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Anlage 35.

auf die Höhe südlich Urphar vor. Sie stand dort zwischen den beiden feindlichen Korps.

Die Gefechte an der Tauber.

1. Gefecht bei Tauberbischofsheim.

Während General v. Goeben beschäftigt war, die Dislokation seiner Truppen anzuordnen, ging ihm die Meldung zu, daß der Feind Bischofsheim und die benachbarten Tauber-Uebergänge gar nicht oder doch nur schwach besetzt habe. Er beschloß sofort, sich in Besiß dieser wichtigen Punkte zu sehen.

Die Brigaden Welzien und Wrangel standen bei Wolferstetten. Von letterer waren bereits von Hardheim aus das 1. und Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 15, eine Eskadron und zwei gezogene Geschütze unter Oberst v. d. Golz zur Sicherung der rechten Flanke über Schweinberg auf Königheim detachirt worden. Der Rest dieser Brigade wurde nun auf Bischofsheim, die Brigade Welzien auf Hochhausen und Werbach dirigirt, die Brigaden Kummer und Tresckow, welche nur bis Hardheim gelangt waren, zur näheren Unterstützung nach Eiersheim vorbeordert.

Als General v. Wrangel sich Bischofsheim näherte, meldeten vorausgeschickte Husaren-Patrouillen, daß der Ort allerdings vom Feinde besezt sei; nichtsdestoweniger schritt man gegen 2 Uhr Nachmittags zum sofortigen Angriff.

Um diese Stunde befand sich die württembergische Division in folgender Aufstellung:

Die 2. Brigade stand in Bischofsheim und Impfingen. Das 2. Jnfanterie-Regiment hatte die erstgenannte am linken Ufer belegene, an sich äußerst haltbare, aber von nahe herantretenden Höhen völlig dominirte Stadt besetzt. Sieben Kompagnien hielten in Schüßenlinie mit rückwärts stehenden Soutiens die Umwallung des Orts. Der rechte Flügel dieser Vertheidigungslinie lehnte an den Kirchhof nördlich, der linke an den hohen Eisenbahn-Damm südlich der Stadt. An der

Brücke über die Tauber war eine Kompagnie aufgestellt, zwei andere standen als Reserve dahinter. Weiter aufwärts am rechten Ufer hatten auf der Chaussee nach Dittigheim zwei Geschüße unter Deckung einer Eskadron Stellung genommen. Mit dem Rest der Brigade, drei Bataillons, einer Eskadron und sechs Geschüßen, stand General Fischer bei Impfingen. Die 1. und links von ihr die 3. Brigade waren

an dem Rückabfall der 1000 Schritt östlich Bischofsheim liegenden Höhe der Art aufgestellt, daß sie der Einsicht vom linken Ufer her völlig entzogen blieben. Der rechte Flügel dieser Reserve reichte bis an die Würzburger Chauffee, von welcher nördlich die reitende Batterie Marchthaler hielt, der liuke wurde durch die Fuß-Batterie Faber gestütt. Beide waren nicht über 1500 Schritt von der Stadt entfernt und so günstig placirt, daß nur eben die Geschützmündungen über den Kamm der deckenden Höhe hinweg sahen. Hinter dieser Linie hielten sieben Eskadrons völlig verdeckt in einer Vertiefung nahe der Würzburger Straße.

General v. Wrangel eröffnete den Angriff auf Bischofsheim durch das Feuer der 3. 4pfündigen Batterie Coester, welche mit nur fünf Geschüßen auf dem Immberge in der Nähe der oberen Kapelle Stellung nahm und den nur in und bei der Stadt sichtbaren Gegner beschoß. Nach dieser Vorbereitung ging die an der Tete befindliche 5. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 15 ausgeschwärmt gegen die westliche Lisiere zum Angriff vor. Ihr folgte als Soutien das in Kompagnie - Kolonnen formirte 1. Bataillon Regiments Nr. 55, während das Gros der Brigade verdeckt hinter dem Immberge hielt. Die 6. und 7. Kompagnie des Regiments Nr. 15 waren zur Sicherung der linken Flanke und Verbindung mit der Brigade Weltien in der Richtung auf Hochhausen detachirt.

