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und beim Gros der Division Canstein; alle übrigen hatten zur Zeit das Plateau noch nicht erreicht, waren jedoch im Marsche dorthin begriffen; die der Reserve - Artillerie des VII. Armee - Korps, zu welcher nunmehr auch die reitenden Batterien herangezogen waren, hatten nach Erstürmung der Position von Problus westlich derselben vorübergehend Stellung gegen die feindliche Artillerie bei Stresetit genommen, welche lettere sich demnächst dem allgemeinen Rückzuge anschloß. Von der Division Ezel hatte um 4 Uhr erst die Brigade des Oberst v. Senden sich östlich des Defilees von Nechaniß zu entwickeln vermocht. Der Divisions-Kommandeur führte sie sofort in der Richtung auf Jelig vor, während die Batterie Caspari, gedeckt durch die 3. Eskadron des Ulanen - Regiments Nr. 7, nach Problus vorauseilte. Dagegen war die Füsilier-Brigade durch das Defiliren der sich vorschiebenden Kavallerie - Division Alvensleben von der Brigade Senden getrennt worden und hatte ebenso wie die Reserve-Artillerie des VIII. Armee-Korps Nechaniß noch nicht passirt.

Die Kavallerie-Division Alvensleben wandte sich in beschleunigter Gangart bei Lubno vorbei in der ungefähren Richtung auf Stresetih. Bei der Schwierigkeit des Defilirens hatte die Division aber nicht zusammen bleiben können und waren bei der an der Tete befindlichen leichten Brigade selbst die Regimenter vereinzelt vorwärts geeilt. Die Husaren-Brigade Goltz befand sich noch in der Gegend von Hradek.

Es war ein besonders ungünstiger Umstand, daß die Beschaffenheit des unteren Bistritzthales dazu nöthigte, mit der gesammten Elb-Armee durch den einen Uebergang Nechaniß zu defiliren. Es konnten deshalb die Streitkräfte des Generals v. Herwarth nur nach und nach zur Verwendung gelangen. Der Angriff war hier von vornherein auf eine Umfassung des feindlichen linken Flügels berechnet gewesen, wobei den zwei preußischen Divisionen zwei feindliche Korps gegenüberstanden, deren tapferer Widerstand, insbesondere der des sächsischen Korps, hier die gesammten preußischen Kräfte auf sich zog und fand deshalb die Rechtsumgehung der Division v. Can

stein ihren Abschluß in der mit der Division Graf Münster gemeinsam ausgeführten Eroberung der starken Stellung von Problus.

War nunmehr durch diese und durch die Behauptung der 1. Garde-Division auf der Höhe von Chlum wohl unstreitig das Schicksal des Tages entschieden, so wären von Seiten der Elb - Armee große Erfolge zu erreichen gewesen, wenn eine frische Reserve jezt geradewegs gegen die Elbe vorrücken konnte. Allein wir wissen, daß die 16. Division um die Zeit der beginnenden Verfolgung erst mit ihrer Tete durch Nechanitz zu defiliren vermochte und dort fast eine Meile hinter der 14. und 15. Division zurück war.

So entging der Elb-Armee ein Theil der Beute dieses Sieges, welchen zu erringen die Rheinländer und Westphalen so wesentlich mit beigetragen hatten.

Nicht nur der linke österreichische Flügel, sondern auch das X. Korps und die 3. Reserve-Kavallerie - Division vermochten, unter dem Schutz der sich aufopfernden Artillerie, den rechtzeitig angetretenen Rückzug auszuführen, ohne daß sie von dieser Seite her daran gehindert werden konnten.

Auch die I. Armee war, obwohl bei ihr die Verfolgung am frühesten begann, nicht in der Lage, die Trophäen einzusammeln, deren Ernte sie durch 9stündiges Ausharren vorbereitet hatte. Auch hier trat die Schwierigkeit des Defilirens über die Bistrit für die Kavallerie in nachtheiliger Weise hervor und gewährte dem Gegner einen weiten Vorsprung auf seinem Rückzuge.

