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Abmarsch bereit, als der Befehl kam, wieder in die Kontonnements einzurücken.

Oberst v. Fabeck hatte von Berlin Befehl erhalten, den kommandirenden hannöverschen General aufzufordern, die Waffen zu strecken, da er von allen Seiten umstellt sei. Diese durch einen Offizier am 23. überbrachte Zumuthung wurde zwar zurückgewiesen, doch nahm man hannöverscher Seits daraus Gelegenheit, GegenVorschläge zu machen, mit welchen ein Parlamentair nach Gotha geschickt wurde. Derselbe verlangte für die Armee freien Abzug nach dem Süden unter der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen Preußen zu fechten. Da hierauf bis zum 24. früh eine Antwort aus Berlin noch nicht eingegangen war und jener Parlamentair zugleich meldete, daß bereits stärkere feindliche Kräfte bei Gotha und Eisenach eingetroffen wären, so wurde die Bewegung gegen letteren Ort vorläufig sistirt.

Der in Behringen stehende hannöversche Oberst v. Bülow hatte zwar ebenfalls erfahren, daß allerdings während der Nacht Eisenach wieder besezt worden war, jedoch nur durch 2 Bataillone. Er glaubte unter diesen Umständen von dem erhaltenen Befehl, auf die Lagerpläge zurückzukehren, abweichen zu dürfen und rückte statt dessen mit seiner Brigade bis Lupniß und Stockhausen dicht an Eise= nach heran. Zugleich wurden 1 Bataillon, 1 Pionier-Detachement, 1 Eskadron, 2 Geschüße, ersteres auf Wagen nach Mechterstädt entsandt, um die Eisenbahn zu zerstören und jeden Zuzug von Gotha her zu verhindern.

Die Meldung hierüber mit der Bitte um weitere VerhaltungsBefehle ging sofort in's Hauptquartier nach Langensalza und da die Antwort um 3 Uhr Nachmittags zurück erwartet werden konnte, wurde dem in Eisenach kommandirenden preußischen Oberst v. Often bis dahin Zeit gegeben, den Ort gutwillig zu räumen, dann aber mit einem Bombardement der Stadt gedroht.

Der König von Hannover billigte nicht allein die vom Oberst v. Bülow getroffenen Maßregeln, sondern er befahl auch sofortigen

Abbruch der Verhandlungen in Gotha und den Abmarsch der ganzen Armee auf Eisenach für den Nachmittag.

Oberst v. Osten hatte aber weit entfernt nicht die Absicht, Eisenach zu räumen und die nach Mechterstedt entsandten Truppen waren jenseits des Ortes auf preußische Infanterie gestoßen. Ein Tirailleur - Gefecht hatte sich engagirt, als hannöverscher Seits aus Gotha die telegraphische Weisung einging, Feindseligkeiten zu vermeiden, da Preußen auf die gemachten Vorschläge eingegangen sei. Das Gefecht wurde abgebrochen und beiderseits vorläufig Waffenruhe ver

abredet.

Auf die ganz unannehmbaren Forderungen des Königs Georg war man in Berlin freilich nicht, wohl aber gern auf Verhandlungen überhaupt eingegangen. Man hoffte während derselben würden die von allen Seiten anrückenden preußischen Abtheilungen zu einer solchen Ueberlegenheit zu versammeln sein, daß dadurch die hannöverschen Truppen der Pflicht von selbst überhoben wurden, blos für die Ehre der Waffen ein hoffnungsloses Gefecht zu liefern.

König Wilhelm war fest entschlossen, jedenfalls und vor allen Dingen die hannöversche Armee unschädlich zu machen, übrigens aber geneigt, ihr in der traurigen Lage, worin sie sich befand, wahrhaft großmüthige Bedingungen zu gewähren.

