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Kräfte nicht thunlich gewesen war. Gleichzeitig hatten die oberhalb der Brücke stehenden Abtheilungen des 1. Bataillons den Fluß durchwatet und durchschwommen, auch sie gingen zur Offensive über und seßten sich bei der Lorenz-Kapelle fest, von wo aus sie ein wirksam flankirendes Feuer auf die vordersten feindlichen Abtheilungen eröffneten. Es mochte dies etwa um 5 Uhr Nachmittags sein.

Während des geschilderten Infanterie-Gefechts war die Artillerie auf beiden Seiten fortgesetzt thätig gewesen. Die fünf Geschüße der Batterie Coester hatten, obwohl von achtzehn feindlichen beschoffen, so oft es möglich wurde, ihr Feuer auf die stürmenden Infanteriekolonnen des Gegners gerichtet. Seine Artillerie stand in so vortrefflicher Position, daß ihr nichts anzuhaben war, und gegen 41⁄2 Uhr mußte die preußische Batterie, nachdem ihr ein Geschüß demontirt worden, auf einige Zeit das Feuer einstellen. Sofort avancirte die württembergische Artillerie bis auf 1200 Schritt Nähe und nahm von vier verschiedenen Punkten aus die Stadtlisiere, die Brücke und die Baulichkeiten auf dem rechten Ufer unter heftiges Kreuzfeuer. Bald geriethen die Häuser in Brand und es gelang nur mit großer Mühe und Gefahr, die verwundeten Württemberger, welche dort liegen geblieben waren, zurück und in Sicherheit zu bringen.

Bereits um 2 Uhr hatte Prinz Alexander von Hessen im Hauptquartier Gr. - Rinderfeld von dem General-Lieutenant v. Hardegg Meldung erhalten, daß seine Division bei Bischofsheim angegriffen sei. Der Prinz brach sogleich selbst nach dem Gefechtsfelde auf und beorderte ebendahin vorerst zwei Batterien, dann 3⁄4/4 Stunden später die ganze Reserve - Artillerie und bald darauf auch die 4. (österreichisch - nassauische) Division. Etwa um 5 Uhr traf eine hessische reitende Batterie von sechs Geschützen ein; dieselbe fuhr in der Nähe der beiden noch in Reserve gebliebenen württembergischen Bataillone an der Chauffee auf. Die zunächst folgende badische gezogene Batterie hatte auf der Chaussee nicht durchkommen können und verblieb nebst der gesammten übrigen Reserve - Artillerie weiter rückwärts, ohne zur Verwendung zu gelangen. Dagegen wurden die bald

darauf anlangenden beiden gezogenen österreichischen Batterien zu beiden Seiten der hessischen Batterie placirt. Obwohl von dieser vier glatte Geschütze zurückgingen, wurde nunmehr Bischofsheim von 18 württembergischen und 22 hessischen, österreichischen und nassauischen Geschützen beschossen.

Ununterbrochen dauerte daneben das Feuergefecht zwischen den auf das rechte Tauber- Ufer übergegangenen preußischen und den ihnen in den Weinbergen 2c. gegenüberstehenden württembergischen Abtheilungen fort. Bald begann es den ersteren an Munition zu fehlen, das Passiren der Brücke war wegen des darauf konzentrirten Artilleriefeuers zur Unmöglichkeit geworden und es mußten jetzt den vorderen Abtheilungen bis zur Beendigung des Kampfes die Patronen durch die Tauber zugetragen werden, wobei die Mannschaften bis an die Brust durch das Wasser schritten.

Gegen 6 Uhr endlich befahl Prinz Alexander, daß die im Gefecht befindlichen württembergischen Truppen den Rückzug antreten sollten, soweit solches nicht schon von selbst geschehen war. Zu ihrer Aufnahme wurde die unterdeß eingetroffene 4. Division bestimmt.

Das Vorrücken derselben erfolgte mit der österreichischen Brigade im ersten, der nassauischen im zweiten Treffen. Lettere nahm links debordirend die Richtung auf die am äußersten rechten Flügel der preußischen Vertheidigungs-Stellung ziemlich exponirt placirten Abtheilungen bei der Lorenz - Kapelle.

Zur Verstärkung des so bedrohten Punktes schickte GeneralMajor v. Wrangel seine letzte Reserve, das Füsilier - Bataillon Lippe, durch die Tauber vor.

Dieser neue Angriff, der übrigens mit mehr Ordnung, aber geringerer Energie als die früheren unternommen wurde und nicht sehr weit reichte, blieb ebenfalls erfolglos. Die württembergischen Truppen waren, wie schon gesagt, aufs Aeußerste durcheinander gerathen und hatten daher den Befehl zum Sammeln und allmähligen Zurückziehen nicht sogleich auszuführen vermocht, auch wollten sie das Zurückbringen der zahlreichen Verwundeten sichern.

Eine eigentliche Ablösung durch die 4. Division, wie beabsichtigt,

fam überhaupt nicht zu Stande, vielmehr verließen württembergische Abtheilungen, namentlich das 3. Jäger-Bataillon, erst nach den österreichisch - nassauischen die Weinberge gegenüber von Bischofsheim. Das Sammeln aller aus dem Gefecht zurückkehrenden Truppen konnte erst im Forst“ an der Würzburger Chaussee bewirkt werden, von wo dieselben dann nach Gr. - Rinderfeld ins Bivouak geführt wurden.

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Die Artillerie beschoß nach dem Mißglücken des letzten Offensivstoßes noch eine Zeit lang die Lisiere von Bischofsheim mit der bisherigen Heftigkeit, ihr Feuer wurde jedoch von der bald wieder retablirten Batterie Coester kräftig erwidert. Nach und nach zog eine feindliche Batterie nach der andern ab, bis endlich mit Einbruch der Dunkelheit auch das Artilleriefeuer erlosch.

