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Der Kronprinz, welcher sich am Morgen von Hronow nach den Höhen von Kostelet begeben hatte, woselbst die Reserve-Artillerie des Garde-Korps eingetroffen war, verlegte sein Haupt- Quartier nach Eypel, ging aber für seine Person in der Nacht nach Trautenau. Noch auf den Höhen von Kostelet erging Morgens 11 Uhr der Befehl an das VI. Armee-Korps, welches im Laufe des Tages Rückerts und Alt-Hayde erreichte, am 29. in der Richtung auf Nachod weiter vorzugehen, um das V. Korps zu verstärken und die linke Flanke der Armee zu decken. Dasselbe trat deshalb unter Bes fehl des Generals v. Steinmez.

Die Stellung sämmtlicher Korps der beiderseitigen Armeen am 28. Abends erhellt aus untenstehender Skizze:

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Der 29. Juni.

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Die Nachrichten, welche beim Armee Ober- Kommando eingelaufen waren, gewährten die Ueberzeugung, daß die österreichische Hauptmacht auf ihrem Vormarsch nach Böhmen die Iser noch nicht erreicht habe. Die Gefechte der II. Armee bekundeten zuversichtlich, daß dieser das X., IV., VI., VIII. und weiter rückwärts das II. Korps gegenüber standen. Es konnte daher nur etwa das III. Korps, über welches keine Angaben vorlagen, den Grafen Clam verstärkt haben.

Hiervon und über das Vordringen des Kronprinzen gegen die Elbe war dem Hauptquartier der I. Armee am 28. Mittags und 29. früh telegraphische Mittheilung gemacht worden.

Die Spitzen der beiden Heere standen in Ktowa und Burkersdorf nur 6 Meilen von einander. Aber bei der Nähe so bedeutender, feindlicher Streitkräfte in Front und Flanke wäre ein Ueberschreiten der Elbe durch die II. Armee in hohem Grade gefährlich gewesen. Ohnehin waren das I. und VI. Armee-Korps noch bis Liebenau und Lewin zurück. Es erschien daher unbedingt nothwendig, daß die I. Armee über das ursprünglich bezeichnete Rendez-vous hinausgehe, und um 7 Uhr Morgens am 29. wurde von Berlin aus telegraphirt:

„Seine Majestät erwarten, daß die I. Armee durch beschleunigtes Vorrücken die II. Armee degagire, welche troß einer Reihe siegreicher Gefechte dennoch sich augenblicklich in einer schwierigen Lage befindet."

Prinz Friedrich Karl hatte den Entschluß gefaßt, noch am 29. mit der 5. Division und einem Theil des II. Armee-Korps über Gitschin hinaus bis gegen Aulibiß zu marschiren. General-Lieutenant v. Schmidt erhielt vorläufig das Kommando über diese Truppen, die übrigen Divisionen sollten möglichst weit nachfolgen.

Die Vormittags 9 Uhr ausgegebene Disposition lautete:

1) „Der General v. Schmidt bricht mit der 3. Division v. Werder auf, nimmt Podkost und Sobotka und geht auf Gitschin,

welches von der Division v. Tümpling bereits genommen sein wird. Gitschin ist heute noch jedenfalls zu besetzen. Die Division v. Herwarth geht über Libun gleichfalls auf Gitschin, die KavallerieDivision v. Alvensleben wird eben dahin instradirt werden. Ein Bataillon muß in Turnau zurückgelassen werden und das Bataillon der Division v. Fransecky ablösen, welches zu seiner Division zurückkehrt.

2) Die Division v. Tümpling erhält den Befehl, alsbald aufzubrechen und Gitschin wegzunehmen, sich daselbst festzusehen und Avantgarden vorzuschieben. Die Division v. Werder des II. Korps bricht um 12 Uhr auf und geht über Sobotka ebenfalls auf Gitschin, welches sie noch heute erreicht. Die Division v. Fransecky wird der Division v. Werder folgen, vielleicht bis Podhrad gelangen. Die Division v. Herwarth folgt über Turnau der Division v. Tümpling noch heute, gleichfalls die Kavallerie-Division v. Alvensleben.

3) Die Division v. Manstein kocht in ihren heutigen Bivouaks ab, bricht aus denselben derartig auf, daß sie um 8% Uhr bei Ober-Bautzen eintrifft, woselbst sie Avantgarden gegen Jung-Bunzlau vorschiebt. Sie hat die Bedeckung und Sicherung der Reserve-Artillerie des III. und IV. Korps zu übernehmen, welche zwischen Sollet und Bratriz (westlich von Ober-Baußen) verbleibt.

4) Die Division v. Fransecky bricht auf, geht über OberBautzen und Sobotka, sucht die von Podkost zurückgehenden feindlichen Truppen abzuschneiden, unterstüßt eventuell den Angriff der Division v. Werder auf Sobotka und folgt dieser Division auf Gitschin, möglichst auf Podhrad.