Indem sich ferner die 1. Garde-Division im Rücken des Feindes gegen eine drei oder vierfache Ueberlegenheit behauptete, hatte sie ihn gezwungen, seine ganze Stellung aufzugeben, zugleich aber auch ihre eigenen Kräfte völlig erschöpft.

An günstigsten für die Ausbeutung des errungenen Sieges war die Lage des VI. Armee-Korps, welches bereis zwei der dem österreichischen Heere zugewiesenen Brücken besetzt hatte und sich jetzt der Rückzugslinie seines Centrums unmittelbar näherte,

6. Die Verfolgung.

Es ist bereits gesagt worden, daß bald nach 3 Uhr die in vorderster Linie engagirten Truppentheile der I. Armee zunächst ein Nachlassen des Feuers und demnächst auch rückgängige Bewegungen der Artillerie im feindlichen Centrum bemerkten. Diese Wahrnehmung verbreitete sich allmählich auf der ganzen Linie. Auch auf dem Rostos - Berge blieb die in der Situation vorgehende Veränderung nicht unbemerkt und gleichzeitig liefen darüber positive Meldungen ein. General Lieutenant v. Schmidt bat um Kavallerie zur Vers 312 Uhr. folgung, ebenso General v. Manstein.

Es wurde nuu den beiden verfügbaren Brigaden der KavallerieDivision v. Hann, welche sich noch auf dem rechten Ufer der Bistrit befanden, Befehl zum Vorgehen ertheilt.

Prinz Friedrich Karl setzte sich persönlich an die Spitze der an der Tete befindlichen Brigade Graf Groeben, welcher die Brücke von Sadowa zum Defiliren angewiesen wurde, während Prinz Albrecht (Vater) sich mit der Brigade Herzog von Mecklenburg nach dem Uebergang von Sowetit dirigirte. Dieser letzteren voraus eilte Se. Majestät der König der vordersten Gefechts

linie zu.

Das Passiren der beiden Defileen, auf welchen sich der ganze Verkehr aus und zu dem Gefecht konzentrirt hatte, mußte für die vorgehende Kavallerie schwierig und zeitraubend sein; es war aber bisher unausführbar gewesen, sie auf dem anderen Bistriß-Ufer zu entwickeln. Hierzu kam, daß sie bei der weiteren Fortsetzung ihres Marsches die Infanterie- Massen und die langen Züge der Artillerie zu passiren hatte, welche in der Verfolgung begriffen, die Chaussee und das ganze Terrain östlich und südöstlich des Waldes von Sadowa anfüllten und durch welche die Kavallerie sich hindurchzudrängen hatte.

Nach schweren Stunden des Ausharrens war für diese Truppen jezt endlich der ersehnte Moment des Vorgehens gekommen. Noch bevor der Befehl dazu an alle Theile der ausgedehnten Linie ge

langen konnte, eilten die in der Front befindlichen Abtheilungen, wie sie der Gefechtsverlauf gerade aneinander gereihet hatte, vorwärts.

Nur die in zweiter Linie zurückgehaltenen Truppenkörper konnten im geschlossenen Verbande vorgeführt werden.

In seiner Stellung nordöstlich des Waldes von Sadowa hatte Oberst v. Sandrart zuerst die zwischen Cistowes und Chlum sich zeigenden Kolonnen als preußische erkannt und darüber Meldung erstattet. Ungesäumt war er mit sechs Kompagnien seines Regiments vorgegangen, sehr bald mit den aus Cistowes und Lipa anrückenden Kompagnien des Garde - Füsilier - Regiments in Verbindung getreten und mit diesen in der Richtung auf Langenhof weiter marschirt. Auf der Chaussee selbst eilte Major v. Wasielewski mit den drei gezogenen Batterien der 4. Division von jenseits der Bistrit im Galopp herbei und prohte an der südöstlichen Wald-Lisiere gegen die den Rückzug deckende feindliche Artillerie ab, auf welche bereits die Batterien des General - Major Schwarz nach Verschwinden ihrer bisherigen Gegner ihr Feuer konzentrirt hatten. Weiter rechts schloß sich die Batterie Müller des 3. Regiments an; auch trafen bald darauf die den Kavallerie - Brigaden voraneilenden reitenden Batterien Gayl und Eckensteen II. ein.

