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Zur Versammlung aller Kräfte für eine Entscheidung in Böhmen genügte indeß nicht, daß die I. Armee von Norden einrückte, sondern es mußte auch die II. von Often herbeigezogen werden. Da man nun aber durchaus keine Gewähr dafür hatte, daß ein Einbruch in Schlesien nicht doch noch stattfinde, so wurden das Gardeund V. Armee-Korps zunächst nur auf der Linie Camenz-Silberberg konzentrirt. Zur Deckung ihres Abmarsches verblieb das VI. Korps noch an der Neiße und hatte, um denselben zu maskiren, von dort gegen die Grenze zu demonstriren.

Es war wünschenswerth, so lange wie möglich sich die Freiheit zu bewahren, mit der II. Armee entweder einem feindlichen Einbruch noch an der Neiße begegnen, oder durch eine Offensive aus der Grafschaft Glat den Abmarsch des Gegners stören, oder endlich behufs Vereinigung mit der I. Armee aufbrechen zu können. Da aber bei Ablauf dieser ersten Bewegung keine Anzeichen auf eine Konzentrirung der Oesterreicher gegen Ober- Schlesien deuteten, so wurde nunmehr unter dem 22. Juni an die Haupt-Quartiere der I. und II. Armee nach Görlig und Neiße telegraphirt:

Seine Majestät befehlen, daß beide Armeen in Böhmen einrücken und die Vereinigung in der Richtung auf Gitschin aufsuchen."

Das Nähere erläuterte unter demselben Datum ein Schreiben des Chefs des Generalstabes der Armee, in welchem gesagt wird: „In dem so eben abgesandten Chiffre - Telegramm von heute ist mit Rücksicht auf Entfernungen, Straßen-Verbindungen und Eisenbahnen die Richtung auf Gitschin behufs Vereinigung beider Armeen bezeichnet worden. Es ist damit natürlich nicht gemeint, daß dieser Punkt unter allen Umständen erreicht werden müßte, vielmehr hängt die Vereinigung ganz von dem Gang der Begebenheiteu ab. Nach allen hier vorhandenen Nachrichten ist es durchaus unwahrscheinlich, daß die Hauptmacht der Desterreicher in den allernächsten Tagen schon im nördlichen Böhmen konzentrirt stehen könnte. Die von uns ergriffene Initiative dürfte leicht Gelegenheit geben, den Gegner in getheiltem Zustand mit überlegenen Kräften anzugreifen und den Sieg

in anderer Richtung zu verfolgen. Dennoch bleibt die Vereinigung aller Steitkräfte für die Hauptentscheidung stetig im Auge zu behalten.

Die Armee-Kommandos haben von dem Augenblicke an, wo sie dem Feinde gegenübertreten, nach eigenem Ermessen und nach Erforderniß zu handeln, dabei aber stets die Verhältnisse der NebenArmee zu berücksichtigen. Durch fortgesettes Vernehmen unter einander wird die gegenseitige Unterstützung ermöglicht sein."

An das Ober-Kommando der I. Armee wurde hinzugefügt: „Da der schwächeren II. Armee die schwierige Aufgabe des Debouchirens aus dem Gebirge zufällt, so wird, sobald nur erst die Verbindung mit dem Korps des Generals v. Herwarth bewirkt ist, der 1. Armee um so mehr obliegen, durch ihr rasches Vorgehen die Krisis abzukürzen."

Nach der Disposition des Kronprinzen sollten sämmtliche Korps am 24. Juni einen Ruhetag haben, welcher nach den vorangegangenen Märschen und für die bevorstehenden Anstrengungen mit Recht als nothwendig befunden wurde. Es sollten sodann:

das I. Korps über Liebau, Trautenau nach Arnau,

=

das Garde Korps über Neurode, Braunau, Eypel nach
Königinhof,

das V. Korps über Glatz, Reinerz, Nachod nach Gradlig marschiren,

die Kavallerie - Division von Waldenburg über Schömberg
und Trautenau

der Garde folgen.

Das VI. Korps hatte die ihm aufgetragene Demonstration ausgeführt, indem es bis Freywalda vorgegangen und dort ein kleines Gefecht gehabt hatte, in welchem die 9. Kompagnie des Regiments Nr. 10 eine Attacke österreichischer Husaren zurückschlug. Es folgte sodann der Armee in die Grafschaft Glatz.

Der so projektirte Aufmarsch (s. umstehende Skizze) an der Stizze Nr. 1. oberen Elbe sollte planmäßig am 28. Juni beendet sein. Der Kronprinz verkannte nicht die großen Schwierigkeiten, welche bei

Arnau

28

Elbe

Stizze Nr. 1.

Projektirter Einmarsch der II. Armee vom 25. bis 28. Juni.

