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nicht genügend unterstützt werden konnten. Die in Kompagnie-Kolonnen aufgelösten Bataillone hatten bei dem heftigen Geschützfeuer Deckung im Terrain gesucht und zum Theil die Richtung verfehlt.

Die sächsische Brigade besezte nun das Dorf mit dem 1., 2. und 4. Bataillon, das 3. Bataillon stand dahinter, das 1. JägerBataillon nördlich des Orts, eine gezogene Batterie fuhr auf der Höhe nördlich Kbelnitz auf. Die Füsilier-Kompagnien nebst der 11. des Leib-Grenadier-Regiments erhielten Befehl, das Dorf wieder zu nehmen. Das 2. Bataillon dieses Regiments folgte als Soutien. Die Nähe der preußischen Schüßen hatte die österreichischen Batterien bei Dilet bereits gezwungen, eine rückwärtige Stellung zu suchen, und Major Rüsto w nahm nun auf direkten Befehl des DivisionsKommandeurs, unter dem Schuße des Ulanen-Regiments, mit seinen drei Batterien eine sehr günstige Position am Thalrande, dicht nördlich des von Zames nach Podulsch führenden Weges, von wo er sowohl gegen Dilet wie gegen die feindliche Artillerie auf dem Eisen- und Zehin-Berge sein Feuer richten konnte.

Der Angriff auf Diletz wurde außerdem durch ein lebhaftes Schnellfeuer der Infanterie eingeleitet. Als Major v. Zglinizki auf dem rechten Flügel das Signal „Schnell avanciren“ blasen ließ, stürzten sich die Schüßenzüge, denen die Kompagnien unmittelbar folgten, gegen die westliche und nördliche Lisiere des Dorfes und drangen gleich im ersten Anlauf ein. Von Zames her rückte OberstLieutenant v. Wulffen mit der 7. und 8. Kompagnie des Regiments Nr. 48 gegen das sächsische Jäger-Bataillon vor. Er wurde dabei aufs Lebhafteste von der feindlichen Artillerie beschossen; eine volle Granate ging durch die entfaltete Fahne des Bataillons, der Oberst - Lieutenant und sein Adjutant verloren ihre Pferde. Das sächsische Jäger-Bataillon, welches aus Mißverständniß von einem jenseit des Cydlina-Bachs stehenden Bataillon Sigismund im Rücken Feuer erhielt, mußte seine Stellung aufgeben.

Im Dorfe selbst war es zu einem längeren und hißigen Handgemenge gekommen, welches schließlich die Sachsen hinausdrängte.

Noch während desselben war Oberst v. Berger mit dem 2. Ba

taillon, Major Michelmann, des Leib- Grenadier - Regiments um das Dorf herumgegangen und hatte die hinter demselben stehende Reserve vertrieben. Während er noch in der Verfolgung begriffen war, zeigten sich fast in seinem Rücken an der Chaussee sechs Eskadrons der Kavallerie- Division Edelsheim. Der geschlossene Zug der 8. Kompagnie, unter Lieutenant v. Steuben, machte „kehrt“, die 6. Kompagnie schwenkte rechts ein, die Schüßen reiheten sich an und eröffneten, so in Linie formirt, ein lebhaftes Schnellfeuer. Der Versuch der Husaren, in zwei Echellons zu attackiren, scheiterte mit Verlust von 50 Mann und vielen Pferden.

Um 71⁄2 Uhr war Dilez im Besiß der Preußen; ihr Feuer 71⁄2 Uhr. zwang die Sachsen, mit erheblichem Verlust über die Cydlina zurückzugehen. Der Kommandeur, Oberst v. Boxberg, fiel schwer verwundet in Gefangenschaft.

Im Centrum hatten mittlerweile die beiden Grenadier-Bataillone des Regiments Nr. 12 Kl. Ginolitz genommen, indem die 1. Kompagnie sich mit dem Bayonet auf den Feind warf. An dem jenseitigen Wiesenstreifen aber hielten die Abtheilungen des Regiments Martini aufs neue Stand und es wurden nach und nach sechs Kompagnien gegen sie vorgezogen. Sie strebten die Verbindung rechts mit dem Regiment Nr. 18 zu erlangen, welches in der schon erwähnten Weise kämpfte, um sich den Weg nach Prachow zu öffnen. In dem unübersichtlichen, äußerst schwierigen Terrain kam es wiederholt zum erbitterten Einzelkampf der beiderseitigen Schüßen, welche, die Felsblöcke überklimmend, plötzlich sich einander gegenübertraten.

