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der im Anmarsch begriffenen II. Armee abzuwarten, zugleich aber auch avertirt, daß sie an diesem Abschnitt einen eventuellen Angriff des Feindes anzunehmen hätten, für welchen Fall dem Prinzen Friedrich Karl der Oberbefehl über die Elb- Armee bis zu dem Augenblicke übertragen war, wo der König selbst auf dem Schlachtfelde eintreffen würde.

Demnach wurden heute von der I. Armee nur die für das Unternehmen auf Preßburg erforderlichen Bewegungen ausgeführt.

Während die 5. Division von Groß-Schüßen und Gayring über Dürnfruth nach Stillfried und Ollersdorf wieder zur Armee herangezogen wurde, ging die 7. Division bei Anger auf das linke March-Ufer und bis Stampfen vor. Ihr folgte von der Armee-Reserve-Artillerie die Fuß-Abtheilung des Artillerie-Regiments Nr. 4 nach Zohor, und am Nachmittage wurde auf Antrag des General-Lieutenants v. Franse cky auch die 2. Division (Hann) des Kavallerie-Korps bei Marchegg ihm zur Verfügung gestellt.

Bei den Vorposten am Weidenbach kam es wieder zu kleinen Rencontres; am Nachmittag gab der Feind Deutsch - Wagram auf.

General v. Horn hatte das Kommando über eine bei Leipzig neuformirte zweite Reserve - Division erhalten. Bis zum Eintreffen des an seiner Stelle ernannten Generals v. Schoeler übernahm General v. Bose die Führung der 8. Division und trat einstweilen mit derselben unter Befehl des General-Lieutenants v. Fransecky. Bei der Avantgarde der Elb-Armee wurde General v. Schoeler durch den General - Major Grafen v. d. Golz ersetzt.

Die von Landeseinwohnern eingezogenen Nachrichten, daß südlich Bisterniß und Marienthal der Feind in der Stärke von 30,000 Mann stände, bestätigten sich bei einer von dem General v. Fransecky am späten Nachmittag in Begleitung des Generals v. Bose und des Ober-Quartiermeisters, General-Majors v. Stülpnagel, vorgenommenen Rekognoszirung des Terrains bei Blumenau und Kaltenbrunn nicht; es wurden, wie überhaupt im Laufe des Tages, auch jetzt hier nur schwache feindliche Kräfte, eine, vielleicht ein Bataillon

starke Infanteriemasse, wenige Eskadrons und einige Geschüße in Position zwischen den beiden Dörfern wahrgenommen.

Mit diesem Bericht und einem Schreiben des Ober-Quartiermeisters, in welchem der Wunsch der Generale vorgetragen war, am nächsten Morgen gegen Preßburg zu rekognosziren, begab sich Hauptmann Graf Haeseler vom Generalstabe Abends 8 Uhr nach Ebenthal.

Von der II. Armee erreichte das VI. Armee-Korps Wilfersdorf, das Garde-Korps kam in die Gegend von Drösing. General v. Steinmeß führte, bei Ungarisch - Hradisch auch mit der 9. Division auf das linke March-Ufer übergehend, das V. Korps bis in die Gegend von Straßnitz und Wessely, während die Kavallerie-Division Skalig erreichte und ihre Avantgarde nach Holitsch vorschob. Das Dragoner-Regiment Nr. 4 von der 9. Division war in der linken Flanke über Velka bis Verbocz vorgegangen; die gegen Szenicz auf der Straße nach Jablonicz aufklärenden Patrouillen stießen auf schwache Detachements der dem IV. österreichischen Korps beigegebenen sächsischen Kavallerie.

Am Abend ging dem General v. Steinmeß der Befehl des Ober-Kommandos zu, sich so zur Armee heranzuziehen, daß er am 24. bei Hohenau auf dem linken Flügel des Garde-Korps einrücken könne; es wurde ihm dabei überlassen, diesen Marsch auf dem einen oder dem andern March-Ufer auszuführen und nur empfohlen, die Kavallerie - Division des Generals v. Hartmann auf dem linken zu lassen. Göding sollte durch ein Detachement des V. Korps besetzt und durch dieses die Straße nach Tyrnau beobachtet werden.

