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v. Tümpling führte nun sofort selbst die beiden soeben eingetroffenen ermatteten Bataillone gegen diese Stellung vor, die er von Nordoften her angriff, während Major Spieker von Norden her gegen die Gehöfte von Podulsch und Brada dirigirt wurde, und auch Theile des Regiments Nr. 18 von Westen her, nach Ersteigung des Prywicin gegen Brada vordrangen. Die feindlichen Kompagnien wurden geworfen und die Höhe des Brada-Berges erstiegen. General-Lieutenant v. Tümpling war dabei durch einen Gewehrschuß außer Gefecht gesetzt worden, und General v. Kamiensky, welcher bisher das Gefecht auf dem rechten Flügel geleitet hatte, übernahm das Kommando der Division.

Gegen 10 Uhr traf derselbe im Centrum ein und ordnete -gemäß der ihm vom General-Lieutenant v. Tümpling hinterlassenen Weisung, nicht eher zu ruhen, als bis er sich im Besitz von Gitschin den weiteren Marsch der zunächst verfügbaren Abthei=

befände lungen an.

Es waren dies das 1. Bataillon und die 10. Kompagnie des Regiments Nr. 18, die zwei Grenadier-Bataillone des Regiments Nr. 12, das 1. Bataillon und die 5. Kompagnie des Regiments Nr. 48 und die 9. und 10. Kompagnie des Leib-Grenadier - Regiments, welche sich theils auf der Chaussee, theils über Rybnicek um 102 Uhr auf Gitschin in Marsch setzten. Gleichzeitig dirigirte sich auf Befehl des Generals v. Schimmelmann der Oberst-Lieutenant v. Gaudy mit den Füsilier-Bataillonen Regiments Nr. 12 und 48, sowie dem 2. Bataillon und der 11. Kompagnie des Leib-GrenadierRegiments von Dilet über Kbelnitz auf das linke Ufer des CydlinaBachs und gegen die östlichen Eingänge der Stadt.

Bevor diese Truppen jedoch Gitschin erreichten, hatte sich die 3. Division bereits der Stadt genähert.

2. Gefecht der Division v. Werder.

10 Uhr.

Die Division v. Werder hatte während ihres Marsches von Ordre de bataille f. Anlage 18. Zdiar über Sobotka gegen 4 Uhr in nordöstlicher Richtung Kanonendonner vernommen, derselbe war aber dann wieder verstummt, so

51/2 Uhr.

6 Uhr.

daß die Hoffnung, noch heute mit dem Feinde in Berührung zu kommen, immer mehr schwand.

Als jedoch die Tete, bei welcher sich der Kommandirende des II. Armee-Korps, General v. Schmidt, befand, nach 51⁄2 Uhr Woharit pasfirte, wurde sie plötzlich durch das Granatfeuer einer circa 1600 Schritt westlich Ober-Lochow placirten Batterie empfangen, während fast gleichzeitig vom Spitz-Berge her die Meldung einging, daß starke feindliche Infanterie- und Kavallerie - Abtheilungen sich bei Unter-Lochow befänden.

Es war dies die Brigade Ringelsheim, welche, mit der ihr beigegebenen Reiterei erst 5 Uhr Nachmittags wieder auf dem Plateau von Wohawec eingetroffen, dort Stellung genommen und Schüßen über den Wiesengrund westlich desselben, sowie über Unter-Lochow hinaus vorgeschoben hatte. Ferner war Ober-Lochow durch Theile der bei Prachow stehenden Brigade Abele besetzt.

Außer der schon erwähnten Batterie westlich standen noch zwei andere östlich des Dorfes, welche ebenfalls sofort ihr Feuer eröff neten, als General-Lieutenant v. Werder die Batterie der Avantgarde vor Wohariß an der Chaussee auffahren ließ. Nach kurzem Geschützkampf zwang Hauptmann Gallus die vorgeschobene feindliche Batterie hinter Ober-Lochow zurückzugehen.

Inzwischen entwickelte sich die Infanterie der Avantgarde gegen die bewaldeten Berge, welche zwischen Wohariß und Lochow die Straße defileeartig einschließen, während die Brigade Januschowsky südlich Wohariß aufmarsschirte.

