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stellt und die Division rückte in ein Bivouak bei Freyhöfen. Abthei lungen wurden über die Elbe gegen die Südost- Front der Festung vorgeschoben.

Auch die I. Armee hatte Detachements in großer Zahl zurückzulassen, um die ungestörte Verbindung mit Turnau offen zu halten, bis wohin die Eisenbahn benutzt werden konnte. In Horiz verblieb nur ein Bataillon. Eine sehr erhebliche Schwächung entstand außerdem durch die Transport- und Bewachungs - Kommandos der zahlreichen Gefangenen.

Die Feld - Telegraphie unter Leitung des Oberst v. Chauvin war mit aller Anstrengung der Kräfte bemüht gewesen, den Ansprüchen der Armeeführung nachzukommen und es ihr gelungen, dies im ausgedehntesten Maße zu erreichen. Vielfach jedoch waren die von ihr nach rückwärts aufgestellten Linien unterbrochen worden. Es wurden strenge Maßregeln den Ortschaften angedroht, in deren Nähe dies ferner stattfinden würde; oftmals freilich geschah es aus Unkenntniß von dem Werthe des Telegraphen durch die eigenen Mannschaften.

Man hatte bisher den eiteln Triumph verschmäht, in die Hauptstadt Böhmens einzurücken. Indeß war jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo man auch auf den Besit einer so bedeutenden Stadt wie Prag und auf ihre Hilfsquellen einige Kräfte verwenden durfte. Ob der Gegner zum Schuß derselben dort noch über eine Streitmacht verfügte, war nicht bekannt.

Die Elb-Armee erhielt daher am 5. Abends Befehl, die Division Rosenberg von Podebrad in zwei Märschen nach Prag zu dirigiren, für alle Fälle jedoch ihr eine ausreichende Unterstüßung etwa in der Stärke einer Division auf einen Tagemarsch folgen zu lassen.

Die Elbübergänge bei Elbe-Teinig und Neu-Kolin sollten besett, die Eisenbahn nebst Material vor Zerstörung bewahrt werden.

Durch zwei gezogene Batterien des Artillerie-Regiments Nr. 7 verstärkt, rückte die Division Rosenberg über Sadska und OberBocernit vor und erreichte, wie hier vorgreifend bemerkt werden mag, am 8. Juli Prag, welches von den kaiserlichen Truppen und

Behörden verlassen gefunden wurde. Tausende von Menschen hatten sich am Wege versammelt, die Ankunft der preußischen Truppen zu erwarten. Der Erzbischof und der Ober-Bürgermeister waren der Division entgegengefahren, um Rücksprache mit ihrem Führer zu nehmen. In der Stadt hatten die meisten Häuser weiße Fahnen aufgehißt. Am Thore wurde General v. Rosenberg von den übrigen Behörden der Stadt empfangen. Die Unterbringung und Verpflegung der Truppen wurde durch den zum Kommandanten ernannten Oberst-Lieutenant Ranisch ohne Schwierigkeit geregelt. Bedeutendes Kriegs- und Eisenbahn - Material, sowie in der Sedlezer Cigarren - Fabrik mehrere Millionen Cigarren, wurden mit Beschlag belegt. Die Besetzung von Prag war außerdem dadurch von hoher Wichtigkeit, daß nunmehr die Eisenbahn-Linie von Turnau über dort nach Pardubiß für die Benußung hergestellt werden konnte.

Ebenfalls am 5. Juli erhielt der General v. d. Mülbe, welcher von der Stellung als Militair-Gouverneur des Königreichs Sachsen entbunden wurde, Befehl, mit der Division Bentheim von Dresden aus über Teplit nach Prag zu marschiren und dort sein Korps wieder zu vereinigen.

