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reits war von der I. Armee die Artillerie des II. Korps gegen diese Stellung herangeführt und die Tete der Infanterie von Westen her im Anmarsch. Vierzehn Geschütze der österreichischen Position hatten unter diesen Umständen den Rückzug angetreten; sie geriethen aber dabei in das Feuer der Füsiliere vom Regiment Alexander, welche aus Lipa gegen sie vorgingen und ihnen Verluste bereiteten. Der Rest jedoch war stehen geblieben und setzte sein Feuer gegen die Front der I. Armee ununterbrochen fort. Zu ihrer Bedeckung waren nur zwei Infanterie-Kompagnien vorhanden.

Gegen diese ließ Lieutenant v. Mirbach des Garde - FüsilierRegiments das Feuer seines Schützenzuges eröffnen, welches weiter links durch Abtheilungen des Regiments Kaiser Franz, Lieutenant v. Delig, verstärkt wurde. Die Bedeckung trat nunmehr den Rückzug an; den Geschüßen war dies unmöglich, weil fast die ganze Bespannung hinter ihnen niedergestreckt lag, ein großer Theil der Bedienungs-Mannschaft und der Fahrer todt oder verwundet daneben.

Als bereits die heraneilenden Garde-Füsiliere und unmittelbar hinter ihnen die Garde-Schützen-Kompagnie des Hauptmann v. Gélieu, auf 50 Schritt heran waren, feuerte noch ein nur von drei Kanonieren bedientes Geschütz den letzten Schuß ab.

Zehn österreichische 8pfünder gingen hier ruhmvoll verloren. Auf diesem Flügel trat nunmehr eine Gefechtspause ein, während welcher die Truppen sich sammelten.

Indem so die Avantgarde der 2. Garde-Division und Theile der 1. Division ein abgesondertes Gefecht in der rechten Flanke führten, war das Gros der letzteren in der Front ohne Unterstützung geblieben und sahen sich in Rosberig die dort eingedrungenen Abtheilungen fortwährend in blutige Kämpfe verwickelt.

Im südlichsten Ende stand Major v. Erkert mit drei FüsilierKompagnien des 2. Garde-Regiments; Hauptmann Graf Rangau mit der 10. am Ausgang nach der Chaussee, Hauptmann v. Zaluskowski mit der 11. im westlich, Hauptmann v. Kropff mit der 12. im östlich anstoßenden Theil der Dorfspitze. Am oberen Ende des Dorfes standen östlich das 2. Bataillon 1. Garde

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Regiments, Oberst-Lieutenant v. Block, westlich das 3. Bataillon Garde-Füsilier - Regiments, Major Graf Waldersee, rechts davon die 9. Kompagnie 2. Garde Regiments, Hauptmann v. Goerne, gegen das Gehöft am Wege nach Langenhof. Außerdem waren drei, im rapiden Verlaufe des Gefechts von ihren Bataillonen abgekommene Kompagnien, die 4. und 9., Premier-Lieutenant v. d. Knesebeck und Hauptmann v. Oppel, des 1. Garde-Regiments unter dem Oberst-Lieutenant v. Helldorf und die 2., Premier-Lieutenant v. Löwenfeld, des 3. Garde-Regiments ebenfalls noch in Rosberig eingerückt. Der Rest der Division befand sich bei Chlum und hielt den Rand des Plateaus besetzt.

Die Hauptleute v. Goerne und v. Oppel hatten zwar versucht, sich des einzelnen Gehöfts an der Chaussee westlich Rosberig zu bemächtigen, mußten aber davon abstehen, weil die feindliche Artillerie das freie Terrain völlig beherrschte. Die Schüßen behaupteten sich jedoch auf 200 Schritte vom Feinde.

Gegen das Südende von Rosberig hatten gleich Anfangs mehrere Batterien ein Kreuzfeuer konzentrirt und überschütteten die Vertheidiger derartig mit Granaten, Shrapnels und Raketen, daß die Straße sich mit brennenden Trümmern bedeckte. Desterreichische Jäger nisteten sich, zum Theil durch wenig mehr als die Breite der Chaussee vom Dorf getrennt, im Vorterrain ein. Dennoch behaupteten sich die drei preußischen Kompagnien an der Lisiere mit starken Tirailleur-Linien, welche in die feindlichen Massen hinein schossen.

