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ständig das Terrain bis zur Eisenbahn und dem mur 500 Schritt entfernten Kirchhof von Blumenau. Von dem in östlicher Richtung vorgegangenen 1. Bataillon Regiments Nr. 67 drängte Hauptmann v. Ewald eine feindliche Abtheilung zurück, stieß aber dann auf sehr überlegene Kräfte in guter Aufstellung, wahrscheinlich das Regiment Mecklenburg, welches von Rayersdorf bis hierher vorgegangen war und beschränkte sich auf ein stehendes Schüßengefecht.

Am Fuße des Gämsen-Bergs war bald nach 10 Uhr das an der Spize marschirende Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 71 auf die Vortruppen des dorthin detachirten 2. Bataillons des Regiments Belgien gestoßen. Sobald die beiden anderen Bataillone des preußischen Regiments aufmarschirt waren, wurde der Befehl zum Angriff ertheilt, welchen der Gegner mit einem wohlgezielten Feuer empfing. Oberst v. Avemann ließ zum Avanciren blasen, die Bataillone rückten mit fliegenden Fahnen unter Trommelschlag den Abhang hinauf, das 2. Bataillon gegen die linke Flanke des Feindes. Bald war die Höhe gewonnen, der Gegner mußte unter schweren Verlusten zurückweichen und mit freudigem Hurrah begrüßten die Thüringer das nahe Preßburg und den weiten Blick über das Donauthal zu ihren Füßen.

Das Regiment hatte ungefähr 50 Mann verloren; die Lieutenants v. Rohrscheidt und v. Petersdorff waren geblieben.

Während Oberst v. Avemann hier das Eintreffen des Regiments Nr. 31 abwartete, folgten die Schützen der 5. Kompagnie dem Gegner, welcher 6 Offiziere verloren hatte, durch das niedrige Gestrüpp des Abhangs in der Richtung gegen den Bahnhof von Preßburg.

Feldmarschall-Lieutenant Graf Thun traf schleunigst Anordnungen, um dem drohenden Vorrücken des Gegners Einhalt zu thun.

Das eben erst eingetroffene Regiment Jellacic schickte das 1. Bataillon vom Bahnhof aus auf die Höhe nördlich desselben, wo es das Bataillon Belgien aufnahm. Die beiden anderen Bataillone besetzten den Calvarien-Berg, und vom Regiment Roßbach, mit welchem General Thom erst bis zur Jägermühle gelangt war, wurde

das an der Queue marschirende 1. Bataillon gegen den Gämsenberg herausgezogen. Endlich wurde auch an das, noch bei Ragersdorf verbliebene Regiment Hartung der Befehl geschickt, in den Rücken der feindlichen Umgehung vorzumarschiren.

Eben jest erhielt General Graf Thun vom Ober-Kommando der operirenden Armee die Nachricht von der Waffenruhe, welche um 12 Uhr eintreten sollte. Er theilte dies den Kommandeuren ebenfalls unter der Weisung mit, zu der bezeichneten Stunde hiervon den ihnen gegenüberstehenden Abtheilungen durch Parlamentaire Kenntniß zu geben.

Auch General v. Bose, welcher kurz nach Wegnahme des Gämsenbergs dort mit dem Regiment Nr. 31 eintraf, war durch General v. Fransecky noch von dem bevorstehenden Waffenstillstande benachrichtigt worden. Er meldete zurück, daß er im Rücken der Stellung von Blumenau eingetroffen sei und jezt unverweilt gegen dieselbe auf der Chaussee vorgehen werde. Diese Meldung ist jedoch, da die Relaislinie bereits durchschnitten war, nicht mehr angekommen, und General v. Fransecky blieb ohne Kenntniß von den Fortschritten der 15. Brigade.

Die beabsichtigte Bewegung des Generals v. Bose auf Blumenau mußte im Rücken gegen Preßburg gesichert werden. Es wurde dazu das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 71 bestimmt, die übrigen Bataillone sollten rechts schwenkend die neue Direktion nehmen. In dem mannshohen Gestrüpp, welches den Berghang dicht bedeckte, geriethen aber das 2. und Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 31 ebenfalls in die Richtung auf Preßburg.

Dort war so eben per Fußmarsch von der Brigade Saffran das Regiment Sachsen-Weimar nebst zwei 8pfündigen Batterien eingetroffen und Feldmarschall - Lieutenant Graf Thun dirigirte diese Bataillone sogleich durch die Weinberge nach den Anhöhen nördlich des Bahnhofes rechts der Bataillone Belgien und Jellacic vor. Sie nisteten sich in den Steinhaufen am Abhang ein und empfingen die von der Strohhütte heranrückenden preußischen Füsiliere mit einem lebhaften aber wenig wirksamen Feuer. Diese besetzten die Wald

lisiere 200 Schritt südlich der Hütte und warteten das Eintreffen der beiden Bataillone Regiments Nr. 31 ab.

Es entspann sich hier ein stehendes Tirailleur-Gefecht, welches bei der gedeckten Stellung der Schüßen auf beiden Seiten ohne sonderliche Wirkung blieb, aber den Zweck vollständig erreichte, den Marsch des Generals v. Bose gegen Unternehmungen des mehr als doppelt so starken Gegners zu schützen, welcher jetzt mit sieben Vataillonen nördlich des Bahnhofs und am Calvarien-Berg stand.