Eine nach rechts entsendete Patrouille des 18. Regiments war auf Theile des Regiments Nr. 14 gestoßen, welche zu der von Sobotka vorrückenden Division v. Werder gehörten. Gegen diese war General Abele zu detachiren bereits genöthigt gewesen, aber aus seiner sehr starken Stellung vermochte er dennoch die gegen den Obersten v. Kettler vorgeschobene Abtheilung nachhaltig zu unterstützen.

Die Brigaden Abele und Poschacher waren bisher nicht mit allen Kräften engagirt gewesen, und außerdem verfügte der Gegner

noch über seine Kavallerie und 19 intakte Bataillone. GeneralLieutenant v. Tümpling befahl daher auf das Allerbestimmteste, das gegen seinen Willen entbrannte Gefecht bei Kl. Ginolitz abzubrechen, und zog, um sich eine stärkere Reserve zu bilden, sowie zu dem nunmehr von ihm beabsichtigten entscheidenden Stoß auf den Schlüsselpunkt der feindlichen Position von Brada, die beiden Grenadier-Bataillone des Regiments Nr. 12 nach dem Centrum heran.

Indeß vermochte der Gegner von seinen Reserven keinen weiteren Gebrauch zu machen, theils weil das Gefecht auf der Straße nach Sobotka eine Wendung genommen hatte, welche die Rückzugslinie aufs ernstlichste bedrohte, theils in Folge einer Mittheilung vom Feldzeugmeister Benedek, die dem Kronprinzen noch während des Gefechts bei Diletz zuging.

Mehr und mehr war bereits die Hoffnung geschwunden, das III. österreichische Armee-Korps, wie es noch am Morgen verheißen war, anlangen zu sehen. Um 72 Uhr traf der Major Graf Sternberg aus dem Hauptquartier mit der Weisung ein, „daß jeder Kampf mit überlegenen feindlichen Kräften vermieden, der Anschluß an die Haupt- Armee bei Horic und Miletin bewirkt werden solle, da die vier Armee Korps mittlerweile eine andere Bestimmung erhalten hätten."

Demnach wurde jezt der Rückzug von den sächsischen, etwas später von den österreichischen Brigaden des linken Flügels angetreten.

Auf dem äußersten rechten erschienen, nach der Wegnahme von Dilet, die Batterien auf dem Zehin- und Eisen-Berge so gefährdet, daß General Piret, um ihren Abzug zu sichern, sich zu einer Offensive entschloß, deren Richtung die bisher gewonnenen Erfolge der 5. Division ernstlich in Frage stellen konnte.

Bald nach 72 Uhr debouchirte er mit den sechs InfanterieBataillonen seiner Brigade aus Eisenstadtl; das 2. und 3. Bataillon des Regiments Großfürst Constantin, gefolgt vom 3. Bataillon Erzherzog Sigismund überschritten die Cydlina bei der Walcha - Mühle und dirigirten sich auf die nordöstliche Ecke von Dilet, ein viertes

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Bataillon mit einer Eskadron auf Zames, während zwei Bataillone diesen Ort auf dem linken Ufer zu erreichen suchten.

Oberst v. Diring shofen bemerkte von Dileß aus zuerst die drei bei der Walcha-Mühle übergehenden Bataillone und postirte die 6. und 7. Kompagnie des Regiments Nr. 48, unter Oberst-Lieutenant v. Wulffen, in der Obstplantage am nordöstlichen Ausgange des Dorfes. Der Feind rückte, nachdem er die Höhe erstiegen, in zwei Treffen mit klingendem Spiel und vorgenommenen Tirailleurs an. Auf 350 Schritt gaben die deployirten preußischen Kompagnien die erste Salve und eröffneten dann das Schnellfeuer. Die in der Nähe befindliche 11. Kompagnie des Regiments Nr. 12, sowie die Schüßenzüge der 9. und 10. Kompagnie des Regiments Nr. 48 wirkten dabei mit. Die österreichischen Bataillone avancirten noch 200 Schritt weiter, aber mehr und mehr lichteten sich ihre Reihen und im vollen Lauf eilten sie schließlich über die Höhe zurück, verfolgt von den beiden Kompagnien des Oberst-Lieutenant v. Wulffen.

