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her in den Niederwald ein, hielten sich dann im Walde selber nordwärts und trafen vor Elsaßhausen mit dem linken Flügel des V. Armee - Corps, namentlich mit Mannschaften vom 50. und 47. Regiment zusammen. Alles bunt durcheinander. An ein Sichfinden zusammengehöriger Compagnieen und Bataillone war gar nicht mehr zu denken; man achtete nur noch auf den Corps-Verband und die Commandos der Offiziere klangen: »Alles, was gelbe Achselklappen hat, vorwärts!« Das waren die vom V. Corps. Die vom XI. mochten ebenso die »rothe Achselklappe« zum Kriegs- und Sammelruf, zugleich zum Erkennungszeichen machen. Alles aber nahm dieselbe Nichtung: Elsaßhausen. Gegen 2 Uhr wurde das in lichten Flammen stehende Dorf von drei Seiten her gestürmt. Die Reste der feindlichen Brigade, die hier gestanden hatte, wahrscheinlich Brigade Lefebre, zogen sich auf Fröschweiler zurück.

Die 22. Division, wie schon bemerkt, schob sich, soweit sie nicht die Kämpfe ihrer Schwester - Division (der 21.) mitfocht, hinter dem Niederwalde fort, hatte hier ihre besonderen Rencontres und drückte, immer nach Westen ausholend, bereits auf die feindliche Rückzugslinie: Fröschweiler-Reichshofen.

Dies war genau zu demselben Zeitpunkt, 2 Uhr, wo von den verschiedensten Truppentheilen des V. und XI. Corps Elsaßhausen erstürmt wurde. [Mac Mahons Versuche zur Wiedereroberung von Elsaß, hausen.] Elsaßhausen war nun unser und die Eroberung der Hauptposition Fröschweiler gestaltete sich dadurch, nach der hier herrschenden Terrainbeschaffenheit, nur noch zu einer Frage der Zeit. Von Elsaßhausen aus, ganz abgesehen davon, daß wir durch die Besizergreifung dieses Ortes schon im Rücken der am meisten vorgeschobenen französischen Abtheilungen standen, beträgt die Entfernung bis Fröschweiler nur noch 1500 Schritt; zu dem erhebt sich der Boden nur allmälig und gewährt vielfache Deckung. Hier mußte schließlich ein Sturm glücken, der von der Front her auf immer erneute Schwierigkeiten stieß, mußte glücken, wenn es nicht durch kühne Initiative gelang, uns aus dem so bedrohlichen Flankenpunkte wieder zu ver treiben. Daraufhin begannen nun die lezten Anstrengungen Mac Mahons sich zu richten. Was er an noch intakter Infanterie zur Hand hatte, unter gleichzeitigem Vorgehen einer Cavallerie-Brigade, dirigirte er gegen Elsaßhausen. In dichte Haufen zusammengeballt, unter einem lauten, selbst den Schlachtendonner übertönenden Vive l'empereur rückten die Bataillone vor und eröffneten ein mörderisches Feuer gegen das Dorf und die in unmittelbarer Nähe desselben stehenden Truppentheile vom V. und XI. Corps: 50er und 80er, 37er und 47er, 82er und 88er. Der mit großer Energie unter nommene Angriff warf unsere zerstreut fechtenden Abtheilungen momentan zurück und zwang sie, auf einer südlich von Elsaßhausen gelegenen Bergkuppe eine Aufstellung zu nehmen.*) Hier aber wurden rasch aus den Sektionen und Halbzügen combinirte Compagnieen gebildet, die Offiziere, mit hochgehobenem Degen, sprangen vor die Front, und unter dem Schlagen aller Tambours ging es mit Hurrah wieder nördlich gegen Elsaßhausen vor. Das 2. Turcos-Regiment, das an der Tête des Feindes focht gerieth ins Wanken, ein erneuter Angriff trieb es zurück und von den verschiedensten Seiten her drangen die Unseren aufs Neue in die nur aus wenigen Gehöften bestehende Dorfstraße ein.

