Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Division Etel marschirt über Smidar und folgt dem Wege der Avantgarde Schoeler.

Die Reserve - Artillerie bricht um 31⁄2 Uhr auf, folgt zunächst der Division Ezel, dann, je nach Ergebniß der frühzeitig vorzunehmenden Wegerekognoszirung wo möglich der Division Münster, auf Nechanit, sonst aber der Divifion Ezzel.

Die Division Rosenberg marschirt mit Tagesanbruch von Kopidlno nach Neu-Bidsow.

Das Hauptquartier marschirt mit der Avantgarde.

gez. v. Herwarth.

Nachdem diese Anordnungen getroffen waren, begab sich der Chef des Stabes General-Lieutenant v. Voigts-Rheß nach Gitschin, um von denselben, wie von den bei der I. Armee eingegangenen Nachrichten Meldung zu machen. Er traf um 11 Uhr Abends ein.

Der König faßte sogleich den Entschluß, den Feind vorwärts der Elbe mit allen Kräften anzugreifen, mochte man dort das gesammte österreichische Heer oder nur einen beträchtlichen Theil desselben vorfinden. Ersteres wagte man kaum zu hoffen, immer aber mußte ein glückliches Gefecht, zu welchem nach dem Stand der preußischen Armeen alle Aussicht vorhanden war, den später vielleicht nothwendig werdenden Angriff auf die Elb-Stellung wesentlich erleichtern.

Auf Befehl Sr. Majestät wurde sofort die nachstehende Mittheilung an die II. Armee entworfen:

Den bei der ersten Armee eingegangenen Nachrichten zu Folge ist der Feind in der Stärke von etwa drei Korps, welche jedoch noch weiter verstärkt werden können, bis über den Abschnitt der Bistritz bei Sadowa vorgegangen und ist dort ein Rencontre mit der I. Armee morgen in aller Frühe zu erwarten.

Die I. Armee steht befohlenermaßen morgen den 3. Juli früh um 2 Uhr mit zwei Divisionen bei Horiz, mit einer

bei Milowig, einer bei Cerekwit, mit zwei bei Psanek und Bristan, das Kavallerie-Korps bei Gutwasser.

Ew. Königl. Hoheit wollen sogleich die nöthigen Anordnungen treffen, um mit allen Kräften zur Unterstützung der I. Armee gegen die rechte Flanke des voraussichtlichen feindlichen Anmarsches vorrücken zu können und dabei sobald als möglich eingreifen. Die heute Nachmittag unter anderen Verhältnissen gegebenen diesseitigen Anordnungen sind nun nicht mehr maßgebend."

gez. v. Moltke.

Dieser Befehl wurde um 12 Uhr Nachts expedirt. Der Wichtigkeit der Situation entsprechend wurde ein Exemplar desselben über Kameniß nach Königinhof, ein anderes Exemplar direkt über Miletin ebendahin durch den Flügel - Adjutanten Oberst - Lieutenant Graf Finckenstein übersandt. Da der Weg dieses Offiziers den Kantonnements - Rayon das I. Korps berührte, so wurde ihm ferner die folgende direkte Benachrichtigung für den General v. Bonin mitgegeben:

„Voraussichtlich wird morgen in aller Frühe ein Zusam= menstoß der I. Armee mit drei feindlichen Korps in der Gegend von Sadowa an der Bistritz (auf dem Wege zwischen Königgräß und Horiß) stattfinden. Ew. Exzellenz wollen Ihr Korps sofort versammeln, um völlig bereit zu stehen, wenn die Befehle Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen anlangen, event. aber nach Umständen selbstständig

eingreifen."

gez. v. Moltke.

Der 3. Juli.

Schlacht von Königgräs.

1. Einleitende Anordnungen und Bewegungen
bis 6 Uhr früh.*)

Für die Beurtheilung der Schlacht von Königgräß ist es wichtig, sich den Stand der einzelnen Korps und Divisionen am 2. Juli zu vergegenwärtigen. Die in der Anlage 21 befindliche Stizze läßt das Anlage 21. darüber schon früher Angeführte mit Leichtigkeit übersehen und bleibt nur hinzuzufügen, daß die Hauptquartiere:

Sr. Majestät des Königs in Gitschin,
des Prinzen Friedrich Karl in Kameniz,
des Kronprinzen in Königinhof,

des Generals v. Herwarth in Hochwefely

fich befanden. Das des Feldzeugmeisters Benedek war nach der Prager Vorstadt von Königgrät verlegt.

Die preußischen Heere hatten freiwillig eine Front von nahezu fünf Meilen bewahrt. Zunächst dem Feinde gegenüber standen Avantgarden der 7. und 8. Division in Milowitz, Groß-Jerig und Cerekwitz.

