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I. Armee. Die Verbindung konnte bewirkt werden, indem man Problus umging oder indem man es direkt angriff.

Marschirte die Elb-Armee am linken Bistrißufer aufwärts, so gewährte ihr der Höhenrücken von Popowitz gute Deckung gegen die feindliche Artillerie, aber sie lief Gefahr bei einer kräftigen Offensive desselben gegen den Bach gedrängt zu werden. Ohnehin kam es weniger darauf an, der I. Armee eine Verstärkung in der Front zuzuführen, als vielmehr so bald wie möglich in der Flanke des ihr gegenüber stehenden Gegners wirksam zu werden.

In richtiger Beurtheilung dieser Verhältnisse entschied sich der kommandirende der Elb-Armee für den direkten und zwar sofortigen Angriff auf Problus. Freilich hatte erst ein geringer Theil der Truppen das schwierige Defilee von Nechanitz passiren können, aber der Tag war zur Hälfte verflossen, die I. Armee stand seit dem Morgen im Kampf und das große Hinderuiß für ihr Vorschreiten, die formidable österreichische Artillerie-Aufstellung, war am wirksamsten durch ein Vorgehen über Problus zu beseitigen.

Schon jetzt auf die Rückzugslinie der österreichischen Armee wirken zu wollen, dazu forderte weder der damalige Stand der Schlacht auf, noch waren dafür bis jetzt die Streitkräfte am linken Bistrißufer verfügbar.

General v. Herwarth, welcher während des AvantgardenGefechts die feindliche Stellung rekognoszirt hatte, befahl sie auf beiden Flügeln anzugreifen, um nicht auf dem freien Felde vor ihrer Front in die volle Wirkung der fächsisch-österreichischen Artillerie zu gerathen. Dieser gegenüber sollten die eignen Batterien auf der Höhe von Lubno möglichst verstärkt werden und hinter ihnen die zuletzt über die Bistrit gelangenden Abtheilungen die Reserve bilden.

Schon um 112 Uhr erhielt die noch im Defiliren begriffene 15. Division, General v. Canstein, Befehl, gefolgt von der Husaren-Brigade Graf Golz, über Hradeck gegen Ober-Prim_vorzugehen. Die zur Zeit noch jenseit Nechaniß stehende 14. Division, General Graf Münster wurde angewiesen, westlich des Höhenrückens von Popowitz und durch den Wald gegen Problus zu mar

schiren. Die Reserve-Kavallerie-Brigade v. Koße und hinter dieser die 16. Division blieben dann vorerst noch verfügbar.

General v. Canstein führte selbst die 30. Brigade, General v. Glasenapp, in der ihm befohlenen Richtung vor, ordnete aber an, daß die 29. Brigade, General v. Stückradt, als linkes Echellon, mehr rückwärts, Schloß Hradeck rechts lassend, in der Richtung auf Neu-Prim folgen solle.

Auch die Infanterie der Avantgarde hatte das Gefecht wieder aufgenommen und war, um nicht gegen die starke Artillerie-Front des Gegners zu stoßen, gleichfalls zu beiden Seiten vorgegangen.

Das Detachement, welches bei Lubno den linken Flügel der Aufstellung der Avantgarde bildete, marschirte, leidlich gedeckt durch den Höhenzug, längs der Bistrit. Die 11. und 12. Kompagnie des Regiments Nr. 28 erreichten Popowitz und wendeten sich dann rechts gegen den nördlichen Theil des Waldes, welchen sie vom Gegner nicht besetzt fanden. Ihnen folgten das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 17 und das Jäger-Bataillon Nr. 8, welche die östliche Lisiere und die gegen Problus vorspringende Spitze des Gehölzes occupirten. Zum Angriff auf das stark besetzte Dorf waren die Kräfte nicht ausreichend, indeß bildete die Besißnahme dieser Waldhöhe eine Stüße für das spätere Vorgehen der 14. Division, die freilich um diese Zeit erst aus Nechaniß zu defiliren begann.