Der Infanterie-Offensivstoß von Fröschweiler her war gescheitert; ein gleiches Schicksal, nur furchtbarer in seinem Ausgange, ereilte die Cavallerie-Brigade Michel, die gleichzeitig mit jenen Infanterie - Colonnen vorgegangen war. Diese Cavallerie-Brigade: 8. und 9. Cürassier-Regiment, hatte sich mehr rechts gehalten und attakirte auf ungünstigem, weil coupirtem Terrain, gegen einzelne bereits im Rücken von Elsaßhausen haltende Ab

*) Nach anderen Schilderungen wurde Elsaßhausen, nachdem es erst einmal in unseren Händen war, nicht wieder aufgegeben; doch halten wir die im Text gegebene Darstellung bis auf Weiteres für die richtigere.

theilungen unseres V. und XI. Corps. Das 1. Bataillon 50., ein Halbbataillon 59. Regiments (5. und 6. Compagnie), Halbzüge vom 95., werden vor Allem genannt. Ein Augenzeuge schreibt: »Es war ein großartiger Anblick, als die blanken Panzergeschwader zwischen den Waldparthieen glänzend hervorbrachen; sie kamen wie ein Gewittersturm; die Erde dröhnte. Als sie bis auf 250 Schritte heran waren, rollten von drei Seiten her die Salven und wie über den Tisch gefächerte Karten sanken die vordersten Glieder. Mann an Mann. An anderen Stellen lagen sie wie ein wirrer Knäul von Mann und Roß. Gestürzte Reiter hier, ledige Pferde dort, liefen über das Feld hin. Der Rest sprengte in wilder Flucht zurück. Zwei Regimenter auseinandergefegt wie Spreu.« In der That, selten wohl war eine Truppe härter betroffen worden, als diese. Die Verluste unserer CavallerieBrigaden bei Mars la Tour verschwinden daneben. Das 8. Cürassier - Negiment (bei einem Bestande von 600 Mann) war innerhalb weniger Minuten auf 170, das 9. auf 220 Mann reducirt worden. Jenes, das 8., hatte nahezu alle seine Offiziere todt oder verwundet, dieses 35 von 56, doch sind hier ersichtlich die Unteroffiziere mitgerechnet.

Nach einigen Berichten hatte es bei diesem einen Cavallerie - Angriffe sein Bewenden; andere aber sprechen von einer zweiten, unmittelbar darauf folgenden Attacke, die ein Cürassier- und ein Ulanen - Regiment, sei es aus der Cavallerie Division Duhesme oder aus der Reserve- Division Bonnemain, unternommen hätten. Gleichviel, auch dieser Angriff, wenn er überhaupt stattfand, konnte an dem Ausgang dieser Kämpfe nichts ändern: Elsaßhausen blieb in unserer Hand.

Die Erstürmung von Fröschweiler
3 bis 4 Uhr.

Elsaßhausen blieb in unserer Hand; der lezte entscheidende Moment war dadurch nahe gerückt. Um 3 Uhr war Fröschweiler von allen Seiten her umstellt; zu den seit Stunden von Osten und Süden her unternommenen Angriffen, gesellte sich jetzt noch das Vorgehen des wieder in Aktion tretenden baierischen II. Corps von Norden, der würtembergischen Brigade Starkloff von Westen oder doch Südwesten her. Diesem fast von allen Punkten der Peripherie gegen den Mittelpunkt sich richtenden Angriffe, mußte die Fröschweiler-Position zulegt unterliegen. Schreiten wir vom nördlichsten Punkte des Kreises bis zu seinem westlichsten, so stellte sich der Angriff jetzt wie folgt:

Das II. baierische Corps (Brigade Schleich, untermischt mit Bataillonen der Division Bothmer) von Norden her.

Das I. baierische Corps (Division Stephan) von Nordosten und Osten her.

Das V. preußische Corps von Osten und Südosten her.
Das XI. preußische Corps von Süden und Südwesten.
Die Würtemberger (Brigade Starkloff) von Westen her.

So weit es möglich ist, einen solchen Angriff, in dem schließlich alles bunt durcheinander gerieth, in bestimmten Linien darzustellen, wird die nachstehende Zeichnung ohngefähr ein Bild des lezten umfassenden Angriffs geben.

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Die Franzosen, unter geschickter Benußung des Terrains, namentlich der zahlreichen Weinberge, Obst- und Hopfengärten, fochten auch jezt noch mit dem Muthe der Verzweiflung. Auch diese lezte halbe Stunde des Kampfes forderte noch die schmerzlichsten Opfer; namentlich litten unsere 46 er und 59er; unmittelbar rechts neben ihnen die Division Stephan®)

*) Der Antheil der 1. baierischen Division (General Stephan) an der Erstürmung von Fröschweiler, war ein sehr hervorragender; die 2. Division (General Graf Pappenheim) griff nicht mit ein. General Stephan hat über jenen entscheidenden Sturm und die Mitwirkung seiner Division an demselben einen höchst interessanten Bericht veröffentlicht, dem wir

dabei, was die einleitenden Säße angeht, um eine Stunde zurückgreifend —, das Folgende entnehmen: »Als ich am linken Höhenrande des Sauer- Grundes ankam, sah ich im Wiesengrunde der Sauer nur einige Compagnien preußischer Infanterie (zwei Compagnien des

