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Die Vermißten sind fast ausschließlich die im Walde liegen gebliebenen Todten. Die stärkste Einbuße hatte das Regiment Nr. 32, dann das Regiment Nr. 20.

Die bayerischen Verluste können nicht angegeben werden, da sie in den bekannt gewordenen offiziellen Listen nicht getrennt von denen des Gefechts von Roßbrunn aufgeführt sind, welches am folgenden Tage stattfand. Sie werden sich aber mindestens eben so hoch belaufen als die preußischen. Etwa 60 Bayern waren unverwundet in Gefangenschaft gerathen.

2. Gefecht bei Gerchsheim.

Die unerwartete Begegnung mit den Bayern hatte die Division Anlage 37. Beyer von dem ihr ursprünglich vorgeschriebenen Marschziel ab. gelenkt. Im Gefecht war sie statt nach Unter-Altertheim nach Helmstadt gelangt und konnte sonach mit der Division Goeben nicht, wie beabsichtigt, direkt zusammen wirken.

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Letztere trat befohlenermaßen gegen 1 Uhr Nachmittags den Vormarsch auf der Chaussee gegen Würzburg an. Brigade Kummer hatte die Avantgarde, ihr folgte die Brigade Welzien und dieser die Reserve Tresckow, während Brigade Wrangel zur Deckung der rechten Flanke über Grünsfeldhausen und Ilmspan vorging.

Um diese Zeit konzentrirte Prinz Alexander das VIII. BundesKorps bei Gerchsheim, wo dasselbe folgende Aufstellung nahm:

Die österreichisch-nassauische Division stand als Avant-Garde zwischen Gerchsheim und dem Sandrain, Front nach Süden, und zwar die nassauische Brigade im ersten, die österreichische im zweiten Treffen. Links daneben, zwischen Gerchsheim und dem Jägerholz, hielt in dem freien Terrain die Reserve-Kavallerie. In der eigentlichen Gefechtsstellung, circa 1/4 Meile weiter zurück, befand sich auf dem rechten Flügel die badische Division zwischen Ober- Altertheim und dem Ninderfelder Forst, wohin sie von Steinbach zurückgegangen war, als das Vorgehen der Division Beyer sie dort in der rechten Flanke bedrohte. Ihre Artillerie war auf dem Scheinberg placirt, woselbst

auch die gesammte Reserve-Artillerie des Korps Stellung genommen hatte; im Centrum, à cheval der Chaussee, südwestlich vom Forsthaus Irtenberg, stand rechts die 2. württembergische Brigade, links daneben die hessische Division. In Reserve endlich befanden sich die 1. und 3. württembergische Brigade jenseits des Rinderfelder Forstes bei ist.

Als die Spitze der Brigade Kummer beim Heraustreten aus dem halbwegs zwischen Gr. Kinderfeld und Gerchsheim gelegenen Hachtel-Walde die Aufstellung zahlreicher feindlicher Streitkräfte auf den Höhen bei Gerchsheim gewahrte und darüber Meldung erstattet hatte, ließ General v. Goeben etwa Nachmittags um 4 Uhr die Brigade Kummer im Walde zum Gefecht aufmarschiren und schichte dem General v. Wrangel Befehl, von Ilmspan gegen Gerchsheim in des Feindes linke Flanke zu marschiren.

General v. Kummer ließ die dem Feinde zugekehrte WaldLisiere durch das Infanterie-Regiment Nr. 13 und das FüsilierBataillon des Regiments Nr. 53 besetzen. Die beiden Musketier-Bataillone des letteren blieben rückwärts an der Chaussee als Reserve stehen. Die 3. 6pfündige und 4. 4pfündige Batterie fuhren dicht vor dem Walde östlich der Chaussee auf, während die der Brigade Kummer zugetheilten vier Eskadrons des Husaren-Regiments Nr. 8 rechts von der Artillerie in einer Terrain-Vertiefung gedeckte Aufstellung nahmen.

