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stadt-Schweinfurt überhaupt, welche das ganze Ländergebiet der kleineren Staaten schutzlos ließ. Daß die großen Zwecke eines Krieges nicht ohne solche partielle Opfer zu erreichen sind, werden Coalitionen nicht leicht einsehen.

Doch ließ der Prinz von Hessen sich

zu dem Marsch nach Fulda bereit finden.

Wenn es selbst jetzt noch das Richtige gewesen wäre, die Vereinigung beider Korps rückwärts zu verlegen, so widerstritt dies dem ritterlichen Gefühl beider Korpsführer. Politisch konnte es nur einen übeln Eindruck machen, wenn der Feldzug mit dieser Umkehr begann, und auf den Geist der Truppen mußte es niederdrückend wirken, falls man sich vor den Preußen zurückzog, ehe man sie noch gesehen hatte.

So marschirten denn beide Korps, vielleicht gegen die bessere militairische Ueberzeugung ihrer Führer, vereinzelt gegen die Fuldaer Straße weiter, auf welcher man den versammelten Gegner zu treffen mit einiger Sicherheit rechnen durfte.

Das VII. Korps zog seine rückwärtigen Abtheilungen nach Meiningen heran und es begann der Transversal-Marsch, indem zunächst die Division Zoller aus dem Thal der Werra über das Gebirge nach Ober-Katz und Kalten-Nordheim in das Thal der Felde rückte.

Zur Deckung dieser Bewegung gegen Eisenach war die Division Hartmann bei Wasungen und Wernshausen stehen geblieben. Eine von dort im Werra-Thal vorgeschickte Patrouille stieß am 2. Abends auf eine feindliche. Um sich nähere Aufklärung zu verschaffen, ging Oberst Aldoffer noch spät Abends mit 11⁄2 Kompagnien und einer Eskadron gegen Barchfeld vor. Bei Immelborn stieß man auf eine preußische Feldwache, die aber auf ihrer Hut gefunden wurde. Der Angriff auf sie wurde durch Schnellfeuer zurückgewiesen und die Bayern verloren 2 Mann Todte, 5 Offiziere und 17 Mann Verwundete. Unter den letzteren befand sich Oberst Aldoffer selbst. Man hatte indeß jezt die Ueberzeugung gewonnen, daß die Preußen von Eisenach aus in Bewegung seien.

Prinz Alexander hatte seinen Marsch, um auf „die Linie Hanau-Fulda-Hünfeld" zu gelangen, in östlicher Richtung fortgesezt.

Die hessische Division gelangte am 3. Juli nach Herbstein, die 3. Juli. württembergische mit je einer Brigade nach Ruppertenrod und Schotten. Lauterbach und Alsfeld wurden besetzt.

Die österreichisch-nassanische Division erreichte erst die Gegend von Friedberg, und man konnte für die nächsten Tage nicht auf sie rechnen. Es fiel dies um so mehr ins Gewicht, als die Detachirung der badischen Truppen und der Reserve - Kavallerie das Korps ohnehin sehr wesentlich schwächte. Diese waren an der Lahn zurückgelassen, um sowohl die Basis am Main zu decken, als auch die Armee bei ihrem Vorrücken in das Fulda-Thal in Flanke und Rücken zu sichern.“

Die große Besorgniß wegen der rückwärtigen Verbindungen war wohl theils durch übertriebene Nachrichten in Betreff der Stärke der in Nassau streifenden feindlichen Detachements, theils aus der Befürchtung entstanden, die Preußen könnten per Eisenbahn über Cassel direkt gegen Frankfurt operiren. In den Instruktionen für den badischen Truppen - Kommandeur ist ausdrücklich gesagt, daß derselbe zwar gegen Wetlar vorgehen, sich dort aber in kein ernstes Gefecht einlassen solle, und daß in der Nähe der Lahn eine geeignete Central-Stellung auszuwählen sei, um sich bei überlegenem Angriffe in derselben zu versammeln. Es wird ferner die Sicherung der Straße nach Marburg betont und die Ermächtigung zur Zerstörung der Eisenbahn dorthin ertheilt.