Der in Gotha noch anwesende hannöversche Parlamentair hatte seinerseits geglaubt, die Verhandlungen nicht ohne Weiteres abbrechen zu dürfen, sondern hatte sich erneute Verhaltungsbefehle erbeten. Jest beförderte er, zur Vermeidung unnüßen Blutvergießens die eben erwähnte Depesche an den General v. Bülow, dessen Auftrag ihm bekannt war.

Dieser schickte sich eben zum Angriffe auf die Stadt an, schloß nun aber, um seinen ermüdeten Truppen wenigstens über Nacht Ruhe zu verschaffen, bis zum andern Morgen 8 Uhr Waffenstillstand.

König Georg war zwar erbötig, mit einem preußischen Bevollmächtigten in Verhandlungen zu treten, um, wie es in dem betreffenden Schreiben heißt: „allem Blutvergießen und dem Bedrucke der Einwohner möglichst vorzubeugen,“ bei der nur bedingungsweisen

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Annahme seiner Vorschläge aber wollte er die Operation auf Eisenach nicht unterbrechen.

Die Armee rückte demnach weiter vor. Der hannöversche kommandirende General erfuhr Abends spät, daß in Folge des Eingreifens von Gotha aus, Eisenach nicht durch die Brigade Bülow genommen sei. Allein der Waffenstillstand war geschlossen und die Nacht brach herein. Die Armee blieb zwischen Stockhausen, Mechterstedt und Reichenbach versammelt, nur eine Brigade war zum Schutz gegen Gotha in der Gegend von Hennigsleben aufgestellt und Langensalza durch eine schwache Arrièregarde besetzt. Das hannöversche Hauptquartier befand sich in Gr. Behringen.

Dort erfuhr man am andern Tage, daß der Gegner sich über Nacht bei Eisenach bedeutend verstärkt habe. Der günstige Moment für eine Operation in dieser Richtung schien sonach vorüber; auch erwartete man den preußischen Bevollmächtigten, und es wurde deshalb der Armee am 25. Ruhetag gegeben.

Am Morgen traf General v. Alvensleben aus Berlin in Gr. Behringen ein. Zur Entscheidung über die von ihm gestellten Bedingungen, wünschte der König von Hannover eine 24stündige Bedenkzeit, welche zugestanden und dabei zugleich bis auf Weiteres Waffenstillstand geschlossen wurde.

Inzwischen war man von Berlin aus fortgesetzt für möglichste Verstärkung der militairischen Kräfte bei Gotha und Eisenach thätig gewesen und hatte namentlich General v. Falckenstein den bestimmten Befehl erhalten, von Göttingen über Magdeburg Truppen nach Gotha zu entsenden.

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Mit Rücksicht auf spätere Operationen über Cassel waren bereits am frühen Morgen des 24. die Division Goeben auf der bis Münden wieder hergestellten Eisenbahn dorthin abgegangen und das Korps Manteuffel nach Göttingen marschirt, wohin auch General v. Wrangel von seiner Rekognoszirung nach Simerode zurückkehrte.

General v. Falckenstein schickte nunmehr vom Korps Manteuffel 5 Bataillone Infanterie und 1 gezogene 4pfündige Batterie unter dem Befehl des General v. Flies über Magdeburg und

Halle nach Gotha und wies den General v. Goeben an, von
Münden so schnell als thunlich mit möglichst viel Truppen nach
Tassel zu marschiren, um dann von dort per Eisenbahn nach Eisenach
detachiren zu können.

Dem General v. Goeben ging außer diesem Befehl noch Nachmittags vom Oberst v. d. Osten aus Eisenach direkt die dringende Bitte um Unterstüßung zu, da, wie wir wissen, die Hannoveraner vor der Stadt standen und mit Bombardement drohten. Der General beschleunigte deshalb seine Bewegungen so viel als möglich und es erreichten schon gegen Abend die ersten Bataillone Cassel, von wo sie sofort per Bahn nach Eisenach weiter befördert wurden. In der Nacht und am folgenden Morgen dauerten die Transporte ununterbrochen fort und bis zum Mittag des 25. standen 6 Bataillone, 2 Eskadrons, 32 Batterien unter General v. Kummer bei Eisenach. Der Rest der Division, zu welchen auch General v. Wrangel am 25. wieder stieß, verblieb in Cassel.