Die preußischen Batterien wurden schon beim Debouchiren aus dem Walde von zwei österreichischen und einer nassauischen Batterie, zusammen 24 gezogenen Geschützen, auf 2500 bis 3000 Schritt so wirksam und konzentrisch beschossen, daß sie nicht nur Verlust an Mannschaft und Pferden erlitten, sondern auch mehrere Geschüße stark beschädigt liegen blieben. Dabei verstärkte sich das feindliche Feuer sehr bald noch durch den Hinzutritt von zwei württembergischen Batterien. — Gegen solche Ueberlegenheit vermochten die preußischen sich auf die Dauer nicht zu behaupten; nach etwa 3/4 stündigem Kampf wurden sie zu ihrer Retablirung hinter den Wald zurückgezogen.

Gegen diesen richtete der Gegner alsbald ein heftiges Granate

und Shrapnell-Feuer, durch welches er den Angriff seiner Infanterie vorbereitete. Die anrückende nassauische Brigade wurde jedoch durch das Schnellfeuer der preußischen Tirailleure und das Salvenfeuer der bis an die Lisiere vorgezogenen geschlossenen Abtheilungen empfangen. Auf etwa 400 Schritt herangelangt, kehrten die feindlichen Kolonnen um und traten den Rückzug in ihre frühere Position an.

In der Front beschränkte sich jetzt längere Zeit hindurch das Gefecht auf die fortdauernde Beschießung der von den Preußen bejezten Waldlisiere durch die feindliche Artillerie.

Prinz Alexander hatte die Absicht, den Angriff zu erneuern und schickte der württembergischen und der hessischen Division Befehl zum Vorrücken. Beide hielten jedoch ihre Truppen für zu erschöpft, auch waren die 1. und 3. württembergische Brigade bereits nach Kist zurüd dirigirt. Es blieb dem Prinzen demnach nur übrig, sich in seiner Position vertheidigungsweise zu behaupten.

Noch bevor ein Befehl des Generals v. Goeben ihm zuging, hatte General v. Wrangel durch den von Gerchsheim herüberschallenden Kanonendonner sich veranlaßt gesehen, seinen Marsch nach Möglichkeit zu beschleuuigen. Gegen 7 Uhr debouchirte die Tete der bereits zum Gefecht formirten Brigade aus Schönfeld und eröffnete das Gefecht durch das flantirende Feuer der in eine Position zwischen Henberg und Jägerhölzel vorgezogenen 4pfündigen Batterie Coester gegen die feindliche Artillerie bei Gerchsheim.

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Links von der Batterie besetzte, zu ihrer Deckung, das 1. Battaillon Infanterie-Regiments Nr. 15. die Gehölze am Heuberg, rechts ging Oberst v. d. Golt mit dem Füsilier Bataillon, dem das 2. als Soutien folgte, im Jägerhölzel vor, und gewann allmählig Terrain in der Richtung nach Forsthaus Irtenberg zu, indem er die sich ihm im Walde entgegenstellenden hessischen Tirailleurs lebhaft zurückdrängte. Die 5. Eskadron des Husaren Regiments Nr. 8 fotoyirte diesen Vormarsch, indem sie in gleicher Höhe mit dem 2. Bataillon außerhalb des Waldes vorrückte.

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General v. Wrangel verblieb mit dem Gros seiner Brigade dem Infanterie-Regiment Nr. 55, dem Füsilier-Bataillon Lippe

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rechts rückwärts der Batterie Coester halten.

Das Auftreten der Brigade Wrangel hatte den Prinzen Alexander genöthigt, mit dem linken Flügel seiner Aufstellung Front nach dieser Seite zu machen, auch richtete der größte Theil seiner Artillerie sogleich das Feuer gegen den hier erschienenen Feind. Aber auch General v. Goeben ging jetzt in der Front zum Angriff über.

Die beiden wieder retablirten Batterien der Brigade Kummer, nebst der unterdeß eingetroffenen gezogenen oldenburgischen, debouchirten von Neuem aus dem Walde, diesmal mit besserem Erfolg, und richteten ein lebhaftes Feuer auf die bei Gerchsheim in erster Linie aufgestellte österreichisch-nassauische Division.

