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weit gingen. Hierauf avancirte das 6. Chevauxlegers - Regiment gegen die deckende Höhe und es gingen dessen beide Flügel-Eskadrons zur Attacke vor. Oberst v. Krug schickte ihnen die 2. Eskadron des Dragoner-Regiments Nr. 6 und die 3. Eskadron 10. Landwehr-HusarenRegiments entgegen. Diese warfen die Chevauxlegers, geriethen aber bei der Verfolgung in das feindliche Geschützfeuer und mußten sich zurückziehen. Jett trabten die beiden mittleren Eskadrons des Chevauxlegers-Regiments an. Sie wurden durch die Attacke der beiden anderen Husaren- Eskadrons ebenfalls geworfen; aber von bayerischer Seite rückte nun zu ihrer Aufnahme eine ganze Kürassier-Brigade vor. Zwar warfen sich dieser die noch intakten Dragoner- Eskadrons in der rechten Flanke und die wieder ralliirten in der Front entgegen, allein die Ueberlegenheit war zu groß. Im lebhaften Handgemenge wälzte sich der ganze Schwarm von Verfolgten und Verfolgern in der Richtung auf die reitende Batterie König zu. Diese hatte der großen Entfernung wegen den Kampf mit den gezogenen Geschützen des Gegners nicht aufnehmen können und bisher hinter der Kavallerie - Linie gehalten. Jezt prohte sie eiligst ab; ihr Kommandeur, eine Umfassung der Batterie durch die überlegene Kavallerie des Gegners voraussehend, ließ die Bespannung mit den Proßen in einem nahe gelegenen Gehölz Schuß suchen, machte mit den Geschüßen nach verschiedenen Seiten Front gegen die aus allen Nichtungen heranstürmende feindliche Reitermasse und empfing diese auf kurzer Distanz mit einem solchen Kartätschhagel, daß sie zum Stehen kam. In demselben Moment warfen sich die durch Major v. Westphal herangeführten beiden Eskadrons des Dragoner-Regiments Nr. 5 im heftigsten Chok auf die Kürassiere. Dieser Attacke schlossen sich auch noch die wieder Front machenden Mannschaften aller übrigen Eskadrons an und nöthigten die feindliche Brigade zum Rückzuge.

Die Verfolgung führte alsbald wieder in das heftigste Artilleriefeuer. Ueberdies erschien in der linken Flanke eine neue bayerische Kavallerie-Brigade, bestehend aus einem Kürassier- und einem UlanenRegiment, und Oberst v. Krug mußte sich auf seine Batterie repliiren, welche inzwischen weiter rückwärts Position genommen hatte.

Gegen diese rückte nun das bayerische Kürassier - Regiment an, dem das Ulanen-Regiment als Reserve folgte, wurde aber durch Kartätschfeuer abgewiesen.

Oberst v. Krug formirte sich außerhalb des wirksamsten Bereichs der ihm gegenüberstehenden Artillerie, und da er viel zu schwach war, um den Abzug der Bayern ernstlich zu behelligen, schloß er sich dem Gros des Generals v. Flies wieder an.

Diesem war es, wie wir gesehen haben, schon um 10 Uhr Vormittag gelungen, die Bayern aus ihrer Stellung bei Roßbrunn völlig zu verdrängen.

Das VIII. Bundes-Korps war um 4 Uhr früh bereits auf dem Nicolaus-Berge und am Heren-Berg versammelt gewesen. Die Reserven gingen aber dann gleich hinter den Main zurück und bald folgten auch die übrigen Abtheilungen theils durch Würzburg, theils über Heidingsfeld nach. Bei letterem Ort bezog die österreichischnassauische, bei Gerbrunn die württembergische Division Bivouaks, der Rest des Korps bei Rottendorf; das Hauptquartier des Prinzen Alexander blieb in Würzburg.

Sonach stand das bayerische Korps jetzt allein am linken Ufer mit den Defileen des Flusses dicht im Rücken und ein erneuter Angriff der preußischen Hauptmacht mußte dasselbe zu einem Verzweiflungskampf drängen.

Die Motive zu einem solchen waren in der politischen Lage der Dinge nicht gegeben. Wenn es fortan nur darauf ankam, Gebietstheile der Verbündeten zu besetzen, um die Friedens-Verhandlungen mit ihnen zu erleichtern, so konnte das verbündete Heer durch Märsche in dessen linker Flanke auch ohne größere Kämpfe zurück manövrirt werden.

Der Rückzug des VIII. Korps hinter den Main war im preußischen Hauptquartier nicht bekannt, die Division Goeben bei Gerchsheim verblieben, die Munition stark erschöpft und die Truppen waren in hohem Grade ermüdet.

Am Nachmittage bezogen die Division Flies bei Roßbrunn, die Division Beyer bei Mädelhofen Bivouaks. Die Vorposten wur

den gegen Hettstadt und Waldbrunn ausgestellt, die Verbindung mit der Division Goeben durch Patrouillen unterhalten.

Die bayerische Armee hatte um 1 Uhr die beabsichtigte Konzentrirung auf dem Plateau von Waldbüttelbrunn erreicht. Kaum war indeß diese durch die Disposition des Prinzen Carl vorgesehene Stellung eingenommen, als auch schon der Rückzug aus derselben angetreten wurde.