Vom rechten Flügel-Detachement der Avantgarde dirigirte sich das 2. Bataillon Regiments Nr. 56, Neu-Prim links lassend, rechts nach dem Walde von Stezirek, wo es in einer Blöße auf Abthei lungen der Regimenter Nassau und Gerstner des österreichischen VIII. Korps stieß und ein Schüßengefecht engagirte. Das 2. Bataillon Regiments Nr. 33 ging über Neu-Prim und die Schäferei in der Richtung auf Nieder-Prim vor und entsendete die 8. Kompagnie links in die zwischen dem genannten Dorfe und Jehlitz liegende Fasanerie *). Die anderen 3 Kompagnien machten außerhalb des Busches Halt, wo sie im heftigen Feuer Verstärkung abwarteten.

*) Es ist dies eine auf dem Plane des Schlachtfeldes an dieser Stelle eingetragene Waldparzelle ohne Namen.

Auch vom Centrum der Avantgarde hatte General v. Schoeler das 1. Bataillon Regiments Nr. 40 über Jehlitz gegen die Fasanerie dirigirt, welche von der Höhe aus gesehen, sich so nahe bis an die feindliche Artillerie-Aufstellung zu erstrecken schien, daß man hoffen durfte, diese von dort aus zu vertreiben. Oberst Lieutenant v. Conrady fand das eben erwähnte Bataillon des Regiments Nr. 33, Oberst-Lieutenant v. Marschall, bereits im Gefecht gegen NiederPrim und besezte den östlichen Theil der Fasanerie.

Der Kronprinz von Sachsen, welcher dies Vorgehen verhältnißmäßig schwacher Kräfte in solcher Ausdehnung übersehen mogte, ergriff den Moment zu einem Offensiv-Stoß in der Richtung auf Hradek.

Derselbe wurde, während die von Problus herbei beorderte Leib-Brigade anrückte, durch die Granat-Kanonen-Batterie Heringen-Göppingen eingeleitet, welche am östlichen Ende von Nieder Prim auffuhr und die Süd-Lisiere der Fasanerie, so wie die außerhalb derselben stehenden Kompagnien flanfirend unter Feuer nahm. Sie setzte sich dann auf den rechten Flügel der inzwischen herangelangten Brigade, welche von der Wiesenschlucht südlich des Dorfes aus das 15. Bataillon, in Kompagnie Kolonne mit dichter Schützenlinie formirt, vorsandte und sodann gegen Neu-Prim und die Fasanerie anrückte. In letterer Richtung schlossen sich von der Besatzung von Nieder-Prim noch das 4. Jäger sowie das halbe 12. Bataillon an. Die Batterie, bis in's Gewehrfeuer vorgehend, unterstützte diesen Angriff durch lebhaftes Shrapnellfeuer.

Die beiden preußischen Bataillone mußten dieser Uebermacht weichen; sie wurden mit Verlust von 2 Offizieren und 105 Mann auf Jehliz und Hradek zurückgeworfen. Irre gemacht durch die Uniform hatte ein Theil der Schützen geglaubt, preußische Jäger anrücken zu sehen und das Feuer eingestellt. 32 Mann vom Regiment Nr. 40 geriethen in Gefangenschaft. Sächsischer Seits fiel bei diesem Angriff der Oberst-Lieutenant v. Friesen, Kommandant des 16. Infanterie-Bataillons.

Die Leib-Brigade war in lebhafter Verfolgung begriffen als

man plöglich das Bataillon vom Regiment Nr. 56, welches die Desterreicher im Walde von Stezirek vor sich hergetrieben hatte, aus der Waldlisiere gegenüber Ober-Prim hervortreten sah.

Diese Flanken-Bedrohung brachte die sächsische Brigade zum Stehen; das 13. Bataillon machte Front gegen den Wald und die übrigen zogen sich zurück, um der Gefahr des Aufrollens ihrer Linie zu entgehen. Die zur Besatzung von Nieder-Prim gehörigen Abtheilungen kehrten dorthin zurück, das 14. und 16. Bataillon nach der Kirsch-Plantage östlich des Dorfes, das 15. Bataillon hingegen besetzte die Fasanerie.

