nöthig, eine starke Truppenmacht dorthin zu entsenden; einen wesentlichen Theil derselben sollte die 5. Division unter Generalmajor v. Pochhammer bilden.

Beim Regimente war die Ausbildung der Kompagnien schon ziemlich weit vorgeschritten, als am 19. Februar die Befehle zum Abmarsch nach der Provinz Posen eintrafen, und bereits am 20. verließen die Bataillone ihre Garnisonen; für den erkrankten Oberst v. Sommerfeld übernahm der Kommandeur des I. Bataillons,

Oberstlieutenant v. Finckenstein, das Regimentskommando. Nach einigen Märschen wurde Ortsunterkunft im westlichen Theile der Provinz Posen bezogen; der Regimentsstab und das I. Bataillon in Betsche, das II. in Tirschtiegel und das Füsilier-Bataillon in Bentschen.

Am 1. und 2. März wurde die Division mehr nach Osten vorgeschoben, und das Regiment kam dabei nach Dusznik, Buk, Grät und Umgegend, wo es bis zum 4. verblieb.

Obwohl die polnischen Bauern diesmal der von ihrem Adel angefachten Bewegung größtentheils fern blieben, so kamen seitens der Truppen jetzt doch ausgedehntere Vorsichtsmaßregeln, wie Einrichtung von Alarmquartieren, Aussehen verstärkter Wachen 2c., zur Anwendung; scharfe Munition führten die Leute schon seit dem Ausmarsche mit sich.

Ein abermaliger Marschbefehl führte das I. Bataillon nach Posen und das Füsilier-Bataillon nach Schrimm; die Veranlassung dazu gaben zwei auf Befreiung der des Hochverraths angeklagten, im Fort Winiary eingeschlossenen Gefangenen und auf Wegnahme der Festung selbst gerichtete Versuche der Polen. Zwar waren beide Unternehmungen gescheitert, indeß wurden, um ähnlichen Handstreichen vorzubeugen, die vorhandenen Truppen verstärkt.

Die beiden Musketier-Bataillone des Regiments rückten am 6. ein und wurden im Bazar (großer, ausschließlich von Polen besuchter Gasthof) und einigen anderen großen Gasthöfen einquartiert. Vom Füsilier-Bataillon marschirten gleich nach dem Eintreffen in Schrimm zwei Kompagnien unter Hauptmann v. Schmidt nach Kurnick; es hatte nämlich von diesem Orte aus der Oberförster eines dort ansässigen Grafen jenen Versuch zur Wegnahme von Posen gemacht. Inzwischen war der energische Bürgermeister der Stadt gegen weitere Unordnungen schon mit Erfolg thätig gewesen, und so genügte das bloße Erscheinen der beiden Kompagnien, um die Ruhe völlig wieder herzustellen. Am 9. rückte das II. Bataillon von Posen nach Kurnick und entsandte eine Kompagnie nach Schroda, während die beiden Füsilier-Kompagnien nach Schrimm zurückkehrten.

Drei Wochen später, am 28. März, verließen die MusketierBataillone ihre bisherigen Quartiere und marschirten, am 30. gefolgt vom Füsilier-Bataillon, wieder dem westlichen Theile der Provinz zu, wo sie ungefähr dieselben Quartiere bezogen, die sie vom 2. bis 4. März innegehabt hatten.

Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen. 2. Aufl.

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Diese ganze Thätigkeit in der Provinz Bosen brachte für das Regiment mancherlei Anstrengungen und Beschwerlichkeiten mit sich, denn die Märsche waren bei dem äußerst schlechten Winter- und Frühjahrswetter durch die grundlosen Wege sehr ermüdend, die Quartiere mit seltenen Ausnahmen schlecht und schmutzig, die Verpflegung durch die Wirthe - meist polnische Bauern, die als Katholiken gerade Fastenzeit hatten - nicht besser und der Dienst infolge der nöthigen Vorsichtsmaßregeln ein schwerer. Konnten solche Verhältnisse nun auch als eine gute Vorbereitung für den Krieg gelten, so wurde doch natürlicherweise der Befehl zum Rückmarsch in die alten Garnisonen mit großer Freude begrüßt. Nur das Füsilier-Bataillon mußte noch zurückbleiben; es bildete zusammen mit dem II. Bataillon 8. (Leib-) Regiments und dem 2. DragonerRegiment ein besonderes Detachement unter dem Oberstlieutenant v. Holleben und erhielt Meserit als vorläufige Garnison angewiesen. Die anderen beiden Bataillone aber rückten am 14. April aus ihren Quartieren ab und trafen am 19. bezw. 20. in Crossen und Frankfurt ein.

Die gute Haltung und treue Pflichterfüllung aller dort thätig gewesenen Truppen wurden von Seiner Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm IV. in einer Kabinets-Ordre ehrend hervor gehoben, und der in Posen kommandirende Generallieutenant v. Colomb, an welchen dieselbe zur Bekanntmachung an die Truppentheile ergangen war, theilte sie, mit besonderer Anerkennung von seiner Seite, der 5. Division mit.

Das Füsilier-Bataillon rückte im Spätsommer noch einmal nach der Festung Posen, um dort gemeinschaftlich mit dem II. Bataillen Leib-Regiments während der Manöverübungen des V. Armeekorps den Wacht- und Garnisondienst zu versehen, und wurde im Fort Winiary einquartiert. Hier traf am 1. Oktober der Befehl zur Rückkehr nach der Heimath ein; der Marsch dahin ward am 2. angetreten und ging über Wollstein, Grünberg und Naumburg; in Sorau wurde dem Bataillon ein festlicher Empfang zu Theil.