Vom Korps Manteuffel gingen am 25. 4 Bataillone, 6 Eskadrons, 2 Batterien nach Münden; 3 Bataillone, 2 Eskadrons, 1 Batterie hielten Göttingen besetzt.

General v. Falckenstein begab sich am 25., nachdem die Bahn Göttingen-Cassel wieder ganz fahrbar war selbst nach Eisenach.

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Auch General v. Beyer war von dort aus um Unterstützung ersucht worden und erhielt von Berlin aus Befehl zum beschleunigten Marsch. Er hatte seine Truppen an diesem Tage ruhen lassen, 24

brach aber nun mit dem um Ottmannshausen stehenden Detachement Selchow nach Kreuzburg auf, wo er um Mitternacht anlangte und

dann am Morgen des 25. nach Eisenach rückte.

General v. Glümer trat ebenfalls noch am Abend des 24. den Marsch aus den Kontonnements bei Allendorf und Wigenhausen an und erreichte am 25. Mittags Kreuzburg und Treffurt.

General v. Schachtmeyer gelangte am 25. bis Frieda auf dem rechten Werra-Ufer zwischen Eschwege und Wanfried.

Oberst v. Fabeck blieb am 24. und 25. in Gotha stehen und wurde noch durch das Detachement des General v. Seckendorf ver

26. Juni.

stärkt, welcher während der letzten Tage von Bleicherode über Ebeleben dorthin marschirt war.

Am Abend des 25. trafen auch die ersten Truppen des Detachements Flies, deren Ttransport sich wegen mangelndem Fahrmaterials etwas verzögert hatte, von Göttingen in Gotha ein. Der Rest folgte während der Nacht.

Auf die Entfernung eines Marsches standen nunmehr im Halbkreise um Langensalza.

Bei Gotha: General v. Flies mit 13 Bataillonen, 3 Eskadrons,

4 Batterien, etwa 8150 Mann, 225 Pferde, 22 Geschütze. Bei Eisenach: 12 Bataillone, 4 Eskadrons, 41⁄2 Batterien. Summa 12000 Mann, 550 Pferde, 28 Geschüße. General v. Goeben übernahm hier den Befehl.

Bei Kreuzburg und Treffurt: General v. Glümer mit 8 Bataillonen, 2 Eskadrons, 1 Batterie; 8000 Mann, 250 Pferde, 6 Geschütze.

Es konnte also mit ausreichenden Kräften der Erfolg gesichert werden.

Am Nachmittage des 25. hatte der König von Hannover einen Offizier mit seiner definitiven Antwort auf die vom General v. Alvensleben gebrachten Vorschläge abgeschickt.

Dieser Sendbote schlug den Weg nach Berlin über Eisenach ein; der kurz zuvor dort eingetroffene General v. Falckenstein, welchem die Nachricht wegen der abgeschlossenen Waffenruhe offiziell noch nicht zugegangen war, gestattete seine Weiterbeförderung nicht und der Offizier kehrte in das hannöversche Hauptquartier zurück. Er glaubte, aus verschiedenen Wahrnehmungen in Eisenach auf die Absicht eines Angriffs schließen zu müssen und noch am Abend spät wurde deshalb die Brigade Bülow rückwärts in eine Stellung bei Gr. Behringen zusammengezogen; auch am frühesten Morgen des 26. der Rest der Armee mit Ausnahme der bei Hennigsleben verbleibenden Brigade Knesebeck zwischen Groß- und Oster-Behringen konzentrirt. Hier ging jedoch die Nachricht ein, daß General v. Fal= ckenstein den Waffenstillstand erfahren habe und respektiren werde,

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