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Landshut

Liebau
25.26

Cav. Div

Waldenburg

Schweidnitz

Friedland

Schömberg

Weckelsdorf

Dittersbach

26

Braunau

25 Neurode 4°G.Div.

26

Politz

Eypel

Wünschelbarg

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25 2.G.Div.

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AML

KA.C

diesem Vorrücken das Terrain ihm bereiten könne, wenn der Gegner es richtig benutte; er hoffte aber zuversichtlich, selbst im ungünstigsten Falle, einen sehr bedeutenden Theil der feindlichen Streitkräfte festzuhalten und von der I. Armee abzulenken, deren Herankommen auch dann schließlich das Zusammentreffen bewirken mußte.

Mit welcher Ungeduld man auch bei der I. Armee den Augenblick ersehnte, um die Grenze zu überschreiten, so war es doch nöthig, erst die Annäherung der Elb Armee abzuwarten, um mit dieser gleichzeitig aus dem Laufizer Gebirge zu debouchiren.

=

Am rechten Ufer führt keine Straße längs der Elbe fort; das in transversaler Richtung völlig ungangbare Schandauer SandsteinGebirge nöthigt zu dem Umweg über Rumburg und Schönlinde, um nach Böhmen zu gelangen.

Es war daher für die Elb- Armee nur die eine Straße von Dresden über Stolpen einzuschlagen, während die Garde - Divi

sion des Reserve-Korps die Straße von Meißen und bis Bischofswerda theilweise die Eisenbahn benutzen konnte.

Auf der ersteren trat die Avantgarde der Elb-Armee schon am 20. Juni den Marsch nach Stolpen an, sette denselben am 21. nach Burkersdorf, am 22. nach Schluckenau, am 23. nach Rumburg, am 24. nach Groß- Mergenthal fort und ereichte am 25. die Gegend südlich Gabel. Ihr folgten die Divisionen v. Ezel, v. Canstein und Gr. Münster echellonweise auf derselben Straße. So konnte dieser Marsch von etwa 13 Meilen im Gebirge bei drückendster Sonnenhiße und unter ganz besonders schwierigen Verpflegungs-Verhältnissen nur in sechs Tagen ausgeführt werden; im Ganzen aber hatte die Elb Armee vom 16. Juni an, also in zehn Tagen, von Torgau bis Gabel 231⁄2 Meilen zurückgelegt.

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20. Juni.

Die I. Armee konzentrirte sich am 22. Juni und zwar in 22. Juni. der sächsischen Ober-Lausiß mit

der 8. und 7. Division resp. westlich und östlich der Neiße

um Zittau,

der 3. Division bei Herrenhut, der 4. bei Hirschfelde;

in Schlesien mit

der 5. Division bei Seidenberg,

der 6. Division bei Marklissa,

dem Kavallerie-Korps hinter beiden.

Aus dieser Aufstellung konnte am 23. und 24. Juni der Ein- 23. u. 24. Juni. marsch auf getrennten Straßen für jede Division zur Vereinigung der ganzen Armee erfolgen.

f. umstehende Stizze Nr. 2.

Am 25. verblieb die I. Armee in ihrer engen Konzentrirung 25. Juni. um Reichenberg, die Elb-Armee erreichte Gabel und Umgegend,

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die Garde - Landwehr- Division gelangte bis Georgenthal und Rumburg.

Bisher hatte man eigentlich nur Kavallerie-Patrouillen vor sich gehabt, die den Marsch beobachteten und von denen einige Gefangene eingebracht wurden. Ein etwas größerer Zusammenstoß fand am 24. statt, wo an der Tete der Division v. Horn die 4. Eskadron des Ulanen - Regiments Nr. 6 bei Langenbrück auf das Regiment

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Liechtenstein-Husaren stieß. Zwei feindliche Eskadrons gingen gegen dieselbe vor, beide Linien durchbrachen sich bei der Attacke und machten dann Kehrt gegen einander. Das Herannahen der preußischen Infanterie sette dem Gefecht ein Ziel. Verwundet waren diesseits der Führer der Eskadron, Major v. Gurezki, Lieutenant Kiselbach und 11 Mann, einer todt. Der österreichische Verlust wird höher ange= geben, 4 Mann wurden gefangen, 10 Pferde erbeutet.

Wenn das Debouchiren aus dem Lausißer Gebirge auf keinen ernstlichen Widerstand gestoßen war, so muß der Grund davon in den Anordnungen auf österreichischer Seite gesucht werden.

Ueber den Kriegsplan des Feldzeugmeisters v. Benedek ist etwas Zuverlässiges bisher nicht bekannt geworden. Aus dem, was in militairischen Zeitschriften gesagt wird, muß man schließen, daß derselbe die Absicht hatte, seine Haupt- Macht am rechten Ufer der oberen Elbe, in der Gegend von Josephstadt und Königinhof zu versammeln. Dort hätte das österreichische Heer sich auf der inneren

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