Bei Veitshöchheim und Mittel-Zell waren Kriegsbrücken geschlagen, über diese und durch Würzburg rückten, den eingetretenen Stillstand im Gefecht benußend, die Divisionen Stephan nach Gerbrunn, Hartmann nach Versbach. Von der Division Feder behielt eine Brigade Veitshöchheim besetzt, die andere rückte nach Rottendorf. Nach letterm Orte gingen außerdem die Reserve-Kavallerie und Artillerie, die Division Luitpold und das Hauptquartier des Prinzen Carl. Die Reserve-Infanterie-Brigade kam nach Dürrbach.

Die Verbündeten waren nunmehr zum ersten Mal in diesem Feldzuge hinter einem starken Terrain-Abschnitt zum Gefecht wirklich versammelt.

Die preußischen Verluste an diesem Tage betrugen:

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Summe: 39 Offiziere 817 Mann,

welche bis auf 6 Offiziere und circa 100 Mann alle der Division Flies angehörten.

Davon kamen auf das Regiment Nr. 36 allein:

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Unter den schwer verwundeten Offizieren befand sich der Major Liebeskind, Kommandeur des 3. Bataillons, welcher einige Tage darauf seinen Verletzungen erlag.

Der bayerische Verlust in den beiden Gefechten von Helmstadt und Roßbrunn zusammen betrug:

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Summe: 75 Offiziere 1515 Mann.

Von den Vermißten sind über die Hälfte Todte oder Verwundete, da nur circa 200 Mann in beiden Gefechten zusammen underwundet in preußische Hände gefallen sind.

Am 27. früh rückte die preußische Armee gegen Würzburg vor, und zwar die Division Flies nach den Hettstädter-Höfen, die Division Beyer nach Waldbüttelbrunn, die Division Goeben nach Höchberg. Lettere sandte zur Sicherung der rechten Flanke ein Detachement von zwei Bataillonen, zwei Eskadrons und zwei Geschützen unter dem Oberst Stoltz über Reichenberg gegen Heidingsfeld vor.

Artillerie- Kampf bei Würzburg am 27. Juli.

Die Brigade Kummer, welche die Avantgarde der Division Goeben bildete, fand Höchberg vom Feinde unbesezt, beim weiteren Vorrücken erhielt die Tete derselben Feuer aus schwerem FestungsGeschütz vom Marienberg her. Unter Sicherung durch Tirailleurs, welche auf dem Hexenberg und dem Nordabhange des NicolausBerges vorgeschoben wurden, rückte General v. Kummer in eine gegen das feindliche Feuer geschützte Aufstellung nordöstlich von Höchberg, während sich die Brigade Wrangel rechts daneben auf dem Nicolausberge gleichfalls gedeckt entwickelte. Brigade Welgien blieb weiter rückwärts in Reserve. Die an einzelnen Punkten außerhalb der Festung noch befindlichen schwachen Abtheilungen des Gegners zogen sich beim Anrücken der Tirailleurs ohne Gefecht nach dem Marienberg zurück, nachdem sie das auf dem Hexenberge gelegene vorher geräumte Pulver- Magazin in Brand gesteckt hatten. Dieser

27. Juli.

Punkt, sowie eine unvollendete Lünette auf dem Nicolaus-Berge, wur den durch Abtheilungen der Brigaden Kummer und Wrangel beseßt.

Die Rekognoszirung ergab, daß die Werke des Marienberges, sowie die von dort sich nördlich nach dem Main herabziehenden Anschlußlinien, mit zahlreichem Festungsgeschütz armirt waren. Obwohl die preußischen Truppen, sowie sie in den Schuß oder auch nur den Gesichtsbereich der Festung traten, von dort aus lebhaft beschossen wurden, machte die Terraingestaltung es doch möglich, daß die Infanterie fast überall gedeckt und meist ohne Verlust in die ihr angewiesene Aufstellung gelangte. Gegen die Tirailleure und die rekognoszirenden Offiziere wurde auf Entfernungen bis zu 1200 Schritt mit Wallbüchsen gefeuert. Auf den Werken des Marienberges, den Wällen und freien Pläßen der Stadt, namentlich aber jenseits der selben, waren zahlreiche Truppen-Aufstellungen sichtbar und auf den Höhen des rechten Main-Ufers gewahrte man Emplacements für Feld-Batterien.

Da das Feuer aus der Citadelle ununterbrochen fortdauerte, sah sich General v. Goeben etwa um 11 Uhr veranlaßt, auch seine Artillerie zu einer Demonstration gegen die Festung und die feindliche Stellung vorzuziehen. Es fuhren die 3. 6pfündige und die 4. 4pfündige Batterie auf dem Südost- Abhange des Hexenberges, die 3. 4pfündige und die oldenburgische 6pfündige Batterie an dem Nordwest-Abhange des Nicolausberges auf, in Entfernung von 1600 bis 1800 Schritt von den Werken des Plates. Sie begannen gleichzeitig zwischen 12 und 1 Uhr den Kampf.

Alsbald trat zu dem Feuer des Marienberges noch das aus den jenseitigen Geschütz - Emplacements hinzu, von wo zwei österreichische, eine nassauische und eine württembergische gezogene Batterie die preußische Artillerie äußerst lebhaft und zum Theil in flankirender Richtung beschossen.

Diese stand indeß in dem günstigen Terrain vortheilhaft gedeckt und bei der Entfernung von 3500 bis 5000 Schritt von den Emplacements blieb die Wirkung des von dort gegen sie gerichteten Feuers sehr gering. Andererseits aber waren auch die Geschütze des Marien

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