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hatte beim Rückzug über die Höhen das Feuer der preußischen Geschüße zu passiren.

Eine unmittelbare Verfolgung war unmöglich, da die einzige Brücke über die Saale abgebrochen war. Zwei Musketiere schwammen durch den Fluß und holten einen jenseits angebundenen Kahn herbei. Auf diesem wurde eine Anzahl Leute übergeführt, welche sogleich das Dorf besetzten und die Brücke durch Leitern 2c. herzustellen begannen. Bis zur Vollendung der Arbeit war auch schon eine größere Zahl von Mannschaften mittelst Pontons des herbeigeholten leichten FeldBrückentrains übergesetzt, inzwischen hatte aber der Feind sich völlig zurückgezogen.

4. Gefecht bei Waldaschach.

Während das Korps des Generals v. Manteuffel nach Kissin- Anlage 31. gen marschirte, erhielt der Kommandeur des Gros, Oberst v. Hanstein, durch eine Dragoner-Patrouille Meldung, daß Waldaschach vom Feinde besetzt sei. Gegen diesen Ort wurde zur Sicherung der linken Flanke das Füfilier-Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 25 über Stralsbach vorgeschickt.

Oberst-Lieutenant v. Cranach formirte dasselbe dergestalt, daß die 9. Kompagnie als Avantgarde vorausmarschirte, dieser die 10. und 12. als Gros folgten und die 11. als Reserve schloß. Die vorgeschickten Patrouillen erhielten am westlichen Ausgange von Waldaschach Feuer. Während die 9. Kompagnie das Schüßengefecht eröffnete und allmählig gegen das Dorf vordrang, ging die 10. Kompagnie von Norden, ein Zug der 12. Kompagnie von Süden zum umfassenden Angriff vor. Anscheinend bewog diese lettere Bewegung, durch welche die Brücke über die Saale bedroht wurde, die hier aufgestellten Truppen zum Rückzug auf Münnerstadt. Dem von allen Seiten schnell nachdringenden Bataillon, welches dabei nur zwei Verwundete hatte, fielen im Dorfe außer 4 Todten und 6 Verwundeten 31 Gefangene in die Hände.

Oberft-Lieutenant v. Cranach machte bei Waldaschach Halt,

setzte sich mit dem General v. Freyhold bei Hausen in Verbindung und beobachtete gegen Bocklet.

Die Verluste in den bei Kissingen und weiter oberhalb geführten Gefechten waren auf beiden Seiten bedeutend, preußischer Seits besonders bei den am Abendgefecht von Winkels betheiligten Truppen. Es büßten ein:

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Der größere Theil der bayerischer Seits als vermißt Aufgeführten war underwundet in preußische Gefangenschaft gerathen.

Gros und Reserve des Korps v. Manteuffel waren inzwischen befohlenermaßen nach Kissingen weiter marschirt, woselbst sie gegen Abend eintrafen und dicht hinter der Division Goeben kantonnirten resp. bivouatirten.

Noch Abends war in Kissingen, als Antwort auf frühere Anfrage, ein Telegramm aus dem großen Hauptquartier eingegangen, in welchem wiederholt Werth auf einen Sieg über die Bayern gelegt wurde. Die Länder nördlich des Main", hieß es, „fallen uns zu, ohne daß wir hineingehen." General v. Falckenstein berichtete nun noch heute über seine eben geführten glücklichen Gefechte an der Saale, und schloß mit den Worten: „Morgen Vormarsch gegen Schweinfurt."

Wir haben schon gesagt, daß die bayerische Armee an diesem Tage überrascht worden war. Sie hatte die Stellung noch nicht erreicht, in welcher sie ein entscheidendes Gefecht annehmen wollte. Die größere Hälfte stand bei Münnerstadt und bis Neustadt zurück.

Nur die Saale war abwärts bereits bis Hammelburg zur Deckung des Weitermarsches besetzt, und zwar stark besetzt, wenn es nur darauf ankam, in rückwärtiger Centralstellung das Anrücken des Feindes zu erfahren und sein Vorgehen zu erschweren, nicht stark genug hingegen, wenn der Uebergang wirklich verwehrt werden sollte. Als man sich bei Hammelburg und Kissingen angegriffen sah, mußten Verstärkungen dorthin von Münnerstadt und Neustadt her nothwendig zu spät kommen, und ungleich wirksamer wäre gewesen, von beiden leztern Punkten aus mit drei Divisionen selbst die Offensive über Waldaschach zu ergreifen.

Statt dessen wurden bei Kissingen die Truppen vereinzelt ins Gefecht geführt und nacheinander geschlagen. Zunächst focht dort nur die 5. Brigade; vom Mittag ab langten nach und nach der größte Theil der Division Feder und einige Bataillone der Division Hartmann an, während die Division Stephan von Neustadt her erst am Abend eintraf. Sie stand zwar schon gegen 11 Uhr Morgens bei Münnerstadt, wurde von dort aber erst Nachmittags 1 Uhr nach Nüdlingen vorbeordert und auf dem Marsche in einem engen Defilee durch die von der Saale zurückgehenden Truppen, durch Trains und Verwundete aufgehalten. Die Division Hartmann endlich war von Poppenhausen gegen Euerdorf vormarschirt, um auch diesen Uebergang zu decken. Troz wiederholter Aufforderungen, bei Kissingen einzugreifen, erschien sie aber, durch allerlei Mißverständnisse veranlaßt, gar nicht auf dem Kampsplate.

