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gingen ihm das schon erwähnte Schreiben des Generals und die beigefügten Meldungen zu.

Der Prinz ertheilte hierauf den nachstehenden Befehl:

Das I. Korps hat noch heute Abend (14. Juli) eine Infanterie-Brigade mit einer Batterie nach Tobitschau zu senden und die Uebergänge zwischen Tobitschau und Traubec zu besetzen, um eine Unternehmung der kombinirten KavallerieDivision auf Prerau, welche am 15. früh ausgeführt werden soll, zu unterstüßen, event. den Rückzug der Kavallerie zu sichern.

Neustift, den 14. Juli 1866.

(gez.) Friedrich Wilhelm.

An das General-Kommando I. Armee-Korps."

Der noch anwesende General v. Hartmann wurde dem entsprechend angewiesen und nahm selbst das Schreiben zur Aushändigung an den General v. Bonin mit. Darüber war es aber 101⁄2 Uhr Abends geworden, und wurde beim I. Armee-Korps mit dem Generalstabs-Offizier der Kavallerie-Division verabredet, die Unternehmung gemeinsam am nächsten Morgen früh auszuführen.

Biskupit.

Dagegen war in Folge des früheren Befehls des Generals Rencontre bei v. Steinmetz, General v. Borstell um 4 Uhr mit dem Gros der Kavallerie - Division nach Proßnitz abgerückt und hatte Oberst v. Barbh mit dem 1. Kürassier-Regiment in der Richtung auf Tobitschau vorgeschickt. Derselbe traf, die verschiedenen Ortschaften vermeidend, bei einbrechender Dunkelheit in der Höhe von Kraliß ein, wo Hauptmann v. Versen ihn über die Sachlage orientirte. Etwa 1000 Schritt westlich Biskupit glaubte man eine feindliche Eskadron wahrzunehmen. Der Regiments-Kommandeur beorderte die 2. Eskadron zur Attacke auf dieselbe und begab sich, während sie aufmarschirte, persönlich zur Retognoszirung vor. Auf circa 200 Schritt vom Feinde erkannte er, daß Infanterie, und zwar wie es schien, in der ungefähren Stärke eines Bataillons, hier auf freiem Felde im

Karree stehe.

Die 1. Eskadron, Rittmeister Schmidt v. Often, ritt an und führte die Attacke mit Unerschrockenheit durch. Obwohl man auf 100 Schritt und auf 40 Schritt Salven und dann Einzelfeuer erhielt, waren doch die Verluste nicht bedeutend.

Während dessen ritt auch die 2. Eskadron und zwar gegen die linke Flanke des Karree's an. Ihr linker Flügel wurde einigermaßen durch die 1. Eskadron behindert, der rechte aber drang theilweis ein. Fast gleichzeitig hiermit führte Premier Lieutenant v. Buddenbroc von der Avantgarde zwei Züge der 4. Eskadron in den Rücken des Karree's und attackirte dasselbe von dieser Seite.

Der Feind nach österreichischer Angabe die 8. Division des Regiments Sachsen-Weimar Nr. 64- wurde durch diese Angriffe in zwei Hälften auseinander gesprengt, jede derselben hielt aber in sich zusammen. Der etwas nördlich abgedrängte Theil wurde schließlich auch noch durch den Rittmeister Graf v. Roedern mit der in Reserve gehaltenen 3. Eskadron attackirt, wobei es auch hier zum Kampf zwischen Säbeln und Bayonneten fam.

Inzwischen war es aber völlig dunkel geworden, die Pferde scheueten vor dem Feuer und waren nicht mehr an die Karree's heranzubringen, es erschienen neue feindliche Abtheilungen aus Biskupit und eröffneter das Infanterie- und Artillerie - Feuer auf die Kürassiere. Das Regiment wurde daher gesammelt und ging nach Proßniz zurück.

Sein Verlust betrug: 2 Offiziere, 5 Mann todt, 3 Offiziere, 9 Mann verwundet, 1 Offizier, Lieutenant v. Ruffer, dessen Pferd erschossen war, fiel in Gefangenschaft. Der Gegner giebt den seinigen auf 3 Mann an.

Diese Infanterie, sowie die sächsische Kavallerie, auf welche Rittmeister v. Winterfeld gestoßen war, gehörte der Flankendeckung des II. österreichischen Korps an, welche früh 9 Uhr aus dem befestigten Lager über Neustift und Dub abgerückt, am Nachmittage diefelbe Gegend durchzogen hatte, durch die am Vormittage die Flankendeckung des IV. österreichischen Korps marschirt war. Letteres war glücklich bis Kojetein, ersteres nach Tobitschau gelangt.

Der Marsch des österreichischen ersten Echellons war somit nur durch die Kavalleriespißen der preußischen Armee erreicht worden.

Unter den vielen im Haupt-Quartier zu Konitz eingelaufenen Meldungen und Nachrichten befanden sich auch solche, welche auf die Aussage der Landleute hin angaben, daß die Oesterreicher schon seit mehreren Tagen Olmüt räumten. Es bildete sich die Ansicht, daß man heute nicht das erste, sondern ein letztes Echellon habe abrücken sehen. Dann war es unnöthig, mit vier Armee-Korps die zuleßt beabsichtigte Stellung Proßniß-Urtschiß noch erst einzunehmen. Hatte die Nord-Armee mit ihrer Hauptmacht den Ausweg über Kremsier bereits gewonnen, so versprach man sich auch von der Verfolgung ein Resultat nicht mehr und hielt es für zweckmäßiger, Olmüß fortan nur mit einem Theil der Armee zu beobachten, mit dem Rest aber sich der direkt auf Wien marschirenden I. Armee wieder anzuschließen. Noch am Abend des 14. Juli wurde Folgendes bestimmt:

,,Konig, den 14. Juli.