Vor Olmüş kamen nur unbedeutende Vorposten - Scharmüßel vor. Am Abend ging auf telegraphischem Wege dem General v. Bonin vom Ober-Kommando der Armee der Befehl zu, am 22. eine Infanterie-Brigade mit einem Kavallerie-Regiment und zwei Batterien über Wischau, Austerlitz und Theresiendorf nach Holitsch in Marsch zu setzen.

Vom II. österreichischen Korps wurden die Bemühungen, eine größere Truppenstärke nach Preßburg zu werfen, eifrig fort

gesetzt. Noch von Tyrnau aus gingen am 21. mit der Pferdebahn das 2. und 20. Jäger-Bataillon unter Kommando des Oberst Peters nach Gr. Schenkwitz um St. Georgen, Bösing um Modern zu beseßen und im Verein mit dem Seitens des Preßburger StationsKommandos nach Razersdorf, Bösing und Cziffer detachirten UlanenRegiment Nr. 9 (X. Korps) die in dieser Gegend über die Karpathen führenden Wege zu bewachen. Ferner wurde im Laufe dieses Tages ebenfalls mittelst Pferdebahn noch das Regiment Hartung nach Preßburg abgeschickt, das aber erst am 22. früh dort eintraf. Das Gros des Korps marschirte nach Wartberg und bezog daselbst Bivouaks. Im Laufe des Nachmittags und Abends wurden von hier mittelst Lokomotivbahn der Brigade-Stab des General - Majors Herzogs von Württemberg und das Regiment Mecklenburg mit der 4pfündigen Batterie Nr. 4, im Laufe der Nacht bis zum frühen Morgen des 22. auf demselben Wege ferner noch die beiden Infanterie-Regimenter der Brigade Thom nach Preßburg befördert. Zwei Eskadrons des 3. fächsischen Reiter-Regiments brachen am 22. früh 2 Uhr von Wartberg auf und trafen um 61⁄2 Uhr bei Preßburg ein. Die Truppen des Oberst Mondl waren vorwärts Preßburg auf der Straße nach Stampfen in der Stellung bei Blumenau und Kaltenbrunn verblieben.

Von den übrigen Korps der Nord - Armee sezten am 21. das I. und VIII. ihren Marsch bis Neustadtl und Gegend, das VI. und die sächsische Divivision v. Stieglitz bis Trentschin fort.

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In Nikolsburg, dem Schloß des Minister- Präsidenten Grafen Mensdorf, zur Zeit Hauptquartier Sr. Majestät des Königs, hatten bereits seit mehreren Tagen Verhandlungen stattgefunden, deren nächstes Ziel eine fünftägige Waffenruhe war; man unterschied dabei trêve d'hostilités von armistice. Vor allem galt es, für die Diplomatie Zeit zu gewinnen. Der bisherige Verlauf des Feldzugs hatte jeder Verhandlung durch eine veränderte Situation die Basis entzogen, auf welcher sie angeknüpft worden war. Jezt, wo das preußische Heer das Marchfeld betrat, stand eine neue Katastrophe unmittelbar bevor.

Dem eifrigen Bemühen des französischen Botschafters am Berliner Hofe war es nach verschiedenen Hin und Herreisen gelungen, die nöthigsten Grundlagen zu finden, auf welchen wirkliche Friedensvorschläge gemacht werden konnten.

Am Sonntag den 22. Juli Mittags sollten die Feindseligkeiten. eingestellt und nicht vor Mittag den 27. wieder aufgenommen werden.

Die Nachricht hiervon wurde den Armee-Kommandos mitgetheilt und zugleich, daß deshalb vom 22. früh an keine Bewegungen mehr unternommen werden sollten, welche zum Zusammenstoß mit dem Feinde führen könnten. Zur Entgegennahme näherer Anordnungen wurden zum 22. früh 9 Uhr Generalstabs-Offiziere nach Wolkersdorf zum General-Quartiermeister der Armee, GeneralMajor v. Podbielski, beschieden.