Es scheint nicht in der Absicht des württembergischen Kommandirenden gelegen zu haben, Bischofsheim hartnäckig zu behaupten, was auch nur für den Fall einer beabsichtigten Offensive von Wichtigkeit gewesen wäre. Schon nach kurzem Feuergefecht begannen die Bertheidiger die Stadt zu räumen und sich auf das rechte Ufer der Tauber zurückzuziehen. Die preußischen Abtheilungen drangen ein

und besetzten sofort die östliche Lisiere. Außer mehreren Verwundeten wurden dabei 1 Offizier und 27 Mann gefangen genommen.

Die aus Bischofsheim verdrängten Truppen hatten die dahinter liegenden Höhen unter dem Feuer sowohl der preußischen Tirailleare wie auch der 4pfündigen Batterie zu ersteigen, neben welcher letteren noch die 3. 12 pfündige abgeprogt hatte. Zwar von beiden württembergischen Batterien lebhaft beschossen, fuhren die preußischen Geschüße fort, ihr Feuer gegen die feindliche Infanterie zu richten, so lange diese im Schußbereich war, und wandten sich dann erst zur Bekämpfung der Artillerie.

Einigen Schutz fanden indeß die württembergischen Kompagnien bald in den benachbarten Weinbergen, von wo sie dann in dichten Schwärmen gegen die Stadt tiraillirten.

Eine Proviant-Kolonne dagegen von etwa 30 Wagen, welche sich zur Fortschaffung der Vorspann- Pferde bedient hatte, blieb auf der hohlwegartig eingeschnittenen und steil ansteigenden Straße nach Würzburg stecken und gerieth so in das Feuer der Infanterie und Artillerie. Uebel zugerichtet und von den Fuhrleuten verlassen sperrte sie mit ihren zum großen Theil verwundeten und todten Pferden während der ganzen ferneren Dauer des Gefechts fast vollständig die Hauptstraße und erschwerte so die Vorwärts- und Rückwärts - Bewegungen der württembergischen Truppen. Auch den beiden Geschützen, welche nebst einer Eskadron dicht bei Bischofsheim auf dem rechten Ufer der Tauber gestanden hatten, war es nur mit der größten Mühe gelungen, an diesem Hinderniß vorbei ihren Rückzug zu bewerkstelligen. Sie nahmen jezt Position auf dem rechten Flügel der reitenden Batterie March thaler.

Somit waren nun auf württembergischer Seite achtzehn gezogene Geschütze in Thätigkeit; auf preußischer nur die fünf der Batterie Coester, da die 12pfündige Batterie Eynatten, nachdem die feindlichen Truppen ihren Abzug aus Bischofsheim bewerkstelligt hatten, bei der großen Entfernung gegen die feindliche Artillerie nichts wirken konnte, bei längerem Verweilen im Feuer nur nutzlosen Verlusten ausgesetzt blieb und deshalb zurückgezogen wurde.

Oberst - Lieutenant v. Böcking hatte, sobald er in den Besiß von Bischofsheim gelangt war, diesen Ort durch das 1. Bataillon des Regiments Nr. 55 beseßt.

Zur unmittelbaren Vertheidigung der Brücke wurde eine Kompagnie dort und in den anstoßenden Häusern aufgestellt. Zur Linken und zur Rechten besetzte je eine Kompagnie die Lisiere des Orts, die vierte Kompagnie verblieb als Reserve auf dem Marktplate. Auch die 5. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 15 und später der Schützenzug der als Artillerie-Bedeckung zurückgebliebenen 8. Kompagnie wurden herangezogen.