Prinz Wilhelm von Baden, welcher am 2. mit dem Reste der badischen Division eingetroffen war, besetzte Giessen durch eine Brigade, während die andere und die Reserve-Kavallerie rückwärts bis Buzbach kantonnirten.

Von der bayerischen Armee ging am 3. Juli die Division Zoller in der Richtung auf Dermbach vor. Die Avantgarde fand den Ort vom Feinde besetzt, erlitt durch sein Feuer nicht unbeträchtlichen Verlust und zog sich wieder bis Neidhartshausen zurück. Das Gros hatte bei Diedorf Halt gemacht, Tann wurde durch ein Bataillon besetzt.

Die Divisionen Stephan und Feder folgten bis Kalten-Nord

heim, Ober- Katz und Kalten - Sundheim; die Reserve - Artillerie dicht dahinter. Die Division Hartmann marschirte in der Richtung auf Roßdorf vor. Ihre Vortruppen beseßten Helmers, Rosa und Wiesenthal, von wo eine feindliche Abtheilung sich bei ihrer Annäherung ohne Kampf zurückzog; dagegen wurden sie bei Urnshausen durch Geschüßfeuer empfangen.

Das Hauptquartier kam nach Kalten - Nordheim.

Sonach war es gelungen, drei Divisionen auf der Straße von Mellrichstadt nach Berka zu echeloniren und sich dem von Fulda her erwarteten VIII. Korps um etwas zu nähern. Dagegen war die Verbindung mit der vierten, von rechts heranrückenden Division, der des Generals v. Hartmann, noch nicht hergestellt, da der Gegner den Straßenknoten bei Dermbach behauptet hatte. Wollte man verheißnermaßen den Verbündeten in Hünfeld die Hand reichen, so mußte man sich nach Geisa den Weg durch ein Gefecht bahnen.

Wir haben die unter Befehl des Generals v. Falckenstein stehenden preußischen Truppen am 30. Juni in den Ruhe-Quartieren um Eisenach, Langensalza und Gotha verlassen.

Mit Auflösung der hannoverschen Armee war Nord-Deutschland von Feinden gesäubert, die Verbindung zwischen dem Often und Westen der Monarchie sicher gestellt und eine Basis für die Operationen nach Süd - Deutschland gewonnen.

In den, dem General v. Faldenstein durch den Chef des Generalstabes schon früher mitgetheilten Direktiven war hervorgehoben, daß, wie für den ganzen Krieg der Schwerpunkt des Widerstands in der österreichischen Armee liege, so Bayern den Kern der süddeutschen Koalition bilde. Bei einer Offensiv - Bewegung über Cassel direkt auf Frankfurt stehe zu besorgen, daß sich das VIII. Korps nach Mainz werfe und man dann keinen Gegner im Felde vor sich haben werde. Es sei daher rathsamer, den Weg über Fulda nach Schweinfurt einzuschlagen. Man könne sicher sein, die bayerische Armee zu treffen, wenn man sie im eigenen Lande aufsuche und dürfe hoffen, durch die gewählte Richtung die Vereinigung des VII. und VIII. Korps zu verhindern.

Diese Operationen wurden am 1. Juli sofort begonnen.

Die Division Beyer rückte auf dem rechten Flügel über Berka und Bacha, die Division Goeben links davon auf den Straßen von Marksuhl und Wilhelmsthal vor. Letterer folgte das Korps Man teuffel.

Noch während der beiden ersten Marschtage wurden die bei Verfolgung der Hannoveraner gestörten taktischen Verbände wieder hergestellt. Das Infanterie-Regiment Nr. 19 von der Division Beyer trat zur Division Goeben über, welcher außerdem noch eine reitende Batterie und der aus hannöverschem Material formirte leichte Feldbrücken-Train zugetheilt wurde. Das Korps Manteuffel erhielt die beiden Bataillone Koburg-Gotha und eine reitende Batterie zugewiesen; die Division Beyer zwei 12pfünder Batterien als Verstärkung.