Die 7. Kompagnie des Regiments Nr. 14 ging mit der 11. Kompagnie des Regiments Nr. 42 nördlich der Chaussee vor und trieb die im Walde postirten feindlichen Schüßen auf Ober-Lochow zurück. Dies Dorf war jedoch so stark beseßt, daß man sich vorerst begnügen mußte, von der Waldlisiere aus ein Feuergefecht dagegen zu unterhalten. Die Batterie Gallus folgte den Kompagnien und be= schoß, durch einen Waldvorsprung nördlich der Chaussee gedeckt, die auf dem Plateau von Wohawec sichtbaren feindlichen Kolonnen.

Südlich der Chaussee drang die übrige Infanterie der Avantgarde

vor. Die 6. Kompagnie des Regiments Nr. 14 warf den Feind aus den vorliegenden Büschen, demnächst im Verein mit Abtheilungen des Regiments Nr. 42, auch aus Unter - Lochow und beseßte dies Dorf.

Die beiden Jäger - Kompagnien hatten die Direktion rechts über den Housar-Berg auf die St. Anna-Kuppe eingeschlagen. Sie erreichten dieselbe, ohne auf den Feind zu stoßen. Hinter ihnen traf etwas später das 1. Bataillon des Regiments Nr. 42 der Brigade Januschowsky ein, auch nahm die Batterie Eckensteen, nachdem sie kurze Zeit neben der Batterie Gallus bei Wohariß thätig gewesen war, daselbst Stellung und beschoß die feindliche Artillerie.

In dieser Aufstellung befand man sich vom Feinde getrennt durch einen breiten Wiesenstreifen. Der Rand des jenseitigen Plateaus war von starken Schützenschwärmen besetzt. Wiederholte Versuche einzelner Züge, aus der Dorflisiere vorzubrechen, scheiterten an der Ueberlegenheit des Gegners. Die Verluste waren dabei nicht unbedeutend; Major v. Malotki und sieben Offiziere, darunter drei Kompagnie-Chefs, wurden außer Gefecht gesetzt.

Für ein weiteres Vordringen reichten die schwachen Kräfte der Avantgarde nicht aus; auch gewann General-Lieutenant v. Werder durch persönliche Rekognoszirung von Unter - Lochow aus die Ueberzeugung, daß eine Forcirung der starken feindlichen Position in der Front große Opfer erfordern würde.

Er beschloß daher, das Gefecht bei Lochow hinzuhalten und verstärkte die dort fechtenden Truppen nur durch das 2. Bataillon des Grenadier - Regiments Nr. 2, während die noch übrigen drei Bataillone der Brigade Januschowsky mit der Batterie Dewiß und dem. Husaren-Regiment sehr zweckmäßig zur Umgehung des österreichischen linken Flügels über Wostruschno dirigirt wurden.

Als Reserve marschirte die um 7 Uhr bei Wohariz eintreffende Brigade Winterfeld südwestlich des Dorfes auf.

Während die Umgehungs-Kolonnen des rechten Flügels in dem schwierigen Terrain nar langsam vorwärts zu kommen vermochten, hatten die bereits engagirten Truppen einen harten Stand,

7 Uhr.

71/2 Uhr.

Auf dem linken Flügel wurden die zwei vor Ober-Lochow_befindlichen Kompagnien durch einen von zwei Bataillonen Khevenhüller und circa zwei Jäger-Kompagnien ausgeführten Offensivstoß wieder in der Richtung auf Wohariß geworfen und die Batterie Gallus dadurch genöthigt, ebenfalls in ihre erste Position zurückzugehen.

Die Brigade Winterfeld, von welcher das Regiment Nr. 54 die Umgehungs-Kolonne hatte verstärken sollen, mußte nun zunächst hier verwendet bleiben und nahm eine Stellung an dem Wäldchen östlich Wohariz.

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Der Feind setzte jedoch seine Offensive nicht weiter fort und General Lieutenant v. Werder ertheilte den beiden Regimentern Befehl zum Vormarsch längs und nördlich der Chauffee.

