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mandeur des 1. Bataillons 2. Garde - Landwehr- Regiments, avancirte am 31. August des folgenden Jahres zum Obersten und übernahm am 3. Juli 1856, also an demselben Tage, der zehn Jahre später für ihn und das Regiment so bedeutungsvoll werden sollte, die Führung des 1. Garde - Regiments.

Unmittelbar vorher war er aus Schottland zurückgekehrt, wo in Balmoral seine Verlobung mit der Prinzeß royal von England stattgefunden hatte.

Noch im Herbst desselben Jahres, auf des Prinzen besonderen Wunsch : auch den Dienst bei der Linie kennen zu lernen, erfolgte (am 3. Oktober) seine Ernennung zum Commandeur des 11. Infanterie-Regiments in Breslau, eine Stellung, in die er am 1. November eintrat. Alle Mühen und Anstrengungen mit den Mannschaften getreulich theilend, und für deren Wohl mit eigener Aufopferung sorgend, erfüllte der Prinz seine Pflichten nicht nur gewissenhaft, sondern gewann sich auch das volle Vertrauen und die Zuneigung aller seiner Untergebenen.

Am 25. Januar 1858 erfolgte seine Vermählung mit der Prinzeß royal in London; am 8. Februar, unter dem Jubel der Bevölkerung, zogen. die Neuvermählten in die preußische Hauptstadt ein. Schon am Hochzeitstage war der Prinz zum General ernannt worden.

1861

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Am 1. Juli 1860 rückte er zum Generallieutenant auf; am 18. Oktober nunmehr (nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV.) Kronprinz von Preußen wohnte er der feierlichen Krönung zu Königsberg bei. Der Krieg 1864 gegen Dänemark führte ihn nach Schleswig-Holstein und Jütland. Er übernahm kein Commando, aber er wohnte den Operationen bei, war am 22. Februar vor Düppel zum ersten Male im Feuer und bekundete, neben einem scharfen und raschen Blick in militairischen Dingen, vor Allem in der Behandlung höchst schwierig liegender Personal- und Rivalitäts - Fragen, eine Objectivität, eine über den Parteien stehende heitere Milde, die für den Augenblick das gute Einvernehmen wahrte und für die Zukunft ein volles Vertrauen erweckte.

Dies Vertrauen aufs glänzendste, weil unter gesteigert schwierigen Verhältnissen, zu bethätigen, dazu bot der Krieg gegen Oesterreich die Gelegenheit. Der Kronprinz trat an die Spiße der II. Armee; die Garden, das I., V. und VI. Corps wurden seinem Commando unterstellt. Die Tage von Nachod und Skalih, von Alt-Rogniß und Burkersdorff, sind noch in unserer aller Erinnerung; bei Königgräß entschied sein Erscheinen bei Chlum die bis dahin schwankende, nur mit den größten Opfern gehaltene Schlacht.

Jezt nun, zur Lösung einer in ihren Schwierigkeiten abermals gesteigerten Aufgabe, trat er an die Spiße der III. Armee, deren Zusammensehung wir vorstehend gegeben. Die glänzenden Erfolge von 66 bildeten ein

Unterpfand neuer Siege. Vertrauensvoll kam ihm Süddeutschland entgegen, insonderheit Baiern, dessen beide Armee - Corps unter seinem Ober - Commando fechten sollten. Am 27. Juli war er, unter dem Jubel der Bevölkerung, in München eingetroffen; Tags darauf (am 28.) erschien er in Ingolstadt. »Meine Herren,« so sprach er hier, »ich stelle mich als den Ober- Commandanten der baierischen Armee vor. Ich kann Ihnen nicht genug sagen, wie hoch ich mich geehrt fühle, daß mir Ihr König diese anvertraut hat. Verhehlen wir uns nicht, daß wir einem schweren Kampf entgegen gehen, aber der allgemeine Enthusiasmus, der uns aus allen Gauen Deutschlands entgegenkommt, läßt mich hoffen, daß es mit Gottes Hülfe ein sieggekrönter Kampf sein wird, der uns zu einem endlichen, das deutsche Vaterland beglückenden Frieden führt. Verlassen wir uns also auf unser gutes Recht und auf unser gutes Schwert!«<

So in Ingolstadt. Noch am selben Tage traf der Kronprinz in Stuttgart und Karlsruhe ein. Von hier aus begab er sich am 30. nach Speyer, in das Hauptquartier der dritten Armee. Von hier aus erging folgender Armee - Befehl :

Soldaten der dritten Armee!

