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12. u. 18, Juli.

ren konnte. Auf Veranlassung des Minister-Präsidenten wurde daher dem General v. Falckenstein telegraphirt:

Faktische Occupation der Länder nördlich des Mains für voraussichtliche Verhandlungen auf status quo jezt politisch wichtig."

Das weitere Vorgehen gegen Schweinfurt war unstreitig das militairisch Richtige, aber wie im Beginn so am Ende der Feldzüge müssen die militairischen sich den politischen Rücksichten unterordnen.

General v. Falckenstein erhielt die obige Weisung um 1 Uhr Nachmittags in Kissingen und ordnete jezt einen Rechtsabmarsch auf Gemünden an. General v. Manteuffel erhielt Befehl, denselben alsbald anzutreten, sofern er nicht schon mit dem Feinde engagirt sei, die Division Beyer verblieb vorläufig noch zu seiner eventuellen Unterstützung, General v. Goeben aber wurde gleich nach Hammelburg in Marsch gesetzt.

*

Obiger Befehl traf den General v. Manteuffel nach 5 Uhr bei dem Dorfe Maibach, bis wohin seine Avantgarde, ohne auf Widerstand zu stoßen, gelangt war. Das Vorgehen des Feindes von Schweinfurt her hatte sich nicht bestätigt, dagegen war die Aufstellung eines Theiles seiner Streitmacht unmittelbar vor der Stadt rekognoszirt und der Angriff dagegen beschlossen. Dieser mußte nunmehr aufgegeben werden, da man thatsächlich mit dem Feinde noch nicht engagirt, vielmehr eine Meile von ihm entfernt war, auch der Abstand der Division Beyer und die vorgerückte Tageszeit auf die Durchführung eines großen Gefechts nicht rechnen ließen. General v. Manteuffel trat also den Rechtsabmarsch über Poppenhausen nach Greßthal an, indem er die Avantgarde zur Deckung desselben gegen Geldersheim vorschob.

Die Division Beyer bivouakirte an der Straße zwischen Arnshausen und Derlenbach.

Während der folgenden Tage setzte die preußische Armee ihren Marsch nach dem unteren Main fort. Die Division Goeben ging dabei als Avantgarde weit voraus, um möglichst schnell das jenseitige

Debouchee der großen nach Aschaffenburg führenden Spessart-Straße zu gewinnen. Sie erreichte am 12. Lohr und sollte am 13. Laufach besetzen.

General v. Manteuffel folgte der Division Goeben, General v. Beyer aber, um nicht mit Allem auf einer Straße zu marschiren, wurde durch das Sinn- und Kinzig-Thal auf Hanau instradirt. Ersterer stand am 13. bei Gemünden, letzterer bei Rieneck an der Sinn.

Von der bayerischen Armee zogen sich am 12. die bei Schweinfurt stehenden Truppen auf das linke Main-Ufer nach der Gegend von Schwebheim und Grettstadt zurück. Schweinfurt blieb durch die Arrieregarde besetzt.

Für den Augenblick war der gefürchtete Angriff der preußischen Main-Armee nicht erfolgt, vielmehr wurde ihr Abmarsch gemeldet. Man hatte also wieder Zeit für weitere Entschlüsse gewonnen und die Truppen verblieben am 13. in ihren Kantonnements. Die auf Haßfurt dirigirten Abtheilungen passirten dort am 12. und 13. ebenfalls den Main.

Wir müssen jezt zunächst die Ereignisse beim VIII. Korps nachholen.

Dasselbe hatte am 9. den untern Main erreicht und sich folgendermaßen dislocirt:

Die hessische und die österreichisch-nassauische Division standen dicht um Frankfurt bei Vergen resp. Bockenheim, die Reserve-Artillerie auf dem linken Main-Ufer von Offenbach bis Niederrad. Zur besseren Kommunikation war bei Oberrad eine Brücke geschlagen. Sämmtliche drei Brigaden der württembergischen Division waren östlich zwischen Hanau und Gelnhausen vorgeschoben. Die badische Division hielt nördlich die Nidda-Linie von Gronau bis Heddernheim beseßt. Vor lezterer stand die Reserve-Kavallerie in der Gegend von Assenheim. Das Hauptquartier befand sich in Bornheim.

In den folgenden Tagen beschränkte sich die Thätigkeit des Korps auf die Fortführung von Verschanzungsarbeiten, welche schon am Anfang des Feldzuges, nördlich um Frankfurt, angelegt worden waren, und auf größere und kleinere Detachirungen.

Auf dringendes Ansuchen des Herzogs von Nassau wurde die nassauische Brigade am 11. zum Schuße des Herzogthums nach Wiesbaden dirigirt. In der That lag dort diesmal mehr Grund als bis her zur Besorgniß vor. Auf Befehl des Militair-Gouverneurs von Rheinland und Westphalen, Fürsten zu Hohenzollern, war nämlich ám 7. der General v. Roeder mit den fünf Besatzungs-Bataillonen Jülich, Malmedy, Siegburg, Trier I. und II, nebst der BesatzungsEskadron von Coblenz, vier gezogenen 4pfündern der Ersatz-Abtheilung des 8. Artillerie - Regiments und vier glatten 12 pfünder Ausfall - Geschützen, in Summa mit circa 4000 Mann, von Coblenz in das Herzogthum Nassau eingerückt, hatte Ems und Nassau an der Lahn besezt und Streif-Kommandos nach Limburg, Kazenellenbogen, Nastätten 2c. entsandt. Am 10. marschirte dies Detachement nach der Gegend von Holzhausen und am 12. bezog es Kantonnements um Diethardt.