Die gesammte österreichische Nord-Armee war in der Ausdehnung von wenig mehr als einer Meile hinter dem Bistrit-Bach_mit der Festung Königgrät und der Elbe im Rücken, vereint. Sie befand sich bereits seit fünf Tagen in einer Konzentration, welche die Grahrung erschwert und nur noch Bivouaks zuläßt, daher die Kräfte lonsumirt, und jeder weiteren Fortbewegung die größten Schwierig

*) Die Ordres de bataille der preußischen Armeen sind in den Anlagen Anlagen 22a—g. 2a-g enthalten.

keiten entgegenstellt. Schon der durchschnittlich nur zwei Meilen lange Marsch am 1. Juli hatte unter solchen Umständen 24 Stunden Zeit erfordert.

Es sind dies Verhältnisse, welche auf baldige Entscheidung hindrängen, und die wohl nicht ohne Einfluß geblieben sind, wenn der Feldzeugmeister sich entschloß, beim weiteren Vorgehen der preußischen Armeen die Schlacht anzunehmen. Dazu kam nun noch, daß die am 2. Juli nach dem Armee-Hauptquartier berufenen Korps - Kommandanten und Generalstabs - Chefs fast sämmtlich die Versicherung abgaben, die Truppen seien vom besten Geiste beseelt und wünschten Nichts sehnlicher, als einen baldigen großen Entscheidungs - Kampf.

Hatte Feldzeugmeister Benedek, wie österreichische Angaben behaupten, bereits die Absicht gehabt, den Rückmarsch und zwar auf Wien — anzutreten, so wurde diese jezt aufgegeben und noch am Abend die folgende Disposition zur Schlacht ertheilt, welche jedoch mehreren Korps erst am 3. früh zwischen 4 und 5 Uhr zuging:

,,Königgräs, Prager Vorstadt, am 2. Juli 1866.

Heute eingelaufene Nachrichten besagen, daß stärkere feindliche Truppen- Massen in der Gegend von Neu - Bidsow, Smidar und gegen Horic stehen; zwischen unseren und den feindlichen Vortruppen haben bei Kobilig und Sucha bereits Scharmütel stattgefunden. Nach der Stellung des Feindes dürfte morgen möglicherweise ein Angriff erfolgen, der zunächst gegen das königlich sächsische Armee-Korps gerichtet ist. Für diesen Fall befehle ich Folgendes:

Das königlich sächsische Armee-Korps besezt die Höhen von Popowig, den linken Flügel etwas zurückgebogen und durch die eigene Kavallerie gedeckt. Vor der Front dieser Stellung sind nur Vortruppen vorzuschieben, links von diesen und etwas zurück, auf dem äußersten linken Flügel bei Problus und Prim, hat sich auf einem geeigneten Terrain die 1. leichte Kavallerie- Division aufzustellen. Das X. Korps faßt Stellung rechts vom sächsischen Korps und

endlich rechts vom X. Korps das III. Korps, welches die Höhen von Lipa und Chlum besetzt. Das VIII. Korps hat zunächst dem sächsischen Korps als Unterstützung zu dienen und sich hinter demselben aufzustellen.

Die hier nicht genannten Truppen haben, so lange der Angriff auf unseren linken Flügel beschränkt bleibt, sich nur in Bereitschaft zu halten. Sollte aber der feindliche Angriff größere Dimensionen annehmen und auch gegen unsere Mitte und den rechten Flügel gerichtet werden, dann tritt die ganze Armee in Schlacht-Ordnung, und es hat Folgendes zu geschehen:

Das IV. Korps marschirt rechts vom III. Korps auf den Höhen von Chlum und Nedelist auf, und auf dem äußersten rechten Flügel neben dem IV. Korps das II. Korps. Die 2. leichte Kavallerie-Division rückt hinter Nedelist und bleibt dort in Bereitschaft. Das VI. Korps sammelt sich auf den Höhen von Wsestar, das I. Korps rückt nach Rosnig beide Korps in konzentrirter Aufstellung. Die 1. und 3. Reserve-Kavallerie- Division rücken nach Sweti, die 2. Reserve-Kavallerie-Division nach Briza.

Bei der zweiten Annahme eines allgemeinen Angriffs bilden das I. und VI. Korps, die fünf KavallerieDivisionen, endlich die Armee-Geschütz-Reserve, welche hinter dem I. und VI. Korps Aufstellung nimmt, die Reserve der Armee zu meiner ausschließlichen Verfügung.

Morgen früh muß die ganze Armee einer Schlacht gewärtig sein; das zuerst angegriffene Korps theilt dies unverweilt den nach dieser Disposition zunächst stehenden Korps mit, welche ihrerseits die erhaltene Mittheilung weiter senden. Das VIII. Armee-Korps bricht unverzüglich aus seinem dermaligen Lager auf; es sendet in das Hauptquartier des sächsischen Korps einen Offizier voraus, welcher je nach der

« ZurückWeiter »