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des I. Korps, siegreich eröffnet. Stets die Ersten im heldenmüthigen Handeln, waren die von Euch errungenen Trophäen das Unterpfand der Siege, welche der fremden Tyrannei auf deutschem Boden ein Ziel setzten.

Aber nicht Deutschland allein, auch das fremde Land, von dem das gemeinsam erduldete Unheil ausgegangen war, ist Zeuge Eurer kriegerischen Thaten und Eurer Mäßigung gewesen. In den Gefechten von St. Dizier und la Chaussée, in den Schlachten von Laon und Paris habt ihr den Weltfrieden erkämpfen helfen. Ehrenvoll habt Ihr das Werk begonnen, ruhmvoll habt Ihr es beendigt!

Zweihundert und fünfundzwanzig mit den Waffen in der Hand auf den Schlachtfeldern eroberte Kanonen sind Trophäen, die dem I. Korps zum bleibenden Ruhm gereichen.

Ich fühlte mich hochgeehrt, als ich an Eure Spize trat; jetzt ist es mein höchster Stolz und begründet die Freude meines Alters, Euer Führer gewesen zu sein.

Empfangen Sie nun, meine Herren Generale, im Augenblick der Trennung meinen Dank für Ihre Unterstüßung in den Augenblicken der Gefahr, für Ihre, mit seltener Aufopferung durch Talent und durch ein leuchtendes Beispiel dem Vaterlande geleisteten Dienste; Sie, meine Herren Brigadiers aller Waffen, die Anerkennung der ausgezeichneten Führung Ihrer Abtheilungen an so manchen blutigen, ruhmvollen Tagen.

Empfangen Sie, meine Herren Stabs- und Subalternoffiziere, den Dank, den ich mit inniger Rührung für Ihre in diesem heiligen Kriege bewiesene Tapferkeit und für die heldenmüthige Ertragung so außerordentlicher Mühseligkeiten von Grund meines Herzens zolle. Sie haben ein hohes Verdienst um den schönen Geist, der in unserem Soldaten lebt, denn Ihr Standpunkt erlaubte es Ihnen, unmittelbar auf ihn zu wirken, und gern und freudig neigte sich der Soldat zu dem Beispiele, mit dem Sie ihm auf der Bahn der Ehre und des Ruhmes vorangingen.

Ich wende mich jetzt zu Euch, meine braven Unteroffiziere und Soldaten, die Ihr mir so viele Beweise Eurer Tapferkeit, Eurer Selbstverleugnung, Eures Gehorsams und Eures Vertrauens gegeben habt. Wie soll ich Euch die Empfindungen ausdrücken, von denen mein Herz bei der Trennung von meinen Kindern voll

ist? Wie soll ich Euch würdig danken für die Ausdauer, die Ihr von den Ufern der Düna bis zur Seine, an heißen Schlachttagen, im Angesicht des Todes, bei den angestrengtesten Mühseligkeiten in zwei Winterfeldzügen und bei Entbehrungen aller Art bewiesen habt.

Mitten unter den Schrecknissen eines mit Erbitterung geführten Nationalkrieges, der seine Schritte durch Barbarei und Verwüstung bezeichnete, habt Ihr bewiesen, daß der wahre Soldat der Menschlichkeit nicht fremd werden darf. Die Zeugnisse feindlicher Generale und Obrigkeiten sind schöne Denkmäler des Geistes, der unter Euch waltet und Eure Schritte zum Ruhme und zur Menschlichkeit geleitet hat. Ich danke, ich danke Euch als Euer bisheriger Führer, - als Euer Vater und Freund!

So lebt denn wohl, Jhr Gefährten dreijähriger Kämpfe und Anstrengungen! Vergeßt einen General nicht, der mit schmerzlichen Gefühlen und inniger Rührung aus Eurer Mitte tritt, der Euch liebt und ehrt, und nehmt mich freundlich auf, wenn das Vaterland wieder eines Yorckschen Korps bedürfen sollte.

Arlon, den 7. Juli 1814.

Yord v. Wartenburg."