Vier verschiedene Angriffe, jedesmal von 2–3 Bataillonen von der Chaussee gegen die Westseite von Rosberitz gerichtet, scheiterten an dem konzentrischen Feuer aus der Dorflisiere und demjenigen des 3. Bataillons Garde-Füsilier-Regiments.

Das feindliche Geschützfeuer richtete sich jetzt mit verdoppelter Heftigkeit gegen Rosberig und die hinter liegenden Höhen. Die zunächst außerhalb des Dorfes freistehenden Abtheilungen mußten hinter demselben und in dem nach Chlum führenden Hohlweg Schutz suchen, wobei Hauptmann v. Goerne schwer verwundet fiel.

Der Division wurde jezt bereits eine wesentliche Unterstüßung an Artillerie zu Theil; Major By chelberg hatte die Batterien der Division nach der Höhe von Chlum beordert, woselbst demnächst Prinz Hohenlohe mit der Reserve - Artillerie, nach dem zweimaligen vom Feinde ihm bereiteten Aufenthalt, unter Aufbietung der letzten Kräfte von Mann und Pferd um 31⁄2 Uhr eintraf.

General v. Colomier wies den Batterien südlich von Chlum längs des Hohlweges Stellung an. Die 3. und 4. Kompagnie 3. Garde-Regiments übernahmen die Deckung des linken Flügels.

Das Auffahren der zuerst anlangenden 6. 4pfündigen Batterie erfolgte unter einem überwältigenden Feuer des Gegners, sie gelangte jedoch noch rechtzeitig zum Schuß gegen eine feindliche KavallerieBatterie, welche, um sie zu vertreiben, auf nahe Distanz heraneilte, dabei aber ihrerseits in das preußische Infanteriefeuer gerieth und diesen Versuch aufgeben mußte. Vald entwickelte sich dann auch der Rest der Reserve-Artillerie; zu ihrer Linken rückte die Batterie Eltester ein und von der Seite von Nedelist her sekundirte die Artillerie des VI. Korps. Ohne sich durch die feindlichen Batterien, deren man im weiten Umkreise 15 zählte, davon abhalten zu lassen, wurde das Feuer auf die dichten Massen der auf 1000 bis 1800 Schritt sichtbaren österreichischen Reserve konzentrirt, von welcher sich zunächst die 1. Reserve-Kavallerie-Division zum Zurückgehen auf Rosnit genöthigt sah. Die dicht gedrängten österreichischen Infanterie-Kolonnen bildeten ein nicht zu fehlendes Zielobjekt für die gezogenen Geschüße und die Verluste häuften sich hier massenhaft.

Aber auch die Verluste der Reserve-Artillerie waren sehr empfindlich, besonders wirkte eine feindliche Batterie zwischen Sweti und Rosberiß durch ihr Flankenfeuer, bis die Batterie v. Werder sie zum Schweigen brachte.

Die 6. 4pfündige Batterie war aber inzwischen so übel zugerichtet worden, daß ihr nach etwa 1/2 Stunde auf ihre Meldung, daß sie keine Munition mehr habe, die Erlaubniß zum Zurückgehen ertheilt werden mußte. Doch fuhr in demselben Augenblick die neben ihr stehende Batterie Heineccius trotz des feindlichen Massenfeuers

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und wiewohl der Batterie-Chef selbst dabei verwundet wurde, noch 200 Schritt weiter vor, um eine bessere Wirkung gegen den Fuß der Höhe zu erzielen.

Der Feind hatte nach seinen vergeblichen Versuchen, Rosberit wieder zu nehmen, seine Angriffs-Disposition geändert. Drei mächtige Kolonnen, muthmaßlich die Brigaden Jonak und Rosenzweig des VI. Korps, rückten zu einem umfassenden Angriff des schmalen Endes von Rosberig vor. Starke Abtheilungen griffen den südlichen Ausgang und die Ostlisiere an, während sechs Bataillone, in dichter Masse formirt, längs der Westseite des Dorfes vordrangen. Die drei auf die Hälfte der ursprünglichen Stärke reduzirten Füsilier - Kompagnien des 2. Garde-Regiments hatten ihre Taschen - Munition so vollständig verfeuert, daß sie nur noch mit der den Todten und Verwundeten abgenommenen schossen. Die Verluste in diesem nahen und mörderischen Feuer waren auf beiden Seiten sehr groß; Major v. Erkert sank von zwei Gewehrkugeln getroffen, schwer verwundet, vom Pferde und Hauptmann v. Kropff übernahm das Kommando. Doch mußten die Füsiliere vor so überlegenen Kräften die DorfLisiere jetzt endlich räumen; sie setzten aber den Widerstand im Innern fort und zogen sich nur Schritt vor Schritt zurück.