Auch General-Lieutenant v. Tümpling hatte das Debouchiren des Feindes aus Eisenstadtl bemerkt und sich nunmehr genöthigt gesehen, auch das letzte intakte Bataillon, welches zur Stelle war das 1. des Leib-Grenadier - Regiments von Lunaczek her dagegen zu disponiren. Major v. Rheinbaben suchte den am Rande des Höhenzuges von Zames nach Eisenstadtl führenden Weg zu erreichen, wobei er durch eine Granate tödtlich getroffen wurde. Hauptmann v. Wussow übernahm das Kommando. Auf dem Wege angelangt, erhielt das Bataillon plötzlich Feuer in der linken Flanke. Die Schützen des im Grunde marschirenden österreichischen Bataillons hatten den Thalrand erstiegen, wurden indeß sofort wieder herunter geworfen.

Das feindliche Bataillon suchte sich in den Wiesen festzuseßen und die Eskadron Liechtenstein - Husaren unterstützte diese Bemühung durch eine Attacke, welche aber von der 1. und 3. Kompagnie und deren liegengebliebenen Schüßenzügen abgewiesen wurde.

Während dieses Gefechts waren auch die beiden letzten Bataillone der Brigade Piret sichtbar geworden, die am linken Ufer der Cydlina

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gegen Zames avancirten. Die 4. Kompagnie ging ihnen bis dorthin
entgegen, ebenso das Soutien der 2. Kompagnie. Auf 250 Schritt
empfing der Feind ein lebhaftes Schnellfeuer, stuzte und wandte sich
zum Rückzuge, wobei er in das Feuer des Schützenzuges der 8. Kom-
pagnie des Regiments Nr. 48 gerieth, welche über Daubrowitz zur
Deckung der linken Flanke detachirt gewesen war. Was sich von
Desterreichern am Cydlina-Bach noch festzusetzen suchte,
Abtheilungen der 2. und 4. Kompagnie zurückgetrieben.

wurde durch

Bald nach 8 Uhr war der Angriff der Brigade Piret auf allen Punkten abgewiesen. Die Tirailleure folgten von Dilet her den abziehenden Sachsen bis an den Cydlina - Bach. Die Division Stieglit nahm am Zehin-Berge abermals Stellung, aber die Brigade Kronprinz marschirte sehr bald nach Gitschin weiter. Gedeckt durch die Division Edelsheim fuhren zwischen Kbelnig und Rybnicek sechs Batterien auf, und unter dem Schlte dieser Aufstellung zogen die österreichischen Brigaden des linken Flügels sich auf Gitschin zurück.

General Abele schaffte sich für den Abzug Luft durch einen kräftigen Offensivstoß, welcher die ihm von Norden entgegenstehenden Abtheilungen wenigstens für den Augenblick zurückdrängte. Das Regiment Nr. 18 folgte dann aber durch den Wald, so schnell das Terrain und die Ermattung der Leute es gestatteten; auch war es endlich gelungen, den Wiesenstreifen westlich Kl. Ginolig zu passiren. Die mißliche Aufgabe, ein ernstlich engagirtes, blutiges Gefecht abzubrechen, war mit musterhafter Ordnung und Kaltblütigkeit von den beiden Grenadier-Bataillonen des Regiments Nr. 12 gelöst worden. Sie trafen, an Ginolig vorbeimarschirend, um 81⁄2 Uhr an der Chauffee ein und nunmehr schritt General-Lieutenant v. Tümpling zum Angriff auch auf die Stellung bei Brada-Podulsch, welche, wie auch der Ausbau von Podulsch, noch immer vom Feinde stark besett gehalten und hartnäckig behauptet wurde. Dort waren nämlich bei Räumung des westlichen Theils der österreichischen Stellung neun Kompagnien des Regiments König von Preußen stehen geblieben, welche den Befehl zum Rückzuge nicht erhalten hatten. General

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