Es war 12/4 Uhr. Der sächsische Ober-Kommandirende war nicht gewillt, die so glücklich begonnene Offensive aufzugeben. Die 2. Infanterie-Brigade wurde heran beordert, um bei erneuertem Vorgehen der Leib-Brigade als Flanken-Deckung zu dienen. Sie traf mit der Batterie v. d. Pforte um 12 Uhr auf dem linken Flügel der Leib-Brigade, in dem Wiesengrunde südlich Nieder-Prim ein. Das VIII. Korps wurde dringend ersucht, eine abermalige Ueberflügelung zu verhindern. Indem die Leib-Brigade das 14. Bataillon zu dem 15. in der Fasanerie stoßen, das 13. und 16. in das Verhältniß eines zweiten Treffens dahinter treten ließ, wurde der Raum für die 2. Brigade gewonnen, welche sich das 6. Bataillon an der Spize, mit dem 8. und 5. im ersten, dem 7. und dem 2. Jäger-Bataillon im zweiten Treffen formirte. Die Batterie v. d. Pforte schloß sich dem Vorgehen an, welchem die Direktion auf Neu-Prim, gegen den dahinter liegenden Wald von Hradeck gegeben wurde. Gleichzeitig rückten die österreichischen Brigaden Schulz und Wöber von Ober-Prim aus längs des nördlichen Saumes des Waldes von Stezirek vor. Die Bewegung wurde kurz vor 2 Uhr angetreten.

Um diese Zeit stand aber bereits ein Theil der preußischen 15. Division bereit, in den Kampf einzugreifen.

Schon seit 1 Uhr wartete General v. Canstein mit der 30. Brigade im Walde von Stezirek westlich der mitten darin liegenden Kuppe auf das Eintreffen der 29. Brigade. Diese war beim Durchschreiten des Waldes westlich Schloß Hradek in verschiedenenen Rich

tungen auseinandergekommen. Um 12 Uhr langte zunächst General v. Stückradt mit nur 6 Kompagnien des Regiments Nr. 65 in Neu-Prim und an der zunächst liegenden Lisiere des Waldes von Stezirek an, der Rest seiner Brigade, welcher nebst der 12pfündigen Batterie in die Marschlinie der 30. Brigade gerathen war, befand sich noch südöstlich Hradek, die Husaren-Brigade zwischen diesem Dorf und Schloß Hradek.

Anfangs gelang es der österreichischen Brigade Schulz bei ihrem Vorgehen das gegen Ober-Prim tiraillirende 2. Bataillon Regiments Nr. 56 von der Lisiere zu vertreiben, dasselbe wurde im Walde vom Regiment Nr. 68 der 30. Brigade aufgenommen. Als aber nun Oberst v. Gayl in einer Waldlichtung den Feind vor sich sah, warf er sich ihm mit dem an der Spize marschirenden FüsilierBataillon nach kurzem Feuergefecht entgegen. Das Regiment Nobili wurde aus dem Walde hinausgedrängt und so die ganze von OberPrim bis Neu-Prim reichende österreichische Linie in der Mitte durchbrochen. Dieser kräftige Verstoß, dem sich die Generale v. Canstein und v. Glasenapp angeschlossen hatten, rief eine unbeschreibliche Verwirrung beim Gegner hervor. Alles was in und vor dem Walde östlich des Durchbruch-Punktes stand, eilte nach Ober-Prim oder zog sich tiefer in das Gehölz nach Stezireck zurück. Die westlich jenes Punktes befindlichen österreichischen Truppen wichen in nördlicher Richtung aus, wurden nun aber von Neu-Prim her durch die Abtheilungen des Generals v. Stückradt in die Flanke gefaßt und in das auf 150 Schritt abgegebene Salvenfeuer des Regiments Nr. 68 zurückgetrieben, dessen 1. und 2. Bataillon ins Freie getreten und rechts und links vom Füsilier-Bataillon aufmarschirt waren. Das Regiment Nobili löste sich auf, es hinterließ 600, das Regiment Gerstner 230 Gefangene. Der auf die 2. fächsische Brigade sich werfende Schwarm von Flüchtenden störte die vom 6. Bataillon behufs Deckung der Flanke versuchte Front-Veränderung und hinderte dessen Schützen an der Abgabe ihres Feuers. Dieses und das 8. Bataillon wurden in den Rückzug verwickelt und erlitten große Verlufte, namentlich an Offizieren, unter ihnen beide Bataillons-Kom

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