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Die deutsche Aufstellung.

Am 25. Juli war im Wesentlichen die Mobilifirung der deutschen Armeen beendigt gewesen. Schon zwei Tage früher (23.) hatte der Massentransport westwärts, dem Rhein zu und darüber hinaus, begonnen; am 1. August, spätestens am 2., standen etwa 400,000 Mann in drei Armeen bereit, den Feind zu empfangen oder ihn anzugreifen, wenn er zögerte.

In drei Armeen (I., II. und III.), von denen jede eine verschiedene Stärke und Zusammenseßung aufwies.

Die I. Armee, vorläufig aus dem VII. und VIII. Armee - Corps bestehend, war die am weitesten vorgeschobene und bildete, um Trier herum zu beiden Seiten der Mosel, unsern rechten Flügel. Ihr gehörte das schwache Detachement an, das seit dem 19. Juli den kleinen Krieg an der Saar geführt und am 2. August den Divisionen Bataille und Laveaucoupet des Frossardschen Corps die »Schlacht bei Saarbrücken« geliefert hatte. Com mandirender der I. Armee: General v. Steinmeß.

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Die II. Armee, die stärkste, bildete das Centrum und stand, am linken Rheinufer hin, auf der Strecke zwischen Mannheim und Bingen, mit Festung Mainz im Rücken. Sie bestand aus vorläufig sechs Corps, und zwar aus den Garden, dem III, IV, IX, X. und XII. Corps. Erst am Abend des 18. August trat das II. (pommersche) Armee-Corps hinzu. Die Garden hatten den linken, das X. Corps den rechten Flügel. Commandirender: Prinz Friedrich Karl von Preußen.

Die III. Armee, die »deutsche« (weil sie, wenigstens zu Anfang, zur größeren Hälfte aus nicht-preußischen Corps bestand), hatte den linken Flügel und stand, in der Verlängerung der II. Armee, in dem östlichen Abschnitt der baierischen Pfalz. Sie bestand aus fünf Corps: dem V. und XI. preußischen, dem I. und II. baierischen und den beiden zu einem Armee - Corps vereinigten Divisionen von Baden und Würtemberg. Die badische Division,

noch diesseits des Rheins, bildete zwischen Rastatt und Karlsruhe den äußersten linken, die würtembergische Division (südlich von Speyer) den rechten Flügel dieser III. Armée. Das II. baierische Corps, am weitesten vorgeschoben, stand zwischen Landau und Bergzabern. Commandirender der III. Armee: Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen.

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Drei und ein halbes Corps waren um diese Zeit noch nicht am linken Rheinufer eingetroffen; die Gesammt-Situation hatte in den letzten Juliwochen eine totale Entblößung unsrer östlichen Provinzen nicht räthlich erscheinen lassen. Theils um des Küstenschußes, vielleicht auch um der noch schwankenden Haltung Oestreichs willen, waren das I. (ostpreußische), II. (pommersche), VI. (schlesische) Armee-Corps, zudem noch die 17. (meklenburgisch-hanseatische) Division anfänglich zurückbehalten worden. Alle drei Corps aber folgten in kürzester Frist, nur die 17. Division traf erst Mitte September auf dem Kriegsschauplage ein.

Unsere Aufstellung am 2. August, wenn wir von der bis Trier vorgeschobenen I. Armee (VII. und VIII. Armee- Corps) absehen, hatte hart am linken Rheinufer hin eine Ausdehnung von etwa 16 Meilen und reichte von Mainz bis Rastatt; Mannheim, wo die Garden standen,

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als Centrum. Im Wesentlichen also hielten wir die baierische Pfalz und das nach Norden hin angrenzende Stück von Rheinhessen beseßt.

Ein Blick auf die Karte veranschaulicht sofort die Bedeutung der Pfalz für eine Kriegführung mit Frankreich, die Vorzüge und die Nachtheile, die aus einem Aufmarsch an dieser Stelle resultiren.

Die Nachtheile bestehen in einer von Elsaß und Lothringen aus halb schon gegebenen halb aber leicht auszuführenden Umfassung, die Vorzüge umgekehrt darin, daß es mit Hülfe dieses keilartig gegen Frankreich vorge triebenen Landestheiles unter Umständen sehr erleichtert wird, die feindlichen Streitkräfte zu theilen. Ob Vortheil oder Nachtheil schließlich prävaliren, wird in den meisten Fällen von den gegenseitigen Stärkeverhältnissen abhängen. Ist der Feind stark genug, die Umfassung auszuführen, so gesellt er zu seiner numerischen Ueberlegenheit auch noch den weiteren Vorzug, gegen Front und Flanken des Gegners gleichzeitig operiren zu können; erweist er sich umgekehrt als zu schwach (oder aber als zu unentschlossen), so kommt er seinerseits in Gefahr, die ihm gegenüberstehenden Streitkräfte die »innere Linie« gewinnen und die eignen Streitkräfte in zwei Hälften getheilt zu sehn.

So viel im Allgemeinen. Wie lagen die Sachen hier?

