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Anlage 28.

Die als Anlage beigefügten Ordres de bataille geben Stärke und Zusammensetzung der Bundes - Armee.

Den Oberbefehl über dieselbe erhielt Prinz Karl von Bayern, welcher zugleich kommandirender General der bayerischen Truppen war. Obwohl über siebzig Jahre alt, besaß dieser Fürst doch noch große geistige Regsamkeit. Seine Geburt, seine Kriegserfahrung und militairische Vergangenheit ließen ihn besonders geeignet erscheinen, die schwierige Aufgabe Einigung so vieler verschiedener Elemente zu lösen.

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Als Chef des Generalstabes fungirte General v. d. Tann. Dieser hatte in den Feldzügen 1848-1850 in Schleswig-Holstein den Ruf eines tapfern und unternehmenden Offiziers gewonnen. Er hatte eine schnelle und glänzende Laufbahn zurückgelegt.

Zum kommandirenden General des VIII. Korps wurde der Prinz Alexander von Hessen ernannt, welcher früher in russischen, sodann in österreichischen Diensten stand. Er hatte sich in der Kampagne 1859 einen guten Namen gemacht und war schnell zum Feldmarschall - Lieutenant und Divisions-Kommandeur avancirt. Als Chef des Generalstabes bei ihm fungirte der württembergische General v. Baur.

Die gesammte Bundes - Armee sollte über 90,000 Kombattanten zählen. Diese Stärke wurde indeß nicht erreicht, da beim Ausbruch des Krieges die Mobilmachung der einzelnen Kontingente nicht überall vollendet war.

Die meisten der süd- und mitteldeutschen Staaten hatten zwar schon im Frühjahr gerüstet, als der Krieg drohte, sie waren aber nicht fertig, als derselbe eintrat, theils weil man an den Erust der Sache nicht recht geglaubt hatte, theils weil die Vorbereitungen im Frieden fehlten, welche für die Bereitschaft im Kriege unentbehrlich sind.

In Bayern waren Anfangs April Pferde - Ankäufe angeordnet und, bei den vorhandenen starken Vakanzen, Beurlaubte einberufen worden. Zugleich wurde für das im März schon entlassene 1⁄4 älterer Mannschaften das gewöhnliche Rekruten-Kontingent eingereiht. Als durch die Abrüstungs-Frage die Lage der Dinge sich friedlicher

zu gestalten schien, stellte man die Pferdekäufe ein, aber schon Anfangs Mai begannen sie von Neuem. Am 10. Mai erging der Befehl zur Mobilmachung der ganzen Armee und folgenden Tages wurde der gesammte Beurlaubtenstand einbeordert.

Die vorhandenen Friedens-Kadres waren sehr schwach und lückenhaft. Bei der Infanterie hielt man immer eine große Zahl von Offizier und Unteroffizier - Stellen vakant; die Kompagnien hatten außer den Anfangs April eingestellten Refruten nur 25 Leute im Dienst, während der Kriegs- Etat incl. Unter - Chargen 127 Mann erforderte. Aehnlich stellte sich das Verhältniß bei den anderen Waffen.

Neben Komplettirung der vorhandenen Kadres auf die Kriegsstärke waren aber auch noch sehr bedeutende Neu- Formationen in Aussicht genommen. Es sollten per Infanterie - Regiment noch andere zwei Bataillone, per Kavallerie-Regiment eine Reserve - Eskadron, sodann eine entsprechende Anzahl neuer Vatterien, Sanitäts - Kompagnien und Fuhrwesen- Eskadrons errichtet werden. Außerdem waren sämmtliche Depot-Abtheilungen, die Feldspitäler, Verpflegungs - Abtheilungen und Lebensmittel - Kolonnen noch erst zu formiren.

Zur Aufstellung der mobilen Armee mußten sonach die größten Anstrengungen gemacht werden. Die Ausfüllung der Friedens - Vafanzen sowie die nothwendigen Neu - Formationen konnten nur auf Kosten der vorhandenen Stämme bewirkt werden, und zur Beschaffung von Mannschaften mußte man auf Leute zurückgreifen, die seit vier bis sechs Jahren außer jedem militairischen Verbande gewesen waren,

Besondere Schwierigkeit bot sodann die Beschaffung der Pferde. Da eine Zwangsaushebung gesetzlich nicht zulässig war, das Land auch nicht die genügende Anzahl zu stellen vermochte, so blieb man auf den Ankauf im Auslande angewiesen.

Unter solchen Umständen waren die beabsichtigten Formationen bei Ausbruch des Krieges noch bei Weitem nicht vollendet Die Bataillone waren nicht vollzählig, die Feldspitäler und Kolonnen fehlten faft gänzlich.

Die Vertheilung dieser Truppen Mitte Juni ist in einem früheren Abschnitte angegeben worden.

Noch weiter als Bayern blieben Württemberg und Baden in ihren Rüstungen zurück.

In Württemberg war zwar auch schon am 5. Mai der Befehl zur Mobilmachung der Truppen erlassen, doch kam diese nur sehr allmählig zur Ausführung.

Mitte Mai wurde eine zwangsweise Pferde-Aushebung ausgeschrieben, auch eine Anzahl Mannschaften eingezogen; die eigentliche Einberufung der Urlauber verzögerte sich aber bis Anfang Juni, und erst Mitte des Monats trafen dieselben bei den Fahnen ein.