Nachdem die Nachrichten vom Abziehen eines Theils des Feindes aus Olmüß eingegangen sind, wird der Befehl wegen Beziehen der Stellung von Proßniß und Formation einer 2. Kavallerie-Division hiermit aufgehoben und dagegen Nachstehendes bestimmt.

Das I. Armee-Korps hat die Olmüß-Brünner Straße zu schützen, mit einem Theil des Korps zwischen Zeschow und Weischowitz zu bivouakiren und mit dem Rest dahinter in Urtschitz, Ottaslawiß und Umgegend zu kantonniren, eine Avantgarde in der Richtung auf Kraliz vorzuschieben und sich in seiner rechten Flanke gegen Tobitschau zu sichern.

Das V. Armee-Korps besett Proßnig mit einer Avantgarde und kantonnirt dahinter bis Plumenau.

Die Kavallerie-Division bleibt unter Befehl des Generals v. Steinmeß.

Beide Armee-Korps haben morgen früh Abtheilungen gegen Olmüz vorzuschieben und sich sichere Nachrichten darüber

zu verschaffen, ob der Feind wirklich abgezogen ist und wohin ?

Das Garde-Korps marschirt den 15. nicht nach Konitz, sondern nach Boskowitz, wo es kantonnirt. Es zieht dort seine Kolonnen an sich und wird eine veränderte MarschDirektion erhalten.

Das VI. Korps geht morgen nicht nach Gewitsch, sondern nach Lettowitz, auf der Krönauer Straße. Den Befehl für den Weitermarsch hat es morgen Abend in Boskowitz durch das Garde-Korps zu empfangen.

(gez.) Friedrich Wilhelm.

Der 15. Juli.

In der Nacht zum 15. Juli ging im großen Hauptquartier zu Brünn die Meldung ein, daß schon seit mehreren Tagen der Abmarsch, wie es schien, größerer Truppenkörper von Olmüz in südlicher Richtung stattfinde.

Sonach wurde es unerläßlich dem Theil des feindlichen Heeres, welcher bei Proßnitz an der II. Armee vorbeimarschirt war, bei Lundenburg mit der I. Armee entgegen zu treten, um ihm die Straße nach Wien sowohl, wie nach Preßburg zu verlegen. Es mußte daher für den Augenblick das direkte Vorgehen gegen die Donau, wie es gestern befohlen war, aufgegeben und eine mehr östliche Richtung eingeschlagen werden.

Befand sich wirklich die gesammte Nord-Armee oder doch ein großer Theil derselben im Marsch längs der March auf Wien, To war die Aussicht auf eine neue Schlacht vorhanden.

Damit womöglich ein Theil der II. Armee bei der Entscheidung mitwirke, wurde das Ober-Kommando, dessen abweichende Disposition über das Garde- und VI. Korps nicht bekannt war, angewiesen, die zunächst stehenden, das I. und V. Korps nunmehr auf Kremfier und Napagedt zu dirigiren, um, dem Gegner folgend, mit der I. Armee in Verbindung zu treten.

Lettere erhielt Befehl, sich auf Lundenburg in Marsch zu sezen; die Elb-Armee über Laa gegen Wülfersdorf heranzurücken, um so die Flanke der Rechts-Bewegung gegen Wien zu sichern.

Thatsächlich trat nach den Dispositionen des Feldzeugmeisters Benedek an diesem Tage aber erst das zweite Echellon der NordArmee, aus dem I., dem VIII. Armee-Korps und der 2. leichten Kavallerie-Division bestehend und mit ihm das Armee-Hauptquartier, die Bewegung von Olmüß in südlicher Richtung an. Das VIII. Korps sollte auch heute noch die Straße über Tobitschau nach Kojetein, das I. dagegen die über Prerau benußen.

Zur Deckung des Marsches nach Westen war vom VIII. Korps die Brigade Rothkirch mit 3 Batterien der Korps-Geschütz-Reserve bestimmt.

Nachdem am gestrigen Tage die Tete der II. Armee, das I. Korps, bis auf die Entfernung von zwei Meilen an die erstere Marschlinie des Gegners herangerückt war, führte dies zu den

Gefechten von Tobitschau und Rokeinik.

Vom I. Armee-Korps war die 3. Infanterie-Brigade zur Unterstützung der Kavallerie-Division, bei ihrem Vorgehen gegen Prerau, bestimmt worden. General v. Malotki brach um 4 Uhr früh aus dem Bivouak bei Stichowitz auf und richtete seinen Marsch über Proßnitz, Wrahowit, Kraliz auf Hrubschitz. Die KavallerieDivision Hartmann war noch nicht eingetroffen; erst bei Kralig stieß die 4. Eskadron des Ulanen-Regiments Nr. 10 hinzu, übernahm die Avantgarde und entdeckte sehr bald die Anwesenheit feindlicher Infanterie und Kavallerie bei Tobitschau. Nachdem Hrubschit passirt war, gewahrte General v. Malotki stärkere Kolonnen, welche in der Höhe von Dub sich auf der Chaussee von Olmüß auf Tobitschau bewegten. Es war dies die Brigade Rothkirch des VIII. österreichischen Korps die einzige, welche bisher noch nicht im Gefecht gewesen war. Zwei Kompagnien derselben marschirten anscheinend ziemlich sorglos an der Blatta entlang.

Obgleich sich die Stärke des Gegners nicht übersehen ließ, be

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