Aus den Tagen der Occupation: eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsass-Lothringen 1871, Band 2

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Decker, 1872 - 351 Seiten

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Seite 313 - Die beiden jungen Herren unterhielten sich also von ihren Taten, waren darüber einig, daß es »Bande« sei, daß sie »um den Finger zu wickeln seien, wenn man sie zu nehmen verstehe« und daß man deshalb »scharf zufassen müsse«. Diesen drei Redensarten war ich sechs Wochen lang so beständig begegnet, daß sie mir im ersten Moment nicht im geringsten auffielen; erst der Ausdruck von Unmut, der wie ein vorübergehendes Gewölk auf der sonst ruhig superioren Stirn des alten Elsässers...
Seite 248 - Da sah ich - so erzählte mir ein Augenzeuge - daß die wütenden Grenadiere, um ihrem Zorn ein volleres Genüge zu tun, die losen Feldsteine der Mauer packten und die unten noch im Anschlag liegenden Franzosen mit diesen Steinen niederschmetterten. Es war wieder jener Momente einer, wo das Menschenherz nur noch das Elementare will (den Stein, die Keule) und Zündnadel und Chassepot wie bloße Nippsachen bei Seite wirft.
Seite 315 - Fall einzig dastände (wer mag dafür bürgen?), so wär' er doch grade wichtig genug, nicht um nachträglich zu recherchiren und zu kleinen Prozeduren zu greifen, sondern um sich ernsthaft und ganz allgemein die Frage vorzulegen: ist denn wirklich alles so, daß es unsere Vorzüge klar erkennbar machen muß?
Seite 324 - Naivität geschieht, und zweitens weil die Betrachtung sich aufdrängt, daß sie doch möglicherweise recht haben. Wir wandeln vielleicht jetzt schon mehr in ihren Fußstapfen als sie in den unsern. Unsere ganze Eisenbahn- und Telegraphenzeit, die die Bewegung an die Stelle des Stabilen, die Hast an die Stelle der Ruhe, das Geld an die Stelle des Grund und Bodens setzt, was ist sie anders als Amerikanismus?
Seite 306 - Lehre, Wissenschaft, Predigt, Lied. Vor allem auch die Presse. Im Moment, weil alles noch gärt und widerstrebt, mag es gleichgültig sein, ob dieselbe ein wenig besser oder schlechter, ob etwas höher oder tiefer in die Erscheinung tritt, aber die Stunde muß kommen, wo die Pflege der öffentlichen Meinung, die doch vor allem Zeitungssache ist, gerade in diesem Reichslande zu einer allerwichtigsten Aufgabe werden wird. Das Allerbeste, was Deutschland hat, wird dann gerade gut genug sein für - Elsaß-Lothringen...
Seite 244 - Hunderte schon; aber erst über diese Stelle hinaus begann das große Sicheln. In ganzen Garben sanken sie dahin, die großen schönen Gardeleute; unerbittlich mähte Schnitter Tod. Oben auf der Höhe von St. Privat aber standen die französischen Offiziere (wie mir versichert worden ist) und folgten kopfschüttelnd, in Tränen und in Bewunderung, dem großartigen Schauspiel, das hier Mannesmut und Vaterlandsliebe, Disziplin und Ehrgefühl vor ihren Augen aufführten.
Seite 306 - Diese erst wieder als solche zu charakterisieren, als solche fühlbar zu machen, das Falsche, Schiefe, Verlogene aufzudecken, gesunde Bildung an die Stelle ungesunder zu setzen, darauf kommt es an; diese Aufgabe aber ist eine rein geistige und kann nur durch geistige Mittel gelöst werden. Die Berührung mit dem deutschen Geist allein kann diese Wandlung vollziehn: Lehre, Wissenschaft, Predigt, Lied.
Seite 337 - ... NichtVerquickung von Absolutismus, Militarismus und Spießbürgertum. Ein Zug von Unfreiheit, von Gemachtem und Geschraubtem, namentlich auch von künstlich Hinaufgeschraubtem, geht durch das Ganze und bedrückt jede Seele, die mehr das Bedürfnis hat, frei aufzuatmen, als Front zu machen. Front zu machen. Ja, dies ist das Eigentlichste ! Ein gewisses Drängen herrscht in diesen der Louis...

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