(Corps v. d. Tann) und die ziemlich bunt durcheinander gewürfelten Bataillone des II. baierischen Corps. Die 1. Compagnie 5. Regiments, die an der Spize marschirte, erstürmte die lehte Terrasse. An der Tête seiner Compagnie Hauptmann Ziegler. Durch dichtes Gestrüpp drang er vor, faßte die Höhe vom Rücken her und nach Niederwerfung von Turcos und Zuaven, die auch jezt noch an Widerstand dachten, gelangte er an ein feindliches Zeltlager, das ihm und den Seinen in die Hände fiel. Der Rest, 17 Offiziere und 312 Mann wurden hier zu Gefangenen gemacht. Ziegler drang nun in die Nordostecke des Dorfes selber ein, wo er, an einem der ersten Häuser, den am Schenkel schwerverwundeten Divisionsgeneral Raoult,

preußischen 37. Regiments und drei Compagnien preußischer Jäger)†) als äußersten rechten Flügel der Stellung des 5. Armeecorps. Der mit dichtem Laubwald bestellte und bis hart an den rechten Sauer - Grund abfallende Höhenzug war vom Feinde mit Geschüßen und Mitrailleusen, besonders in der Umgegend des »weißen Häuschens«, in Etagen, und zwar mit der Infanterie der Division Raoult sehr stark besezt. In dieser günstigen Stellung beschränkte sich der Feind auf seine Feuerwirkung durch Kanonen, Mitrailleusen und Chassepots gegen seinen im freien Terrain, ohne irgend eine Deckung feuernden Gegner

In diesem Stadium der Schlacht erhielt ich vom General v. d. Tann mündlich den Befehl mit meiner nun schlagfertig formirten Division zum Angriff der Höhen südlich von Fröschweiler vorzugehen. Ich disponirte die 2. Brigade auf den rechten Flügel zum Angriff der Höhen und der linken Flanke des Feindes, die 1. Brigade zum Frontal- Angriff der Höhen, meine 24 Geschüße zum Verbleiben in ihrer Action, und das 3. Cheyaulegers - Regiment (Oberst August Frhr. v. Leonrod) in den Sauer - Grund zur Bereitschaft. Meine Infanterie war in den Wald eingedrungen. Das gegenseitig starke Infanterie - Feuergefecht blieb stehend. Um es vorwärts zu treiben, mußte Alles aufgeboten werden. Ich eilte an den linken Flügel meiner 1. Brigade. Dort schlossen sich die preußischen Compagnien in geschlossener Ordnung an. Ich ließ Sturm blasen und schlagen. Die beiden Gegner kamen aneinander; es war ein Kampf Mann gegen Mann. Meine Soldaten hatten den Kolben gebraucht; ich rief »Bajonnet! Bajonnet!« und sah kaum ein paar Schritte rechts von mir im Walde einen Soldaten vom baierischen Leib-Regiment einem Turco das Bajonnet durch die Brust stoßen, als der Turco eben auf mich anschlug. Unter Hurrah der preußischen Compagnien und meiner Truppen wurde der Feind zurückgedrängt, bis er endlich zu weichen und bald darauf zum Fliehen kam. Die Höhe war erreicht, das Plateau gewonnen; Alles drängte nach Fröschweiler.

Die preußischen Truppen schoffen Victoria; die meinigen folgten. Ich ließ Stopfen blasen und Appell zum Sammeln meiner im dichten Laubwalde stürmenden und durcheinander gekommenen Truppen. General v. d. Tann war unterdessen herangekommen.

Während ich, noch immer zu Pferd, mit dem Wiederordnen meiner Truppen beschäftigt war, trat ein preußischer General an mich heran, reichte mir dankend eine Hand den anderen Arm trug er in der Schlinge. Ich kannte ihn nicht, und erfuhr, daß es General v. Kirchbach sei, der schon zwei Tage vorher in dem Gefecht bei Weißenburg verwundet worden war. Nach meiner individuellen, aber festen Ueberzeugung, ist ihm der größte Antheil an dem Siege bei Wörth zuzuschreiben. Ich marschirte mit meinen nun wieder formirten Truppen weiter gegen Niederbronn auf meinen Bivouac - Plaz, wo ich die 2. Brigade unter General Orff traf, welcher das »tourné« so brillant ausgeführt hatte.

†) Nach anderer Angabe (vergl. S. 178) waren es 59 er und Görlizer Jäger.

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