Die nassauische Brigade rückte am 12. bis Kemel vor, wo das 1. Infanterie-Regiment und zwei Geschüße unter Oberst - Lieutenant Schwab gegen Zorn vorgingen, dessen Besetzung durch den Feind man erfahren hatte. Die Vorposten des dort kantonnirenden Bataillons Trier II wurden Nachmittags überraschend angegriffen und das Bataillon nach kurzem Gefecht mit Verlust von 8 Verwundeten zurückgedrängt.

General v. Roeder, dessen Zweck nur gewesen war, Truppen des VIII. Korps vom Main nach Norden abzuziehen, ging am 13. wieder nach Coblenz zurück.

In Folge der wiederholten Aufforderungen des Ober-Kommandos, die bayerische Armee durch ein Vorgehen auf Schlüchtern zu degagiren, hatte ferner am 11. der Prinz von Hessen die württembergische Division wieder etwas im Kinzig-Thal aufwärts rücken lassen. Eine Brigade erreichte Sallmünster; Patrouillen streiften bis Schlüchtern und Brückenau, wobei man einige Gefangene einbrachte, sonst aber natürlich nichts vom Feinde entdeckte.

Am 11. wurde das Vordringen der Preußen über die Saale und der Nückzug der Bayern hinter den Main in Frankfurt bekannt.

Jezt schien die Stellung vorwärts dieses Flusses nicht mehr haltbar. Man befürchtete, daß der Gegner seine ganze Macht gegen das VIII. Korps richten werde, während es isolirt am unteren Main stand, und der Prinz von Hessen ergriff unter diesen Umständen mit Lebhaftigkeit nun doch den Gedanken an eine Vereinigung mit den Bayern, auf welche er bisher keinen allzu großen Werth gelegt hatte. Kollektiv - Aufforderungen von Württemberg, Baden und Hessen, die . Main - Linie womöglich nicht vor dem nahen Waffenstillstand preiszugeben, blieben jezt unbeachtet und am 12. Juli wiederholte der Prinz nicht nur seinen Vorschlag zu einer Vereinigung am Main - diesmal bei Würzburg —, sondern er ließ auch noch am selben Tage die hessische Brigade von Hanau per Eisenbahn nach Aschaffenburg transportiren, um sich dieses wichtigen Main-Ueberganges zu versichern.

Am Morgen des 13. folgte die andere hessische Brigade dorthin nach; auch wurde die württembergische Division wieder näher nach Hanau herangezogen. Ihre Brigaden standen am 13. in Gelnhausen, Langenselbold und Rückingen.

Kundschafter-Nachrichten hatten zwar schon am 12. das Erscheinen feindlicher Abtheilungen im Spessart gemeldet, aber man hoffte, die Straße nach Würzburg noch frei zu finden. Die hessische Brigade Frey erhielt den Auftrag, am folgenden Tage die angeblich von Lohr anmarschirenden preußischen Kolonnen zu rekognosziren, ohne sich indeß in ein ernstes Gefecht einzulassen.

Das Gefecht bei Laufach am 13. Juli.

General Frey trat am 13. Morgens den Marsch von Aschaffen- Anlage 32. burg an, indem er mit der Haupt- Kolonne die Straße nach Laufach einschlug. Ein Bataillon des 2. Infanterie-Regiments nebst einem Zug Kavallerie war von Eisenhammer aus rechts über Weiberhöfe und Unter-Bessenbach gegen Wald-Aschaff in die Flanke detachirt.

Die Avantgarde der Brigade, bestehend aus dem anderen Bataillon des 2. Infanterie-Regiments, 3⁄4 Eskadrons und zwei gezogenen

Geschützen, stieß etwa um 2 Uhr, beim Debouchiren aus Laufach, auf die Vortruppen der preußischen Division Goeben, welche, wie wir wissen, heute nach eben diesem Punkt dirigirt war.

Brigade Wrangel sollte bei Laufach selbst Bivouaks beziehen; Brigade Kummer war, um nicht auf einer einzigen Straße durch den Spessart zu marschiren, auf dem weiter südlich nach Wald-Aschaff führenden Wege instradirt worden.

Der Avantgarde der Brigade Wrangel ging als Vortrupp weit voraus die 1. Eskadron westphälischen Husaren-Regiments Nr. 8, bei welcher sich General v. Goeben selbst befand.

Die hessische Infanterie eröffnete sofort ihr Feuer auf die Husaren, diese zogen sich durch Hain und bis hinter den hohen EisenbahnDamm zurück, der hier von der Straße Lohr-Aschaffenburg in einem Tunnel durchbrochen wird.

Die hessische Kavallerie folgte bis an den Damm, welcher vorerst nur durch das Karabiner - Feuer der Husaren vertheidigt werden. fonnte.

Bald erschien jedoch das nach Ablegen des Gepäcks in beschleunigter Gangart herbeieilende Füsilier-Bataillon des Infanterie - Regiments Nr. 55. Dasselbe passirte ungehindert den Damm, entwickelte sich in Kompagnie-Kolonnen und trieb den nur geringen Widerstand leistenden Feind über Laufach und Frohnhofen bis Eisenhammer und Weiberhöfe zurück.

Dort hatte General Frey mit seinem Gros, dem 1. InfanterieRegiment, der homburgischen Scharfschützen-Kompagnie, einer Eskadron und vier gezogenen Geschüßen eine Stellung bezogen, in welcher er jezt die Avantgarde aufnahm. Auch das rechte Seiten-Detachement, welches bei Wald-Aschaff etwa gegen 3 Uhr Nachmittags von der Tete der Brigade Kummer angegriffen worden und nach einem unbedentenden Tirailleur-Gefechte nach Weiberhöfe zurückgegangen war, hatte General Frey wieder herangezogen.

General v. Goeben beließ nun zwar den Oberst - Lieutenant v. Rex mit dem Füsilier-Bataillon dem Feinde gegenüber, befahl

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