Diese Division hatte bis dahin Detachements nach Hof und Teplitz und von letterem Orte aus gegen Theresienstadt vorgeschickt, wobei es zu einzelnen Patrouillen-Gefechten gekommen war. Sie setzte sich am 11. in Bewegung und erreichte Prag am 18. Juli. Nur das 3. Landwehr - Ulanen - Regiment blieb vom Reserve - Korps im Königreich Sachsen zur Disposition des Generals der Infanterie v. Schack zurück, welcher zum General - Gouverneur in den sächsischen Landen ernannt wurde.

Der 6. Juli.

Das österreichische Hauptquartier verblieb an diesem und dem folgenden Tage (bis gegen Mittag) in Zwittau. Die Queue der rechten Flügel - Kolonne, zu welcher von Borohradek das IV. ArmeeKorps stieß und die Tete nahm, erreichte Wildenschwerd, die der

mittleren mit ihren letzten Abtheilungen Leitomischel, mit dem Gros Zwittau, der linke Flügel Policka, die 1. leichte, sowie die drei Reserve - Kavallerie - Divisionen breiteten sich in der Linie von Hlinsko (südlich Chrudim) bis Policka aus.

Die Kavallerie des Generals v. Hartmann, welcher unter den Befehl des an der Tete befindlichen V. Armee - Korps gestellt wurde, brach um 4 Uhr früh auf und erreichte über Dasiz, Litetin und Wysoka die Straße Holig-Hohenmauth. Nur schwache feindliche Kavallerie- Patrouillen, welche überall schnell zurückwichen, waren sichtbar geworden. Nach dem Abkochen erhielt die Division Befehl, auf der großen Straße noch bis Neudorf vorzugehen und dort Bivouaks zu beziehen. Ueber Hohenmauth auf Leitomischel ge= sandte Abtheilungen meldeten, daß erstere Stadt vom Feinde geräumt sei, bei letterer jedoch noch Kolonnen desselben lagerten. Ein kleineres auf Chozen dirigirtes Detachement wurde daselbst durch eine Eskadron Haller-Husaren am weiteren Vordringen gehindert.

Das V. Armee-Korps folgte über Sezemit auf Holiz und bivouakirte bei diesem Orte und Chwajno, die Avantgarde auf der großen Straße füdlich Holiß, die Brigade Wnuck bei Trauerndorf.

Das I. Armee-Korps erreichte Chrudim und schob die Avantgarde bis Slatinan, die Vorposten in eine Linie Worel-Skrowad vor.

Die zuletzt durch Pardubitz debouchirte Garde ging auf der Straße nach Dasig mit der Tete bis Zwiny; Pardubiß und Sezemiz wurden von ihr mit je einem Regiment belegt.

Das Hauptquartier der II. Armee kam nach Pardubit, woselbst am Abend auch das große Hauptquartier aus Horiz eintraf. Herzog Ernst von Sachsen - Coburg - Gotha, welcher am 3. Juli bereits das Hauptquartier des Königs erreicht hatte, ging von hier in dasjenige des Kronprinzen über.

Die I. Armee hielt Ruhetag, mit Ausnahme des KavallerieKorps und einer am Tage vorher formirten Avantgarde. Diese unter dem Befehl des Herzogs Wilhelm von MecklenburgSchwerin bestand aus dem Infanterie-Regiment Nr. 60, den Füfilier-Bataillonen der Regimenter Nr. 18 und 48 und dem 4. Jäger

Bataillon, sowie aus der 2. leichten Kavallerie-Brigade (2. GardeDragoner, Husaren- Regiment Nr. 3 und Ulanen - Regiment Nr. 11) und 3 Batterien (der 1. reitenden des 2. Artillerie-Regiments, der 6. 4pfündigen und 2. 6pfündigen des 3. Artillerie - Regiments).

Der Herzog marschirte am Nachmittage bis Choltig, das Kavallerie-Korps nach Zdechowitz jenseits der Elbe.