Aber es war in der That ein Abschied für immer; Yord trat nicht wieder an die Spiße der Seinigen, und als nach Jahresfrist die Trommeln und Hörner abermals zum Streite riefen, zogen die alten Yorcker, bei der neuen Formation nun in verschiedenen Korps vertheilt, ohne ihn ins Feld. Nicht schlechter zwar bewährten sie sich unter den neuen Führern und fesselten durch Tapferkeit und Ausdauer den Sieg wieder an die preußischen Waffen, und doch mochte Ihnen jetzt der gefürchtete „Alte" fehlen; er blieb in treuer Erinnerung bei Allen, die unter ihm gefochten.

Friedenszeit in Luxemburg.

18. Juni 1814 bis 6. März 1815.

Erst am 8. Juli konnte das I. Bataillon in Luxemburg selbst einrücken, das II. erst am 21., und das Füsilier-Bataillon blieb vorläufig noch in nicht sehr guten Ortschaften der Umgegend. Der Friede war nun zwar wieder hergestellt, aber noch nicht gesichert. Der zu Paris abgeschlossene Vertrag hatte Frankreich ungefähr auf

seine alten Grenzen zurückgeführt, und demnächst sollte zu Wien ein Kongreß der Fürsten und Staatsmänner über die Neugestaltung der anderen Verhältnisse, namentlich in Deutschland, entscheiden. Vorläufig übernahm Preußen seine alten Besitzungen, mit Ausnahme des Herzogthums Warschau und einiger anderer Landestheile wieder, die sächsischen Festungen Torgau und Wittenberg wurden von ihm in Besitz genommen und ebenso Westfalen und die Rheinlande. In lepterer Provinz sowie im Luxemburgischen und Belgischen waren 70 000 Mann unter dem General der Infanterie Grafen Kleist v. Nollendorf zurückgeblieben, weil die Unsicherheit der Zustände in Frankreich solche Vorsichtsmaßregel erforderte; obige Zahl verringerte sich jedoch im Laufe der Zeit noch sehr, da eine Anzahl Regimenter später nach den östlichen Provinzen gezogen ward.

Aus diesen Truppen wurden drei Armeekorps gebildet, von denen das I. unter General v. Birch II. im Luxemburgischen unterfam. Dasselbe bestand schließlich nur aus folgenden Regimentern:

8. (Leib-) Infanterie-Regiment (1. Branden-,
burgisches)

12. Infanterie-Regiment (2. Branden-
burgisches) *)

24. Infanterie-Regiment (4. Brandenburgisches)
3. Husaren-Regiment (Brandenburgisches).
3. Ulanen-Regiment (Brandenburgisches).
Mecklenburg-Strelitzsches Husaren-Regiment.

General

major

v. Borde.

Was die dienstlichen Verhältnisse betraf, so machten namentlich die vielen Festungswerke den Wachtdienst sehr beschwerlich, obwohl außer den Zwölfern noch die Vierundzwanziger in der Festung lagen. So z. B. brauchte der Rondeoffizier, um alle Außenwerke nachzusehen, gegen vier Stunden. Ererzirt wurde namentlich in Kompagnien und im Bataillon, einmal in der Woche im Regiment, und einmal im Monat fand auch Brigadeererziren statt. Nach altem Herkommen legte man dabei immer noch viel Werth auf das genau gerichtete Avanciren, Halbrechts- und Halblinksziehen in Linie; ja es wurde dies in der ganzen Brigade geübt, so daß sechs Bataillone in eine Linie formirt, diese Uebungen ausführen sollten. Daß dies

*) 1814 bei Neuorganisation der Armee wurden den Regimentern diese Nummern mit der provinziellen Bezeichnung als offizielle Namen gegeben.

niemals zur Zufriedenheit ausfiel, war natürlich, denn Schwanken, Vorprellen, Drängen und Schieben fand immer statt. Vom Schützengefecht kam dabei nur das Formelle vor, erst im Frühjahr, als wieder Krieg in Aussicht stand, wurde im unebenen und durchschnittenen Gelände geschwärmt, auch Feld- und Vorpostendienst geübt.