Von Sr. Majestät dem Könige von Preußen zum Oberbefehlshaber der dritten Armee ernannt, entbiete ich den von heute ab unter meinem Befehl vereinigten königlich preußischen, königlich baierischen, königlich würtem bergischen und großherzoglich badischen Truppen meinen Gruß.

Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, an der Spize der aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes vereinigten Söhne für die gemeinsame nationale Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen. Wir gehen einem großen und schweren Kampfe entgegen, aber in dem Bewußtsein unseres guten Rechts und im Vertrauen auf Eure Tapferkeit, Ausdauer und Mannszucht, ist uns der siegreiche Ausgang gewiß.

So wollen wir denn aushalten in treuer Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hülfe unsere Fahnen zu neuen Siegen zu entfalten für des geeinigten Deutschlands Ruhm und Frieden.

Friedrich Wilhelm,

Kronprinz von Preußen.

Weißenburg.

Die Stadt. Die Weißenburger Linie.

Hart an der Grenze zwischen der baierischen Rheinpfalz und dem Elsaß liegt Weißenburg, zum Unterschiede von andern Städten gleichen Namens Kron - Weißenburg oder Weißenburg im Wasgau genannt. Schon 1247 wurde es zu einer der zehn freien Reichsstädte des Elsaß erhoben. Seine Lage ist freundlich. Hügel von nicht unbeträchtlicher Höhe schließen es amphitheatralisch von Nord und Süd her ein; die von den Vogesen herab kommende Lauter aber, die drei Meilen weiter östlich bei Lauterburg in den Rhein fällt, fließt mitten durch die Stadt hindurch.

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Diese (weil das nördliche Eingangsthor zum Elsaß bildend) ist, sammt ihrer Umgebung, historischer Kampfplah seit lange her. In fast allen Kriegen zwischen Fränkreich und Deutschland namentlich von dem Zeitpunkte ab, wo der Elsaß französisch geworden war — spielte Weißenburg eine Rolle. 1705 wurden von dem französischen Ingenieur Villars die vielgenannten Weißenburger - Linien angelegt, die von Weißenburg aus sich längs des rechten Lauter Ufers hinzogen und bestimmt waren, den Elsaß gegen einen Angriff von Norden her zu decken, ebenso wie auf deutscher Seite die Queichlinie mit den Festungen Landau - Germersheim einen wichtigen Vertheidigungsabschnitt gegen einen von Süden vordringenden Feind bis diesen Augenblick bildet. Die Weißenburger Linien liefen zickzackförmig, dem Terrain sich anschmiegend fort, wurden von Strecke zu Strecke durch Redouten flankirt und bestanden aus Brustwehr und Graben. Sie galten für sehr fest, wurden aber im französischen Revolutions - Kriege umgangen und erobert®) und verfielen seitdem. Sie wiederherzustellen konnte weder bei Ausbruch des

*) Das republikanische Frankreich legte damals so großen Werth auf den Besit Weißenburgs, daß, als am 13. Oktober 1793 die französische Armee unter Beauharnais gegen die deutsche Armee unter General Wurmser und dem Prinzen von Waldeck, an dieser Stelle unterlag, Beauharnais wegen dieser und anderer Niederlagen auf Befehl des französischen Convents aufs Schaffot geführt und guillotinirt wurde. (General Beauharnais, der Vater Eugens und der Reine Hortense, war durch diese der Großvater Louis Napoleons.)

Krieges noch vorher im französischen Plane gelegen haben, denn man ließ, wie diese Erdwerke so auch die Fortifikation der Stadt selbst verfallen, und strich sie aus der Reihe der französischen Festungen. Nur Wall und Graben blieben und zwei Defensiv- Thürme, die sich nach Norden hin über dem Landauer, nach Süden hin über dem Hagenauer Thore wölbten.

Gegen dies Weißenburg nun richtete sich der erste Stoß unserer III. Armee. Es sollte angegriffen, weggenommen und die hier stehende französische Division Douay wo möglich umspannt und gefangen genommen werden. Der zweite größere Schlag dann, wenn Mac Mahon nicht auswich, sollte sich gegen diesen richten; also zwei Aufgaben lagen vor: eine kleinere, näher liegende, und eine größere, ferner liegende. Beides waren Trennungsaufgaben. Die Division Douay sollte vom Corps Mac Mahon, dann, nachdem dies geglückt, das Corps Mac Mahon von der Rhein-Armee abgetrennt werden. Mit überlegenen Kräften die Einzeltheile des Feinds fassen, erst eine Division, dann ein Corps, das war das gesteckte Ziel, dem man nunmehr entgegenschritt.

Die Division Douay.