Man konnte erwarten, daß nunmehr der Gegner sich darauf beschränken werde, in seiner überaus starken Stellung jeden Versuch weiteren Debouchirens aus Bischofsheim zu verwehren. Statt dessen internahm derselbe vielmehr eine Reihe von Angriffen, um eben den Bunkt zurück zu erobern, den er unlängst, aus nicht zu verwerfenden Gründen, nach geringem Widerstande aufgegeben hatte. Allerdings mochte erkannt worden sein, wie schwach die preußische Brigade war, welche hier einer ganzen Division entgegenstand, und zahlreiche Verstärkungen befanden sich überdies in Anmarsch. In der Zeit von 22 bis 5 Uhr erfolgten mit Zwischenräumen von einer Viertelstunde bis einer halben Stunde immer erneuerte Versuche, die, obwohl mit großer Bravour unternommen, ohne einheitliches Zusammenwirken aller Theile, sämmtlich scheiterten. Die 1. Brigade ging dabei, ihrer örtlichen Aufstellung nach, nördlich, die 3. südlich um die deckende Höhe, aber immer nur mit einzelnen Bataillonen vor, denen sich dann freilich viele Abtheilungen wieder anschlossen, welche nach früheren verunglückten Versuchen sich in den Weinbergen, Hohlwegen und an den Berghängen eingenistet hatten. So mußte schließlich Alles durcheinander kommen und es mischten sich die Abtheilungen verschiedener Bataillone und Brigaden. In der Regel erfolgte der Angriff in Kompagnie-Kolonnen mit starken Schüßen-Schwärmen. Die Truppen gingen mit vieler Entschlossenheit vor, trotz aller Einbußen, die sie schon beim Herabsteigen von den Höhen erlitten. Diese steigerten sich aber bei größerer Annäherung in dem Maße, daß in der Gegend

der Rectors-Kapelle, der Ziegelei oder der Lorenz-Kapelle die Teten stuzten und man sich zur Umkehr genöthigt sah.

Derselbe üble Erfolg erneuerte sich jedesmal wieder unter den bedeutendsten Verlusten.

Oberst-Lieutenant v. Böcking hatte sich kaum nothdürftig zur Bertheidigung eingerichtet, als der erste dieser partiellen Vorstöße bereits erfolgte, welcher durch das Schnellfeuer der an der Lisiere aufgelösten Kompagnien und das Salvenfeuer der an und auf der Brücke geschlossen aufgestellten 4. Kompagnie empfangen wurde. Diese vermochte nur die Front eines Halbzuges zu entwickeln und gab deshalb die Salven aus vier Gliedern ab, indem die beiden vordersten niederknieten. Die Wirkung war hier, wie sie bei Podol gewesen, außerordentlich.

Ganz in gleicher Weise wurde ein fernerer Vorstoß abgewiesen. Oberst - Lieutenant v. Böcking sah sich aber jetzt véranlaßt, um Unterstützung zu bitten, da es an Patronen zu mangeln begann. Das bereits zu seinem Beistand abgeschickte Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 55 traf mit der Tete gerade bei Bischofsheim ein, als die Württemberger einen nochmaligen Vorstoß gegen die Brücke machten.

An diese führte der Regiments-Kommandeur, Oberst Stolt, persönlich die 9. und 10. Kompagnie heran, ließ die dort stehenden Abtheilungen ablösen und als Reserve auf dem Marktplatz aufstellen.

Dort standen zur Zeit auch die 11. und 12. Kompagnie, sie wurden aber bald darauf gleichfalls nach der Brücke vorgezogen und das eben eintreffende 2. Bataillon rückte in ihre Stelle. Hinter der Stadt bildete jetzt das Bataillon Lippe die einzige Reserve.

Da der Feind seine Angriffe auf Bischofsheim immer häufiger und energischer wiederholte, brach Oberst Stolz nun selbst mit der 5. und 6. Kompagnie tambour battant über die Brücke vor. Dieser Offensive schloß sich der größte Theil der 11. und 12. Kompagnie an, während die 9. und 10. sie rechts und links durch ihr Feuer sekundirten. Die feindlichen Sturm-Kolonnen wurden zurückgeworfen und der Oberst besetzte jetzt die auf dem rechten TauberUfer gelegenen Häuser und Gärten, was bisher wegen unzureichender

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