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Die Brigade Kummer und hinter ihr Brigade Welzien avancirten nun gegen die Höhen westlich von Gerchsheim. Diesem Vorrücken hielt der Gegner nicht Stand, sondern zog sich in der Richtung nach Irtenberg zurück. Den Entschluß dazu hatte Prinz Alexander schon gefaßt, als das energische Vorgehen des Obersten v. d. Golz seine Rückzugslinie ernstlich bedrohte. Die immer zahlreicher von Helmstadt her zurückströmenden bayerischen Train - Kolonnen sowie Haufen von Versprengten verriethen nur zu deutlich den unglücklichen Verlauf des dortigen Gefechts und man lief Gefahr, von ihnen die Chaussee völlig verstopft zu sehen. Es wurde daher der Abzug zunächst der österreichisch-nassauischen Division unter dem Schutz der am Scheinberg placirten Reserve-Artillerie verfügt. Von letterer wurden dann sehr bald die sämmtlichen glatten Batterien zurückgenommen, denen endlich die Reserve - Kavallerie folgte. Nur 2 badische, 11⁄2 österreichische, 1 württembergische und 1 hessische gezogene Batterien verblieben noch am Saume des Waldes.

Im Großen sollte die hessische Division nebst der 2. württembergischen Brigade den Rückzug decken.

Dieser verlief zu Anfang regelmäßig, innerhalb des Waldes aber nahm die Ordnung mit jedem Augenblick mehr und mehr ab. Den Divisions- und Brigade-Kommandeuren waren theils keine Befehle über Reihenfolge ihres Aufbruchs zugegangen, theils wurden

die desfallsigen Bestimmungen nicht inne gehalten. Das lebhafte Nachdrängen des Gegners veranlaßte das Abfahren einer Batterie nach der andern und wirkte beschleunigend auf die Schritte der Infanterie. Jeder wollte sobald als möglich und noch vor dem Hereinbrechen der Dunkelheit das eine halbe Meile lange Walddefilee passirt haben. Dabei geriethen die Truppen aller Divisionen völlig durch einander und es entstanden zahlreiche Stopfungen auf der Chaussee, wo stellenweise drei marschirende Kolonnen sich neben einander fortschoben. Zum Glück für das Korps konnte die wachsende Verwirrung im Walde vom Gegner nicht bemerkt werden, welcher die außerhalb befindlichen Truppeh in anscheinend guter Ordnung erblickte.

Nur das Füsilier- und das 2. Bataillon des Regiments Nr. 15 hatten bei Forsthaus Irtenberg noch zuletzt ein ziemlich lebhaftes Renkontre mit Theilen des hessischen Schüßen - Bataillons, des 1. Bataillons 2. württembergischen Regiments und des 2. badischen Grenadier-Bataillons, welche sich hier unter persönlicher Führung des Generals v. Fischer zur Wehre seßen. Die völlig eingebrochene Dunkelheit machte endlich, etwa um 9 Uhr, auch diesem Gefecht und der weiteren Verfolgung durch den Wald ein Ende.

Dem VIII. Bundes-Korps war es mithin an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nicht gelungen, dem Vordringen der Division Goeben erfolgreichen Widerstand entgegen zu setzen, obgleich das Korps dieser Division an Kopfzahl um mehr als das Doppeltè, an Kavallerie um das Dreifache, an gezogenen Geschützen um das Vierfache überlegen war.

General v. Goeben bivouafirte und fantonnirte mit seiner Division in und unmittelbar bei Gerchsheim.

Das VIII. Bundes-Korps sammelte und formirte sich im Laufe der Nacht bei Kist, die Reserve Kavallerie wurde bis Höchberg, die Reserve-Artillerie nach Reichenberg zurückgeschickt.

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Die Verluste der Preußen betrugen in diesem Gefecht:

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