Sie lagen zweifelhaft, als unsere Truppenconcentrationen Ende Juli in Pfalz und Rheinhessen begannen; wir mußten einer solchen Umfassung oder wenigstens des Versuchs einer solchen gewärtig sein. Von dem Augenblick an aber, wo unsere Aufstellung zwischen Mainz und Rastatt beendigt war, ohne daß der Feind, troß seines Vorsprungs an Zeit und Mitteln, auch nur den Versuch einer solchen Umfassung gewagt hätte, von diesem Augenblick an hatte er bekannt, daß er sich zu schwach fühle, die Chancen der Umflammerung gegen uns geltend zu machen, und daß uns nunmehr die Chancen der inneren Linie, die Rolle des Keilspielens zufallen würde. Den Feind, so scheint es, beschlich eine Ahnung davon; er begann, wie schon S. 129 hervorgehoben, seine Aufstellung zu verkürzen, seinen rechten Flügel an sein Centrum heranzuziehen; leicht möglich, daß er gewillt war, auch diese Position (BitschHagenau) aufzugeben, um seine ganze Heeresmacht an seinem linken Flügel (Mez) zu concentriren. Diesem mußte zuvorgekommen werden. Man hatte unsrerseits die Stellung inne, um die Armee des Elsaß, oder doch mindestens einen Theil derselben, von der Rheinarmee zu trennen, ihre Vereinigung, wenn sie überhaupt geplant war, zu hindern; so war man denn am 3. August unsrerseits bereits entschlossen, andren Tags bei Weißenburg über die Grenze zu gehn und durch einen raschen Vorstoß gegen Südwest die Armee Mac Mahons zu isoliren, zur Schlacht zu zwingen und wo möglich zu schlagen.

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Die III. Armee.

Die Aufgabe, mittelst eines Vorstoßes nach Südwest die »Armee des

Elsaß«, oder doch mindestens das Mac Mahonsche Corps von der Hauptarmee zu trennen, fiel selbstverständlich dem linken Flügel unserer Aufstellung zu, der III. Armee. Die preußischen und süddeutschen Corps, aus denen dieselbe sich zusammensetzte, haben wir S. 131 bereits in aller Kürze namhaft gemacht; es erübrigt uns noch, ohne uns in Details zu verlieren, die Formation dieser Corps bis abwärts zu den Regimentern zu geben.

V. Corps (Generallieutenant v. Kirchbach).*)

9. Division: General - Major v. Sandrart. Brigade Bothmer.

3. Posensches Infanterie-Regiment Nr. 58, Oberst v. Rex. 4. Posensches Infanterie - Regiment Nr. 59, Oberst Eyl.

Brigade Voigts - Rhez.

Königs - Grenadier-Regiment (2. westpreuß.) Nr. 7, Oberst v. Köthen.

2. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 47, Oberst v. Burghoff.

5. Jäger-Bataillon, Major Graf Waldersee.

4. Dragoner-Regiment, Oberstlieutenant v. Schenck.

*) Hugo Ewald v. Kirchbach, geb. 1809, wurde im Berliner Kadettencorps erzogen und 1827 Lieutenant im 26. Infanterie - Regiment; war von 1855 bis 1858 Lehrer an der allgemeinen Kriegsschule, dann Chef des Generalstabes des III. Armecorps, 1863 GeneralMajor; erhielt 1865 das Commando der 10. Division in Posen, focht 1866 siegreich bei Nachod, Skalik, Schweinschädel und Königgräß und erwarb den Örden pour le mérite. Nach dem Kriege übernahm er wieder das Commando der 10. Division und erhielt bei Ausbruch des jezigen Krieges an des Generals von Steinmeß Stelle das 5. Armeecorps.

10. Division: General-Major v. Schmidt.

Brigade Henning von Schönhoff.

1. Westpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 6, Oberst Flöckher. 1. Niederschlesisches Infanterie - Regiment Nr. 46, Oberst v. Stosch.

Brigade Walther v. Montbary.

Westphälisches Füsilier-Regiment Nr. 37, Oberst v. Heinemann.
3. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 50, Oberst
Michelmann.

14. Dragoner - Negiment, Oberst v. Schön.
Feld - Artillerie-Regiment Nr. 5.
Pionier-Bataillon Nr. 5.

Train-Bataillon Nr. 5.

XI. Corps (Generallieutenant v. Bose).*)

21. Division: Generallieutenant v. Schachtmeher. Brigade Koblinski.

Hessisches Füsilier - Regiment Nr. 80, Oberst v. Colomb. 1. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 87, Oberst Grolman. Brigade v. Thile.

2. Hessisches Infanterie - Regiment Nr. 82, Oberst v. Borries. 2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88, Oberst Köhn v. Jaski.

11. Jäger - Bataillon, Major v. Johnston.

2. Hessisches Husaren - Regiment Nr. 14, Oberst v. Bernuth. 22. Division: Generallieutenant v. Gersdorff.

Brigade Konzki.

2. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 32, Oberst v. Förster. 6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95, Oberst

v. Beckedorff.

*) Julius_v. Bose, 1809 geboren, in der Mitte der 20er Jahre Page am Hofe zu Weimar, wurde 1829 Offizier, 1853 Major, 1860 Oberst und Commandeur des hohenzollernschen Füsilier - Regiments Nr. 40, 1864 Generalmajor. Als solcher führte er die 15. Brigade, Regimenter 31 und 71, bei Beginn des Krieges 1866. Gleich im ersten Gefecht zeichnete er sich aus. Persönlich, an der Spiße eines seiner Bataillone, nahm er die durch die »eiserne Brigade« vertheidigte Brücke von Podoll und hielt sie. Bei Blumenau inzwischen mit dem Commando der 8. Division betraut führte er jene berühmte Umgehung aus, die uns, ohne das Dazwischentreten des Waffenstillstandes, wahrscheinlich in den Besig von Preßburg gesezt haben würde. Er erhielt den Orden pour le mérite. Noch im selben Jahre avancirte er zum Generallieutenant. Als solcher führte er jezt das XI. Corps,

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