Der 22. Juli.

Am Morgen um 10 Uhr traten in Eibesbrunn der GeneralMajor v. Podbielski und der Feldmarschall-Lieutenant Baron John zusammen, um die während der Zeit der Waffenruhe nothwendigen Vereinbarungen zu treffen und eine Demarkations-Linie festzustellen. Lettere sollte, bei Krems beginnend, die Donau abwärts nach Stockerau laufen, von hier den Göllersbach aufwärts bis zum Schlosse Schönborn füdlich Göllersdorf und dann in östlicher Richtung nach Weßleinsdorf ziehen und von hier dem Laufe des Rußbaches bis Leopoldsdorf folgen. In östlicher Richtung über Lassee und die Eisenbahnbrücke über die March sollte sie endlich nach Bisterniß und von da über Stampfen nach Lozorn gehen, worauf weiter bis Szenicz der östliche Rand des Föhrenwaldes die Demarkation bilden würde.

Der desfallsige Vertrag wurde gegen Mittag geschlossen, also um die Zeit, wo er auch schon in Wirksamkeit treten sollte.

In Gemäßheit der vom Prinzen Friedrich Karl bereits am 21. um 3 Uhr Nachmittags ertheilten Disposition war die Avantgarde der I. Armee zwischen Wagram und Markgr.- Neusiedel an

den Rußbach herangerückt, wobei ihre Vortruppen, vom UlanenRegiment Nr. 11 und den 2. Garde-Dragonern bei Deutsch-Wagram und Gr.-Enzersdorf mit feindlichen Patrouillen in Berührung traten.

Vom Kavallerie - Korps ging die 1. Division nach Siebenbrunn und Schönfeldt. Die 5. und 6. Division folgten nach Schönkirchen und Bockfließ.

Es erweiterte sich dadurch der Kantonnements - Rayon, welcher während der Dauer der Waffenruhe für die I. Armee das Terrain südlich der Zaya und des Laksar-Baches und westlich bis zur WienBrünner Straße umfaßte. Die Elb-Armee, welche nur das Detachement des Prinzen von Hessen zurückzurufen hatte, erhielt den Raum westlich dieser Straße, die II. Armee die Gegend nördlich der genannten Wasserläufe, wobei jedoch Nikolsburg und der nördlich davon liegende Bezirk für das I. Reserve-Korps offen blieb, dessen Tete am heutigen Tage Brünn erreichte.

Von den noch weiter rückwärts stehenden Truppen- Abtheilungen erreichte General v. Steinmetz mit dem V. Korps die Gegend von Skaliz und Holitsch. Das Dragoner Regiment bildete die linke Flankendeckung bei Radosocz.

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Die Kavallerie- Division Hartmann gelangte bis Egbell, ihre Avantgarde nach Schoßberg und schob auf den Straßen nach St. Johann und Jablonicz je eine Eskadron bis Kuti und Szenicz vor.

In letzterem Orte, wo der Abschluß des Waffenstillstandes noch nicht bekannt war, wurde Nachmittags 2 Uhr die 3. Eskadron des Ulanen-Regiments Nr. 10 durch zwei sächsische Reiter - Schwadronen von den bei Jablonicz stehenden Truppen überfallen und verlor im Handgemenge einige Mannschaften und Pferde; auch die Einbuße des Feindes belief sich auf mehr als 20 Mann.

Bom I. Armee-Korps wurde, auf den in der Nacht zum 22. eingegangenen Befehl des Ober-Kommandos, Mittags unter dem General-Lieutenant v. Clausewiß die 3. Infanterie- Brigade mit dem Ulanen-Regiment Nr. 12 und 2 Batterien, nach Wischau in Marsch gesetzt. Die dadurch gebotenen Veränderungen in der Aufstellung gegen die Festung wurden im Laufe des Tages bewirkt.

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