Dem Vordringen gegen Blumenau bot das Terrain außerordentliche Schwierigkeiten dar; Schluchten und steile Hänge mußten über Steingerölle und durch dichtes Unterholz passirt werden. Das Zusammenhalten der einzelnen Kolonnen konnte nur durch fortwährende Signale erzielt werden.

Auf dem rechten Flügel stießen das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 71 und das 1. Regiments Nr. 31 am Eisenbrünnel auf das 9. Jäger-Bataillon, welches sich fechtend auf das bei der Mühle Nr. 9 stehende 1. Bataillon Belgien zurückzog. Dorthin wurden zur Unterstützung auch noch das 3. Bataillon dieses und das 3. des Regiments Roßbach vorgeschickt, während General Thom mit dem 2. bei der Kunstmühle in Reserve stehen blieb.

Auf der ganzen Front der drei preußischen Bataillone entbrannte ein lebhaftes Schüßen-Gefecht. Das Bewußtsein jedes einzelnen Mannes, daß es nur noch einer kurzen Anstrengung bedürfe, um ein großes Resultat zu erreichen, ließ jede Ermüdung vergessen und an allen Punkten wurde der Gegner trotz großer numerischer Ueberlegenheit zurückgedrängt. Auf dem linken Flügel sah man Theile der Regimenter Belgien und Roßbach in aufgelöster Ordnung und großer Haft über die Chauffee in den Wald auf den Höhen jenseits zurückeilen.

Allein die Zeit des Handelns war abgelaufen und der Mittag heran, es fehlte eine Stunde, um die Früchte so vieler Anstrengungen zu erndten.

Die Brigade Mondl hätte ohne die Gewißheit der um 12 Uhr eintretenden Waffenruhe schwerlich eine Lage der Dinge abwarten

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können, bei welcher ihr auf beiden Flügeln aus größter Nähe bedroht ein Rückzug nur noch durch das Carlsdorfer Waldthal offen blieb.

Während ihre von zwei Seiten gefährdete Artillerie staffelweise abfuhr, verkündeten österreichische Parlamentaire in allen Richtungen den eingetretenen Waffenstillstand. Das Signal, „das Ganze Halt“ und „Gewehr in Ruh", wurde auf preußischer Seite sofort gegeben, aber nicht überall vernommen. An einzelnen Punkten dauerte das Gefecht noch über eine halbe Stunde fort, so namentlich unweit der Kunstmühle auf der Chaussee, wo von beiden Seiten noch gefeuert wurde. Nur mit Mühe gelang es nach und nach den hißigen Kampf überall zu beenden.

Die um dieselbe Stunde, 3/412 Uhr, wo vor Preßburg zum Frieden geblasen wurde, in Eibesbrunn von den Bevollmächtigten abgeschlossene Konvention über eine Demarkations-Linie basirte auf den augenblicklichen Stand beider Armeen, soweit derselbe eben bekannt war. Sie paßte daher in keiner Weise auf die ganz veränderten Verhältnisse der 7. und 8. Division. General v. Franse cky verhandelte noch mit dem österreichischen Generalstab über eine Scheidungsgrenze, als vom General v. Bose die Meldung über sein Vordringen bis zur Prohaska-Mühle einlief.

Mit dem Chef des Generalstabes des II. Korps, Oberst v. Döpfner hatte er auf der Chaussee an der Jäger-Mühle Nr. 6 eine Vereinbarung getroffen, nach welcher dieser Punkt neutral sein, und die bei Blumenau stehenden österreichischen Truppen zurückgezogen werden sollten.

Um die unter solchen Umständen wohl begründeten Ansprüche der preußischen Divisionen zur Geltung zu bringen, begab sich der OberQuartiermeister, General v. Stülpnagel, nach Preßburg zum Kommandirenden des II. Korps und forderte, daß die Brigade v. Bose, um ihre Stellung und den Erfolg zu konstatiren, bis Mittag des folgenden Tages im Mühlthal stehen bleiben solle. Graf Thun wies zwar ein Telegramm des Erzherzogs Albrecht vor, in welchem die Linie Marchegg-Bisternig - Stampfen als Demarkations-Linie be

zeichnet war, ging aber doch auf den Anspruch des Generals v. Stülpnagel, als einen gerechtfertigten, ein, und benachrichtigte den General v. Bose direkt hiervon.

Die 15. Brigade sammelte sich demnach zwischen der Kunst- und der Prohaska-Mühle und bezog dort Bivouaks.

Das Füsilier-Bataillon, Regiments Nr. 71, marschirte von der Strohhütte dorthin, durch die Truppen des österreichischen II. Korps, ebenso gingen die Brigaden Mondl und Waldegg hart an der 15. preußischen Brigade vorüber, nach Preßburg zurück.

General v. Fransecky rückte noch heute in die rückwärtigen Kantonnements, General v. Bose folgte erst am Nachmittag 2 Uhr des nächsten Tages.

Die Verluste in dem 5stündigen Gefechte waren verhältnißmäßig nicht bedeutend gewesen, sie betrugen auf preußischer Seite:

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