Die beiden Garde-Bataillone sowie sämmtliche Besatzungs- und Ersatz-Truppen, welche zur Einschließung der Hannoveraner verwandt worden waren, kehrten in ihr früheres Verhältniß zurück.

Im Uebrigen verblieb die in Anlage 1d gegebene Ordre de bataille auch ferner maßgebend, nur erhielten die gesammten unter Oberbefehl des Generals v. Falckenstein vereinigten Streitkräfte den Namen „Main-Armee".

Heute am 3. Juli stand die Division Beyer bei Rasdorf, Geisa und Buttlar, auf der Straße von Vacha nach Fulda, die Division Goeben in Dechsen und Lengsfeld auf der Straße nach Mellrichstadt, auf welcher wir die bayerische Armee, aus dem WerraThal hinüber tretend, soeben verlassen haben. Ihrem weiteren Vordringen im Felde- Thal verlegte General v. Goeben in Dermbach den Weg, welchen Ort, sowie Urnshausen, er zur Sicherung seiner linken Flanke besetzt hatte. General v. Manteuffel war über Marksuhl hinaus nachgerückt.

Nichts konnte in der That erwünschter sein, als schon hier mit den versammelten Kräften der Main-Armee dem einen der beiden feindlichen Korps allein zu begegnen und zwar dem, dessen Gewicht die Bestandtheile des andern zu einem Ganzen zusammenhielt.

Man nahm aber das, was man unmittelbar vor sich hatte, nur

Anlage 29.

für eine Detachirung in der Stärke einer Division, um den Abmarsch des Gros auf Fulda zu sichern.

Eine Vereinigung der Gegner dort wollte General v. Falckenstein jedenfalls verhindern und beschloß daher zwar, was ihm vom Feinde zunächst stand, anzugreifen, den Vormarsch seiner Hauptkräfte aber, in der eingeschlagenen Richtung auf Fulda, nicht zu unterbrechen.

General v. Goeben erhielt Befehl, etwa anrückende Kolonnen des Gegners durch einen kurzen Vorstoß zurück zu werfen, aber noch am selben Tage auf Fulda weiter vorzugehen, in welcher Richtung die Generale v. Beyer und v. Manteuffel ihren Marsch fortsehen würden.

Gefechte bei Dermbach den 4. Juli.

Mit diesem Kollektivnamen werden gewöhnlich die beiden selbstständigen Gefechte zusammen bezeichnet, welche Truppen der Division v. Goeben gleichzeitig und ohne direkte Verbindung unter einander am 4. Juli führten: das von Zella der Brigade Kummer gegen die Division Zoller, und das von Wiesenthal der Brigade Wrangel gegen die Division Hartmann.

1. Das Gefecht bei Zella.

General v. Goeben ertheilte um 8 Uhr früh dem General v. Kummer Befehl, von Dermbach aus mit 4 Bataillonen seiner Brigade, 2 Eskadrons des Husaren - Regiments Nr. 8 und der 3. 6pfündigen Batterie Zella anzugreifen. Die Brigade Wrangel wurde gleichzeitig von Oechsen über Ober- Alba herangezogen und dann nebst den drei anderen Eskadrons des Husaren-Regiments und der 3. 4 pfündigen Batterie auf Wiesenthal dirigirt. Bis zu ihrem Eintreffen in Dermbach verblieben dort in Reserve außer der 4. 4pfündigen Batterie, zwei Bataillone der Brigade Kummer.

Letztere setzte sich, sonach nur vier Bataillone stark, sofort in Marsch. Vom Regiment Nr. 53 wurde das Füsilier-Bataillon auf Neidhartshausen, das 1. durch das Gebirgsterrain östlich der Chauffee und

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