Von der Elb-Armee wurde die Division Münster zur eventuellen Unterstüßung der Division Rosenberg bis Neu-Kolin vorgeschoben. Da jedoch bereits an diesem Tage die Räumung von Prag bekannt wurde, so erschien eine weitere Detachirung der Division gegen Westen nicht mehr erforderlich. Die Avantgarde des General-Majors v. Schoeler rückte nach Elbe- Teinitz, die übrigen Abtheilungen bezogen Kantonnements von Chlumez bis zur Elbe.

Es hatte sich bereits jetzt herausgestellt, daß die Hauptmasse des österreichischen Heeres auf Olmüß zurückwiche und Se. Majestät der König faßten den wichtigen Entschluß, nur mit der linken Flügel-Armee dorthin zu folgen, die beiden andern hingegen direkt nach Wien zu führen, um so den Feldzug in kürzester Frist zu entscheiden.

Die Belagerung eines so bedeutenden Plates wie Olmüß lag nicht in der Absicht, ebensowenig war es möglich, ohne eine gefahrbringende Zersplitterung der eigenen Streitkräfte, denselben völlig einzuschließen. Die Aufgabe der II. Armee konnte nur die sein, den Vormarsch der I. und der Elb-Armee nach der feindlichen Hauptstadt zu decken.

Noch traute man dem geschlagenen feindlichen Heere inneren Halt genug zu, um nach kurzer Erholung in dem verschanzten Lager die Offensive wieder ergreifen zu können. In diesem Fall war es der Armee des Kronprinzen numerisch bei weitem überlegen und lettere konnte zum Rückzug genöthigt sein.

Richtete sie denselben auf die beiden andern Armeen, so mußten, um sie aufzunehmen, diese ihre Bewegung auf Wien unterbrechen. Nach dem Ausgange der Schlacht von Custozza war es aber von äußerster Wichtigkeit, früher an der Donau zu erscheinen, als Dester

reich bedeutende Streitkräfte aus Italien dorthin zu ziehen vermochte.

Ging dagegen der Rückzug der II. Armee auf Schlesien, so zog sie das feindliche Heer nach sich und von der entscheidenden Haupt-Operation ab.

Die II. Armee mußte daher vor Olmüß eine solche Stellung einnehmen, daß sie den Feind genau beobachten, wenn er nach Wien abmarschirte, ihm folgen, oder falls er sich mit entscheidender Ueberlegenheit gegen sie selbst wandte, nach Schlesien ausweichen konnte..

Einstweilen erhielt die II. Armee die Direktion auf MährischTrübau. Sobald die Verbindung über Mittelwalde nach Glatz hergestellt sein würde, sollte die Linie über Königinhof ganz aufgegeben und das vor den kleinen Elb-Festungen zurückgelassene VI. Korps zur Armee herangezogen werden, Pardubit jedoch besetzt bleiben, bis Abtheilungen der Landwehr zur Ablösung eintrafen.

Der 7. Juli.

Es war vorherzusehen, daß bei schnellem Vorrücken gegen Wien die Verpflegungs- Kolonnen dieser Bewegung nicht würden folgen und daß nur durch Requisitionen an Ort und Stelle die Truppen sich würden ernähren können. Die kaiserlichen Verwaltungs-Behörden hatten den Befehl erhalten, sich überall zurückzuziehen, eine Maßregel, welche allerdings das Eindringen einer feindlichen Armee außerordentlich erschwert, aber auch dem eigenen Lande die härtesten Opfer auferlegt. Die Lasten des Krieges können dann nicht über den Landstrich hinaus vertheilt werden, den er eben berührt, dieser aber wird völlig zu Grunde gerichtet. Wenn, wie hier in Böhmen, und später in Mähren auch noch der Adel seine Landsize verläßt, der größte Theil der Einwohner sein Vich und seine Habe in die Wälder flüchtet, so muß der Soldat schonungslos Alles nehmen, was zurück geblieben ist.

Um unter solchen Umständen die Ernährung des Heeres zu ermöglichen, und um überhaupt den Marsch der Truppen durch Ab

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