Im Centrum hatte Major v. d. Osten um 7 Uhr mit dem 2. Bataillon des Grenadier- Regiments Nr. 2 Unter-Lochow erreicht und war nach Ablegung des Gepäcks in der Angriffs - Kolonne aus dem Nordost-Ende des Dorfes debouchirt. Sogleich konzentrirte sich das Feuer der feindlichen Batterien und Tirailleurs auf dies Bataillon, brachte demselben ansehnliche Verluste bei und störte seine taktische Ordnung. Major v. d. Often ward verwundet, doch gelang es dem Hauptmann v. Keyserlingk, zur Stelle und unter dem Feuer des Gegners, das Bataillon wieder zu rangiren und so den kritischen Moment zu überwinden. Da das Terrain keine Deckung bot, legte sich das Bataillon auf die Erde nieder und erwiderte mit der Tete und den seitwärts herangezogenen Schüßenzügen mit großer Ruhe das feindliche Feuer. Die Attacke einer Kavallerie - Abtheilung, die von Ober- Lochow her anritt, wurde auf 200 Schritt abgewiesen, und ebenso der Angriff eines Bataillons vom Regiment Hannover zurückgeschlagen. Diesen Moment benußte Hauptmann v. Keyserlingk, um, dem Gegner folgend, sich in eine bessere Lage zu versetzen. Er führte das Bataillon über den Wiesengrund bis an den Rand des Wohawecer Plateaus heran, indem er die feindlichen Schützen in dichten Schwärmen vor sich hertrieb. So fand das Bataillon wenigstens einigermaßen Deckung; zwei Züge sicherten die linke Flanke an der Chausseebrücke, ein Zug schwärmte am Plateau

Rande aus. Drei Kompagnien der Avantgarde gelang es ebenfalls, den Rand des Plateaus zu erreichen.

8

Dies blieb der Stand der Dinge bis Abends 8 Uhr, wo s uhr. General Januschowsky Wostruschno, die Jäger-Kompagnie v. Reibnit den von dort über die Wiese nördlich führenden Damm erreichten. Ein Zug des 1. Bataillons Regiments Nr. 2 schloß sich den Jägern an, welche im weiteren Vorgehen Gelegenheit fanden, die feindliche Kavallerie-Brigade überraschend zu beschießen und zum Zurückgehen hinter Wohawec zu nöthigen. Sie wurden aber ihrerseits, noch im Hohlwege stehend, gleich darauf von den auf dem Rande desselben erscheinenden Abtheilungen des 26. Feld Jäger Bataillons wieder zurückgeworfen. Gleichzeitig ging das vom General-Major v. Ringelsheim in das erste Treffen gezogene Regiment Württemberg. zum Angriff gegen Unter-Lochow vor.

Hauptmann v. Keyserlingk warf sich, sogleich das Plateau er- 81⁄4 Uhr. steigend, den beiden rechten Flügel-Bataillonen entgegen und wies sie durch Schnellfeuer zurück, die linke Flügel - Kolonne unterlag dem Feuer der am Plateau - Rande befindlichen Abtheilungen der Avantgarde, und auch das Jäger-Bataillon wurde durch die am PlateauRande von Wostruschno wieder Front machenden Jäger des Hauptmanns v. Reibnis zur Umkehr gezwungen.

Wahrscheinlich war dieser, mit bedeutenden Verlusten endende Offensivstoß nur unternommen, um für den bereits beschlossenen Rückzug Luft zu schaffen.

Hauptmann v. Keyserlingk folgte der Bewegung auf Wohawec unverzüglich und hatte dabei noch den Angriff einer KavallerieAbtheilung abzuweisen. Er sah sich dann aber genöthigt, seinem ganz erschöpften Bataillon einige Ruhe zu gewähren. Das Dorf, welches die Batterie Eckensteen in Brand geschossen hatte, wurde bald darauf durch das 1. Bataillon des Regiments Nr. 2 im ersten Anlaufe genommen und blieb sodann durch das 2. Bataillon Regiments Nr. 42 besetzt. Das Füsilier - Bataillon postirte sich in den Hohlweg östlich. Die Batterie Dewitz wechselte noch einige Schüsse mit der Artillerie, welche den Rückzug des Gegners deckte, dessen

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