Am Abende des Tages bivouakirten füdlich Münnerstadt an der Straße nach Schweinfurt die Divisionen Stephan und Feder, die 5. Brigade, die leichte Kavallerie-Brigade und die Reserve-Artillerie. Die Division Hartmann war bis Poppenhausen auf derselben Straße zurückgegangen. Die 6. Brigade, welche bei Hammelburg gefochten, und die Reserve-Kavallerie, zogen auf Arnstein in der Richtung nach Würzburg ab. Bei Münnerstadt verblieb nur ein Detachement zur Deckung des abrückenden Trains und zur Aufnahme derjenigen Abtheilungen, welche weiter nördlich an der Saale gestanden batten.

11. Juli.

Die Berichte, welche über die stattgehabten Gefechte von den verschiedenen Punkten im bayerischen Hauptquartier einliefen, ließen nicht daran zweifeln, daß der Gegner mit gesammter Macht an die Saale herangerückt sei und man konnte um so weniger daran denken, hier den Kampf noch einmal aufzunehmen, als das Korps in sich nicht versammelt war und, nach dem Verlust von Hammelburg, selbst der Rückzug auf Schweinfurt bedroht erschien.

Dieser wurde daher in den frühesten Morgenstunden angetreten, und zwar, aus Besorgniß wegen eines Flanken-Angriffs von Kissingen her, mit nicht unbedeutenden Umwegen.

So schlugen die Division Feder, die 2. Brigade der Division Stephan und die Reserve - Artillerie die Richtung östlich über Lauringen nach Haßfurt an den Main ein, wo schon am 8. eine Brücke geschlagen worden war. Sie erreichten Abends die Gegend von Aidhausen und Hofheim.

Die Division Hartmann verblieb einige Stunden als ArriereGarde bei Poppenhausen, zog dann aber nach Schweinfurt ab.

Die 6. Brigade und die Reserve - Kavallerie seßten heute den Marsch auf Würzburg fort.

Statt sich zu konzentriren hatte sonach die Armee einen excentrischen Rückzug ausgeführt. Vierundzwanzig Stunden nach den Gefechten an der Saale stand sie auf einer Linie von circa 7 Meilen Länge zerstreut.

Es war gelungen, den größten Theil der in Anmarsch begriffenen neu formirten Reserve - Brigade nach Schweinfurt heranzuziehen, und nahm Prinz Karl in der ungefähren Stärke von 22 Divisionen Stellung auf den Höhen des rechten Main-Ufers nahe vor der Stadt, mit den Defileen unmittelbar im Rücken. Er war entschlossen, wie denn auch keine Wahl blieb, sich dort bis auf den letzten Mann zu wehren.

Die Divergenz des schnellen Rückzuges der Bayern hatte indeß zur Folge gehabt, daß man auf preußischer Seite unsicher über die Richtung desselben geworden war. Man wußte nicht, ob die Haupt

kräfte des Gegners auf Münnerstadt oder auf Schweinfurt auswichen, und welche Haltung sie dabei bewahrt hatten.

Ueber dies Alles wollte General v. Falckenstein sich Gewißheit verschaffen, ehe er weitere Dispositionen traf, und befahl dem General v. Manteuffel, von Kissingen in der Richtung auf Schweinfurt bis zur Münnerstadt-Schweinfurter Straße vorzugehen, um vorerst nähere Nachrichten einzuziehen. Die Division Beyer war über Euerdorf und Ramsthal ebenfalls auf diese Straße dirigirt worden; die Division Goeben hingegen verblieb vorläufig bei Kissingen.

General v. Manteuffel stieß gegen 11 Uhr bei Derlenbach auf die nur 2 Kompagnien starke Nachhut der Division Hartmann, welche dies Dorf und den anstoßenden Wald besetzt hatte und nach kurzem Gefecht sich auf Schweinfurt zurückzog. Dabei wurden 1 Offizier und 33 Mann gefangen genommen und ihre Aussage ergab, daß der größte Theil der bayerischen Armee schon in aller Frühe nach Schweinfurt zurückgegangen sei, worüber Meldung an das Hauptquartier nach Kissingen erstattet wurde.

Noch ehe weitere Verhaltungs-Befehle von dorther einliefen, meldete die über Poppenhausen vorgegangene Kavallerie, daß der Feind amrücke und General v. Manteuffel, dessen Truppen inzwischen abgekocht hatten, brach nun sofort gegen Schweinfurt auf, erhielt aber bald darauf einen diese Richtung abändernden Befehl.

Während die Gegner Preußens von der Werra an den Main zurückgedrängt wurden, rückte die preußische Haupt-Armee ungehindert gegen die Donau vor. Demnächstige Friedens-Konferenzen standen in unmittelbarer Aussicht und die Zeit des militairischen Handelns blieb voraussichtlich auf nur kurze Zeit noch beschränkt. Unter diesen Umständen erschien vom politischen Standpunkte aus ein größeres Gefecht auf dem westlichen Kriegsschauplatz weder nothwendig noch wünschenswerth, da selbst ein neuer Sieg dort das Haupt- Resultat des Feldzugs nicht mehr wesentlich ändern, das doch immer mögliche Mißlingen aber die Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten erschwe=

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