Der Gegner hielt mit großer Zähigkeit die äußerste Steigerung des Infanterie-Feuers aus, ohne zu weichen und die schwachen Kräfte reichten nicht aus, um sich durch einen Bayonnet-Angriff Luft zu machen.

Ein hißiger Kampf entspann sich um die Fahne des Bataillons, deren Träger, Sergeant Gursch, nicht weichen wollte. Lieutenant v. Versen und Portepeefähnrich v. Bülow versammelten schwache Abtheilungen um sich, und eilten der Fahne zur Hülfe, wobei Ersterer schwer verwundet wurde. Ihn und die Fahne brachte Lieutenant v. Fallois I. zurück, der mit seiner Mannschaft in aufopfernder Hingebung sich Bahn zu brechen wußte.

Die im Dorfe weiter rückwärts in Reserve stehenden beiden Kompagnien hatten kaum weniger gelitten als die vorderen. Dort waren bereits Oberst - Lieutenant v. Helldorf gefallen, Lieutenant Prinz Anton v. Hohenzollern im nahen Feuergefecht schwer ver

wundet. Vergeblich versuchten diese Kompagnien den von allen Seiten eindringenden Strom der Gegner zu hemmen. Der Oberst-Lieutenant Graf Waldersee führte zu dem Zweck das Halb - Bataillon v. Brederlow von Westen her in das Dorf, während an der Nordostseite Abtheilungen fast aller kämpfenden Bataillone sich in und neben der Ziegelei behaupteten. Man kämpfte auf die Entfernung weniger Schritte. Die Ordnung hatte sich indessen auf beiden Seiten aufgelöst, jemehr das Gedränge in dem engen Dorfe durch das Eingreifen der rückwärts stehenden Kompagnien zunahm. Nach mehr als 3/4stündigem Widerstande war das Dorf nicht mehr zu halten. und wurde geräumt.

Die Verluste waren groß gewesen; Oberst v. Obernig war, noch ehe der Kampf in Rosberig entbrannte, auf der Höhe, östlich von Chlum, unweit der feindlichen Schüßen verwundet, aus dem Stabe des Generals v. Hiller war der Adjutant, Lieutenant The Losen, durch eine Gewehrkugel getödtet worden, 70 Mann waren in Rosberit in Gefangenschaft gerathen.

Die östlich des Nordendes von Rosberit aufgestellte 6. und 7. Kompagnie, 1. Garde-Regiments, Oberst-Lieutenant v. Block, waren schon früher auf Befehl des Brigade-Kommandeurs nach der Höhe östlich von Chlum zurückgegangen; in eben dieser Richtung folgten die aus Rosberitz zurückgehenden Kompagnien. Es gelang den Führern, ihre im Gefecht aufgelösten Abtheilungen vor dem nördlichen Ausgange des Dorfes wieder zu ordnen. Am Hohlweg südlich von Chlum aber brachte Oberst-Lieutenant Graf Waldersee die ganze Bewegung zum Stehen, indem er die Fahne des Bataillons aufpflanzte und seine Leute zu dem einmüthigen Entschluß bestimmte, keinen Schritt weiter zu weichen. An einen Kern von 6 Offizieren und 200 Mann seines Ba taillons, welche er zunächst um sich versammelte, schlossen sich Mannschaften aller Kompagnien an, andere bildeten eine dichte Schützenlinie im Hohlweg und mit Ruhe wurde nun der Feind erwartet.

Derselbe war indeß in der Höhe der Nordseite von Rosberiz zum Halten gebracht worden. Zur Aufnahme der zurückgehenden Truppen befanden sich nämlich dort längs des von Chlum_in_süd

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