Als diese letzten Truppen der 5. Division Posen verließen, richtete General v. Colomb noch ein Schreiben an den kommandirenden General des III. Armeekorps, v. Weyrach, worin er sich abermals in der ehrendsten Weise über die Truppen der Division aussprach und ausdrücklich sagte, daß sowohl ihre dienstlichen Leistungen vortrefflich gewesen seien, als auch ihr musterhaftes Betragen anerkannt

werden müsse, „indem während der ganzen Dauer ihres fast acht Monate währenden Aufenthalts in hiesiger Provinz auch von keiner Seite die geringste Klage gegen dieselben eingegangen ist." Und zum Schluß bittet General v. Colomb es die Division wissen zu laffen, daß es ihm zur besondern Freude gereiche, mit so ausgezeichneten Truppen längere Zeit in näheren dienstlichen Verhältnissen gestanden zu haben.“

1847.

In diesem Jahre fand ein Garnisonwechsel des I. Bataillons statt; dasselbe wurde von Frankfurt a. O. nach Guben verlegt und rückte hier am 29. September ein.

Kämpfe und Züge gegen innere und äußere Feinde.
März 1848 bis Februar 1851.

Vom 1. bis 17. März.

Das Jahr 1848 sollte für das 12. Regiment von besonderer Bedeutung werden, denn es gab ihm Gelegenheit, aufs Neue die soldatischen Tugenden standhafter Treue und ausdauernder Tapferkeit unter schwierigen Verhältnissen zu entfalten.

Abermals war es Frankreich, welches die Veranlassung, wenn auch diesmal in anderer Weise, dazu gab. Schon im Februar hatte es unruhig in Paris ausgesehen, und in den ersten Tagen des März erscholl durch Europa die Kunde, daß König Ludwig Philipp durch einen blutigen Aufstand vertrieben und eine republikanische Regierung geschaffen sei. Die Nachricht von dieser Umwälzung versetzte auch Deutschland in eine gewaltige Gährung und Aufregung.

Politische Zerissenheit und Ohnmacht (34 Staaten mit dem bekannten Bundestage an der Spite), innere Uebelstände in den einzelnen Ländern und Ländchen, heftiger Kampf der Parteien untereinander und Mißwachs des Jahres 1847 hatten hier Unzufriedenheit und Groll mancherlei Art erzeugt. Auf diesen Boden fiel die Pariser Botschaft, und nach wenigen Tagen war ganz Deutschland von der revolutionären Bewegung ergriffen.

Zu dieser Zeit stand das Regiment ruhig in seinen Garnisonen; die Kompagnien waren ziemlich vollständig ausgebildet, dagegen hatten im Bataillon noch keine Uebungen stattgefunden, auch die Rekruten erst sehr wenig geschossen.

Die mehr und mehr zunehmenden Unruhen und dabei die Ungewißheit über die Absichten der neuen französischen Regierung ließen Vorsichtsmaßregeln nöthig erscheinen, und daher ergingen am 8. März aus dem Kriegsministerium die Befehle zur Einziehung der Kriegsreserven, wie zum Empfang der Augmentationsgewehre und der Kriegschargirung. Diese Befehle trafen am 9. in den Garnisonen des Regiments ein, und es wurden nun sofort die nöthigen Kommandos in die Landwehrbezirke und nach Küstrin und Glogau entsandt.

"

Allein schon am 10. um Mittag traf in Guben und Sorau der Befehl ein, beide Bataillone sollten sofort aufbrechen, um durd die Eisenbahn über Berlin nach Halle befördert zu werden, die Reserven aber nach ihrem Eintreffen und Einkleidung in den Garnisonorten folgen!"

Die auf denselben Nachmittag anbefohlene Abfahrt wurde jedoch wegen der nicht so schnell zu bewirkenden Ausrüstung (das Lederzeug war in der Umänderung begriffen und ziemlich viele Stücke zertrennt) auf den nächsten Tag verschoben.

Nachdem in beiden Garnisonen je ein Kommando von 1 Offizier und 4 Unteroffizieren zur Einkleidung u. s. w. der später zu erwar tenden Reserven zurückgelassen war, wurden beide Bataillone am 11. mittelst der Eisenbahn nach Frankfurt a. D. befördert, wo sie übernachteten. Hier traf das nach Küstrin entsandte Kommando wieder ein, und man ließ die Gewehre für die Reserven unter Aufsicht eines Unteroffiziers zurück, während der Kommandoführer, Lieutenant Bilefeldt, die Kriegschargirung nach Halle brachte.

Am 12. fuhren die beiden Bataillone einzeln weiter nach Berlin, vereinigten sich auf dem Anhaltischen Bahnhofe wieder und gingen um 2 Uhr nachmittags nach Halle ab. Auf der Station Niemburg, 11/2 Meile vor Halle, ward ihnen der Befehl, daß sie nach einigen hier in der Nähe gelegenen Dörfern in Ortsunterkunft kommen sollten; es wurde ausgestiegen, und die Kompagnien marschirten gegen Mitternacht nach ihren noch 1 bis 12 Stunden entfernten Quartieren ab, während die Bagage, wegen Mangels an Ausladevorrichtungen in Niemburg, nach Halle weiter fahren mußte und erst am anderen Morgen herangezogen wurde.

Die Unterbringung war folgende: Regimentsstab Halle, 1. Bataillon: Hohenthurm und Umgegend, Füsilier-Bataillon: Giebichenstein und Umgegend. Quartiere und Verpflegung waren hier überall ganz vorzüglich, die Bewohner sorgten für die Truppen in der

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