Anfangs standen also vom Regiment nur das I. und II. Bataillon in Luxemburg selbst, während das Füsilier-Bataillon in der Umgegend unterfam. Am 25. November rückte dasselbe aber auch in die Festung und ward wie die anderen Bataillone kasernirt. Sonst war der Aufenthalt in Luxemburg recht angenehm, denn im großen Ganzen bildete sich bald ein gutes Einvernehmen mit der Bürgerschaft heraus, welchem einzelne Ausnahmefälle wenig Eintrag thaten und manche Zwölfer-Offiziere wie Unteroffiziere schließlich Töchter des Landes heim.

führten

Kommandant war der General v. Borcke, der alte Kommandeur des Regiments, und als Kommandeur der Kavallerie-Brigade stand dort noch der General Graf Henckel v. Donnersmarck. „Das Haus des Letteren namentlich bot den Offizieren eine sehr angenehme Geselligkeit, denn der General lud jeden Mittag eine Anzahl derselben, namentlich auch der jüngeren, zu Tische und machte dann einen sehr liebenswürdigen und unterhaltenden Wirth, der von Anekdoten und wißigen Erzählungen übersprudelte; auch aß und trank man bei ihm sehr gut.

Nach Tische wurde in Ueberrock und Müße ein Umzug durch die Stadt gehalten, der General an der Spize; wo ein hübsches Mädchen am Fenster war, wurde eine Unterhaltung angeknüpft."*)

Während die preußischen Truppen nun diese Lande besett hielten, wurde, wie erwähnt, in Wien über die endliche Regelung der Besigverhältnisse verhandelt, aber diese Verhandlungen kamen nicht weiter, da Oesterreich, England und Frankreich sich sträubten, Preußen eine solche Gebietsvergrößerung zuzugestehen, wie es dasselbe nach den gebrachten, furchtbaren Opfern und zur künftigen Sicherheit seiner Existenz fordern mußte; am liebsten hätten diese Staaten Preußen auf der Stufe gelassen, auf welche Napoleon es im Frieden zu Tilsit herabgedrückt hatte.

Rußland hielt zu Preußen, und beinahe wäre es zwischen diesen beiden Staaten einerseits und den vorgenannten dreien andererseits

*) Rössel, Tagebuch.

zum Kriege gekommen, wenn nicht ein unerwartetes Ereigniß die Einigkeit plöglich wieder hergestellt hätte. Napoleon hatte nämlich die Insel Elba am 26. Februar verlassen und war mit 800 Mann am 1. März bei Cannes an der Südküste Frankreichs gelandet, um wieder von dem französischen Throne Besitz zu nehmen. Gelang ihm dies, so war von Neuem Alles zu fürchten, deshalb ward er sofort in die Acht erklärt, demnächst ein neues Bündniß gegen ihn geschlossen, und die kaum in die Heimath zurückgekehrten Heere seßten sich aufs Neue gegen Frankreich in Bewegung. Preußen erhielt die Hälfte des Königreichs Sachsen.

Feldzug gegen Frankreich.
März bis Oktober 1815.

Mobilmachung, Ausmarsch und Aufstellung an der belgischfranzösischen Grenze.

6. März bis 14. Juni 1815.

Die Nachricht von Napoleons Landung kam so unerwartet, daß gerade in dieser Zeit seitens des Ober-Kriegskommissariates Nachweisungen von der Rhein-Armee gefordert wurden, und zwar schleunig, da eine baldige Demobilmachung nahe bevorstände. Davon war nun jetzt keine Rede mehr, dagegen deuteten die Befehle auf die „ernsten Zeitumstände“, und Vorsichtsmaßregeln aller Art wurden getroffen; namentlich ward man aufmerksam auf die Fahnenflucht, welche bei den aus neu erworbenen rheinischen Gebietstheilen eingestellten Mannschaften mehrfach vorkam. Auch befanden sich „eine Menge französischer Offiziere auf Halbsold in der Stadt, die sich allmählich bei dem Kommandanten beurlaubten und den höheren Offizieren Abschiedsvisiten machten. Der General v. Borcke hatte keine Veranlassung, sie zurückzuhalten, obgleich man von Hause aus wußte, daß sie zum Kaiser Napoleon gingen.“*)

Die erste Kunde von dessen Landung war bereits am 6. oder 7. März in Luxemburg eingetroffen, jeder Tag brachte Nachrichten von seinen weiteren Fortschritten, und bald erfuhr man dort, daß er am 20. März, ohne Widerstand zu finden, in Paris eingezogen

*) Hendel v. Donnersmarck, Erinnerungen.

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