Der nächste Schlag richtete sich gegen die Division Douay. Ruhig, ohne Ahnung davon, daß sie ein verlorener Posten sei und deshalb ohne Vorsichtsmaßregel, stand sie in Weißenburg. Sie war ein verlorener Posten von dem Augenblick an, wo Mac Mahon sie hierher vorschob, um, bei seinem Abmarsche von Straßburg auf Bitsch-Hagenau, in seiner rechten Flanke gedeckt zu sein. Gegen diese Sicherheitsmaßregel an und für sich war nichts einzuwenden, im Gegentheil; eine gewisse unsorgliche Art aber, mit der man dabei verfuhr, hatte diese erste Niederlage nothwendig im Geleite. Wen dabei die größere Schuld trifft, ob den Commandirenden Mac Mahon oder den Divisionair (Douay) stehe dahin. Uns erübrigt zunächst nur noch, die Formation der Division Douah zu geben. Sie bestand an diesem Tage (die ursprüngliche Zusammensehung war eine andre) aus:

Brigade Pelletier de Montmarie:

50. Infanterie-Regiment,
74. Infanterie-Regiment,

16. Jäger-Bataillon.

Brigade Pellé:

78. Infanterie-Regiment.

1. Regiment Algiersche Tirailleure (Turcos).

Hierzu kamen 3 Batterieen und 1 Mitrailleusen - Batterie. Im Laufe des Gefechts stieß noch die Cavallerie-Brigade Septeuil: 3. Husaren- und 11. Chasseurs-Regiment, von Sulz her zur Division.

General Carl Abel Douay (Bruder von Felix Douay, Commandirendem des noch in Lyon, Belfort und Straßburg zerstreut stehenden VII. Corps) war 1809 geboren und hatte sich zuerst 1848 an der Spige eines Jäger-Bataillons bei Sidi - Brahim in Algier hervorgethan. Im Jahre 1855 zeichnete er sich als Oberst des zweiten Gardevoltigeur-Regiments bei dem Angriff auf den Malakoff aus und wurde in Folge dessen Brigadegeneral; als solcher focht er in der Division de Luzy-Palissac 1859 in der Schlacht von Solferino bei Medole, einem Dorfe, dessen einzelne Häuser er nacheinander erobern mußte. Im Jahre 1866 Divisionsgeneral, stand er als solcher in Besançon. 1869 war ihm die Inspection über die Schule von St. Cyr übertragen worden.

Die diesseitigen Dispositionen zum Vormarsch an die Lauter.

Noch in der Nacht vom 3. zum 4. August stand die III. Armee in Front der Linie Germersheim-Landau; die baierische Division Bothmer (Avantgarde) gegen Bergzabern vorgeschoben.

Der nächste Morgen (4.) war zum Vormarsch an die Lauter festgesezt. Es mußte zu diesem Zweck der ausgedehnte, an der Grenze sich hinziehende Bienwald auf 4 Straßen durchschritten werden. Der Feind sollte, wo er angetroffen wurde, zurückgeworfen werden. Die Marschordnung für die einzelnen Colonnen bestimmte folgendes:

1. Die Division Bothmer, Avantgarde, dirigirt sich auf Weißenburg und sucht sich in Besit der Stadt zu sehen. Sie hat ihre rechte Flanke durch Entsendung eines Detachements über Böllenborn nach dem Bobenthal zu sichern und bricht um 6 Uhr früh aus ihren Bivouacs auf.

2. Der Rest des II. baierischen Corps (Division Walther) bricht um 4 Uhr früh aus den Bivouacs auf und marschirt mit Umgehung von Landau über Impflingen und Bergzabern nach Ober-Otterbach.

3. Die Cavallerie-Division conzentrirt sich südlich Mörlheim um 6 Uhr früh und marschirt über Jnsheim, Rohrbach, Billigheim, Barbelroth, Kapellen bis an den Otterbach, 4000 Fuß westlich Ober-Otterbach.

4. Das 5. Corps, General v. Kirchbach, bricht um 4 Uhr früh aus dem Bivouac bei Billigheim auf und marschirt über Barbelroth und Nieder-Otterbach auf Groß-Steinfeld und Kapsweyer. Es formirt seine besondere Avantgarde, die bei St. Remigius und Waghäuschen die Lauter überschreitet und auf den jenseitigen Höhen Vorposten ausseßt.

5. Das 11. Corps, General v. Bose, bricht um 4 Uhr früh von Rohrbach auf und dirigirt sich über Steinweiler, Winden, Schaidt durch den Bienwald auf die Bienwaldshütte. Es formirt seine besondere Avantgarde, die über die Lauter vordringt und auf den jenseitigen Höhen Vorposten ausseßt.

Fentane 1870/71. I.

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