5) Die Division v. Horn bricht heute Abend so auf, daß sie um 8 Uhr bei Unter-Bautzen vollständig eingetroffen ist, damit der Division v. Manstein, welche um 82 Uhr bei Ober-Baugen stehen soll, die Straßen dorthin völlig frei sind. Die Division hat sich nach Süden und Jung-Bunzlau zu sichern.

6) Das Kavallerie-Korps hat die Division v. Alvensleben über Turnau der Division v. Herwarth auf Gitschin nachzusenden. Die Division v. Hann hat noch heute der Division v. Manstein

zu folgen, welche Befehl erhalten wird, auf Ober-Baußen zu marschiren.

7) Die Armee-Reserve-Artillerie bricht heute Abend auf, schließt sich der Division v. Manstein an und bleibt an der Straße von Fürstenbruck nach Ober-Baußen zwischen Solletz und Bratriz. 8) Das Hauptquartier geht nach Ober-Baußen.

Münchengräß den 29. Juni 1866, Vormittags 9 Uhr.
gez. Friedrich Karl.

Indem so die Divisionen an der Tete der Armee um Mittag aufbrachen und einen starken Marsch machten, wurde es ermöglicht, die übrigen, welche erst Abends abrückten, auf denselben Straßen nach vorwärts zu echelloniren. Dagegen blieb kein Raum mehr für sofortiges Nachrücken der Elb-Armee, welche deshalb eine Bewegung nach rechts ausführen mußte. Weil indeß Meldungen eingegangen waren, nach welchen während der Nacht der Feind aus der Gegend von Jung-Bunzlau auf Gitschin abgerückt war, marschirte die 15. Division am Abend des 29. auf dem linken Ufer der Iser nur bis Backofen, die 16. am rechten bis Kleina- Wisel und überschritt dort den Fluß. Die 14. Division verblieb mit der Avantgarde v. Schoeler bei Münchengräß und die Garde - Landwehr - Division rückte bis Kloster heran.

An diesem Tage traten die großen Schwierigkeiten recht deutlich hervor, welche in der Fortbewegung einmal versammelter Massen liegen. Es leuchtet ein, wie wichtig es ist, so lange wie irgend möglich, in der Trennung der Kolonnen zu verharren. Denn mit der Berengung der Front mindert sich die Zahl der für das Vorrüden verfügbaren Straßen und wächst auf ihnen die Zahl der Echellons bis zur Ausdehnung von Tagemärschen. Die rechtzeitige Konzentration zur Entscheidung aber wird eben so sehr durch die Entfernungen in der Tiefe, wie durch die in der Front bedingt.

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Die von dem Feldzeugmeister Benedek unter dem 27. Juni erlassenen Befehle scheinen auf die Voraussetzung gegründet, daß es ihm gelingen werde, seine Hauptmacht bis zum 30. vorwärts Joseph

stadt versammelt und zu einer Offensive gegen Norden verfügbar zu haben.

In dieser Voraussicht sollten am 29. Juni das III. Korps von Miletin nach Gitschin, die 3. Reserve-Kavallerie-Division nach Horic vorgehen; am 30. andere vier Korps, wahrscheinlich das II., VI., VIII. und X. in der Richtung auf Lomniß und Turnau folgen.

Das Verbleiben nur eines Korps an der oberen Elbe muß für ausreichend erachtet worden sein, um die rechte Flanke dieser OffensivBewegung zu sichern und die Gefechte bei Trautenau, Nachod und Skaliz scheinen den Feldzeug meister nicht überzeugt zu haben, daß hier das Vordringen einer Armee aufzuhalten war. Die ersten, aber schweren Mißerfolge der österreichischen Waffen riefen bisher keine Aenderung in diesem Operationsplan hervor. Noch am 28. soll vom Ober-Kommando nach Wien telegraphirt worden sein, daß man nur unbedeutende Kräfte vor sich habe und mit dem Gros den beabsichtigten Marsch gegen Prinz Friedrich Karl forsehen wolle.

Die bezüglichen Befehle waren ertheilt und in der Ausführung begriffen. Wie sich jedoch noch im Laufe des Vormittags am 29. Juni eine andere Anschauung der Verhältnisse mit zwingender Nothwendigkeit geltend machte, werden wir demnächst sehen.

Gefecht von Gitschin am 29. Juni 1866.

Das I. österreichische Korps nebst der Kavallerie-Division Edelsheim, hatte am 29. früh seinen Weitermarsch zur Vereinigung mit der Hauptarmee angetreten. Es erreichte um 9 Uhr Vormittags die Gegend von Gitschin und nahm 1⁄2 Meile nördlich davon Stellung à cheval der Turnauer Straße.

Brigade Poschacher stand auf der, von links her nahe an diese herantretenden Höhe von Brada, Brigade Leiningen in Reserve dahinter. Brigade Piret war rechts bei Markt-Eisenstadtl, Brigade Abele links bei Prachow aufgestellt und 11⁄2 Meile westlich sicherte bei Lochow Brigade Ringelsheim, verstärkt durch das Regiment Nicolaus-Husaren und drei Eskadrons des 3. Sächsischen Reiter-Regiments, die von Sobotka nach Gitschin führende Straße. Die Kavallerie

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