Ein Vorgehen über Bischofsheim hinaus hatte nicht in der Intention des Generals v. Goeben gelegen; derselbe begnügte sich mit der Festhaltung des gewonnenen Tauber-Ueberganges. Nachdem die dem Feinde folgenden Rekognoszirungs- Patrouillen dessen gänzlichen Rückzug gemeldet, ließ der General die gegen 8 Uhr eintreffende Brigade Kummer die Vorposten beziehen.

Der Oberst v. d. Golt hatte sich auf die erste Nachricht von dem bei Bischofsheim entbrannten Kampf dorthin gewendet, traf aber erst nach Beendigung desselben ein. Die so wieder komplette Brigade Wrangel bivouakirte in und neben der Stadt.

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Die schon erwähnte, im Hohlwege östlich Bischofsheim zusammengeschossene württembergische Proviant - Kolonne fiel nach Beendigung des Gefechts mit ihrer sehr willkommenen Ladung in die Hände der Sieger. Eine Anzahl noch brauchbarer Pferde ergänzte sogleich die Verluste der Batterie Coester.

Die württembergischen Truppen, welche an diesem Tage ihr erstes Gefecht hatten, waren mit großer Bravour aber wenig Geschick aufgetreten. Die Division wußte eine mehrfache Ueberlegenheit nicht zur Geltung zu bringen, sondern erschöpfte ihre Kräfte in stets wiederholten Versuchen, den einen, schwer angreifbaren und durch das preußische Zündnadelgewehr vertheidigten Punkt Bischofsheim zu er ́·

stürmen. An diesem Defilee mußten sich schließlich immer die Kräfte ausgleichen und die bessere Bewaffnung der preußischen Infanterie trat in volle Wirksamkeit.

General v. Wrangel hatte sich gegen, alle Ueberlegenheit des Feindes behauptet, aber es bedurfte der ganzen Umsicht und Entschlossenheit des Obersten Stolß, des zweckmäßigen Eingreifens aller Unterführer und der Standhaftigkeit ihrer Mannschaft, um im mehrstündigen Ringen diesen Posten zu halten, gegen welchen schließlich das Feuer von 40 Geschüßen konzentrirt war.

Außer bei Laufach und Bischofsheim waren bisher alle Gefechte durch die Preußen angriffsweise geführt worden. Was aber das Zündnadelgewehr wohlverstanden, in geübter Hand bei der Vertheidigung zu leisten vermag, geht dort wie hier aus den Verluftlisten hervor.

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Beim Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 55 waren die sämmtlichen Kompagnie-Führer außer Gefecht gesetzt.

Auf Seite der Württemberger entfallen von obigem Verlust 3 Todte und 18 Verwundete auf die bei Impfingen aufgestellten Truppen. Etwa 100 Verwundete geriethen in Feindeshand. Von den Vermißten war nur die kleinere Hälfte underwundet gefangen. Der Verlust der österreichisch-nassauischen Division betrug angeblich 1 Mann todt, 1 Offizier 2 Mann verwundet, 1 Mann vermißt.

2. Gefecht bei Werbach.

Seit 12 Uhr Mittags hatte die großherzoglich badische Division Anlage 35. an den Tauber-Uebergängen bei Werbach und Hochhausen Aufstellung

genommen.

Auch hier wurde anfänglich das am linken Ufer liegende Debouchee besetzt gehalten. Es standen in Hochhausen 2 Kompagnien des 2. Regiments. Die Brücke über den vorliegenden tiefen Eisenbahn-Einschnitt war abgebrochen, dagegen eine Laufbrücke über die Tauber geschlagen. In Werbach stand das 3. Regiment, den Fluß vor der Front. Die Brücke war verbarrikadirt. Unmittelbar hinter Werbach hielten die 6pfündige Batterie Hoffmann und eine Eskadron des 2. Dragoner-Regiments. Die noch übrigen 21⁄2 Bataillons der 2. Brigade nebst der 6pfündigen Batterie Dinger und 3 Eskadrons des 2. Dragoner - Regiments befanden sich in Reserve bei Werbachhausen, noch weiter zurück lagerte bei Brunnthal die 1. Brigade nebst der 6pfündigen Batterie Deimling.

Etwa um 11⁄2 Uhr erreichte die Tete der oldenburgisch-hanseatischen Brigade die Höhen gegenüber Hochhausen. General-Major v. Welzien zog zunächst die 6pfündige Batterie Nieber vor, welche auf dem Thalrande südwestlich von Hochhausen bei den Kapellen Position nahm und sofort von der mit sechs Geschützen nördlich Impfingen auffahrenden württembergischen Batterie Roschmann Feuer erhielt. Die Batterie Nieber erwiderte dasselbe aus ihrer besseren Stellung mit solchem Erfolg, daß ihr Gegner sich nach kurzem Kampf zurückzog, und sie konnte nun ausschließlich gegen die mittlerweile nördlich von Werbach auftretende badische Batterie Hoffmann wirksam

werden.

Unterdessen hatte General v. Welgien auch die 12pfündige Batterie Baumbach vorgezogen und dieselbe in eine Stellung gegenüber Werbach dirigirt, worauf die Artillerie ihr Feuer gegen die im Welzbach-Thale entdeckte Reserve der feindlichen 2. Brigade richtete, welche sich im Anmarsch von Werbachhausen befand und schon in weiter Entfernung einigen Verlust erlitt. Die zu derselben ge

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