In Baden hatte die Regierung, um sich einigermaßen in Uebereinstimmung mit den Rüstungen der anderen süddeutschen Staaten zu setzen, Anfangs Mai bei den Kammern eine Geldbewilligung behufs Anschaffung von Pferden und Einberufung von Mannschaften beantragt. Da indeß weder Regierung noch Stände besondere Eile an den Tag legten, so kam die Anleihe erst Anfangs Juni zu Stande. Mitte des Monats folgten dann auf Grund der Bundesbeschlüsse weitere Kredit-Bewilligungen und die zur Mobilmachung nöthige Ermächtigung Seitens der Kammern. Am 17. Juni endlich wurden die Urlauber einberufen.

Nur in Hessen-Darmstadt und Nassau war man schneller zu Werk gegangen. In beiden Ländern begannen schon Mitte Mai Pferde-Aushebung und Einstellung von Mannschaften; Mitte Juni wurden die Truppen marschfähig.

Dennoch überraschte der Ausbruch des Krieges alle füddeutschen Staaten, bevor sie schlagfertig waren.

Während des ersten Abschnitts der nun sich entwickelnden Operationen berechnen sich die gegenseitigen Stärke-Verhältnisse in runden Zahlen folgendermaßen:

Preußische Main-Armee: 45,000 Mann, 97 Geschütze.

[blocks in formation]

Jede der beiden getrennten Hälften der westdeutschen Armeen war daher der versammelten preußischen in der Totalstärke ungefähr gleich, an Kavallerie und Artillerie aber weit überlegen.

Ein gemeinsam verabredeter Operationsplan fehlte gänzlich. Zwar waren Ende Mai delegirte Offiziere der süddeutschen Regierungen zu militairischen Konferenzen in München zusammengetreten, doch hatte man dort nur festgestellt, daß die verschiedenen Kontingente bis zum 15. Juni in Standlagern oder an den Haupt-Eisenbahn-Linien marschbereit stehen sollten, was aus Gründen, die wir so eben gesehen haben, keineswegs überall ausführbar war. Auch die Olmüßer Besprechungen, deren in dem einleitenden Abschnitte dieser Geschichte Erwähnung gethan ist, bestimmten nur in allgemeinen Zügen das Zusammenwirken des VII. und VIII. BundesKorps. Sie fanden ohnehin so spät statt, daß die gefaßten Beschlüsse nicht mehr verwirklicht werden konnten. Die unerwartet schnell hereinbrechenden kriegerischen Ereignisse zwangen jedoch zum baldigen Handeln.

Zunächst flößte die Aufstellung der preußischen Division Beyer bei Wetzlar die Besorgniß ein, daß eine Unternehmung gegen Frankfurt oder Mainz beabsichtigt sein könne. Die Bundes-Versammlung 16. bis 25. Juni. erließ deshalb eine Aufforderung an die Regierungen, schleunigst alle nur irgend disponiblen und operationsfähigen Truppen nach Frankfurt zu dirigiren, und ersuchte den Prinzen von Hessen, die Vertheidigung der Stadt zu übernehmen.

In Folge dessen wurde am 16. und 17. Juni die heffen-darmstädtische Division großentheils nach Frankfurt gezogen und die nassauische Brigade bei Höchst konzentrirt. Auch traf am 17. eine 5000 Mann starke württembergische Brigade, allerdings noch sehr mangelhaft ausgerüstet, dort ein.

An demselben Tage erhielt man indeß Nachricht von dem Vormarsche der Division Beyer gegen Cassel. Die gefürchtete Gefahr schien glücklich vorübergezogen und damit wurde auch die momentan entwickelte größere Thätigkeit wieder auf ein ruhiges Maß beschränkt.

Die nächsten Tage benutte der Prinz von Hessen zur Bildung

seines Hauptquartiers, zur Besichtigung der Truppen und zum Erlasse schwungvoller Proklamationen.

Am 21. traf bei Darmstadt die österreichische Brigade Hahn aus Linz ein, wohin sie aus Frankfurt und den Bundesfestungen vor kaum acht Tagen erst dirigirt worden war. Am 25. langte eine badische Brigade bei Frankfurt an.

In München hatte man am 17. in einem Minister- und Kriegsrathe eine Operation in nordöstlicher Richtung ins Auge gefaßt und demgemäß zunächst die Konzentration der Armee um Bamberg beschlossen.

Es begann sofort der Transport der im Süden des Landes stehenden Abtheilungen nach dem Main und war am 21. die bayerische Armee folgendermaßen dislocirt:

Die Division Feder bei Forchheim,

die Division Hartmann bei Schweinfurt,
die Division Zoller bei Bamberg,

die Division Stephan bei Lichtenfels,

die Reserve-Kavallerie in Ober-Franken zwischen Bayreuth und Hof,

die Reserve-Artillerie bei Erlangen.

Inzwischen hatten die preußischen Operationen gegen Hannover begonnen. Wenn zwar bei Darstellung derselben schon die darauf bezüglichen Bewegungen der bayerischen Armee kurz angeführt wurden, so bleibt hier doch Folgendes nachzutragen:

Am 18. Juni erschien zu Schweinfurt, auf der Durchreise nach Frankfurt, ein hannöverscher Abgeordneter beim General v. Hartmann mit der Anfrage, ob die bei Göttingen stehenden Truppen im Falle ihres Marsches nach Bayern, dort Aufnahme finden würden.

Die Antwort fiel bejahend aus und der am folgenden Tage zurückkehrende Offizier wurde ersucht zu veranlassen, daß die von den Hannoveranern beabsichtigte Marschrichtung möglichst bald mitgetheilt werde.

Am 21. Abends zeigte der Prinz von Hessen an, die Hannoveraner beabsichtigten auf Fulda zu marschiren. Demzufolge wurde

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