Wir wissen, daß wenige Augenblicke darauf die letzten dieser österreichischen Geschüße von der Garde - Infanterie genommen wurden.

an.

Um das Feuer der Artillerie nicht zu mastiren, hatten sich die 9. und 12. Kompagnie des Regiments Nr. 9 aus dem Walde mehr rechts gegen Stresetit gewandt. Ebenso traten die bisher zur Festhaltung der Lisiere postirten Abtheilungen den Vormarsch Einzelne Kompagnien suchten sich ihren eigenen Weg; Hauptmann v. Giese sammelte um die 3. Kompagnie des Regiments Nr. 31 Versprengte verschiedener Truppentheile bis zur Stärke eines schwachen Bataillons und dirigirte sich auf Langenhof; ebendorthin führte aus der östlichen Ecke General-Major v. Schmidt andere vier Bataillone der 8. Division, auch folgte das Gros der jezt von Norden her eintreffenden 2. Garde- Division, sobald es die Chauffee überschritten hatte, in derselben Richtung. Rechts vom General-Major

v. Schmidt hatte Oberst v. Rothmaler die Brandenburgischen Füsiliere vorgeführt, deren 3. Bataillon unter Major v. Papstein, bei welchem sich General-Lieutenant v. Manstein und GeneralMajor v. Gersdorff befanden, bald einigen Vorsprung gewann.

Von Ober-Dohalit aus war General - Major v. Bose mit dem größten Theil des Regiments Nr. 31 und dem kombinirten Bataillon des Oberst - Lieutenants v. Becedorff angetreten. Weiter rechts avancirte das 2. Bataillon des Regiments Nr. 12 in gleicher Höhe mit dem 3. Bataillon des Regiments Nr. 35.

Von der Artillerie südlich des Waldes von Sadowa folgten zunächst die Batterien Gallus und Munk dem abziehenden Feinde in der Richtung auf Langenhof und Stresetih, demnächst auf ihrem linken Flügel die Batterien Golz und Grieß, auf dem rechten Oberst v. Puttkamer mit den Batterien der Reserve - Artillerie II. Armee - Korps und der 4. 12pfündigen der 3. Division, zu deren Deckung das Jäger-Bataillon Nr. 2, in Kompagnie - Kolonnen auseinandergezogen, auf Problus avancirte.

Hinter diesen, nur im lockeren Zusammenhange vorwärts drängenden Abtheilungen, traten in geschlossener Ordre de bataille die bis dahin versammelt gehaltenen stärkeren Kräfte an.

Es folgte zunächst dem Oberst v. Sandrart das Regiment Nr. 21, dem Oberst v. Rothmaler das von Ober- Dohaliz aus sich auf Stresetit dirigirende Regiment Nr. 60, rechts von ihm in derselben Richtung die 12. Brigade. Mit dieser in gleicher Höhe, aber mit der Direktion auf Problus, die Brigade Schimmelmann, gefolgt von den übrigen Brigaden der 3. und 5. Division. Hinter ihnen überschritten die Blücherschen Husaren und die schwere KavallerieBrigade v. d. Golt die Bistrit.

Die Regimenter Nr. 61 und 49 wurden gesammelt und folgten. demnächst ebenfalls und zwar durch den Wald von Sadowa in der Richtung auf Langenhof.

Auch die Division Fransecky trat, nachdem sie sich ralliirt hatte, in der Richtung auf Chlum an.

Sobald gegen 4 Uhr die vordersten Infanterie-Abtheilungen sich

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